Unkompliziert im Handling und Platz an Deck sparend – Wingsails scheinen wie gemacht für Daysailer. „Aqua“ zeigt, wie zusammenwächst, was zusammengehört. Dabei ist die französische Studie mehr als ein weiteres Wingsail-Konzept. Das Windantriebssystem von Wisamo wird erst zum Flügel (Wing), wenn Luft in die schlaffe Textilhülle strömt. Wieso das Konzept in Anlehnung an „Inflatable Rig“ und die aufblasbaren Paddel-Boards (iSUP) nicht iRig nennen? Neu ist das Konzept nicht. Zuletzt sorgte MODX 70 für Aufsehen. YACHT konnte den komplexen wie kostspieligen 21-Meter-Kat bereits segeln. Und schon 2017 stellten zwei Schweizer Tüftler das Inflated Wing Sail in der Praxis vor.
Nun also ein 18 Meter langes Einrumpfprojekt von ähnlich luxuriöser Ausrichtung wie der MODX 70. Mit dabei sind große Namen, alle aus Frankreich. Da ist der Reifenriese Michelin und sein Ableger Wisamo (Wing Sails Mobility). Der bildete sich 2020 innerhalb des Mobilitätsunternehmens und sah das aufblasbare Textilprofil zunächst als ein Add-on für Handelsschiffe. Die nachrüstbaren vollautomatisch betriebenen Systeme sollen 20 Prozent Emissionen einsparen, ein 100 Quadratmeter großer Flügel konnte sich bereits auf dem Cargodeck beweisen.
Mit Michel Desjoyeaux holte Wisamo einen zweifachen Vendée-Globe-Sieger als technischen Berater ins Boot mit dem Stummelmast und der 170 Quadratmeter großen Wundertüte darüber. „Das Wisamo-Flügelsegel passt sich allen Bootstypen an und nutzt Windenergie, um sie anzutreiben. Die Bedienung ist denkbar einfach: Man startet das System und hält Kurs“, erklärt Desjoyeaux.
Niederdruckgebläse erzeugen das symmetrische Profil und halten es gegen Stöße oder Wind in Form. Die Technologie passe sich automatisch an Windrichtung und -stärke an und könne Krängung ausgleichen. Für Hafenmanöver oder Flauten steht ein elektrisches Antriebssystem mit zwei 15-kW-Motoren zur Verfügung.
Das automatisierte Flügelsegel passe sich selbstständig an den Wind an und würde bei Bedarf sogar wie von Zauberhand reffen. Bei ungünstigen Wetterbedingungen schalte das iRig in den Sicherheitsmodus und fahre von selbst herunter. Die Flügelform passt sich dem Wind an und das Deck ist frei von Hindernissen für optimale Laufwege: keine Beschläge oder Schoten, die den Weg versperren.
In Form brachte und mit Funktion versah Novem Nautical Design. Der Bretone William Brehelin blieb mit Linien und Layout an Deck nah an bekannten Daysailer-Konzepten und setzt auf große Liege- und Loungeflächen sowie leichte Bedienung bei klarer Trennung von Arbeits- und Gästebereichen. Wobei das Deckslayout davon profitiert, dass traditionelle Einschränkungen etwa durch Wanten oder Stagen wegfallen und dadurch Haupt- sowie Achtercockpit offen und überaus geräumig ausfallen.
Unter Deck ist Platz für bis zu sechs Übernachtungsgäste, eine vollausgestattete Pantry sowie den Salon für acht Personen. Die Energieversorgung soll teilweise über einen Hydrogenerator erfolgen, der beim Segeln Strom erzeugt. JFA Yachts mit Hallen im bretonischen Concarneau böte sich als Werft an und würde den 18,18 Meter langen und 4,20 Meter breiten Daysailer als Epoxy-Carbon-Konstruktion mit einem Leergewicht von 12,8 Tonnen bauen.