Ostseetipps10 Bootswerften, die Sie auf eigenem Kiel besuchen können

YACHT-Redaktion

 · 20.05.2023

Hanseyachts AG, Greifswald
Foto: Werft
Die Werften in der Übersicht

Mal modern, mal klassisch, mal Kunststoff, mal Holz, mal Großserie, mal Manufaktur – und immer spannend: Hier entsteht alles, hier wird Schiffbau erleb- und greifbar. Bootswerften an der Ostsee, die sich auf eigenem Kiel ansteuern lassen


1. Hanseyachts AG von Greifswald in die ganze Welt

Möbelfertigung, Ausbau und sämtliche Installationen sowie die Endabnahme und die Übergabe finden in Greifswald stattFoto: HanseYachts AG
Möbelfertigung, Ausbau und sämtliche Installationen sowie die Endabnahme und die Übergabe finden in Greifswald statt

Wer es nicht weiß, mag es kaum glauben: Die drittgrößte Werft nach der Beneteau-Gruppe und dem Verbund Dufour/ Fountaine Pajot (alles Franzosen) liegt in Deutschland, genauer in der schönen Universitäts- und Hansestadt Greifswald am gleichnamigen Bodden zwischen Stralsund und polnischer Grenze. Gemessen an der Zahl der gebauten Yachten, wähnt man sich gar auf Platz zwei weltweit.

Dort am Flüsschen Ryck und somit anders als die meisten großen Werften mit einem direkten Zugang zum Wasser ausgestattet, entstehen in der Serienfertigung der Hanseyachts AG Segelyachten der Typen Hanse, Dehler, Moody und Motorboote mit Namen Sealine, Ryck, Fjord. Während die GFK-Produktion in Werken in der Nähe von Stettin und im Industriegebiet von Greifswald stattfindet, werden Möbelherstellung, Ausbau, Installationen und Endmontage am Stammsitz in der Salinenstraße vorgenommen. Mit rund 1.500 Mitarbeitern gehört die Werft zu den Top 20 der größten Arbeitgeber des Landes Mecklenburg-Vorpommern.

In Greifswald ist besonders die Möbelfertigung eindrucksvoll, die stark automatisiert abläuft, sowie die weiteren Bauschritte an den Fließbändern, wo aus vielen Hundert Teilen die komplexe Welt eines Segelbootes zusammenwächst.

Roboter, Lackierstraßen, Bandfertigung: Wer hätte das gedacht, als 1989 nach dem Mauerfall der Regattasegler, Bootsmakler und Besitzer der kleinen Yachtwerft Wedel Michael Schmidt den sich öffnenden Osten durchstreift und in Greifswald auf die Reste der Boots- und Reparaturwerft Greifswald stößt, deren Assets günstig zu haben sind. Der charismatische Nonkomformist Schmidt investiert und riskiert, baut dort in alten Formen der schwedischen Aphrodite 29 sein erstes Serienboot. Die Hanse 291 steht als sogenannter Hansehammer auf der Hamburger Bootsausstellung, für 44.444 D-Mark. Die ersten eigenen Entwicklungen mit dem Konstruktionsbüro Judel/Vrolijk – man kannte sich aus gemeinsamen Admiral’s-Cup-Projekten – folgen 1993. Die Boote werden größer, der Loft-Stil prägt sie, eine hohe Individualisierbarkeit und niedrige Preise ebenso.

Es folgte beispielloses, auch schon mal schmerzhaftes Wachstum, Zukäufe der englischen Traditionsmarke Moody, die Übernahme des deutschen Serienherstellers Dehler. Und es ging an die Börse, 2008. Dann übernahm 2011 der Investor Aurelius AG die Mehrheitsanteile der Werft, Schmidt ging und baute ebenfalls in Greifswald mit YYachts eine weitere Werft auf. Heute fertigt die Gruppe elf Typen von 31 bis 76 Fuß allein für Hanse, hinzu kommen sechs Modelle von Dehler und vier von Moody.


2. HCC Bådeværft, Marstal maritimes Erbe mit Blick auf die Zukunft

Stahlketsch „Talisman“ in der Phase des Wiederaufbaus: Das erste Schott zwischen Salon und Vorschiff ist bereits eingepasst, das Boot innen ansonsten nackt bis auf Außenhaut, Spanten und StringerFoto: S. Schorr
Stahlketsch „Talisman“ in der Phase des Wiederaufbaus: Das erste Schott zwischen Salon und Vorschiff ist bereits eingepasst, das Boot innen ansonsten nackt bis auf Außenhaut, Spanten und Stringer

Die ehemals von Dänemarks Bootsbau-Urgestein Ebbe Andersen betriebene Werft ist durch die Lage in der eigentümlichen großen gelben Halle das Erste, was dem auf eigenem Kiel anreisenden Besucher in Marstal auf der kleinen südfünischen Insel Ærø auffällt.

Der Betrieb firmiert seit einigen Jahren unter dem Namen HCC Bådeværft und vereint fast alle maritimen Gewerke der traditionellen Segelschifffahrt unter einem Dach. Dort widmet sich das Team Holzbootsarbeiten allem vom Neubau bis zur Reparatur, eine Segelmacherei gehört dazu sowie eine Fertigung für Blöcke und andere Riggkomponenten. Hinzu kommen Winterlager- und Motoren- sowie Elektroarbeiten.

Noch unter Ebbes Ägide wurde in Marstal der Schoner „Bonavista“ über zwölf Jahre lang mit Unterbrechungen von Grund auf erneuert – ein Denkmal für die große Zeit der dänischen Segelschifffahrt, als Marstal nach Kopenhagen die größte Flotte des Königsreiches bereederte, die in der ganzen Welt unterwegs war. Eine Zeit und eine Szenerie, die in dem meisterhaften Seefahrts-Roman „Wir Ertrunkenen“ des Schriftstellers Carsten Jensen literarisch verewigt wurde.

Als Lehrling auf der „Bonavista“ tätig war die gebürtige Marstalerin Monica Fabricius. 2015 hat die passionierte Seglerin dann ihren Ausbildungsbetrieb von Ebbe übernommen. Die lange Jahre in der Nähe von Svendborg beheimatete Blockfertigung kam hinzu.

Fabricius’ HCC Bådeværft machte kürzlich durch die aufwändige Restaurierung und Umbauten der 1920 gefertigten, über Deck 63 Fuß langen Ketsch „Talisman“ auf sich aufmerksam und schaffte dabei den Spagat zwischen Tradition und Moderne. Diese erste Stahlyacht der Bremer Renommierwerft Abeking & Rasmussen erhielt neben einem aufwändigen Totalrefit in Marstal einen 125 Kilowatt starken elektrischen Antrieb mit Lithium-Batteriebank, Generator-Backup, Solarsegel sowie eine elektrische Fußbodenheizung und eine Abwasseraufbereitungsanlage. „Talisman“ ist zumindest von außen in Marstal zu bewundern, die Werft auch von innen. Und der geschichtsträchtige Ort ohnehin immer wieder einen Besuch wert.


3. X-Yachts, Haderslev Danish Dynamite aus der Scheune

Zehn neue Typen fertigt X-Yachts derzeit. Ein weiterer Unternehmenszweig ist die Refit-Abteilung, in der sie mit verschiedenen Wachssorten jede Holzfarbe für Reparaturen nachbilden könnenFoto: YACHT/N. Krauss
Zehn neue Typen fertigt X-Yachts derzeit. Ein weiterer Unternehmenszweig ist die Refit-Abteilung, in der sie mit verschiedenen Wachssorten jede Holzfarbe für Reparaturen nachbilden können

X-Yachts startete wie die Tech-Giganten Apple und Microsoft in den siebziger Jahren, und dies noch rustikaler: Statt einer Garage musste eine Scheune für die Firmengründung herhalten. Die Segler Lars und Niels Jeppesen sowie Birger Hansen bauten dort ihr erstes Boot, die unkonventionelle X-79, die nach dem Gründungsjahr benannt ist. Mit dem flachen Gleiter versägten sie die Konkurrenz aus über 1.500 Booten in der damaligen Volksregatta Seeland Rund dermaßen, dass ihr Erstling direkt nach dem Zieldurchgang von einem Wettbewerber gekauft wurde. Satte 468 Einheiten folgten.

Große Siege in der IOR-Regattaszene, Einzelbauten („Handelsbanken“), starke Einheitsklassen wie die X-99 und in der Hauptsache vielbeachtete Performance-Cruiser prägten die wechselvolle Modellgeschichte der schnell wachsenden Werft.

Heute steht der größte dänische Hersteller solide auf drei Typenreihen: XPerformance bezeichnet regattataugliche sportive Boote, XCruising steht für schnelle, robuste Fahrtenyachten in zeitloser Optik, und die jüngste, Pure X genannte Linie besinnt sich auf die alten Stärken: Performance-Cruiser, die zwischen den beiden anderen Reihen positioniert sind. Und auch ein Motorboot haben sie mittlerweile im Programm.

Niels Jeppesen und damit der langjährige Hauskonstrukteur sowie die beiden anderen Gründer sind mittlerweile ausgeschieden, das X-Gen bleibt. X-Yachts ist trotz starker Konkurrenz besonders aus Italien durch Werften wie Cantiere del Pardo („Grand Soleil“) und Solaris eine Top-Adresse in ihrer Gattung sportlich ausgerichteter und handwerklich hochwertig gebauter Yachten.

Die Werft liegt am Ende des knapp zehn Seemeilen langen malerischen Haderslev-Fjordes, der vom Kleinen Belt bei Årøsund ins Innere Jütlands führt, und ist damit ein schönes Reiseziel fernab der großen Besucherströme.


4. Henningsen & Steckmest, Kappeln wo Boote reifen wie ein schottischer Single Malt

Die 1958 gegründete Werft lebt in erster Linie von Winterlager und Service, das Sahnehäubchen bleiben aber die Neubauten, die aus Tausenden von Einzelteilen entstehenFoto: N. Krauss
Die 1958 gegründete Werft lebt in erster Linie von Winterlager und Service, das Sahnehäubchen bleiben aber die Neubauten, die aus Tausenden von Einzelteilen entstehen

Der krasse Gegenentwurf zur Großserienfertigung im Stil von Hanseyachts ist in Kappeln an der Schlei zu entdecken, wo es die größte Werftendichte Deutschlands gibt. Dort fertigen sie in der Manufaktur des Familienbetriebes Henningsen & Steckmest im Jahr genau ein Boot, zuletzt drei vom Typ Scalar 40.

Entstehen die Rümpfe konventionell aus GFK, werden die Decks in traditioneller Holzbauweise gefertigt: Auf Balken montieren die Bootsbauer ein Sperrholzdeck, das mit Teakstäben belegt wird, den Aufbau lamellieren sie in Mahagoni und lackieren ihn Natur. Ein Alleinstellungsmerkmal in dieser Bootsgröße, das Anmutung und Charme der Schiffe prägt, die fast wie Einzelbauten entstehen, die sie bei Henningsen & Steckmest auch zuweilen fertigen.

Der Werftbesuch lohnt sich mithin, um semitraditionellen Bootsbau zu erleben. Die Werkstore stehen meist offen. Zum Liegen bietet sich der werfteigene Hafen an, der durch viele individuelle Schiffe schon eine besondere Atmosphäre versprüht und fußnah an weiteren Betrieben wie der Yacht und Bootswerft Stapelfeldt und Janssen & Renckhoff liegt.


5. Museumswerft Greifswald e. V. die Selbsthilfewerft mit Kutter & Kultur

Umfangreiche Arbeiten an der 1962 von Abeking & Rasmussen gebauten „Pille“. Der Eigner kann beauftragen, mitarbeiten oder die Tätigkeiten mit Leihgeräten komplett selbst vornehmenFoto: YACHT/N. Krauss
Umfangreiche Arbeiten an der 1962 von Abeking & Rasmussen gebauten „Pille“. Der Eigner kann beauftragen, mitarbeiten oder die Tätigkeiten mit Leihgeräten komplett selbst vornehmen

Das nördliche Ryckufer in Greifswald zwischen Stralsund und polnischer Grenze lebt schon eine lange maritime Geschichte: von mittelalterlichen Handelsschiffen der Hanse-Ära über den Kutterbau zu DDR-Zeiten bis hin zu den modernen Serienbooten aus GFK von Hanseyachts.

Bis 1990 wurden auf dem Gelände und in den alten Gemäuern der jetzigen Museumswerft überwiegend Kutter gebaut und repariert. Der ideale Ort also für einen Betrieb, dessen Verein es sich nicht nur zur Aufgabe gemacht hat, das maritime Kulturgut der Stadt zu bewahren, sondern der auch vielschichtige Hilfe zur Selbsthilfe für Liebhaber traditioneller holzbeplankter Schiffe anbietet.

Eigner können die historische Slipbahn, alte und neue Standmaschinen wie Abrichte, Bandsäge, Kappsäge, Dickenhobel, Fräse und auch die traditionelle Dampfkiste zum Dämpfen und Biegen von Holzteilen nutzen und dies mit Hilfe oder nur kurzer Anleitung durch die Fachleute vor Ort. In den beiden Bootsbauhallen finden Boote mit einer Länge von bis zu zwölf Meter Platz. Außerdem stehen eine Holzwerkstatt und eine Mehrzweckhalle zur Verfügung.

Große und kleine Projekte rund um den Holzbootsbau und Sanierungen sind willkommen, man vereinbart mit der Werft ein Nutzungsentgelt, das wiederum der Werft und ihren Einrichtungen zugutekommt. Winterlager ist ebenfalls möglich, und im Sommer finden dort zuweilen kulturelle Veranstaltungen statt. Obendrein führt die Werft öffentlich geförderte Projekte durch, die Jugendliche bei ihrer Berufswahl unterstützen sollen.

Die Museumswerft einerseits und der große Nachbar Hanseyachts andererseits bilden ein riesiges Spektrum des Schiffbaus ab, zu gucken gibt es an beiden Standorten für interessierte Besucher überreichlich. Hinzu kommt noch YYachts/Michael Schmidt Yachtbau im Ortsteil Ladebow. Der Hersteller von Carbonyachten ab 70 Fuß ist zwar nicht ohne Weiteres zu besichtigen, aber zuweilen lässt sich eine der sehenswerten Superyachten in Greifswald-Wieck im Wasser oder unterwegs auf dem Bodden bestaunen. In Summe wird so die obendrein schöne Universitätsstadt Greifswald zu einem lohnenden Stopp oder gar Start-und-Ziel-Hafen, denn chartern kann man dort auch.


6. Faurby und Nordship, Lunderskov Individuelles aus der Doppel-Manufaktur

Handarbeit statt Lackierstraße. Faurby und Nordship sind für sehr aufwändige Holzarbeiten bekannt. Alles wird individuell angefertigt und sorgfältig lackiertFoto: YACHT/B. Scheurer
Handarbeit statt Lackierstraße. Faurby und Nordship sind für sehr aufwändige Holzarbeiten bekannt. Alles wird individuell angefertigt und sorgfältig lackiert

In der kleinen dänischen Stadt Lunderskov haben sowohl GFK- als auch Holzverarbeitung Tradition. Als Lunderskov Möbler, kurz „LM“, war der Ortsname zeitweise sogar Teil einer Werftbezeichnung. Dieses Kapitel ist zwar abgeschlossen, aber das vor Ort vorhandene Bootsbau-Knowhow war einer der Gründe für die Ansiedelung zwei anderer bekannter Werften.

Heute werden in Lunderskov Yachten von Nordship und Faurby gebaut. Die beiden Marken teilen sich die Produktionsstätte. Was angesichts der sehr unterschiedlichen Auslegung ungewohnt erscheint, passt bei genauer Betrachtung sehr gut zusammen. Sowohl bei Nordship als auch bei Faurby legt man großen Wert auf Individualisierung. Das Umsetzen von Eignerwünschen gehört fest zum Konzept, daher arbeiten beide Betriebe sehr handwerklich. Das bemerkt man auch beim Besuch. CNC-Fräsen und Lackierstraßen sucht man vergebens, stattdessen duftet es nach frisch gesägtem Holz. Wo anderswo Maschinenbediener die Automaten überwachen, werkelt eine Schar von Bootsbauern und Tischlern, um individuell lamellierte Umleimer zu bauen oder Schapps so anzupassen, dass sich die vom Eigner gewünschten Kochutensilien optimal verstauen lassen. Je nach Auftragslage sind die Hallen mal mit Deckssalonyachten und mal mit schlanken Faurbys belegt. Da praktisch jedes Boot einen Einzelbau darstellt, ist dieser stete Wechsel kein Problem.

Wer sich für eine Faurby oder Nordship interessiert, ist ausdrücklich zum Werftbesuch eingeladen. Soll es nicht ganz so verbindlich sein, bietet sich der Tag der offenen Tür an. In der Regel laden die beiden Werften im März zu einer Hausmesse ein. Zu dieser frühen Jahreszeit ist es auch noch kein großer Nachteil, dass Lunderskov etwa 15 Kilometer im Landesinneren liegt und somit nicht auf eigenem Kiel erreicht werden kann.


7. Quorning Boats, Skærbæk große Libellen vom Kleinen Belt

Rund 40 Boote baut Quorning pro Jahr. Die Lieferfrist beträgt etwa eineinhalb Jahre. Für die Wartezeit und zum Kennenlernen bietet die Werft ein Charterboot anFoto: YACHT/M.-S. Kreplin
Rund 40 Boote baut Quorning pro Jahr. Die Lieferfrist beträgt etwa eineinhalb Jahre. Für die Wartezeit und zum Kennenlernen bietet die Werft ein Charterboot an

Trimarane zum Cruisen kommen – logisch – aus Frankreich, wo schließlich die große und vielseitige Regattaszene auch die Entwicklung der Fahrtenboote maßgeblich beeinflusst? Weit gefehlt. Die besten Dreirumpfboote kommen aus dem beschaulichen Skærbæk am Kolding-Fjord auf Jütland. Dort entstehen die Dragonflys im inhabergeführten Betrieb der Familie Quorning.

Den gründete Børge Quorning 1967, nachdem er die in Nordeuropa noch wenig verbreiteten Tris in Kanada kennengelernt hatte. Die Werft bot ihren ersten Dreirumpfer namens Trident auf den Messen an, das Interesse war groß, aber kaufen wollte niemand. Tagsüber bauten die Quornings am Kolding-Fjord daraufhin Motorboote, und abends widmeten sie sich ihrer Leidenschaft, den Tris. Der Verkauf wuchs langsam, aber zunächst immerhin kontinuierlich. Ein Booster für die schnellen Renner war das Round Britain Race 1985, das Børges Söhne Jens und Eric mit zwei Booten auf den Plätzen eins und zwei absolvierten.

Schon lange leitet Jens Quorning die Werft, und dies höchst erfolgreich. Quorning Boats ist neben dem vietnamesischen Hersteller Corsair Marine eine der führenden Werften von fahrtentauglichen Performance-Trimaranen. Groß wurde der Betrieb durch das von Børge und Jens Quorning 1989 entwickelte Swing-Wing-System, das zwar aufwändig in Herstellung und Installation und somit teuer ist, aber die Breite der Schiffe auf hafen- sowie trailerfreundliches Maß reduziert und so einen ihrer großen Nachteile beseitigt.

Heute baut die Werft die Typen 25, 28, 32 und sogar einen 40. Die Boote gewinnen regelmäßig international renommierte Preise, zuletzt das Flaggschiff, das zu Europas Yacht des Jahres gekürt wurde und sich dabei auch gegen Monohulls durchzusetzen vermochte.

Für Segler, die sich dem Thema Trimaran nähern wollen, bietet die Werft selbst einen Dragonfly 28 wochenweise als Charterboot ab Skærbæk an. Werftbesichtigungen sind aufgrund der großen Auslastung derzeit nur sehr eingeschränkt möglich.


8. Werft Rammin Zeesboote und mehr am Barther Bodden

Foto: N. Krauss

Die ostdeutsche Werftenlandschaft bietet weitaus mehr als lediglich den großen Serienhersteller Hanseyachts oder die kleine Manufaktur Bootsbau Rügen in Lauterbach, Hersteller der kleinen und individuellen Vilm-Reihe.

In Barth am gleichnamigen Bodden zwischen der Insel Zingst und dem mecklenburg-vorpommerschen Festland liegt idyllisch die Werft Rammin, die auf eine Kutterwerft aus der Vorwendezeit zurückgeht. Der von Bootsbaumeister Nils Rammin geführte Betrieb repariert und wartet Berufsschiffe und Yachten, bietet Winterlager an und ist auch auf den Neubau von Holzschiffen spezialisiert. Besonders den Zeesbooten haben sie sich dort verschrieben, jenen flachgehenden Schwertbooten, die früher für den Fischfang in den Boddenund Küstengewässern zum Einsatz kamen und die noch heute das maritime Erbe der Region prägen.

Die Werft hat beispielsweise die große Zeese „Fortuna“ generalüberholt, das letzte noch motorlos gebaute Flunderboot und mit einer Länge von über zwölf Metern ein ausgesprochen großes Exemplar seiner Gattung (s. auch YACHT 11/2018). Rund 110 Zeesboote gibt es noch, genug zu tun also für die Rammin-Werft. Die präsentiert sich als extrem vielseitig. Sie widmet sich auch weiterhin den Fischkuttern aus Holz und Stahl, refittet Motoren, Elektronik und Technik, baut existente Yachten um und Kaskos verschiedener Materialien aus.

Im Winterlager gibt es Platz für 400 Yachten, die mit einem Tiefgang von bis zu drei Metern den Hafen befahren können, der Kran hebt 64 Tonnen, und selbst für Katamarane bietet die Werft genügend Platz und Möglichkeiten.

Besucher haben angesichts der vielfältigen Tätigkeiten der Werft immer etwas zu sehen und werden gern empfangen. Somit sollte sich ein Abstecher durch den sehr gut geschützten und sehenswerten Barther Bodden lohnen. Barth lässt sich von der Barhöfter Rinne aus nach rund zwölf Seemeilen erreichen, ist selbst ein schönes Törnziel mit sehr guten Versorgungsmöglichkeiten und liegt zudem nah an den Rüganer Gewässern sowie dem städtischen Glanzlicht, der Hansestadt Stralsund.


9. Museumswerft Flensburg die Hochs im Norden

Museumswerft Flensburg: Historie zum AnfassenFoto: YACHT/N. Krauss
Museumswerft Flensburg: Historie zum Anfassen

Dem Erhalt klassischer Yachten und Arbeitsboote aus dem 18. und 19. Jahrhundert hat sich die privat finanzierte Museumswerft Flensburg verschrieben. Obendrein will der Betrieb Bootseigner mit Wertgutachten und Kaufberatung unterstützen und bietet auch verschiedene Workshops und Veranstaltungen an. Ein Kajakverleih und ein Werftcafé sind dem Museum angeschlossen.

Ein weiteres Highlight in Flensburg ist die Werft Robbe & Berking Classics, die über ein Restaurant sowie die bedeutendste Sammlung von Yachtsportliteratur weltweit verfügt. Die Ausgabe erfolgt nach Anmeldung unter der Mailadresse classics@robbeberking.de.


10. Rosättra Båtvarv, Norrtälje Innovation trifft Tradition

Foto: YACHT/K. Andrews

Die Lage der Rosättra Båtvarv am Vätösund ganz im Norden der Stockholmer Schären ist malerisch und abgelegen zugleich. Der Familienbetrieb gilt als älteste noch produzierende Werft Schwedens. Seit mehr als 150 Jahren werden dort Boote gebaut – erst Jollen und Dampfschaluppen, später Schärenkreuzer und Laurin Koster aus Holz. Seit den siebziger Jahren heißen die Boote Linjett. Die Yachten mit dem „L“ im Segel sind quasi ins Revier hineinkonstruiert. Ein schräger Steven fürs Festmachen am Felsen gehört daher zur DNA, genau wie ein moderater Tiefgang und ausgeklügelte Detaillösungen. Die ebenfalls bei Rosättra gebauten radikalen Vollcarbon-Cruiser-Racer der Shogun-Reihe bilden einen enormen Kontrast zu den konservativen Linjetts, sind aber nicht weniger beeindruckend. Eine Besonderheit ist der werfteigene Hafen, in dem rund 50 Linjett-Eigner liegen, Gästeplätze gibt es nicht. Nach vorheriger Anmeldung kann der Hafen aber angelaufen werden, für Reparaturen steht der benachbarte Servicebetrieb bereit.


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