Wally 10130-Meter-Leichtgewicht mit fast 7 Meter Tiefgang

Sören Gehlhaus

 · 05.05.2023

Die Konstruktion von Judel/Vrolijk & Co setzte ein Travellift in Ravenna ins Wasser
Foto: Wally

Mit der 30 Meter langen Wally 101 brachte die Kultmarke den 48. Carbonsegler zu Wasser. Die Judel/Vrolijk-Konstruktion hing mit nur 55 Tonnen am Travellift

Für den deutschen Auftraggeber ist es die vierte Wally. Die 101 folgt auf eine überaus erfolgreiche, aber inzwischen 14 Jahre alte Wally 100. Nach drei Konstruktionen von Germán Frers nahm der Eigner erstmals die Dienste des Bremerhavener Büros Judel/Vrolijk & Co in Anspruch. Wobei sich der ausgewiesene Regattaspezialist Rolf Vrolijk durchaus an der Wallycento-Boxrule orientierte, die bereits vier Formate hervorgebracht hat, jüngst „Tango“. Für die Wally 101 stand neben der Performance-Maßgabe größtmöglicher Komfort weit oben im Pflichtenheft.

Zur Wasserung im Hafen von Ravenna beeindruckte die Bombe am unteren Ende des Liftkiels, die von 4,70 Meter bis 6,80 Meter(!) tief reicht. Damit bewegt sich die 30,80 Meter lange 101 in Gefilden von „Comanche“. Der Canting Keel der 100-Fuß-Rennmaschine hat exakt den gleichen Maximaltiefgang. Am Carbon-Rigg der Wally 101 sollen am Wind 630 Quadratmeter Segellaminat stehen, das diverse Hydraulikpumpen bewegen. Ein 312 Kilowatt starker Motor schiebt durch Kalmen und in den Hafen. Unter dem ausladenden Heck sitzt ein Ruderblatt, das auf Steuerbefehle hört, die weit mittschiffs und vor dem großen Achtercockpit gegeben werden. Den schwanenweißen Rumpf krönt ein Teakdeck, dessen Stäbe über den flachen wie kurzen Aufbau laufen und die breiten Sülls vollständig belegen.

Leicht, schnell und tourentauglich

Wally-Gründer und Chefdesigner Luca Bassani sagte anlässlich der Wasserung: „Ich bin sehr stolz auf die Wally 101. Die Verdrängung des Leichtgewichts beträgt nur 55 Tonnen, fast 15 Prozent weniger als bei Yachten ähnlicher Größe und Konfiguration, wobei 40 Prozent des Gesamtgewichts auf den Kiel entfallen.“ Bassani, Vollblutsegler und Sohn eines italienischen Industriellen, gründete die Kultmarke 1994 mit schnell wie einfach segelnden Maxis aus Carbon. Zum Vergleich: Die Vorgängerin verdrängt 68 Tonnen – und war einen Meter schmaler. Über die Sandwich-Bauweise in einer Negativform und mit Carbon-Prepregs sagte Stefano de Vivo, Geschäftsführer von Wally: „Diese Leistung wurde dank neuester Carbon-Technologie erreicht, die Wally im Laufe der Jahre als Pionier entwickelt hat.“ Wally gehört seit der boot Düsseldorf 2019 zur Ferretti-Gruppe, zu der Motorboot-Marken wie Riva, Custom Line oder Pershing zählen. Die Mehrheit am Werftenzusammenschluss, der seit März 2022 an der Hongkonger Börse notiert ist, hält die chinesische Weichai-Gruppe seit über zehn Jahren.

Die 101 wurde von Wallys langjährigen Kompositprofis in Forlì laminiert. In Zukunft, wie die Ferretti-Gruppe jüngst mitteilte, sollen auch Segelformate von Wally auf einem jüngst erworbenen, 70.000 Quadratmeter großen Areal im Hafen von Ravenna entstehen. Die Wally 101 wird ihre Segelstärken nach ausgiebigen Tests bei den großen Maxi-Regatten vor Porto Cervo und Saint-Tropez unter Beweis stellen.


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