Der Name Nautor Swan kommt seit jeher einer Verheißung auf Qualität, Stil und beste Segeleigenschaften gleich. Dieser Ruf wurde noch stärker in die Welt hinausgetragen, als der italienische Mode-Magnat Leonardo Ferragamo 1998 das Ruder übernahm und aus der Werft im finnischen Jakobstad eine Marke machte. Ferragamo führte die ClubSwan-Linie ein und band Eigner über Zusammenkünfte im Mittelmeer noch stärker an das Unternehmen. Wie groß das Vertrauen der Kundschaft in die finnischen Yachtbaukünste und das italienische Management ist, zeigt eine für den Bau großer Serienyachten ungewöhnliche Tatsache: Die ersten drei Einheiten der Swan 98 waren verkauft, lange bevor die Ballastbombe der ersten Baunummer ins Wasser tauchte.
„Mit der 98 stärken wir unsere Position in der Maxi-Welt. Hier gehören wir hin und können Substanz, Eleganz und Performance bieten“, sagte Leonardo Ferragamo während der Präsentation von „Be Cool“ im Jahr 2020. Die 98 positionierte sich damals zwischen der 120 und der im Dezember 2020 vorgestellten Swan 88. Im Jahr 2023 kam die Swan 108 hinzu, im Frühjahr 2025 setzten die Finnen mit der ersten Swan 128 ein neues Flaggschiff in die Bottenwiek. Die Maxis sind Teil von Nautors übergeordneter „Swan“-Cruising-Linie. Die auf schnelles Cruisen und Blauwassersegeln ausgelegten Frers-Risse starten bei 48 Fuß.
Konstrukteur Germán Frers verlieh der 98er zeitlose Linien. Der Argentinier bringt die Schwäne seit über 40 Jahren in Form und dachte für die 29,60 Meter die Maxi-Konstruktion neu. „Die Maxis stellen uns vor andere Herausforderungen: Die Geschwindigkeiten sind höher, auf Wellen treffen sie mit größerer Wucht. Wir haben versucht, den Komfort zu erhöhen, indem wir der 98 ein im Verhältnis tieferes Unterwasserschiff verordneten“, beschreibt Frers den Unterschied zwischen der 98 und den kleinen Swan-Modellen. Der „Maestro“, wie er intern bei Nautor genannt wird, zeichnete einen modernen Rumpf mit einem breiten, aber dennoch leicht einschnürenden Heck. Wobei „Be Cool“ die elegante Form besonders gut zur Geltung bringt. Durch den Verzicht auf eine Gennaker-Nase und die vier ursprünglich vorgesehenen Rumpffenster könnte man fast meinen, der Eigner scheute gar eine Verschandelung.
Für hohe Wettbewerbsfähigkeit auf Regatten spricht eine Verdrängung von knapp über 62 Tonnen – ein Wert, den manch Custom-Format vergleichbarer Größe erzielt. Der Grund: Von Hause aus laminiert Nautor die Corecell-Kerne von Rumpf und Deck innen wie außen mit Prepreg-Karbonmatten und lässt das Epoxidharz im für die ClubSwan 125 errichteten 46-Meter-Ofen bei 70 Grad reagieren. Auf diese Weise bringt das BTC (Boat Technology Centre) im Norden des Bottnischen Meerbusens Kompositarbeiten mit maximaler struktureller Steifigkeit bei geringstmöglichem Gewicht hervor, die Sicherheit und Zuverlässigkeit gewährleisten.
Das Deck von „Be Cool“ zieren parallel zur Mittelachse gelegte Teakstäbe, die sich auch über das Dach des silbergrauen Aufbaus ziehen. Darin integriert ist die Sprayhood, als Schattenspender dienen Bimini und Sonnensegel am zwölf Meter langen Baum. Das charakteristische Cockpitsüll mit exponierter Außensitzfläche übernahm Frers von der Swan 78.
Beim Arbeits-Cockpit entschied man sich für die Regattaausführung, bei der jedes Crewmitglied an seiner eigenen Trimmstation sitzt. Unter den insgesamt neun hydraulisch betriebenen Deckswinschen von Harken drehen sich zwei für die Backstagen. Eigene Hydraulikzylinder ermöglichen schnelle Wenden per Knopfdruck, selbst wenn die Crew am knapp 43 Meter in den Luftraum vordringenden Mast von Southern Spars das zweite Großsegel mit ausgestelltem Topp setzt. Dann verschwindet das 268 Quadratmeter messende Standardgroß in der Vorpiek.
Zieht die Crew zusätzlich den Gennaker, lagert hier auch die minimal überlappende 220-Quadratmeter-Genua. Im Surf darf der Vorsegelsack dann auch das Achtercockpit für sich beanspruchen. Weiteren Stauraum bietet die Lazarette, in der ein bis zu vier Meter langer Tender parkt. Das stehende Gut bestellte Nautor auf Eignerwunsch bei Future Fibres, die ein aerodynamisch optimiertes Karbonpaket aus der Aerosix-Serie lieferten. Aufgrund des fehlenden Bugspriets und des aufrechten Stevens schwingt der Ankerarm nach vorn.
Auch wenn es keine unterschiedlichen Deck-Konfigurationen mehr gibt, verfolgt Nautor im Inneren der Maxis einen noch stärkeren Semi-Custom-Ansatz. So ist die Individualisierung unter Deck doch sehr groß, auch weil die Werft alternativ zum festen 4,40-Meter-Kiel von „Be Cool“ ausschließlich Telekopkiele verbaut.
Der Innenausbau von „Be Cool“ basiert auf der „Traditional Navy“ genannten Interior-Welt, bei der Misa Poggi auf marineblaue Farbtöne und taupefarbene Leinen- sowie cognacfarbene Lederverkleidungen für die Wände setzt. Statt des ursprünglich vorgesehenen Teaks kommt europäisches Eichenholz großflächig zum Einsatz: auf dem Boden als blumiges Furnier und an den Wänden als Messerfurnier, teils in vertikaler Stabform.
Äußerst licht zeigt sich auf der 98 auch der Salon, den zusätzlich zu den Seitenfenstern und der Frontscheibe der Aufbauten drei Oberlichter ausleuchten. An Backbord wird aus einem Couchtisch mit eingelassenen Ablagefächern im geschlossenen Zustand ein Pouf. Wird dieser an das Sofa geschoben, ergibt sich ein großes Tagesbett mit bestem Blick auf den hochfahrbaren Fernseher. An den beiden ausgefalteten Tischen stehen bis zu vier Regiestühle.
Für die Schallisolierung des Motorenraums spricht die Anordnung unter dem Salon. Hier arbeiten ein Cummins-Antriebsaggregat mit 224 Kilowatt Leistung und ein 20 Kilowatt starker Generator von Northern Light.
Natürlich fallen die Kabinen auf „Be Cool“ durch das Fehlen der Rumpffenster wesentlich dunkler aus als der Salon. Ansatzweise kompensiert wird das von hinterleuchteten Fotografien, die besonders in der Eignersuite dem Auge schmeicheln. In der sich am weitesten achtern befindlichen Kabine ist auf knapp sechs Metern Breite Platz für einen Schreibtisch und Ankleideraum steuerbords sowie für ein Sofa mit benachbartem Bad gegenüber. Ein Niedergang bringt den Eigner in das Achtercockpit auf Höhe des Backbord-Steuerrads. Die beiden Doppelkabinen davor erweitert die Crew bei Bedarf jeweils um Pullman-Betten. Etwas kleiner fällt das Gästegemach aus, das sich vor dem Salon und auf Höhe der Galley befindet.