SW108 „Gelliceaux“36-Meter-Carbonyacht von Southern Wind in Kapstadt gewassert

Sören Gehlhaus

 · 14.08.2023

Mit Bugspriet misst „Gelliceaux“ 35,51 Meter in der Länge. Der Stapellauf sorgte für Aufsehen auf den Kaianlagen von Kapstadts Victoria & Alfred Waterfront
Foto: Southern Wind Shipyard
Mit „Gelliceaux“ zeigte Southern Wind die erste Vertreterin aus der SW108-Serie. Sie ist mit Bugspriet 35,51 Meter lang, hat einen Tiefgang von bis zu 6,20 Meter, soll über 20 Knoten schnell werden und über den Propeller Energie erzeugen

Es gibt immer wieder Yachtnamen, die zum Rätselraten einladen. In diesem Fall auch ob der Aussprache. „Gelliceaux“ heißt ein Strandabschnitt auf der Karibikinsel Mustique, die durch das Feriendomizil von Mick Jagger zu Bekanntheit gelangte. Die vor der Kapstädter Waterfront gewasserte 35,51-Meter-Slup ist die erste Vertreterin der neuen SW108-Serie. Das Modellangebot der südafrikanischen Werft komplettieren die SW96, SW105 und die im Bau befindliche SW100X. Die durchkonstruierten Plattformen werden nahezu eins zu eins übernommen oder wie in diesem Fall von Eignern stark abgewandelt. Dann dient die Rumpfschale als Basis und wird mit neuem Deck, Rigg, anderem Kiel oder Laminataufbau versehen; immer liegen Carbonfasern und ein ausgefeiltes Vakuuminfusionsverfahren zugrunde. Smart Custom nennt Southern Wind das. Für die 108 engagierte das italienische Management um CEO Marco Alberti wieder die US-Konstrukteure von Farr und das Mailänder Studio Nauta Design für die vollumfängliche Gestaltung.

Rekuperation erforderte mehr Segelleistung

„Gelliceaux“ ist das erste Modell, das die südafrikanische Werft von Anfang an auf Basis eines dieselelektrischen Hybridantriebs konzipierte, ein elementarer Punkt im Pflichtenheft der „Gelliceaux“-Eigner. Southern Wind Shipyard entstand 1991 in Kapstadt, nachdem Willy Persico für sich dort eine Segelyacht bauen ließ und er nach Werftpleite den 20 Kilometer vom Atlantik entfernten Betrieb kurzerhand übernahm. Früh installierte der italienische Unternehmer in Genua einen europäischen Standort zur Betreuung von Kunden. Für die 108 konnte man auf Erfahrungen mit der vierten SW96 „Nyumba GT“ zurückgreifen, die ein ähnliches BAE-HybriGen-System nutzt und unter Segeln über den Propeller bis zu 30 Kilowatt Strom erzeugt.

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Jim Schmicker, Vizepräsident von Farr Yacht Design, führt aus: „Das Hybrid-Antriebssystem bedeutete zusätzliches Gewicht und einen gewissen Propeller-Widerstand. In mehreren Iterationen wurden die Segelfläche und das Kielgewicht auf die Leistungsforderungen der Eigner sowie auf die Stabilität und die Segeltragfähigkeit abgestimmt. Letztlich erhöhten wir die Segelfläche um 7 Prozent und das aufrichtende Moment um 18 Prozent. Bei 8 Knoten Wind erwarten wir eine Bootsgeschwindigkeit von 12 Knoten. Downwind rechnen wir mit bis zu 20,8 Knoten.“ Yann Dabbadie, technischer Leiter von Southern Wind, fügt hinzu: „Die Eigner entschieden sich für einen tiefen Liftkiel (4,0–6,2 m), der den Schwerpunkt um 40 Zentimeter absenkt.“

Southern Wind 108: lange Passagen mit der ganzen Familie

Im Heck der ersten SW108 fahren sowohl der Spiegel als auch ein Teil des Decks nach achtern aus und bilden eine etwa zehn Quadratmeter große Badeplattform über der Wasseroberfläche. In die Garage fährt ein 5,05 Meter langes, dieselbetriebenes Rib mit Waterjet-Antrieb hinein. Unter Deck zeigt sich eine bewährte Aufteilung: Die größte Gästekabine liegt im Vorschiff, drei weitere umgeben mittschiffs den auf zwei Ebenen angeordneten Hauptsalon. Die Crew-Unterkünfte belegen das Achterschiff, was für kurze Wege im Segelbetrieb sorgt. Die Werft betont, dass die Eigner leidenschaftliche Segler sind und lange Passagen planen, auch mit ihren Kindern im Teenageralter an Bord. Die Konzeption der Innenausstattung hätten sie sehr genossen. Southern Wind zitiert sie mit: „Der Prozess war so viel mehr als nur die Auswahl der Stoffe, Farben und einiger Elemente. Wir hatten besonders hohe Ansprüche an das Design und die Qualität der Inneneinrichtung, und Nauta entwickelte für uns ein völlig neues Design, das hell und luftig ist und die Handwerkskunst von Southern Wind zur Geltung bringt.“

Andrea Micheli, Chief Commercial Officer bei Southern Wind Shipyard, kann seine Zufriedenheit über diese großartige Leistung nicht verbergen: „Der Entstehungsprozess war vom ersten Tag an sehr anregend. Es ist großartig, wenn man auf Eigner trifft, die einem vertrauen und einem den Input geben, etwas Neues zu machen. Wir waren froh, dass wir bei diesem Prozess von Projektmanager Sebastian Allebrodt von A2B Marine unterstützt wurden.“

Technische Daten Southern Wind 108 „Gelliceaux“

  • LOA: 35,51 (32,87 m ohne Bugspriet)
  • LWL: 29,78 m
  • Breite: 7,51 m
  • Tiefgang: 4,0–6,2 m (Liftkiel)
  • Verdrändung: 78.900 kg
  • Motor: BAE dieselelektrisches Antriebssystem (2x Cummins QSB 4.5 112 kW)
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