SuperyachtenWarum Jeff Bezos auf 125 Metern nicht genug Platz hat

Martin Hager

 · 21.08.2025

Die 75 Meter lange „Abeona“, Begleitschiff von Jeff Bezos' 125-Meter-Segelyacht
Foto: M. Hager
Die außergewöhnlichsten Supportyachten von Seglern und warum Milliardär Jeff Bezos auf seinem 125-Meter-Dreimaster „Koru“ nicht genug Platz hat

Fast jeder Yachteigner kennt das. Irgendwann wird das Schiff zu klein. Mehr Platz muss her, wir wachsen schließlich alle mit unseren Booten – mehr Kinder, zu kleines Bett, zu wenig Komfort, der Hund soll jetzt auch noch mit auf Reisen und so weiter. Wenn es so weit ist, entscheiden wir Normalsterblichen uns (wenn überhaupt) für ein paar Fuß mehr, und der Raumgewinn ist – insbesondere dank der modern bauchigen Rumpfformen der renommierten Serienwerften – meist beachtlich.

Wenn ein Meter mehr nicht reicht

Doch irgendwann kommt dieses System ins Stocken. Es muss bei Yachten um rund 70 Fuß anfangen, denn hier gibt es die ersten Beispiele von leidenschaftlichen Seglern, die neben ihrer Segelyacht eine Supportyacht mit stattlichen Ausmaßen bereithalten. Im Fall der 68 Fuß (20,73m) langen „Pink Gin Verde“ übersteigt der Yachtversorger „Pink Shadow“ die Mutterschiff-Maße bei Weitem. Wie die Szene kolportiert, gehört der 58-Meter-„Schatten“ dem leidenschaftlichen Yacht-Genießer Hans Georg Näder, dem deutschen Mehrheitseigentümer von Baltic Yachts in Finnland. Die Werft im hohen Norden baute vor dem sportlichen Café Racer „Pink Gin Verde“ schon seine 46-Meter-Carbonslup „Pink Gin VI“, die im vergangenen Jahr verkauft wurde.

Warum eigentlich Shadow-Yacht?

Dafür gibt es eine einfache Erklärung: Die Versorgungsschiffe folgen dem Mutterschiff wie ein Schatten in angemessenem Abstand oder fahren gar vor in die nächste Bucht, um alles für die Ankunft des Eigners vorzubereiten. Der will schließlich seine Zeit auf dem Meer maximal auskosten.

Dafür fährt die Crew der Support-Einheit reichlich auf: In den Rümpfen der Spaßtransporter verstecken sich neben einer Vielzahl von Tendern für alle möglichen Anlässe (Anlande-Tender zum Beachen, Crew- und Limousinen-Tender) Sportboote zum Wakeboarden und Angeln, dazu aufblasbare Badeinseln inklusive Trampolin, komplette Tauch-, Windsurf- und Kitesurfausrüstung für den Eigner und all seine Gäste, E-Foilboards und auf den ganz großen Shadow-Formaten Helikopter als Aerotender, die für eine entspannte An- und Abreise sorgen und besonders Heliskiing-affinen Eignern sportliche Möglichkeiten der Extraklasse bieten. Auch Quads oder ATVs (gerne im Viererpack) und Geländewagen wurden schon auf Supportyachten gesichtet. Damit der Eigner auf seiner Custom-Segelyacht nicht von zu viel Crew umgeben ist, schläft ein Großteil seiner Mannschaft ebenfalls im „Schatten“.

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Schattenyachten sind im Trend

Wie populär diese Supportyachten im Laufe der letzten Jahre geworden sind, zeigt die Spezialisierung einzelner Werften auf diese Nische. So produziert die niederländische Werft Amels unter ihrer Marke Damen Yachting gleich zwei Linien an Shadow-Formaten: „Yacht Support“ und „SeaXplorer“, die zwischen 45 und 75 Meter lang sind und von denen die Holländer seit 2009 mehr als 20 Einheiten abgeliefert haben.

Auch Amazon-Gründer Jeff Bezos hat ganz offensichtlich nicht genug Platz auf seinem 125-Meter-Dreimaster „Koru“, denn er entschied sich mit seiner 75 Meter langen „Abeona“ ebenfalls für ein Begleitboot aus der markant gestylten SeaXplorer-Linie. Das größte, wohlgemerkt, das die Niederländer bis dato bauten. Das voluminöse Begleitboot mit dem vertikalen Steven und ausfallenden Helipad im Heck beherbergt einen großen Hubschrauber im Helihangar und bietet einer 45-köpfigen Crew genug Platz an Bord. Die obligatorischen Tender und Toys an Bord müssen nicht erwähnt werden.

Manch Tender kann auch gechartert werden

Ottobock-Eigentümer und angeblicher „Pink Gin Verde“-Eigner Hans Georg Näder rangiert mit seiner 58-Meter-SeaXplorer „Pink Shadow“ übrigens deutlich dahinter. Und er entschied sich dafür, seinen Versorger auch solventen Charterkunden zugänglich zu machen. Für 510.000 Euro pro Woche (Treibstoff, Champagner, Essen und Crew-Tip kommen selbstverständlich extra) bietet der markante Verdränger viel Platz auf den drei extravagant gestalteten Decks.

Ein weiterer Segler mit Vorliebe für mehr Platz an Bord ist der niederländische Geschäftsmann und Eigner der 39 Meter langen J-Class-Schönheit „Velsheda“, Ronald de Waal, der sich mit der 42 Meter langen „Bystander“ ein Support-Format von der französischen Werft JFA bauen ließ, das auf den Linien von Vripack basiert und mit seiner klassischen Anmutung perfekt zu J-K7 passt. Im Gegensatz zu den meisten anderen „Schatten“ kommt „Bystander“ überwiegend als Wohnschiff zum Einsatz. Der klassische J-Racer bietet schlicht nicht genug Platz für die gesamte Regattacrew plus den Eigner. Auf „Bystander“ wohnen zwölf Gäste und elf Crewmitglieder, die Reichweite beträgt 5.000 Seemeilen.

Oracle-Gründer und Multimilliardär Larry Ellison ist ebenfalls Regatta-Fan, seit vielen Jahren aktiv in America’s-Cup-Kampagnen der USA involviert und gründete gemeinsam mit dem fünffachen America’s-Cup-Sieger Russell Coutts die Regattaserie SailGP, bei der auf foilenden Katamaranen mit einer Länge von 50 Fuß gesegelt wird. Die Serie befindet sich derzeit in ihrer vierten Saison und umfasst Teams aus zehn verschiedenen Ländern wie den USA, Neuseeland, Australien und Großbritannien. Auch Deutschland ist vertreten, das Team gehört unter anderem Ex-Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel.

Immer ganz vorn dabei

Larry Ellisons 88-Meter-Motoryacht „Musashi“, die Gerüchten zufolge nach dem legendären Samurai Miyamoto Musashi benannt ist, wäre hier nicht aufgelistet, gäbe es kein segelndes Pendant. Aktuell gehört Ellison die 56-Meter-Ketsch „Zenji“, die vor genau 20 Jahren von Perini Navi in Viareggio gelauncht und Jahre später einem aufwändigen Refit unterzogen wurde. Mitte des Jahres soll Ellison seine neue 60-Meter-Ketsch entgegennehmen, die wieder mit Linien von Ron Holland und einem Interieur von Rèmi Tessier ablegen wird. Auf „Musashi“ folgt Ellison fast jeder Regatta, am liebsten vor Anker und in der erster Reihe. Auch vom Look ist „Musashi“ keine Supportyacht im eigentlichen Sinne, bis auf den Punkt, dass seine Racing-Crews regelmäßig bei ihm zu Gast sind. Eine Vielzahl an Tendern lagert selbstverständlich trotzdem auf dem 2011 gewasserten Feadship-Format.

Wunderbar in die Reihe yachtversessener Ultrareicher passt der italienische Modezar Pier Luigi Loro Piana, der seine sportliche Herausforderung nach wie vor auf Regattabahnen sucht. Seine Segelyachten heißen „My Song“, aktuell treibt der 72-jährige Geschäftsmann ein radikales Sportformat vom Typ ClubSwan 80 über die Meere. Für Ruhepausen nutzt er die 51 Meter lange Shadow-Yacht „Masquenada“, ein markanter Versorger im Explorer-Look, der bereits im Jahr 2007 gewassert und 14 Jahre später vom Meister der schlichten italienischen Eleganz aufwändig überholt wurde.


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