Wir wollen, dass sich unsere Eigner auf ihren Schiffen entspannen und viel Spaß unter Segeln haben – so einfach ist das“, fasst Gründer und Inhaber Michael Schmidt das Credo seiner vor neun Jahren gegründeten Werft knapp zusammen und fügt hinzu: „Das lässt sich nur mit einfacher und intuitiver Bedienbarkeit aller Systeme an Bord realisieren.“ Diese simple wie effiziente Maxime basiert auf der weitreichenden Segelerfahrung von Schmidt, der seit weit über einem halben Jahrhundert Segel trimmt und am Steuerrad den Kurs vorgibt.
Mit seinen 75 Jahren verbringt er nach wie vor viel Zeit auf einem seiner Boote – sei es auf dem Drachen bei der winterlichen Mittwochsregatta in der Bucht von Palma, auf seinem Klassiker auf Ostsee-Törn oder auf seinem jüngsten Carbonbau „Calabash“, den er, wie viele erste Baunummern seiner neuen YYachts-Modelle, für sich fertigen ließ. „Nach meinen ganz eigenen Vorstellungen“, wie er zufrieden verrät. Dass er Boote bauen und Eigner glücklich machen kann, davon zeugen die Verkaufszahlen seiner Werft, die im Greifswalder Vorort Ladebow und nur wenige Meter von der Ostsee entfernt liegt. Knapp 50 Schiffe zwischen 70 und 90 Fuß lieferte YYachts in weniger als einer Dekade aus. Darunter neben den Semi-Custom-Modellen Y7, Y8 und Y9 auch den 30‑Meter-Einzelbau „Prevail“, der hochgradig an die Bedürfnisse und Wünsche eines US-amerikanischen Eigners angepasst wurde.
Dass sich Schmidt selten mit dem Status quo einer seiner Entwicklungen zufriedengibt und dass er stets auf der Suche nach dem Optimum ist, zeigt die Liste der Konstrukteure und Designer, mit denen er die letzten Jahre intensiv zusammenarbeitete. Nach Luca Brenta und Bill Tripp betrat nun der Mallorquiner Javier Jaudenes die YYachts-Bühne und zeichnete die aktuelle Y8. Beim Interieur orientiert sich Schmidt an seinen eigenen Vorlieben: skandinavisches Design, gepaart mit Elementen moderner Architektur und hyggeligem Ambiente. Dabei halfen ihm über die Jahre branchenfremde Kreativbüros von David Chipperfield, Norm Architects oder, auf „Calabash“, David Thulstrup. Auch yachterfahrene Studios wie Design Unlimited waren schon am Werk. Stets unterstützt das eigene YYachts-Designteam mit Sitz in Palma de Mallorca und unter Leitung von Francesca Modica.
„Ich liebe es, mit Architekten zusammenzuarbeiten, die keine Erfahrung mit Yachten haben“, sagt Michael Schmidt. „Nur so werden Ideen gepitcht, die innovativ und außergewöhnlich sind.“ Die Handläufe im Stil von Halteschlingen in Bussen seien das perfekte Beispiel für diese offene und frische Herangehensweise im Designprozess. Diese finden sich seit der Baunummer 1, „Breeze“, auf fast jedem YYachts-Neubau.
»Wir segeln den Superyacht Cup. Wenn ihr mit dabei sein wollt, seid ihr herzlich eingeladen.«
Wer über die Modelle aus Ladebow alle Details erfahren möchte, ist auf das wandelnde Yachtlexikon Michael Schmidt angewiesen. Probefahrten mit dem Mastermind? Nahezu unmöglich, dafür ist der leidenschaftliche Bootsbauer schlicht zu viel unterwegs. Doch wir haben Glück. „Wir segeln Mitte Juni den Superyacht Cup mit. Wenn ihr mitsegeln wollt, seid ihr herzlich eingeladen“, schlägt der umtriebige Werftgründer vor. Als langjährige Medienpartner der erfolgreichen Superyacht-Regatta ein perfekter Plan für das Team vom YACHT-Schwestermagazin BOOTE EXCLUSIV.
Während am Mittwoch der Regattawoche, die drei J‑Class-Preziosen „Svea“, „Velsheda“ und „Rainbow“ ihre ersten Rennen in der Bucht von Palma de Mallorca absolvieren, heißt es für die „Calabash“-Crew: Training! Denn statt aus den sonst üblichen zwei Personen an Bord besteht die Regattacrew aus 18 Mann – überwiegend erfahrene Maxi-Segler, die Designer und Taktiker Javier Jaudenes für die drei folgenden Renntage zusammengebracht hat. „Das sind meine ersten Wettfahrten auf einer größeren Yacht seit der karibischen Heineken Regatta vor circa
15 Jahren“, erzählt der ehemalige Admiral’s-Cup-Segler Schmidt. Nach einem intensiven Trainingstag mit vielen Gennaker- und Code-Zero-Manövern bleibt am Abend Zeit für eine detaillierte „Calabash“-Begehung.
Was unter Deck sofort auffällt, sind das dank der Breite von 6,58 Metern stattliche Volumen und das für Michael Schmidt ungewöhnliche Layout. „Das Crewquartier mit Kabine backbords und Messe gegenüber liegt dieses Mal hinten. Meine Frau wollte die Eignerkabine ganz klassisch im Bug, da man hier im Hafen mehr Ruhe hat“, so Schmidt offen. Achtern schließt sich der Salon an, der mit fürstlichen Ausmaßen überrascht und sich in nur zwei Bereiche gliedert: Vorn steht der von zwei Sofas eingerahmte Speisetisch aus Palisanderholz, der sich bei Bedarf ausziehen lässt. Dahinter befindet sich ein Lounge-Bereich, der mit zwei drehbaren Sesseln und einem gegenüberliegenden Sofa komplett ist. Die bequemen Möbelstücke sind auf Schienen befestigt und lassen sich zusammenrücken, wenn der Anker fällt.
Ganz untypisch für eine Fahrtenyacht ist die in den Crew-Bereich ausgelagerte Pantry, die sich zwischen den beiden Gästekabinen befindet. Ein TV-Gerät sucht man an Bord vergeblich – wer Entertainment wünscht, nutzt seinen Laptop und die Starlink-Antenne (die für den Regatta-Einsatz abmontiert wurde). Das von Räuchereichen- und Mahagoniholz dominierte Interieur gestaltete der dänische Designer und Architekt David Thulstrup, dem es gelang, eine anspruchsvolle Mischung aus modernen und skandinavischen Einflüssen unterzubringen. Das Studio mit Sitz in Kopenhagen legte Wert auf ein warmes Raumgefühl mit viel Komfort, eine Palette an Beige-, Braun- und Holztönen liefert die Basis dafür. Vier unterschiedliche Layout-Optionen stehen Eignern zur Wahl, der große Salon lässt sich vielfältig aufteilen.
Neben den überarbeiteten Design- und Layoutlösungen führt die neue Y8 auch technische Optimierungen ein, wie einen serienmäßigen Carbonmast von Axxon und ein hydraulisches Großschotsystem. Zudem wurde das Cockpit überarbeitet, alle Deckswinschen liegen jetzt – besonders für kleine Crews interessant – in der Nähe des Steuerstandes. „Ich wollte für ‚Calabash‘ unbedingt ein Fathead-Großsegel haben – das sieht besser aus und bringt Leistung“, erzählt Schmidt. Dafür halten Backstagen statt eines Achterstags den Mast in Stellung. Den Tender staut die Crew in einer Garage im Heck, die im Gegensatz zur Y9 über den Spiegel erreichbar ist, was das Wassern des quer geparkten Beibootes erheblich erleichtert.
Wie die neue Y8 segelt, zeigt sie am nächsten Tag und in der ersten Wettfahrt des Superyacht Cup Palma. In 2:40 Stunden pflügt der Carbonbau leichtfüßig über den 20 Seemeilen langen Küstenkurs und behauptet sich bei 10 bis 16 Knoten Wind und eineinhalb Meter Welle solide gegen die drei 80‑Fuß-Konkurrenten in Klasse B. Mit bis zu 13 Knoten Boatspeed bei 15 Knoten wahrem Wind rauscht „Calabash“ mit knapp 700 Quadratmeter Segelfläche raumschots über den Dreieckskurs, was auch Michael Schmidt am Ruder sichtlich Spaß bringt.
Die beiden folgenden Regattatage werden bei den elf Cup-Teilnehmern als hochsommerliche Flautenqual verbucht – auch das ist Segeln. Es bleibt die Erinnerung an ein gutes Rennen und nette Event-Abende im Real Club Naútico und auf den Stegen. Ob Michael Schmidt mit seinem Schiff noch mal über eine Startlinie segelt, wird sich zeigen. Dass „Calabash“ mitmischen kann und Segelspaß garantiert, hat sie jedenfalls bewiesen. Nun stehen erst mal ausgiebige Mittelmeer-Törns mit kleinster Mannschaft und viel Ruhe auf dem Programm.