Die Marke ist ein Mythos im internationalen Yachtbau und steht wie kaum ein anderer Name für Eleganz, Qualität und Leistung unter Segeln. Seit Jahrzehnten hat sich die finnische Traditionswerft Nautor Swan eine selten starke Markenidentität aufgebaut, die von Traditionsbewusstsein und Innovationskraft gleichermaßen geprägt ist.
Nautor Swan steht aber nicht nur für luxuriöse, hochseetaugliche Yachten, sondern hat sich mit seinem ehrgeizigen und ambitionierten ClubSwan-Programm auch als einer der führenden Akteure im Bereich der One-Design-Klassen etabliert. Mit dem klaren Fokus auf den Yachtsport und dem Aufbau international starker Einheitsklassen gilt das Unternehmen unter italienischer Führung auch in der weltweiten Regattaszene als tonangebender Gestalter, vergleichbar mit Marken wie J/Boats oder Melges Performance Sailboats in den USA.
Besonders stark haben sich in den letzten Jahren die attraktiven Klassen Club-Swan 50 und mittlerweile auch Club-Swan 36 entwickelt. Beide Serien zeichnen sich durch eine hohe Professionalität der Crews aus und werden deshalb fast ausschließlich als Einheitsklasse gesegelt. Die Lücke dazwischen will Nautor nun mit der neuen ClubSwan 43 besetzen, deren Konzept für den Markt insgesamt breiter aufgestellt sein soll als das ihrer Schwestern. Das frische Boot wird zwar ebenfalls als One-Design-Klasse für den exklusiven Club-Swan-Regattazirkus aufgebaut, soll sich andererseits aber auch für eine breitere Basis als ein starker Wettbewerber für Regatten nach ORC- und IRC-Handicap anbieten.
Dabei sieht sich Nautor Swan allerdings mit einem hausgemachten Luxusproblem konfrontiert. Denn sowohl die schon älteren Typen ClubSwan 42 als auch Swan 45 erfreuen sich als Regattaboote weiterhin großer Beliebtheit, sowohl als Einheitsklasse als auch nach ORC und IRC. Beide Modelle werden jetzt allerdings nicht mehr gebaut und müssen deshalb über kurz oder lang der neuen 43er Platz machen, letztlich auch auf der Regattabahn. So zumindest der Plan.
Mehr noch: Neben dem rein sportlichen Grundgedanken wollen die finnischen Yachtbauer ihre neue ClubSwan 43 auch als tourentauglichen Cruiser in Szene setzen. Dieser Ansatz hat bei der größeren ClubSwan 50 aufgrund der hohen Komplexität der Systeme und des rein regattaorientierten Handlings ohne Alternativen nicht funktioniert. Bei der kleineren 43er allerdings ist dies jetzt nicht viel anders. Auch ihr sportliches Konzept ist ultimativ auf die Bedürfnisse einer anspruchsvollen Regattamannschaft zugeschnitten, zumindest was das Layout und die überaus komplexe Ausstattung an Deck betrifft. Crews, die wenig Erfahrung im Umgang mit Regattayachten haben, dürften auch mit der ClubSwan 43 gefordert, wenn nicht sogar überfordert sein, Familiensegler sowieso.
Etwas entschärft wird dieser Umstand allerdings mit einigen interessanten Optionen, welche die Werft für ein einfacheres Handling anbietet. So ist anstelle des sehr langen Bugspriets auch ein deutlich kürzerer Rüssel zum Touren erhältlich, sogar mit integrierter Ankerhalterung. Der Clou dabei: Beide Verlängerungen können mit wenigen Handgriffen abgebaut und getauscht werden, je nachdem, wie man das Boot nutzen will. Eine sehr coole Idee, die überdies technisch perfekt umgesetzt ist.
Auch beim Rigg und bei den Segelplänen gibt es Varianten. Für den Regattaeinsatz in der Einheitsklasse wird am Kohlefasermast von Axxon Composites ein Großsegel mit Square Head gesetzt und das Rigg mit fliegenden doppelten Achterstagen gefahren. Für Regatten nach Rating (ORC/IRC) sowie zum Cruisen ist dagegen ein konventionelles Großsegel mit Pin-Head vorteilhafter, nicht nur vermessungstechnisch, sondern auch wegen des einfacheren Handlings. In dem Fall kann am Masttopp zusätzlich ein Mastgalgen angebaut und ein einzelnes permanentes Achterstag mittig gefahren werden.
Die Konstruktion für die ClubSwan 43 kommt wieder von Juan Kouyoumdjian, dem langjährigen Partner von Nautor in der Entwicklung des ClubSwan-Programms. Typisch für seine Handschrift sind die aufregenden Linien mit dem fülligen Bug, dem markant negativen Deckssprung sowie dem ausgeprägten Einzug der Wasserlinie achtern. Der nahezu V-förmige Spant am Heck, die hart abgesetzten Chines und die ausladenden Rumpfflanken mit konkaver Wölbung sorgen für eine aufregende Optik, sind aber vielmehr auch für eine hohe Formstabilität bei Krängung nützlich.
Die ClubSwan 43 zu steuern, ist schlichtweg ein Traum. Speziell hart am Wind liegt die Konstruktion wunderschön auf dem Ruder, lässt sich mit einem angenehm leichten Ruderdruck perfekt an der Windkante lenken. Der Steuermann kann sich leicht und schon fast spielerisch an das volle Leistungspotenzial heranarbeiten. Im Test bei zwischen zehn und zwölf Knoten Wind läuft das Boot 7,4 Knoten auf einem Winkel von nur 40 Grad zum Wind.
Speziell auf den Kursen Raumschots mit dem 180 Quadratmeter großen Topp-Gennaker zeigt sich die Swan dazu sehr dynamisch. Mit viel Steuereinsatz lässt sich die Yacht aktiv wie eine Jolle dirigieren. Druck wird unmittelbar auch in Geschwindigkeit umgesetzt. Spielend erreicht das Boot zweistellige Werte auf der Logge, und das schon bei nur mittleren Windstärken.
Die Gestaltung des Cockpits mit den weit vorne angebauten Ruderständen sowie die Position der Winschen und der Beschläge entsprechen einem Layout, wie es sich aktive Regattasegler wünschen. Insgesamt acht Winschen aus der hochwertigen Harken-Serie Performa stehen im Cockpit zur Verfügung, dabei jeweils eine Winsch ausschließlich für die Genua- und Großschotführungen sowie für die Backstagen. Über die beiden Winschen seitlich am Niedergang werden die Trimmleinen, die Fallen und die Schoten für den Gennaker bedient.
Für einen effizienten Trimm des Vorsegels sorgen transversal angebaute Holepunktschienen mit fliegenden Schotringen, die in alle Richtungen dreidimensional verstellt werden können, selbst unter voller Last. Sämtliche Beschläge an Deck sind von höchster Qualität und bester Ausführung. Und alle Komponenten wie beim Testschiff gehören zur bereits kompromisslos regattatauglichen Grundausstattung ab Werft.
Die kurzen Duchten im Cockpit lassen dem Großschottrimmer genügend Platz, um gut an der Winsch arbeiten zu können. Allerdings fehlen ihm noch Fußstützen für einen guten Halt bei viel Krängung. Sind die Segel einmal getrimmt, drückt die aktive Crew in Luv zusätzlich auf die hohe Kante. Das sogenannte „Hiking“, also das extreme Ausreiten mit dem Oberkörper über die Relingsdrähte, wird durch den Verzicht auf eine Fußreling und die abgeschrägte Fase an der Rumpf-Deck-Verbindung erleichtert. Darüber freuen sich allerdings nur Regattasegler. Zum Fahrtensegeln fehlen sowohl die Fußreling wie auch Handläufe für mehr Sicherheit.
Während also die Ansprüche ans Cruisen an Deck der ClubSwan 43 scheinbar nur wenig von Bedeutung sind, wird dem Thema unter Deck werftseitig umso mehr Bedeutung geschenkt. Genauso wie für ihre sehr guten Segeleigenschaften sind Boote von Nautor Swan für ihre schön gebauten, modernen und sehr wohnlichen Innenausbauten bekannt. Die neue Club-Swan 43 macht dabei keine Ausnahme. Die offene, attraktive Innenraumgestaltung kommt aus der Feder von Designer Lucio Micheletti, der vor allem im Geschäft mit größeren Luxusyachten aktiv ist.
Das generelle Layout bleibt konventionell mit zwei Kabinen achtern und einer großen Eignerkabine im Vorschiff. Die Kojen sind jeweils für zwei Personen groß genug und auch die Sofas im Salon bieten sich als zusätzliche Liegen an. So können bis zu acht Personen bequem auf dem Boot übernachten. Allerdings ist das Vorschiff vom Salon nicht abgetrennt, ein Schott fehlt im Standard. Und es bleibt bei nur einer Nasszelle, die überdies auch noch recht klein ausfällt. Die vergleichbaren Yachten der Konkurrenz definieren aber einen Klassenstandard mit zwei Toilettenräumen und meist auch schon mit einer abgetrennten Dusche.
Beim Innenausbau legt die Werft großen Wert auf maximale Gewichtseinsparung. Die Möbelkomponenten werden weitgehend aus leichten Kompositelementen gebaut. Aber: Stauraum in Schränken oder Schubladen ist an Bord eher Mangelware.
Gebaut wird die Club Swan 43 bei der Nautor Werft in Pietarsaari, Finnland. Rumpf und Deck sind GFK-Sandwichkonstruktionen mit Schaumkern und Epoxidharz, die im Vakuum-Infusionsverfahren hergestellt werden. An hoch belasteten Stellen ist der Rumpf mit Kohlefaser-Einlagen verstärkt. Der sehr schlanke Kiel sitzt in einem etwa 30 Zentimeter hohen Rezess im Rumpf und wird von nur zwei Kielbolzen in Position gehalten. Für einen eventuellen Transport ist die Flosse leicht abzunehmen, ebenso das Ruderblatt.
Der Blick auf die Preisliste ist schmerzhaft : Gut eine Million Euro wird die ClubSwan 43 kosten. Der Preis versteht sich zwar inklusive 19 Prozent Mehrwertsteuer, enthält aber noch keine Segel und Elektronik, beides teure Posten auf einem Performance-Boot. Selbst unter Berücksichtigung der guten Bauqualität sowie der hochwertigen Grundausstattung mit Kohlefasermast und Top-Beschlägen ist das sehr viel Geld für ein Boot von nur dreizehn Metern Rumpflänge. Die ungewöhnlich selbstbewusste Preispolitik von Nautor entbehrt gleichzeitig auch des direkten Vergleichs mit der möglichen Konkurrenz.
Aber: Nautor will seine Yachten nicht als Alternativen positionieren, sondern vielmehr als exklusive Plattform für Individualisten, die höhere Kosten nicht scheuen – auch um Teil der exklusiven Swan-World zu sein. Die ClubSwan 43 ist als Racer spannend und attraktiv. Ob dies für einen raschen Klassenaufbau und für internationale Erfolge reicht, muss sich zeigen. Der Versuch, neben hoher Leistung auch starke Tourentauglichkeit zu bieten, bringt allerdings auch das Potenzial für Enttäuschungen mit sich.
GFK-Sandwich-Konstruktion, aufgebaut mit Vakuum-Infusion mit Schaumkern und Epoxidharz
1.011.500 €
Motor, Schoten, Reling, Positionslaternen, Batterie, Kompass, Polster, Pantry/Kocher, Lenzpumpe, WC, Fender/Festmacher, Feuerlöscher, E-Kühlfach, Fäkalientank mit Absaugung
1.090.930 €
2/2 Jahre
1.170.670 €
Kohlefasermast (Axxon) mit integrierter Mast-Hydraulik, PBO-Wanten, Carbon-Großbaum
Die Segel sind im Grundpreis nicht enthalten. Ein Satz Regatta-Segel (Groß und Genua) kostet rund 45.000 Euro. Gennaker und Code Zero gegen weitere Aufpreise.
Standard ist der Dreizylinder-Einbaudiesel (Yanmar 3YM30AE) mit einer Leistung von 29 PS. Eine Alternative dazu ist nicht vorgesehen. Dazu Saildrive Yanmar SD25 und Zweiblatt-Faltpropeller von Gori.
Stand 12/2024, wie die ausgewiesenen Preise definiert sind, finden Sie hier!
Oy Nautor AG, Nautor Swan; 68600 Pietrasaari (Finnland) www.nautorswan.com
Nautor Swan Germany; Hamburg; www.nautorswan.com
Nautor fügt seinem exklusiven Sportprogramm ClubSwan eine weitere, sehr spannende Neuentwicklung hinzu. Als reiner Racer erfüllt die ClubSwan 43 die Leistungserwartungen voll und ganz. Der Brückenschlag zum Fahrtenboot hingegen scheint verfehlt.
Attraktives, innovatives Design
Hochwertige Bauausführung
Als Racer überzeugend
Als Cruiser zu kompliziert
Hohes Leistungspotenzial
Effiziente Trimmeinrichtungen
Layout für Mannschaftssport
Keine Einhandtauglichkeit
Loftartiges Wohnambiente
Ausbau in flexiblen Modulen
Keine zweite Nasszelle möglich
Kaum Stauräume zum Touren
Top-Ausstattung ab Werft
Hochwertige Steueranlage
Leicht abnehmbarer Kiel
Wenig Sicherheit an Deck