“Flaneur”Modifizierter Serientrimaran wird Rennmaschine

Andreas Lindlahr

 · 17.12.2023

André Bätz huscht mit seinem modifizierten Trimaran „Flaneur“ beim Training fürs Einhandrennen Silverrudder über die Ostsee
Foto: YACHT/ Andreas Lindlahr
Man nehme einen Serientrimaran, laminiere Mast, Beams und Schwimmer aus Carbon neu, baue C-Foils ein. Fertig ist das ultimative Paket für den maximalen Segelspaß im kleinen, bezahlbaren Bootsformat

Was zeichnet einen 27,5-Fuß-Trimaran aus, macht ihn zu einem Boot, das zu betrachten sich lohnt? Seine Segeleigenschaften, die nach zahlreichen Modifikationen verbessert wurden, sein Eigner, der mutig und kreativ die anspruchsvollsten Herausforderungen im Bootsbau angeht, oder die Tatsache, dass er mit der getunten Version sogar 900 Seemeilen lange Hochseeregatten allein segelt? André Bätz hat nicht nur das Ruder, das Schwert und die Seitenrümpfe der „Flaneur“ umgestaltet und einen neuen Kohlefaser-Mast gebaut, sondern auch zwei große Foils in beide Schwimmer integriert – zunächst in die alten und dann in die neuen, selbst gefertigten aus Carbon.

Ab etwa zehn Knoten Fahrt zeigt sich laut Bätz ein deutlich positiver Effekt mit Erhöhung der Geschwindigkeit um satte zwei bis vier Knoten, je nach Kurs. Am Wind werden die Foils nur halb ausgefahren. „Man kann damit zirka drei bis fünf Grad höher am Wind segeln, schwer zu schätzen“, so Bätz. Auf Halbwind-Kurs und bei etwa 4 Beaufort sind jetzt 20 Knoten möglich. Der Bug des Lee-Seitenrumpfs hebt sich, je nach Winkeleinstellung des Foils, fast vollständig aus dem Wasser, was auch die Gefahr von Steckern deutlich verringert und das Boot damit nicht nur signifikant schneller, sondern auch sicherer macht.

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Mehrrumpfboote können leicht Geschwindigkeiten erreichen, die größer sind als die des wahren Windes

Probefahrt mit Bätz’ Version 3.0 seiner „Flaneur“ unweit von Svendborg kurz vor dem größten Einhandrennen der Welt, dem Silverrudder, bei dem der Hobby-Bootsbauer starten wird. Wir gleiten im Frühnebel mit dem Tri fast lautlos durchs Wasser, obwohl alle drei Büge durchs Wasser ziehen. Fast schweben wir, kleine Wellen plätschern sanft gegen die seitlichen Rümpfe. Aus jedem der beiden schaut ein großes, kreisförmig gebogenes Foil heraus. Die Sonne arbeitet sich ganz langsam durch die Nebelschwaden dieses angenehmen Morgens. Der schöne Spätsommer hat das Wasser noch mal erwärmt, die vergangene sternklare Nacht setzt ihre kühle Luft dagegen, Nebelschwaden wabern zwischen Gelting und Sønderborg. Die schwarzen Segel passen gut zum Grau der Luft, alles wirkt wie in einem Schwarz-Weiß-Film. Das Großsegel steht perfekt am weiß glänzenden Drehflügelmast, und obwohl kaum Wind herrscht, beschleunigt der kleine Trimaran mühelos auf sieben bis acht Knoten.

Die verlängerte Pinne liegt gut in der Hand, die „Flaneur“ reagiert auf kleinste Impulse. Damit André Bätz, der Einhand-Pilot aus dem Rheinland, alle Freiheiten zum Trimmen, Navigieren und Ausruhen nutzen kann, lagert die Schubstange des Autopiloten von Raymarine passgenau in einer Art Ruderdolle griffbereit neben seinem Knie und kann leicht ausgerastet und in die Pinne geklickt werden. Der Autopilot fährt wegen des drehbaren Mastes nicht nach scheinbarem oder wahrem Wind, sondern nach Kompass.

Um die Strömung an den Segeln bei relativ hohen Geschwindigkeiten am Leben zu erhalten, muss der Steuermann sehr sensibel agieren und stetig ausgleichen. Nur so macht sich der Tri seinen eigenen Wind, baut Speed auf und behält ihn bei. Mehrrumpfboote können leicht Geschwindigkeiten erreichen, die größer sind als die des wahren Windes. Voraussetzung dafür sind ein geringer Widerstand, niedriges Gewicht und genügend Segelfläche. Die hohe Formstabilität eines Tris in Verbindung mit geringem Gewicht und wenig Wasserwiderstand verleiht ihm Flügel.

Man ahnt, dass auf “Flaneur” größere Kräfte wirken als auf einem Serien-Trimaran

André Bätz war von Anfang an darauf aus, das optimale Gerät mit viel Potenzial zum Tuning zu finden. Der anfänglichen Idee und dem mühsamen Kaufprozess folgen viele Abenteuer bei anspruchsvollen Regatten wie dem Silverrudder oder der Midsummersail, die der Ingenieur mit wenig Erfahrung, aber viel Mut angeht.

Bätz startet seine Segelkarriere zwar schon im Alter von fünf Jahren, doch der Namensgeber für sein Trimaran-Projekt, die damalige „Flaneur“, war ein schwerer Kajütkreuzer, den sein Vater für Ausflüge auf dem Niederrhein gebaut hatte. Für Bätz das Initialerlebnis und höchster Ansporn, es irgendwann mal besser und schneller zu machen. Bätz’ Ehefrau gönnt ihm seine vier Ausflüge im Jahr, „ich nenne es die Familien-Singularität“, und die erwachsenen Kinder sind auch mal dabei, aber ihnen ist es meist zu nass und zu spartanisch.

Den selbst gebauten Drehmast stellt Bätz per Trimmleine je nach Kurs auf einen optimalen Rotationswinkel, den Winkel relativ zum Baum, ein, bis die Trimmfäden beidseitig des Großsegels perfekt anliegen. Das wirkt wie ein Gaspedal. „Mit dem Mastwinkel kann ich umgekehrt quasi auch reffen.“ Bätz weiß als Verfahrenstechniker und Ingenieur mit einem Faible für Strömungsmechanik, wie das Profil eines Segels sein soll. Die Großschot-Talje ist für ein 27,5 Fuß messendes Boot sehr kräftig ausgelegt. Man ahnt, dass hier größere Kräfte wirken als auf einem Serien-Trimaran oder Monohull. Um einen sogenannten Stecker oder gar ein Kentern zu vermeiden, lässt sie sich mit einem Ruck nach oben auch unter Druck gut öffnen. Das ist parallel zum kontrollierten Abfallen wichtig, um im Notfall schnell den Druck aus dem Segel zu nehmen. Weiter vorn am Baum ist ein Apparat befestigt, durch den im Notfall die Großschot per Fernbedienung um den Hals notausgelöst werden kann.

“Flaneur” ist ein ein extrem rasantes Boot von überschaubarem Ausmaß und Budget

Bätz ist schon in gespannter Vorfreude auf das Silverrudder. Er testet die neuesten Modifizierungen seiner „Flaneur“. In voller Sicherheitsausrüstung klettert der 62-Jährige geschickt auf dem Trampolin herum und bereitet ein Segel nach dem anderen vor. Das Turnen auf den schlanken Rümpfen erfordert Geschick.

Nach Erfahrungen auf Yachten, Mittelmeer-Törns im Modus Hand gegen Koje, Fahrten im Ärmelkanal und animiert durch Einhandhelden wie Alex Thomson, träumte Bätz schon lange von einem Boot mit hohem Speed-Potenzial, und die Suche nach dem richtigen Gefährt begann. Er stöberte im Internet und stieß auf verschiedene Selbstbauversionen des Konstrukteurs Ian Farrier. Der Neuseeländer hatte schon 1969 als Student einen gebrauchten 30-Fuß-Tri umgebaut und seinen ersten Prototyp zu Wasser gelassen. Ian Farriers Konstruktionen fanden weltweit Anklang, wie beispielsweise diverse Designs für die große Serienwerft Corsair. Bätz begann nach einem erschwinglichen Farrier zu suchen, der mindestens den Herausforderungen des Rheins mit seiner Strömung gewachsen sein sollte.

Wie Farrier selbst, der ab 1972 in Australien zu Hause war, kam Bätz fast 50 Jahre später ebenfalls zu dem Schluss, dass ein trailerbarer Trimaran die beste Lösung sei. Immerhin liegt Bätz’ Wohnort namens Hoppers mitten in Nordrhein-Westfalen. Die Suche nach dem Trimaran trieb den Ingenieur kreuz und quer durch Deutschland, die Niederlande, Belgien und führte ihn sogar bis nach Südengland.

Der Gedanke, ein extrem rasantes Boot von überschaubarem Ausmaß und Budget selbst zu besitzen und damit entlegene Gewässer zu erkunden, faszinierte ihn schon immer. Eine F82R entdeckte Bätz nach intensiver Suche schließlich in Holland. Nur Wochen später tastete sich Bätz auf dem IJsselmeer allein an das Gennakersegeln heran und ließ sich sofort von der extremen Beschleunigung begeistern, aber einiges erschien dem Techniker verbesserungswürdig. Zu viel hatte er schon gelesen und gelernt, als dass er sich mit dem Rohzustand zufriedengeben wollte.

Bätz und “Flaneur” – eine Art Segel-Symbiose

Bätz möchte beim Probeschlag alles aus diesem filigranen Kohlefaser-Triptychon herauskitzeln und probiert nacheinander verschiedene Segel. Er verschwindet halb unter einem Haufen bunten Tuchs und macht den Gennaker klar. Schnell sind wir. Nur zum Fliegen auf den Foils reicht es noch nicht. Dafür dringen mehr und mehr Sonnenstrahlen durch den Nebel. Der Wind lässt aber immer noch auf sich warten, Spaß macht es trotzdem. Es fühlt sich leicht und schnell an.

Beim Start der Midsummersail 2023 raunt Solosegler und Bootsbauer Wolfram Heibeck von der eigens für das Silverrudder verlängerten „Black Maggy“: „Das ist André Bätz mit seinem getunten Tri, der kann mit dem Ding richtig fliegen. Wenn der Wind passt, putzt der hier alle weg!“ Bätz und seine „Flaneur“, eine Art Segel-Symbiose, das Zusammenleben von zwei Wesen verschiedener Art zu gegenseitigem Nutzen. André Bätz hat sein Boot im Laufe der Zeit mehr als nur aufgepeppt, es wird synchron zu seiner stetig wachsenden seglerischen Expertise kontinuierlich auf den neuesten Stand gebracht, ständig an seine steigenden Ansprüche in Bezug auf Speed und Handling angepasst, und letztlich wird ihm sogar noch der Turbo verliehen: Foils und Flügelmast aus Kohlefaser.

Immer wieder startet Bätz durch, bis er und seine „Flaneur“ schließlich erste Erfolge verbuchen, sein Name in den Ergebnislisten ganz vorn auftaucht und heimische Lokalmatadoren und Speed-Junkies wie Wolfram Heibeck oder Mathias Müller von Blumencron sich das Podium mit ihm teilen. Mit Plänen von Ian Farrier und Mike Waters hat er die „Flaneur“ in weiten Teilen überarbeitet. Erst kam ein neues Nachrüst-Ruderblatt, dessen Position am obendrein verlängerten Heck nach achtern wanderte, dann das optimierte Schwert, zudem wurde Bätz von den Imocas inspiriert, die bestehenden Seitenrümpfe mit Foils nachzurüsten.

Schwimmer wiegen nun nur noch je 52 Kilogramm

Aber Foils erforderten auch neue leichte, voluminösere Seitenrümpfe, möglichst aus Kohlefaser, und Foilkästen mit strömungsgünstigem Austritt. Neue Foils in alten Rümpfen ergeben wenig Sinn, also wurden nach Feierabend neue Schwimmer gebaut. Sie wiegen nur noch sagenhafte 52 Kilogramm pro Stück. Der neue Bug sollte als Wave-Piercer mit verbesserter Decksgestaltung daherkommen, damit die Rümpfe ohne Geschwindigkeitsverlust aus den Wellen austauchen können. Am Schluss ergänzte noch der längere, selbst gebaute Mast aus Kohlefaser die zahlreichen Verbesserungen, und die Flugstunden konnten beginnen.

Beim Bau der Seitenrümpfe erfolgte der Aufbau der Negativform nach dem Farrier-Prinzip im Strip-Planking-Verfahren. Dann kamen unter Wärmeeinwirkung gebogene Schaumstreifen in die Form, und später wurde mit Vakuuminfusion das Innenlaminat hergestellt. Anschließend ging es an das Einpassen der Foilkästen und des vordersten Schotts.

Erst waren zwei Backbordhälften fertig, dann folgten die Steuerbordhälften, und schließlich war der Rohbau der beiden Rümpfe abgeschlossen. Zuletzt erfolgten das Aufbringen des Außenlaminats und das Finish inklusive Spachteln und Lackieren. Jeder Rumpf wog anschließend 23 Kilogramm weniger als die Serienmodelle.

Großes Ziel: Silverrudder

Das Silverrudder ist mit der größte Antrieb von Bätz’ Abenteuerlust. Es ist erstaunlich, welche Wirkung diese Regatta auf scheinbar gewöhnliche Menschen haben kann. Gestern noch hoch und trocken als Verfahrensingenieur im Rheinischen, heute ambitionierter Regatta-Crack, ein Getriebener, der viel Zeit und nicht wenig Geld investiert, um sich und sein Boot in windigen und nasskalten Nächten solo um eine dänische Insel zu quälen. Strömung, Untiefen und Hunderte von Adrenalin berauschte Familienväter und hochkarätige Segler auf den unterschiedlichsten Yachten und Booten um ihn herum. Meist müde, hungrig und mit dem ständigen Risiko einer unliebsamen Begegnung konfrontiert. Ein großer Spaß dennoch. Bätz hat beim Segeln bereits die eine oder andere Schramme oder Beule davongetragen, darunter eine schwerere Knieverletzung, die ihn zu einer längeren Pause zwingt. Diese Zeit bleibt natürlich nicht ungenutzt, er dokumentiert sorgfältig alle Erfahrungen und tüftelt unermüdlich weiter.

„Mein besonderes Windmessgerät“ nennt André Bätz seinen individualisierten Flitzer scherzhaft. Wir fallen etwas ab und setzen am verlängerten Bugspriet den Screecher, eine Wortschöpfung aus der Mehrrumpfwelt, eine Kreuzung aus Reacher und Gennaker. Aber noch immer hat sich keine brauchbare Brise etabliert, die Foils bleiben drin. Trotzdem erreicht die „Flaneur“ rund sieben bis acht Knoten Geschwindigkeit bei etwa gleichem oder manchmal weniger wahrem Wind-Speed. Schneller als der Wind – man ahnt, welches Potenzial hier lauert und auf den Einsatz wartet.

Schlichtes und funktionales Interieur auf der “Flaneur”

Die Bedienung der Trimmleinen und Fallen ist simpel und klassisch auf dem Aufbau verteilt. Kein Hightech, alles ist zentral mit ausgestrecktem Arm leicht zu erreichen. Unter Deck geht es spartanisch zu, schlicht und funktional halt. Dagegen wirken Renner wie die „Black Maggy“ innen wie aus dem Rokoko. Die Toilette befindet sich direkt neben dem Niedergang, quasi als Multifunktionssitz. Intimsphäre? Wozu? Man ist schließlich allein auf See. Der trostlose Spirituskocher am Hauptschott verdankt sein Dasein einzig dem Umstand, dass er leicht ist. Ein einsamer Plastikteller wartet von Gummistropps fixiert auf eine Kelle Nahrung, der Wassertank ist ein verblichener Kanister mit Handpumpe. Einzig die Holzschapps bilden eine beinahe luxuriöse Ausnahme in dem ansonsten sehr schlichten Interieur.

Bätz hat sich von vornherein auf die schwierigste Disziplin des Segelsports eingestellt, einhand auf langer Strecke. Das Silverrudder, die Lyø Escape oder die 900-Seemeilen-nonstop-Regatta Midsummersail. Solo oder double, meist Langstrecken mit einem Hauch von Extremsegeln. Bätz musste mit der „Flaneur“ immer wieder viele Erfahrungen sammeln, denn allein auf einem so spartanischen Sportboot ist etwas anderes, als Hand gegen Koje im Mittelmeer oder seinerzeit im Wehrdienst als Toppgast auf der „Gorch Fock“ zu fahren. Niederlagen gehören dazu, aber Bätz macht einfach immer weiter.

“Flaneur” jagt nach Titeln

Heibecks One-off „Black Maggy“ und der modifizierte Serien-Tri „Flaneur“ – zwei sehr ungleiche Schiffe, doch mit großem Potenzial auf den Titel First Ship Home. Erschöpft, aber zufrieden erreicht Bätz nach sieben Tagen und 900 Seemeilen bei seiner dritten Teilnahme zum zweiten Mal das Ziel bei der Midsummersail 23, direkt neben der berühmten gelben Tonne im hohen Norden Schwedens. In Rekordzeit. Sieben Tage Leichtwindkampf nonstop. Seine Schwester holt ihn und sein Boot per Pkw dort oben ab, zurücksegeln wie die anderen Teilnehmer muss er zum Glück nicht. Sein Schiffchen ist trailerbar. Er hatte es erneut geschafft : Dritter in den Line Honors, erster Platz in seiner Gruppe.

Wenig später schon nimmt Bätz in Svendborg sein Finisher-Shirt für den zweiten Platz in der Klasse Multihull small beim Silverrudder entgegen. Seine „Flaneur“ liegt bereits wieder zusammengeklappt auf dem Trailer. Nach einer kurzen Pause geht es gleich auf die Piste zurück ins Rheinland. Bätz ist wach, seine Gedanken kreisen während der Fahrt selbstverständlich längst wieder um weitere Optimierungen seines treuen Gefährts. Die Toilettenschüssel will er in Carbon nachbauen.


Die Foils: Hightech trifft do it yourself

einmalig frei zum BesBootFoto: Andre Bätz

Für den Selbstbau der Formen entwickelte der Ingenieur eine eigene Methode. Nachdem sich die Herstellung mittels CNC-Fräse als zu kostspielig herausgestellt hatte, baute Bätz einen stabilen, verwindungssteifen halbkreisförmigen Rohling für die Form. Er kaufte eine Anhängerladung 50Millimeter starke Pappel-Multiplexplatten. Diese wurden in Halbkreissegmente geschnitten und zu einem breiten Halbring verleimt, aus dem er die Form mittels manueller Fräsvorrichtung ausfräste.

Der Support aus Holz für die Hand-Fräsmaschine wurde mit einer Zentrierschraube in einem festen Drehpunkt gelagert und konnte von Hand in einem Halbkreis entlang des Rohlings bewegt werden. „Ich musste den Halbkreis nur zirka 500-mal mit der Fräse in der Hand ablaufen, bis die Kontur der Foil-Oberseite nach zwei Tagen fertig war.“ Die Foil-Oberseitenform wurde lackiert und war bereit für die Herstellung der Negativ-Form. Im Vakuum-Infusionsverfahren entstand erst die Foil-Oberseitenform aus GFK. Dann war die Foil-Unterseitenform nach demselben Verfahren dran. Schließlich wurden die beiden Hälften per Vakuuminfusion laminiert und miteinander verklebt. Bätz: „Dies ist wohl nicht die strömungsgünstigste Form, besser wäre eine elliptische Spitze mit gleichbleibendem Profil, aber ich wusste nicht, wie ich das herstellen sollte.“

Der Mast: selbst laminiert ohne Formen

YACHT Story - Das besondere Boot, "FLANEUR", ein getunter F82R Trimaran von 2007 von Eigner Andre Bätz aus dem Rheinland.Foto: YACHT/Andreas Lindlahr

Die für „Flaneur“ verwendete Baumethode des drehbaren Einsaling-Mastes kommt ohne Formen aus. Man kann somit jeden Mast individuell an die Anforderungen eines Bootes anpassen und obendrein kostengünstig herstellen. Für „Flaneur“ wurden zunächst auf einem 13,5 Meter langen, mittels Laser ausgerichteten Tisch die Hauptabmessungen und Lage der Saling, Fallrollen und des Lümmelbeschlags aufgezeichnet. Dann laminierte Bätz auf dem Tisch zwei Carbonplatten in Mastlänge, die er mit Zwingen in halbrunde Formen bog. Diese beiden Masthälften erhielten als interne Versteifungen kleine eingeklebte Schotten, die den langen Flügel stabilisieren sollten. Am Schluss konnten die für die Stabilität notwendigen unidirektionalen weiteren Carbonlagen auflaminiert werden, bis die notwendige Wandstärke des mit einem Diamond verstagten Rohres erreicht wurde.

Der Mast entstand nach Plänen des Konstrukteurs und Trimaranspezialisten Michael Waters, 89, aus England, der die Selbstbauer-Seite www.smalltridesign.com betreibt. Waters hatte 1990 den 25,5 Fuß großen Trimaran „Magic Hempel“ erworben und in den USA und Kanada gesegelt. Das Boot hatte 1985 als erstes Produkt der Quorning-Werft aus Dänemark mit Jens Quorning an der Pinne das legendäre Round Britain Race gewonnen. In der Welt der Mehrrumpfer sorgte das für einiges Aufsehen und legte einen der Grundsteine für die heute neben Corsair aus Vietnam erfolgreichste Trimaranwerft der Welt.


Technische Daten der “Flaneur”

  • Konstrukteur: Ian Farrier
  • Baujahr: 2007
  • Rumpflänge: 8,40 m
  • Wasserlinie: 8,20 m
  • Breite: 6,10 m
  • Tiefgang: 1,75/0,3 m (mit/ohne Schwert)
  • Gewicht: 1,1 t
  • Großsegel: 29,0 m²
  • Fock: 14,9 m²
  • Gennaker: 67,0 m²
  • J0: 27,0 m²
  • Screecher: 27,0 m²
  • Segeltragezahl: 5,7
 | Zeichnung: YACHT/N. Campe | Zeichnung: YACHT/N. Campe

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