VariantaDie Klassenvereinigung zum Erfolgsmodell von Willi Dehler wird 50 Jahre alt

Nils Leiterholt

 · 21.01.2024

Auf Raumschots-Kursen liefert das typische Feld einer Varianta-Regatta sehr bunte Bilder
Foto: Gabi Bender
Die Klassenvereinigung der Varianta feierte im letzten Jahr ihr 50-jähriges Bestehen. Grund genug, die Mitglieder an den Möhnesee einzuladen, der nur rund 30 Kilometer vom Geburtsort der Variantas entfernt liegt. YACHT hat einen Einblick hinter die Kulissen der Klassenvereinigung und den Start der Dehler-Werft in Freienohl bekommen. Außerdem haben wir mit Frank Schönfeldt gesprochen, der bekannte Segelmacher ist 15-maliger deutscher Meister in der Varianta

Wenn ein Bootstyp mehr als ein halbes Jahrhundert alt ist und immer noch Felder zusammenbringt, von denen manch aktuelle Regattaklasse weit entfernt ist, darf man das ein Kuriosum nennen. Dass das ausgerechnet auf die Varianta zutrifft, ist ein weiteres erstaunliches Phänomen, denn die wurde von ihren Schöpfern van de Stadt und Dehler einst, wie ihr Name schon sagt, für alles Mögliche erdacht – nur nicht fürs Regattasegeln.

Doch noch heute zählt die Klassenvereinigung des ersten deutschen Serienbootes seiner Art zu den aktivsten im ganzen Land. Und für die knapp 500 Mitglieder gab es 2023 noch einen anderen Grund, kräftig zu feiern, denn ihre Klassenvereinigung wurde runde 50 Jahre alt – ein halbes Jahrhundert, in dem viel passiert ist.

Das gilt auch für den Bootsbau. Mit dem Werkstoff GFK wurde die moderne Serienproduktion möglich und die Schiffe im fortschreitenden Konkurrenzkampf der Werften immer schneller und voluminöser.

Als Willi Dehler vor rund 60 Jahren den Traum vom Serienbootsbau in die Tat umsetzte und sich Gedanken über die Varianta machte, hatte er weder ein Vorbild noch Konkurrenz. Und doch entstand ein Boot, das vielen Seglern bis heute als idealtypischer Vertreter seiner Art gilt.

Die Varianta fördert Einsteiger und fordert Profis

Aus gutem Grund. Die Varianta ist ein echter Allrounder. Während sie für Einsteiger handhabbar und gutmütig ist, fahren andere mit ihren Schiffen zehn bis zwölf Regatten im Jahr. Varianta – das Wort birgt für die allermeisten Eigner zudem auch einen emotionalen Wert, denn viele segeln schon ihr ganzes Leben damit.

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Thomas Overkämping etwa. Bis 2023 war er zweiter Vorsitzender und technischer Obmann der Klassenvereinigung und sagt über seine Liaison mit dem Boot: „Ich segle jetzt seit 1989 Varianta. Das ist einfach eine Sache, wenn man die einmal angefangen hat, kommt man nicht mehr davon los. Das ist einfach genial.“

Neben dem sportlichen Ehrgeiz zählt vor allem die Gemeinschaft. „Bei uns hilft jeder jedem. Was in anderen Klassen die Ausnahme ist, ist bei uns völlig normal“, sagt Overkämping, den sie alle nur „Shorty“ nennen. „Wir fahren uns auf der Regattabahn nicht gegenseitig in die Schiffe, da ziehen wir lieber einmal mehr zurück. Und bevor es einen Protest gibt, kringeln wir lieber.“ Es überrascht also nicht, dass es bei der deutschen Meisterschaft seit sechs Jahren keine Proteste mehr gab.

Trotz der lockeren Haltung finden sich bei den Variantas viele gute Segler. Einer der prominentesten ist der Hamburger Segelmacher Frank Schönfeldt, der 15-mal deutscher Meister wurde.

Zur deutschen Meisterschaft an den Großen Plöner See traten im vergangenen Sommer 23 Boote an. Und der Regattakalender für das Jahr 2024 umfasst 18 Regatta-Wochenenden.

Während der Corona-Zeit habe man leider viele Segler verloren, sagt Overkämping. Einige hätten neue Hobbys gefunden, andere seien ins Alter gekommen. Um „seine“ Klassenvereinigung mache er sich trotzdem keine existenziellen Sorgen: „Es kommen ja auch neue hinzu. In den letzten Jahren hatten wir recht konstant 500 Mitglieder.“

Die Rolle der Fahrtensegler in der Klassenvereinigung

Das Altersspektrum, auch auf den Regatten, sei sehr durchmischt. In der Varianta finden sich auf den Klassenregatten in der Regel Segler im Alter zwischen 17 und 70 Jahren. Das liegt zum einen daran, dass die Boote wertstabil und vergleichsweise günstig zu haben sind. „Wer für eine K3 oder K4 zwischen 5.000 und 7.000 Euro ausgibt, kann sich problemlos draufsetzen und losfahren“, sagt Overkämping. Außerdem gibt es einige Crews, die auch bei den Regatten auf den Variantas schlafen und ihre Kosten dadurch klein halten. Zum anderen sind auf dem Boot auch ältere Segler noch konkurrenzfähig.

Rund 100 Mitglieder der Klassenvereinigung sind aktive Regattasegler. Doch auch für die Fahrtensegler wird gesorgt. In der letzten Saison etwa waren rund 15 Mitglieder mit ihren Variantas gemeinsam auf Flottillentörn. Es ging rund Rügen. Auch 2024 ist ein gemeinsamer Törn geplant, er findet Ende Mai im Wattenmeer statt. Und seit der Corona-Zeit wird ein digitaler Fahrtenseglerstammtisch etabliert.

Es gibt viele Beispiele für beachtliche Reisen mit der Varianta. So berichteten wir bereits 2022 in unserem Kleinkreuzertörn-Report über Christian Dörges. Der segelte mit einem Freund auf seiner Varianta 65 „Fliege“ um die gesamte Ostsee.

Mit der Varianta nach Bornholm alles ist möglich

Von Großenbrode ging es über die Mecklenburger Bucht via Dänemark und Schweden nach Bornholm. Der Rückweg führte die Crew über Rügen und entlang der deutschen Küste. Seinerzeit berichtete der damals 64-jährige Lehrer im Vorruhestand, dass er sich mit seiner Varianta 65 immer weiter gesteigert habe. Erst seien sie rund Fünen und nach Samsø gesegelt, nach den positiven Erfahrungen wollten sie sich steigern und erklärten Bornholm zu ihrem Traumziel.

Auch diese Geschichte zeigt, dass viele Eigner mit ihrer Varianta wachsen. Einige segeln das Boot zu Hause auf ihrem Binnensee und brechen eines Tages damit auf, um sich das erste Mal im Küstensegeln zu probieren. Dabei behilflich ist mit Sicherheit die Einfachheit der Systeme auf der Varianta, außerdem ist sie auf dem Trailer auch mit einem Mittelklassewagen noch zu ziehen.

Ein Elektriker wird zum Werftchef die Entstehung

Willi Dehler, der Gründer der gleichnamigen Familienwerft, war eigentlich Elektriker und betrieb ein Elektrofachgeschäft in Dortmund. Über seinen Opel-Händler kam er dann Ende der fünfziger Jahre an den Möhnesee zum Dortmunder Yachtclub.

„Einige Klubmitglieder waren Eigner der ersten Schiffe dort, die allerdings lagen, anders als heute, in einem Bojenfeld“, erinnert sich Willi Dehlers 1956 geborener Sohn Karl. Um zu den Booten zu gelangen, brauchte es Ruderboote, die damals aus Holz waren und oftmals den Winter nicht schadlos überstanden.

„Da mein Vater den Werkstoff GFK schon vom Segeln mit der Stern-Jolle kannte, entschloss er sich, daraus ein witterungsbeständiges Boot zum Übersetzen ins Bojenfeld zu bauen“, beschreibt der Sohn des Gründers die Entstehungsgeschichte der Dehler-Werft.

Und so begann Willi Dehler 1963, die Winnetou zu konstruieren und zu bauen. Den Bootsbau betrieb er zunächst noch als Hobby in seiner Garage.

Durch die Bekanntschaft zu einem Bremer Händler, von dem Willi Dehler die Beschläge für die Winnetou kaufte, bekam er die Möglichkeit, auf der Messe Interboot in Friedrichshafen am Bodensee auszustellen. „Da die Segler am Bodensee das gleiche Problem mit den Jollen im Bojenfeld hatten, wurde die Winnetou zum Verkaufsschlager und auf der Messe über 40-mal verkauft“, sagt Karl Dehler. Um die alle bauen zu können, mietete Willi Dehler eigens einen Kinosaal an und laminierte dort seine Winnetous.

Doch der Schritt zum hauptberuflichen Serienbootsbau erfolgte erst zwei Jahre später mit der Varianta. Und auch deren Geburtsstunde war eine eher zufällige Idee des innovativen Willi Dehler.

Als der nämlich 1964 auf der Hamburger Bootsmesse nach einem geeigneten Segelschiff für die eigene Familie suchte, wurde er nicht fündig. Seine Anforderungen wurden von keinem der angebotenen Boote erfüllt. Er wünschte sich ein trailerbares und kentersicheres Kunststoffboot mit Kajüte zum Übernachten. „Das gab es aber damals nicht. Und so ähnlich wie der Gründer von Porsche sagte, dass es das Auto, das er haben wollte, nicht gab und er es deshalb selbst bauen musste, hat mein Vater angefangen zu überlegen, wie ein solches Schiff entstehen könnte“, erinnert sich Karl Dehler.

Über eine alte Verbindung kannte sein Vater den damals schon renommierten, niederländischen Yachtkonstrukteur E. G. van de Stadt. Der hatte die bis heute als Schulboot beliebte Randmeerjolle gezeichnet. „Deren Konstruktion skalierte van de Stadt hoch, setzte eine abnehmbare Kajüte darauf, und so entstand die Varianta“, beschreibt Karl Dehler die Konstruktion der ersten Varianta.

Aus dem Ruhrgebiet ins Sauerland

Für den geplanten Serienbau der Varianta wurden nun auch entsprechende Räumlichkeiten erforderlich. Die Suche nach einer geeigneten Produktionsstätte führte Willi und seine Frau Edith Dehler nach Meschede-Freienohl ins Sauerland. Dort bot sich ihnen die Möglichkeit, die Werkhalle eines nicht mehr existierenden Holzunternehmens zu übernehmen. Das Grundstück samt Halle lag idyllisch an der Ruhr, allerdings vergab die Gemeinde es unter der Auflage, dass mindestens 15 Mitarbeiter beschäftigt werden müssten.

Von einer großen Portion Optimismus beflügelt, veräußerte Willi Dehler sein Elektrogeschäft in Dortmund. Auch Bruder Heinz verkaufte sein Haus, um einzusteigen, und zusammen gründeten sie in Freienohl die Dehler Bootsbau OHG.

Heinz Dehler, vier Jahre jünger als sein Bruder Willi, wurde mit den kaufmännischen Belangen des Unternehmens betraut und erhielt 49 Prozent der OHG. Willi Dehler als Gründer und Antreiber hatte eine knappe Mehrheit von 51 Prozent inne.

Auf der Hamburger Bootsmesse im Januar 1966 präsentierten die Gebrüder Dehler ihre erste Varianta, und es fanden sich auf Anhieb 27 Käufer. Alle vereinbarten zuvor jedoch noch ein Probesegeln, das letztlich aber jeden Interessenten überzeugte und später keinen dazu veranlasste, die Bestellung wieder zu stornieren.

Vor allem auf den Binnenrevieren wurde die Varianta schnell sehr beliebt. „Das Hard­top war damals ursprünglich als Option gedacht, schnell merkte mein Vater aber, dass sich die Käufer fast alle dafür entschieden“, resümiert Karl Dehler.

Der erste Test unter SegelnFoto: YACHTDer erste Test unter Segeln

Den ersten Segeltest führte Willi Dehler 1965 mit einem Mitarbeiter auf der Möhnetalsperre durch. Das Revier ist als das “westfälische Meer” nach wie vor das Mekka für “Vari”-Segler, hier ist immer noch die größte Flotte zu Hause. Die Distanz zum ehemaligen Dehler-Standort in Freienohl beträgt nur 30 Kilometer.

Modellpflege zeichnete die Dehler-Werft aus

Und so brachte die sauerländische Werft schon ein Jahr später die Varianta K4 auf den Markt. Sie sollte vor allem das Küstensegeln revolutionieren und in der kleinen Kajüte Kojenplätze für vier Personen bereithalten. Daher rührt der Name „K4“. Außerdem bekam sie ein neues, selbstlenzendes Cockpit und eben den festen Kajütaufbau. Beides sollte das Gefühl von mehr Sicherheit vermitteln.

Über die Varianta K4 schrieb die YACHT damals: “Die Varianta K4 ist das preiswerteste Boot dieser Abmessung und Qualität auf dem Bootsmarkt”Foto: Robert Müller/Varianta KlassenvereinigungÜber die Varianta K4 schrieb die YACHT damals: “Die Varianta K4 ist das preiswerteste Boot dieser Abmessung und Qualität auf dem Bootsmarkt”

Die modellgepflegte Varianta 65 kam 1972 auf den Markt. Ihr Süllrand ist etwas höher als bei den anderen Modellen. Das ergibt ein geschützteres Cockpit und etwas mehr Lebensraum. Außerdem war sie, wie die K4, mit vier Kojenplätzen ausgestattet und hatte eine Pantry.

Der Tiefgang der Varianta 65 betrug bis zu 1,30 Meter. Mit aufgeholtem Ballastschwert hatte sie einen Tiefgang von 70 Zentimetern. Erst im Jahr 1982 wurde die Produktion der Variantas eingestellt, mit rund 4.500 Exemplaren war sie Deutschlands meistverkauftes Kajütboot.

Vor allem unter Deck vermittelt die Varianta 65 mehr Lebensraum als ihre VorgängerinnenFoto: Ben ScheurerVor allem unter Deck vermittelt die Varianta 65 mehr Lebensraum als ihre Vorgängerinnen

Neben vielen innovativen Ideen war bemerkenswert, dass die Variantas standardmäßig mitsamt Trailer verkauft wurden. Die entstanden in der eigenen Schlosserei von Dehler in Freienohl. Das System mit dem auf den Trailer gezogenen Slipwagen wird heute noch wertgeschätzt.

Damals war die Möglichkeit, das Boot selbstständig slippen zu können, aber noch deutlich entscheidender als heute. „Seinerzeit hatten bei Weitem nicht alle Häfen und Marinas einen Kran, selbst eine Slipbahn war nicht immer gegeben“, erinnert sich Karl Dehler an seine frühe Jugend.

Die Klassenvereinigung auf der boot Düsseldorf

Ein für die Klassenvereinigung sehr wichtiges Event ist die boot Düsseldorf. Im Sailing Center in Halle 15 präsentiert sich die Varianta-Klasse jedes Jahr aufs Neue mit einem eigenen Boot. Möglich ist das nur durch viel ehrenamtliches Engagement.

Thomas Overkämping ist, wie schon seit vielen Jahren, auch 2024 für diesen Messeauftritt zuständig. „Dass sich die Varianta-Klassenvereinigung auf der boot zeigt, ist historisch gewachsen“, sagt Overkämping. Außerdem berichtet er, dass in diesem Jahr mit 21 Helfern mehr Manpower zur Verfügung stehe als jemals zuvor.

Der Stand ist ein wichtiger Anlaufpunkt der Varianta-Segler. Egal ob regatta- oder fahrteninteressiert – jeder von ihnen komme erst mal zum Stand in Halle 15, um sich auszutauschen. Dort gibt es nicht nur in jedem Jahr ein Schiff zu bestaunen, sondern auch einen heißen Kaffee. Oder, wenn man es mag, einen Schluck Sherry.

Der Messeauftritt, so Overkämping, koste die Klassenvereinigung zwar in jedem Jahr zweieinhalbtausend Euro. Und da sei das Spritgeld der ehrenamtlichen Helfer noch nicht mitgerechnet. Die boot sei für die Klassenvereinigung aber ein wichtiges Instrument zur Mitgliederwerbung. Jährlich treten 15 bis 20 Besucher in die Klassenvereinigung ein. Außerdem werden hier aktiv die Kontakte untereinander und auch zu den anderen Klassen gepflegt.

Um die zwölf bis 15 Mitglieder können über das Jahr außerdem regelmäßig allein durch bestehende Kontakte angeworben werden. „Wenn jemand bei uns in den Segelclub eintritt und mit einer Varianta kommt, frage ich ihn direkt, ob er Mitglied in unserer Klassenvereinigung ist“, sagt Overkämping.

Auch starke Flottenobleute seien bei der Werbung neuer Mitglieder von fundamentaler Bedeutung. Darüber hinaus seien sie für die Beiträge in den gedruckten „VA Infos“ wichtig, die halbjährlich zur boot und im Spätsommer erscheinen.

Insgesamt haben sich acht Flottenobleute das ganze Bundesgebiet aufgeteilt. Es gibt einzelne Flottenobleute für Berlin, Südwest, Schleswig-Holstein, Steinhuder Meer, Baldeneysee, Möhnesee, Sorpesee und Hennesee.

Wie realistisch ist eine Varianta-Europameisterschaft?

Es gab auch eine Zeit, in der die Verantwortlichen kurzzeitig vom Austragen einer Europameisterschaft in der Varianta geträumt haben. Damals wurden aber die dafür geforderten internationalen Meldezahlen knapp nicht erreicht, und mittlerweile ist die Zahl der Regattateilnehmer aus Österreich und der Schweiz derart zurückgegangen, dass daran auch nicht mehr zu denken ist.

Die Hotspots der Varianta-Segler sind neben der Möhne Berlin und der Umkreis von Mannheim. Dort wird auf einem Altrheinarm mit der Varianta um die Wette gesegelt. Bekannt ist dieses Revier aber vor allem für die Gastfreundschaft. Manch einer fahre nicht nur des Segelns wegen dort hin, sagt Thomas Overkämping. Vielmehr sei die gastgebende Segler-Vereinigung Mannheim so zuvorkommend und nett und die Atmosphäre auf dem beschaulichen Altrheinausläufer so gut.

Diese Einstellung ist typisch für das Leben in der Varianta-Klassenvereinigung. Neben dem ehrgeizigen, sportlichen Aspekt kommt es den Mitgliedern vor allem auf die Gemeinschaft an.

Auch Thomas Overkämping betont, wie ausgewogen die Chemie in der Klassenvereinigung sei und dass sich auch bei ihnen in den letzten 20 Jahren viel getan habe. „Früher haben wir auf mancher Jahreshauptversammlung gesessen und drei Stunden nur darüber diskutiert, ob der Vorliekstrecker der Genua aus dem Cockpit herauszuziehen sein darf oder nicht.“

Aber diese Zeiten seien vorbei. Zwar werde auf den Versammlungen immer noch leidenschaftlich gern diskutiert, aber die Klassenvorschriften seien schon so weit gelockert worden, dass Anträge zu technischen Fragen meist eine Mehrheit ergäben, es ausprobieren zu wollen.

Insgesamt blickt Thomas „Shorty“ Overkämping der Zukunft der Varianta-Klassenvereinigung positiv entgegen: „Durch den Rücktritt des ersten Vorsitzenden und von mir wollten wir den Jüngeren die Chance und Bühne geben, ihre frischen Ideen stärker einbringen zu können. Ich bin gespannt, was so auf uns zukommt.“


Frank Schönfeldt über die Regatten in der Varianta-Klasse

Er wurde ganze 15 Mal deutscher Meister in der Varianta: Frank SchönfeldtFoto: YACHT/Nico KraussEr wurde ganze 15 Mal deutscher Meister in der Varianta: Frank Schönfeldt

YACHT: Herr Schönfeldt, Sie wurden 15-mal deutscher Meister in der Varianta, letztes Jahr hat es nicht geklappt ...

Frank Schönfeldt: ... wir haben im letzten Jahr einfach zu wenig trainiert, und dafür sind die anderen dann zu stark. Dieses Jahr wollen wir bei der deutschen Meisterschaft auf dem Baldeneysee aber wieder angreifen!

YACHT: Wie sind Sie eigentlich dazugekommen, Varianta zu segeln?

Frank Schönfeldt: Hier oben gab es fast keine Variantas. Trotzdem bat mich ein Kunde 1988, ihm einen Satz Segel zu machen. Er kam dann aber nach ein paar Wochen wieder und wollte die Segel zurückgeben. Das habe ich im Blankeneser Segel-Club Hannes Diefenbach erzählt, wir kannten uns vom Piraten. Der meinte: „Mein Vater hat eine Varianta auf dem Sorpesee, soll ich die mal mitbringen und wir testen deinen Segelsatz?“ Das haben wir gemacht. Ich meine auf Segelnummer G3, jedenfalls aber auf einer der ersten. Die deutsche Meisterschaft haben wir dann mit großem Vorsprung gewonnen, und ich habe eine Menge Freunde gefunden. Allerdings überschnitten sich die Termine der Meisterschaften mit denen von Pirat und OK-Jolle, darum habe ich dann wieder aufgehört. Auf dem Stand in Düsseldorf haben sie mich allerdings wieder angespitzt.

YACHT: Was macht die Varianta denn so besonders für Sie?

Frank Schönfeldt: Der Einstieg in die Varianta fällt superleicht, man kann im Grunde nicht günstiger Regatta segeln. Mir macht es vor allem Spaß, weil die Gemeinschaft einfach super ist. Ich würde mich freuen, wenn es noch viele Jahre eine aktive Varianta-Klassenvereinigung gibt.


Die Geburtsstunde der Klassenvereinigung

Schon 1969, die Varianta war gerade mal fünf Jahre alt, bildeten re­gat­tainteressierte Eigner mit Unterstützung der Dehler-Werft eine Vereinigung zur Förderung des Regattasports mit der Varianta. Im Mai 1971 erkannte der Deutsche Segler-Verband sie als Einheitsklasse an. Am 20. Februar 1973 trafen sich zehn Varianta-Segler in Freienohl, um die Varianta-Klassenvereinigung offiziell zu gründen. Gründungsmitglied war auch Werftchef Willi Dehler. Zum ersten Vorsitzenden wurde Josef Schulte-Feldmann vom Sorpesee im Sauerland gewählt, dessen erste Aufgabe darin bestand, alle Formalitäten und Bedingungen zur Anerkennung einer Klassenvereinigung zu erfüllen.

Modellhistorie: Die “Vari”-Entwicklung

Die Varianta wurde zweimal modellgepflegt. Die Versionen K3 und K4 unterschieden sich in Abmessungen und Erscheinung kaum. Die Varianta 65 hingegen deutlicher, wie die Gegenüberstellung zeigt.

VariantaFoto: Karl Dehler

Technische Daten des ersten Varianta-Modells:

  • Konstrukteur: E. G. van de Stadt
  • Rumpflänge über alles: 6,40 Meter
  • Länge der Wasserlinie: 5,30 Meter
  • Breite: 2,10 Meter
  • Tiefgang (Kielschwert): 0,50/0,70 bis 1,30 Meter
  • Kojenplätze: 3
  • Ballast: 260 kg
  • Segelfläche: 22,5 m²
  • Mastlänge: 7,30 Meter
Varianta 65Foto: YACHT/Nils CampeVarianta 65

Technische Daten der Varianta 65:

  • Konstrukteur: E. G. van de Stadt
  • Rumpflänge über alles: 6,50 Meter
  • Länge der Wasserlinie: 5,40 Meter
  • Breite: 2,10 Meter
  • Tiefgang (Kielschwert): 0,50/0,70 bis 1,30 Meter
  • Kojenplätze: 4
  • Ballast: 280 kg
  • Segelfläche: 22,5 m²
  • Mastlänge: 7,20 Meter

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