Black Pepper Code 0.1 im TestAußergewöhnlicher Weekender ist Wucht unter Segeln

Michael Good

 · 13.07.2024

Hingucker mit Wow-Effekt: Klassisches Design auf moderner Konstruktion. Die Optik polarisiert, und auch das Konzept lässt sich nicht in eine Schublade stecken
Foto: YACHT/Yohan Brandt
Black Pepper Yachts aus Frankreich bringt mit der Code 0.1 ein neues Modell in seiner Reihe hochwertiger Lustbeschleuniger. Ein smarter Weekender mit Siegpotenzial im YACHT-Exklusivtest

Als vor gut zwölf Jahren der Franzose Michel De Franssu unter dem neuen Label Black Pepper Yachts sein erstes Neubauprojekt vom Typ Code 0 angekündigt hat, haben zunächst nicht viele an den Erfolg des Vorhabens geglaubt. „Hübsch, aber viel zu teuer“ oder „das hat auf dem Markt doch keine Chance“, so oder ähnlich lauteten damals die vernichtenden Kommentare aus den Reihen der vermeintlichen Branchenkenner. Sie sollten letztlich Lügen gestraft werden.

Black Pepper Yachts hat sich in der kurzen Zeit bis heute vom exotischen Kleinstbetrieb zum international angesehenen Yachtbau-Unternehmen gemausert. Nicht nur wurden vom Typ Code 0 (Test YACHT 20/2012) bisher schon gegen 30 Einheiten gebaut, auch hat die Werft ihre Produktlinie in den letzten zehn Jahren rasch ausgebaut. So folgten auf das Modell Code 0 mit zehn Meter Rumpflänge die größeren Typen Code 1 (13,60 Meter), Code 2 (19,70 Meter) sowie das Flaggschiff Code 3 (25,10 Meter). Bekannt wurde die Marke vor allem durch die Bauweise ihrer Yachten komplett aus Kohlefaser und deren extrem leistungsorientierte Ausrichtung.

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Auch hat Black Pepper sein Programm nach unten erweitert. Das kleinste Modell unter der Bezeichnung Code # wurde im YACHT-Test als trailerbares Sportboot in der Ausgabe 14/2017 vorgestellt. Mehr noch: Die Carbon-Spezialisten mit Sitz in Nantes an der französischen Westküste haben zwischenzeitlich nicht weniger als fünf Hochsee-Rennyachten vom Typ Imoca 60 gebaut und arbeiten derzeit an der Fertigstellung eines leistungsstarken Performance-Katamarans (Code C.69) von 21 Meter Länge als neue Konkurrenz zu Gunboat oder Outremer. Es tut sich also eine ganze Menge bei Black Pepper.

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Jetzt hat die Werft ihr Erstlingswerk, die Code 0, einer gründlichen Überarbeitung unterzogen. Außerdem: Mit der Code 0.1 hält Black Pepper zwar an der bewährten Konzept-DNA fest, stellt aber trotzdem ein komplett neues Boot vor und wechselt dafür auch die Designpartner. Kamen die Pläne für das Vorgängermodell von Naval-Architekt Romaric Neyhousser, zeichnet nun das Studio von Marc Lombard Yacht Design für die Konstruktion des neuen Typs verantwortlich. Im Vergleich ist das Boot kaum länger, aber deutlich breiter und vor allem im Vorschiffsbereich markant fülliger geworden. Dazu steht das Rigg jetzt weiter achtern, und das Heck bleibt auf dem Niveau vom Cockpitboden offen. Die Franzosen bei Black Pepper nennen das „Sun Deck“.

Die Black Pepper Code 0.1 wird überwiegend mit Schwenkkiel bestellt

Geblieben ist dagegen die einheitliche Optik aller Einrumpfboote von Black Pepper. Typisch und charakteristisch dafür ist der kurze, flache und kantige Kajütaufbau im Stile klassischer Yachten à la William Fife oder Nathanael Herreshoff. Zusammen mit dem negativen Steven und dem leicht negativen Deckssprung verleiht er dem Boot einen unverkennbaren Look. Fraglos: Die Code 0.1 ist ein echter Hingucker.

Auch der Schwenkkiel gehört zu den typischen Merkmalen der Marke, auch wenn die drehbare Flosse eigentlich nur eine Alternative als Option darstellt. Im Standard wird die Code 0.1 mit einem Festkiel in L-Form und Ballastbombe gebaut, so wie beim Testboot auch. Das Boot wird jedoch überwiegend mit Schwenkkiel bestellt, speziell für den Einsatz in Tidengewässern. Dafür muss der Käufer aber nochmals tief in die Tasche greifen: Rund 27.000 Euro kostet der hydraulisch aufholbare Kiel zusätzlich. In dem Fall sind zudem die Ruderblätter kürzer als im Standard. Mit einem Tiefgang von minimal 1,00 Meter kann man mit dem Boot bis dicht an den Strand fahren, und auch das Trockenfallen sollte laut Werft mit aufgeholtem Kiel problemlos sein.

Für den Test mit der Code 0.1 hätten die Bedingungen vor St. Tropez an der Côte d’Azur nicht besser sein können. Sonne, dazu Mistral mit soliden 5 Beaufort (16 bis 20 Knoten Wind) und nur wenig Welle bei ablandigem Wind in der Bucht – die Paradedisziplin für ein potentes Boot wie die Code 0.1. Die Daten sind entsprechend gut : 7,0 Knoten hart am Wind auf einem wahren Winkel von nur gerade 40 Grad. Das entspricht einer Luvgeschwindigkeit von knapp 5,4 Knoten VMG (Velocity made good), was schon im Leistungsbereich von echten Racern ähnlicher Rumpflänge liegt. Erstaunlich dabei die enorme Steifigkeit, welche das Boot an den Tag legt. Selbst in den knackigen Böen segelt die Code 0.1 aufrecht und beschleunigt eher, als zu krängen. Um die vergleichsweise große Segelfläche optimal effizient zu nutzen, wurde für den Test jedoch das erste Reff eingebunden.

Am Wind wie eine Jolle, lebendig und sehr direkt

Für die Vorwindstrecke ist der große Gennaker immer noch die gute und vernünftige Wahl. Die über 100 Quadratmeter Segelfläche zerren das Leichtgewicht unmittelbar und mit brachialer Beschleunigung in Gleitfahrt. Sofort sind über zehn Knoten erreicht, die Tagesbestleistung liegt bei über 13,5 Knoten bei rund 20 Knoten Wind. Dabei zeigt die Französin auch keinerlei Mühe, stabil auf Kurs zu bleiben. Wie auf Schienen lässt sie sich raumschots an der Windkante halten – zum Steuern ein Traum! Und überraschenderweise funktioniert dabei auch die ungewöhnliche Radsteuerung sehr gut, welche nur auf speziellen Kundenwunsch auf dem Testschiff installiert ist. Ab Werft wird das Boot mit einer Pinne ausgestattet.

Der moderne Am-Wind-Segelplan sieht eine Selbstwendefock vor. Weil der Mast recht weit achtern steht, bleibt das J-Maß relativ lang und damit das Vorsegeldreieck vernünftig groß. Für den Einsatz auf windschwachen Seen ist auch eine überlappende Genua mit 3D-Holepunkten auf dem Kajütaufbau möglich. Dazu bietet die Werft ein noch höheres Binnenrigg an. Weil die Segeltragezahl (Verhältnis Segelfläche zu Gesamtgewicht) schon in der Standardausführung mit einem Wert von 6,1 deutlich über dem Durchschnitt liegt, scheint dieses Upgrade allerdings wenig sinnvoll.


Schön, schlank und schnell. Das ist die Konkurrenz

Comuzzi C32: Attraktiver günstiger Daysailer aus Italien mit vielen Variationsmöglichkeiten. Im Test zeigt das Boot von Konstrukteur Alessandro Comuzzi sehr starke, Segelleistungen. Rumpflänge 9,70 m; Breite 2,50 m; Gewicht 2,5 t; ab 135.660 Euro. YACHT-Test: Heft 9/2023
Foto: YACHT/Andrea Carloni

Black Pepper lässt die Rümpfe und die Decks seiner Yachten vom Typ Code 0.1 beim Carbonspezialisten Pauger Composites in Ungarn bauen, ausnahmslos mit Kohlefaser und Epoxidharz, als Sandwichkonstruktionen mit Schaumkern sowie im Vakuum-Infusionsverfahren. Besser, leichter und robuster kann man Boote kaum bauen. Danach werden die Komponenten für der Ausbau und zur Fertigstellung in die Werft nach Nantes geliefert.

Für den Ausbau übernimmt der Kunde die Regie

Die Ausstattung an Deck ist tadellos und hochwertig, mit Beschlägen und Anbauteilen aus den gehobenen Sortimenten. Die sehr niedrige Reling wie auf dem Testschiff ist eine Option und bietet weder viel Sicherheit noch gute Festhaltemöglichkeit.

Vielmehr stellt sich der tiefe Draht als gefährliche Stolperfalle beim Ein- und Aussteigen über die Seite heraus. In der Basisausstattung ist der Seezaun deshalb auch gar nicht vorgesehen. Mit oder ohne Reling bleibt es für die Code 0.1 bei einer Einstufung in die CE-Entwurfskategorie B.

Für den Ausbau übernimmt der Kunde die Regie. Zwar gibt es ein Standard-Layout wie oben in der Risszeichnung abgebildet, allerdings sind dafür viele mögliche Varianten geboten. Im Rahmen der Machbarkeiten will Black Pepper sämtliche Kundenwünsche erfüllen können. Der Eigner vom Testboot möchte seine Code 0.1 nur als Daysailer und zwischendurch auch mal für eine Clubregatta nutzen. Deshalb hat er für den Innenausbau nur das Nötigste gewünscht und zudem auf Annehmlichkeiten zum Fahrtensegeln wie Toilette oder Küche ganz verzichtet. In dem Fall bleibt es innen bei einer sehr nüchternen und wenig gemütlichen Wohnatmosphäre. Auf der boot in Düsseldorf hat die Code 0.1 auch in einer Variante mit einem umfangreicheren, schöneren und deutlich wohnlicheren Innenausbau gestanden.

Die Eigenständigkeit und die Qualität rechtfertigen die gehobene Preispolitik – wenigstens ein Stück weit

Die Freude über das stimmige Konzept, die hochwertige Bauweise, die exzellente Ausstattung und vor allem die tollen Segelleistungen mit viel Speed, Höhe und exzellenter Kontrollierbarkeit werden letztlich leider durch den gesalzenen Preis getrübt. Gut 320.000 Euro müssen Käufer für das Boot in der Standardversion mit Einbaumaschine und Carbonrigg hinblättern.

Das ist auch im Vergleich mit der Konkurrenz sehr viel Geld für ein Boot von nur zehn Metern Rumpflänge. Dazu kommt: Wie bei Performance-Booten üblich sind dabei die Segel noch nicht enthalten. Für einen vollständigen Satz Segel aus Groß, Fock, Code Zero und Gennaker werden nochmals mindestens 45.000 Euro zusätzlich fällig. Die Code 0.1 ist kein Schiff für jedermann und schon gar nicht für jedes Budget.

Aber: Das Boot ist unter Segeln eine Wucht und wird seiner umwerfenden Optik wegen unterwegs wie auch im Hafen die Blicke auf sich ziehen. Der Reiz des Besonderen bleibt verlockend.

Die Messwerte zum Test der Black Pepper Code 0.1

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Die Black Pepper Code 0.1 im Detail

Der Festkiel mit Ballast­bombe ist Standard. Fast ­alle Boote von Black ­Pepper werden aber mit 
einem hydraulischen Schwenkkiel bestellt.  Der kraftvolle Segelplan steht für viel Leistung unter Segeln. Es gibt dazu Varianten | Zeichnung: YACHT GrafikDer Festkiel mit Ballast­bombe ist Standard. Fast ­alle Boote von Black ­Pepper werden aber mit einem hydraulischen Schwenkkiel bestellt. Der kraftvolle Segelplan steht für viel Leistung unter Segeln. Es gibt dazu Varianten | Zeichnung: YACHT Grafik

Technische Daten der Black Pepper Code 0.1

  • Konstrukteur: Marc Lombard
  • CE-Entwurfskategorie: B
  • Rumpflänge: 10,05 m
  • Gesamtlänge: 11,10 m
  • Wasserlinienlänge: 9,95 m
  • Breite: 3,00 m
  • Tiefgang (Std. Festkiel): 1,80 m
  • Tiefg. (Schwenkkiel): 1,00–2,38 m
  • Theor. Rumpfgeschw.: 7,7 kn
  • Gewicht: 2,4 t
  • Ballast/-anteil: 0,9 t /38 %
  • Großsegel: 41,0 m²
  • Selbstwendefock: 26,0 m²
  • Motor (Nanni): 10,3 kW/14 PS
  • Kraftstofftank: 35 l
  • Frischwassertanks: 60 l
  • Fäkalientank: 35 l

Rumpf- und Decks­bauweise

Kohlefaser-Sandwichkonstruk­tionen, gebaut mit Epoxid und Schaumkern im Vakuum-Infusionsverfahren

Ausstattung, Preis und Werft

Rigg und Segel

Das Rigg kommt von Pauger Carbon Composites in Ungarn und wird mit Wanten aus Rod ausgerüstet. Die Segel sind im Lieferumfang nicht enthalten, die vollständige Garderobe mit Laminatware (Groß, Fock), dazu Code Zero und Gennaker kostet je nach Qualität und Hersteller ab etwa 45.000 Euro Aufpreis (brutto)

Motorisierung

Zweizylinder Einbaudiesel von Nanni mit Wellenantrieb, optional auch mit Saildrive. Ein Elektromotor (Pod-Antrieb) von Torqueedo mit Batteriebank und Ladegerät ist alternativ erhältlich. Der Aufpreis: 21.400 Euro brutto

Preise

  • Grundpreis ab Werft: 321.300 €
  • Preis segelfertig: 379.010 €
  • Komfortpreis: 389.300 €
  • Garantie (inkl. Osmose): 1 Jahr

Stand 06/24. Wie die ausgewiesenen Preise definiert sind, finden Sie hier!

Werft und Vertrieb

Black Pepper Yachts, 44100 Nantes (Frankreich); www.blackpepper.fr

YACHT-Bewertung der Black Pepper Code 0.1

Hübscher, stark wandelbarer Daysailer oder Weekender mit einem hohen Leistungspotenzial auch für den erfolgreichen Regattaeinsatz. Beste Grundausstattung ab Werft

Konstruktion und Konzept

  • + Konsequente Leichtbauweise
  • + Optisch sehr attraktiv
  • -Sehr hoher Preis im Vergleich

Segelleistung und Trimm

  • + Extrem hohes Leistungspotenzial
  • + Übersichtliches Handling
  • + Reaktionsstark auf dem Ruder

Wohnen und Ausbauqualität

  • + Hohe Wandelbarkeit im Ausbau
  • + Tourentauglichkeit in Modulen
  • - Innen nüchtern und ungemütlich

Ausrüstung und Technik

  • + Variabler Tiefgang möglich
  • + Modernes, leistungsstarkes Rigg
  • - Seezaun zu niedrig

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