BootsbauSensationeller Fund - ältestes Kraweelschiff als 3-D-Scan

Lars Bolle

 · 10.03.2025

Das Wrack kann als 3-D-Modell betrachtet werden.
Foto: Vrak-Museum
Marinearchäologen haben vor Stockholm ein Schiffswrack aus dem 15. Jahrhundert entdeckt. Es könnte sich um das älteste bekannte kraweelgebaute Schiff aus dem Norden handeln. Der Fund verspricht neue Erkenntnisse über eine Umbruchszeit im nordischen Schiffbau.

Vor der Küste Stockholms haben Forscher des Museums Vrak ein Schiffswrack entdeckt, das neue Einblicke in die maritime Geschichte Skandinaviens verspricht. Das als "Vrak 5" bezeichnete Wrack liegt in der Bucht Landfjärden bei Häringe und stammt vermutlich aus den 1480er Jahren. Es könnte sich dabei um das älteste bisher gefundene kraweelgebaute Schiff nordischer Herkunft handeln.

"Es ist ein großes Schiff, das etwa 35 Meter lang und 10 Meter breit gewesen sein dürfte", erklärt Håkan Altrock, Kurator am Museum Vrak und Projektleiter der Untersuchung. "Die Spanten des Schiffes ragen noch immer hoch über den Meeresboden hinaus, und im Heck stehen Achtersteven und Ruder noch aufrecht."

Die Forscher haben das Wrack komplett gescannt. Der 3-D-Scan ist hier zu sehen. Das Modell kann frei bewegt werden, lässt sich ein- und auszoomen.

Besonders bemerkenswert an dem Fund ist die Bauweise des Schiffes. Im Gegensatz zur damals vorherrschenden Klinkerbauweise, bei der sich die Planken überlappen, wurde dieses Schiff in Kraweelbauweise gefertigt. Dabei werden die Planken Kante an Kante auf Spanten gesetzt, was einen glatten Rumpf ergibt. Diese Technik ermöglichte den Bau größerer und stabilerer Schiffe. Die Bezeichnung Kraweel- oder auch Karweelbauweise ist vom portugiesischen caravela, ‚Karavelle', abgeleitet.


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Übergang zu einer neuen Ära des Schiffbaus

Die Entdeckung von Vrak 5 markiert einen wichtigen Übergang in der nordischen Schiffbaugeschichte. "Dieses Schiff stellt eine faszinierende Verbindung zwischen mittelalterlichem und neuzeitlichem Schiffbau dar", erläutert Altrock. "Es kann uns wertvolle neue Erkenntnisse über eine wichtige Umbruchszeit in Schwedens maritimer Geschichte liefern."

Die Entwicklung der Kraweelbautechnik wird von vielen Forschern als Reaktion auf die Einführung von Kanonen auf Schiffen im 15. Jahrhundert gesehen. Die Notwendigkeit, Artillerie an Bord zu haben, erforderte Schiffe mit größerer Stabilität und Widerstandsfähigkeit sowie Rümpfe, die stark genug waren, um feindlichem Kanonenfeuer standzuhalten.

Das Holz für den Bau des Schiffes stammt aus der Region Möre in der Nähe von Kalmar oder aus dem östlichen Blekinge. Diese Erkenntnis liefert wichtige Hinweise auf die damaligen Handelsrouten und Ressourcennutzung im Ostseeraum.

Weitere Untersuchungen geplant

Das Wrack ist eines von fünf in Landfjärden entdeckten Schiffswracks. Frühere schriftliche Quellen hatten diese Wracks als Wikingerschiffe eingestuft, doch ihre genaue Art und ihr Alter blieben bisher ungewiss. "Vor einem Jahr datierten wir drei der vier größten Wracks auf das 17. und 18. Jahrhundert. Eines davon konnten wir sogar mit einer schriftlichen Quelle aus dem 17. Jahrhundert in Verbindung bringen", berichtet Altrock.

Die Marinerchäologen des Museums Vrak planen nun, das Projekt zur maritimen Umgebung von Häringe abzuschließen und Vrak 5 als eigenständiges Forschungsprojekt weiterzuführen. "Wir beabsichtigen, externe Mittel für eine Ausgrabung zu beantragen", sagt Altrock. Eine detaillierte Untersuchung des Wracks könnte wertvolle Informationen über Konstruktionstechniken, Materialien und möglicherweise sogar über das Leben an Bord eines spätmittelalterlichen nordischen Schiffes liefern.


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