50 Jahre Ocean RaceGroße Feier in Kiel, Regatta mit Teilnehmeryachten

Lasse Johannsen

 · 12.09.2023

„Peter von Danzig“ bei Kap Horn, aufgenommen von Bord der "HMS Endurance"
Bilder von der Whitbraed-Race Teilnahme
Der Akademische Segler-Verein in Kiel (ASV) feiert am Samstag, dem 23. September, den 50. Jahrestag des Starts zum Whitbread Round the World Race. Außerdem: ein digital überarbeiteter Film des Rennens, unten im Artikel

Das Whitbread Round the World Race war das erste Mannschaftsrennen, das Segelyachten in Etappen um die Welt führte. Der ASV nahm mit seinem damaligen Flaggschiff „Peter von Danzig“ unter Skipper Reinhard Laucht teil.

Am 8. September 1973 erfolgte der Startschuss, dem 17 Yachten vor dem südenglischen Portsmouth über die Linie und auf einen Kurs um die Welt folgten, der in vier Etappen der Route folgte, auf der die alten Rahsegler während des 19. Jahrhunderts Waren verschifften.

“Peter von Danzig” war schon eine betagte Yacht

Den Besatzungen standen damit die Rundung der berüchtigten Kaps ebenso bevor wie die entbehrungsreiche Passage des Südpazifiks. Die Mitsegler waren zumeist Amateure, die sich aus den verschiedensten persönlichen Motiven der Herausforderung stellten. Das Rennen ging nicht zuletzt aufgrund dieses Charakters in die Geschichte des Segelsports ein und wurde zum Vorläufer des bis heute, mittlerweile jedoch hoch professionell durchgeführten Rennens „The Ocean Race“, davor „Volvo Ocean Race“ und davor eben „Whitbread Round the World Race“

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Im ASV ist man zu Recht stolz darauf, diese Geschichte der ersten Stunde mit einer selbst organisierten Crew aus 15 Studenten um den Skipper Reinhard Laucht mitgeschrieben zu haben. Gefeiert wird im Bootshaus vor dem Steg, von dem aus „der Peter“ seinerzeit unter Segeln aufbrach – eine Maschine hatte die 30 Tonnen schwere, 18 Meter lange Hochseeyawl von 1936 damals nicht. Mit dabei sind sowohl Teilnehmer aus der damaligen Crew als auch das heute „Peter von Seestermühe“ heißende Schiff.

Darüber heißt es beim ASV

Das Vereinsboot „Peter von Danzig“ wurde 1936 aus Stahl mit einer Länge von 18 m bei einer Danziger Schiffswerft unter engagierter Mitarbeit von Studenten für den dortigen „Akademischen Segler-Verein“ gebaut, um an einer Atlantik-Regatta teilzunehmen. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges kam das Boot auf abenteuerlichem Wege zum ASV i.K. nach Kiel, wo es als schweres Flaggschiff ohne Motor und nur von Segeln angetrieben an seine Crews immer hohe Anforderungen stellte.

Als bekannt wurde, dass es eine Segelregatta für Mannschaftsboote um die Welt geben sollte, waren die Kieler Studenten sofort „Feuer und Flamme“ und wollten dabei sein. Es bildete sich ein Organisationsteam, das die schwierigen Vorbereitungsarbeiten in Angriff nahm: Der gesamte Verein musste begeistert werden, es musste Geld zur Verbesserung der Ausrüstung beschafft werden, es musste ausreichend qualifizierte Crew gefunden werden, usw. Aber wie so häufig wurden im ASV die Probleme gerade noch rechtzeitig gelöst und man konnte stolz die Anmeldung zur Teilnahme abschicken. 15 Studenten nahmen an dem Rennen teil. Von ihnen segelten 9 um die ganze Welt.

Den Startschuss zu dem Rennen gab die englische Segellegende Sir Alec Rose, der einige Jahre vorher die Erde allein in einem Segelboot umrundete und dabei nur zwei Zwischenstopps hatte. Es waren 19 Yachten zur Regatta gemeldet, aber nur 14 davon konnten das gesamte Rennen um die Welt beenden, bei dem 27.000 Seemeilen zurückgelegt werden mussten. Im Südpolarmeer nahm das Rennen einen tragischen Verlauf: Drei Segler verloren bei extremen Wetterbedingungen ihr Leben, sie gingen über Bord und konnten nicht gerettet werden. Der „Peter von Danzig“ allerdings blieb von dramatischen Vorfällen verschont.

Sieger wurde unerwartet, gegen etliche extra für dieses Rennen gebaute Boote, die mexikanische Yacht „Sayula II“. Sie kam nach 152 Tagen auf den Ozeanen im Ziel in Portsmouth an. Der 36 Jahre ältere „Peter von Danzig“ brauchte 204 Tage auf See. Damit wurde er letztes der 14 Boote, die die Regatta regulär abschlossen. Die Kieler Studenten, die mit ihrem alten „Peter von Danzig“ die Regatta ohne nennenswerte Havarie segelten, wurden respektvoll von den anderen Teilnehmern des Rennens mit dem Preis als „The Best Loser“ gefeiert.

Zur Feier ist jeder willkommen

Die Jubiläumsfeierlichkeiten stehen unter der Schirmherrschaft von Kiels Oberbürgermeister Dr. Ulf Kämpfer. Auch andere renommierte Yachten, die in Nachfolgeregatten des 1. Whitbread Round the World Race unter deutscher Flagge segelten, können dann an dem Vereinssteg bewundert werden. Geplant ist eine Jubiläums-Regatta auf der Kieler Förde mit allen geladenen ehemaligen Renn- Segelbooten. Der Start wird am 23.9.23 um 11 Uhr vor dem ASV Kiellinie 9 erfolgen, und das Rennen um Tonnen in der Innenförde wird vom Ufer an der Kiellinie gut zu beobachten sein. Anschließend soll es ein „rauschendes Erinnerungsfest“ auf dem Vereinsgelände des ASV geben.


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