Lagoon ist damit der erste Großserienhersteller der Branche, der einen solchen Schritt geht. Marken aus anderen Bereichen, wie etwa der Luxusuhrenhersteller Rolex oder das Unternehmen Porsche, bieten ihren Kunden bereits eine solche Restaurierungsmöglichkeit für alte Schmuckstücke an.
Im Yachtgeschäft ist das anders. Dort kommt vermutlich Nautor dem Refit-Modell am nächsten. Seit dem Kauf von Camper & Nicholson Anfang der 2000er biten die Finnen neben neuen Yachten auch qualifizierte Servicearbeiten an. Inzwischen gehören auch Betriebe im Mittelmeerraum zu dem Geschäftszweig, der weiter wachsen soll. Im Unterschied zu Lagoon hat Nautor das Refit-Modell allerdings noch nicht als eigene Sparte etabliert.
Einer der Gründe für das Lagoon-Programm, das unter dem Namen „Neo“ läuft, liegt auch in den selbst gesteckten Nachhaltigkeitszielen. Demnach will die gesamte Beneteau-Gruppe nach eigenen Angaben bis 2030 die CO2-Emissionen des Unternehmens um 30 Prozent reduzieren. Die Refits sind ein Baustein dieser Strategie.
Von dem Programm sollen zunächst Eigner der Lagoon 620 profitieren, die ihre Katamarane als erstes überholen lassen können. Ist der Refit abgeschlossen, sollen die Boote dann Teil der neuen Neo-Linie werden.
Die Werft konzentriert sich vorerst auf die Lagoon 620, da diese im Vergleich zu kleineren Katamaranen mit ihren fast 19 Metern Länge und zehn Metern Breite mehr Platz bietet und deshalb einfacher an heutige Standards angepasst werden kann. Andere Modelle sollen jedoch sukzessive hinzukommen.
Was beim Refit konkret geändert oder überholt wird, hängt von dem Paket ab, das der Katamaraneigner bucht. Drei Möglichkeiten stehen zur Auswahl: Beim Standard-Paket wird die Rumpf-Struktur überprüft. Die Elektrik wird auf den neuesten Stand gebracht, Software aktualisiert und die Innenausstattung aufgefrischt.
Im zweiten Paket, dem so genannten „Silent-Pack“, werden zusätzlich die alten Batterien durch langlebigere und effizientere Lithium-Akkus ausgetauscht und Solarpaneele montiert lassen. Eine Option, die heutzutage zu den viel gebuchten Extras bei Segelyachten dieser Größe zählt. An sonnigen Tagen soll so das Nachladen über die Schiffsdiesel oder den Generator entfallen.
Mit dem so genannten Premium-Pack, dem dritten Paket, kann eine neue Rumpflackierung gebucht werden. Ein Angebot, dass vor allem auf alte Charterkatamarane zielt, deren Gelcoat oft ausgekreidet oder beschädigt ist.
Für die Dauer des Refits rechnet Lagoon je nach Paket derzeit mit vier bis sechs Monaten Werftzeit. Dafür wurde eine spezialisierte Produktion am Mittelmeer im italienischen Monfalcone eingerichtet. Im Vergleich zur Produktionsstätte an der französischen Atlantikküste lassen sich die Werftkapazitäten dort individueller gestalten und sind weniger auf Serienfertigung ausgelegt.
Bevor der Katamaran nach dem Refit allerdings in die Hände des Eigners zurückgeht oder an neue Eigner verkauft wird, durchläuft er in jedem Fall eine gründliche Inspektion. Dabei sollen laut Unternehmen Prüfverfahren angewendet werden, die auch bei Neubauten eingesetzt werden. So verlassen die Schiffe die Hallen nicht nur in neuem Glanz. Zusätzlich erhalten sie eine Herstellergarantie von zwei Jahren.
Das erste Modell, das im Rahmen des Programms komplett aufgemöbelt wurde, ist eine Lagoon aus dem Jahr 2012. Mehrere Jahre war die "Firefly" in privater Hand und lief zuletzt im Charter. Sie gilt als das Pionierschiff der Neo-Linie. Bei der Messe in Cannes, die kommenden Dienstag, 10. September, beginnt, wird sie ebenso wie die gesamte Restaurierungsinitiative erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.