Lasse Johannsen
· 10.05.2023
Studierende an der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe (TH OWL) bauen einen traditionellen 14-Footer. Mit dem streng unter Nachhaltigkeitssspekten gebauten Boot wollen die Teilnehmer des Projekts Sail.Ing im Sommer 2024 am 1001 Vela Cup in Italien teilnehmen
Der Vela Cup wird seit 2005 an wechselnden Orten in Italien zwischen Hochschulmannschaften ausgesegelt, die mit selbst und nach strengem Reglement entwickelten Booten segeln, denen vor allem eines gemein ist: Beim Bau wurden nicht weniger als 75 Prozent nachwachsende Rohstoffe verwendet. Bewertet wird einerseits der technische Aspekt, also die Ingenieursleistung und wie streng die Bauvorschriften eingehalten worden sind. Und dann natürlich das seglerische Können.
Das Projekt Sail.Ing der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe (TH OWL) existiert seit einigen Jahren und hat schon ein hölzernes Skiff hervorgebracht. Auf der Messe boot in Düsseldorf wurde das aktuelle Projekt auf einem Gemeinschaftsstand mit der FH Kiel, der FH Münster, der FH Karlsruhe und dem Verein Deutscher Ingenieure e. V. (VDI) vorgestellt. Daran sind über Projektarbeiten fünf Hochschulen aus Ostwestfalen-Lippe und Westfalen mit Teams zwischen fünf und 15 Lehrenden und Studierenden, insgesamt rund 100 Personen, beteiligt.
Entstehen soll ein modifizierter 14-Footer nach klassischem Vorbild. Das völlig übertakelte, offene Schwertboot stammt ursprünglich aus Australien, wo bereits 1898 die erste Meisterschaft ausgetragen wurde. Der Weltsegelverband verlieh dem 14-Footer 1928 als erster Klasse überhaupt den Status einer Internationalen Klasse.
Die 14-Footer waren stets innovationsgetrieben wie kaum eine andere Klasse und durchliefen eine Entwicklung zum hochmodernen Skiff mit Doppeltrapez, durchgelattetem Big-Head-Großsegel, asymmetrischen Spinnaker und T-Foils.
Während diese modernen 14-Footer aus Kohlefaser laminiert werden und ihre Rümpfe nur rund 75 Kilogramm wiegen, brachten ihre hölzernen Vorfahren rund 100 Kilogramm auf die Waage. Trotzdem werden manche immer noch in einer Classic-Wertung auf Regatten gesegelt.
Das Projekt sollte bereits beim Vela Cup 2021 an den Start gehen, doch damals musste der Event aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden. Unter teils widrigen Bedingungen und starken Einschränkungen hatten die Studierenden ihr Skiff allerdings bereits fertiggestellt. Die Gleitjolle aus Holz war nach dem Vorbild einer RS 800 konstruiert worden und unter anderem mit einem drehbaren Schwertkasten ausgestattet. Wie gut das Design abgeschnitten hätte, lässt sich höchstens erahnen. Die YACHT hat das Projekt begleitet und war bei der Jungfernfahrt mit dabei:
Nun soll an der TH OWL ein Exemplar mit modernen Verbundmaterialien aus nachwachsenden Rohstoffen gebaut werden. Diese werden in Studienarbeiten entwickelt und getestet. Schon die Pläne entstanden auf diese Weise. Sie zeigen eine geklinkerte Außenhaut aus Holz-Sandwich auf Sperrholzspanten und mit einem Foil am Ruderblatt. Beim aus Furnier gewickelten Baum und dem Gennakerbaum aus Carbonfaser-verstärktem Kunststoff kann auf Erfahrungen mit dem hölzernen Skiff zurückgegriffen werden. Im Frühjahr 2024 sind erste Trimmfahrten geplant.
Bis dahin suchen die Studenten aber noch weitere Mitstreiter. Bootsbauer, erfahrene Regattasegler, Segelbegeisterte, Menschen mit eigenen Ideen. „Sail.ing ist offen für neue Teammitglieder aus Hochschulen wie aus der Wirtschaft“, betont die ehrenamtliche Projektleiterin Dr.-Ing. Natascha Wolski. Mehr Informationen und Neuigkeiten zum Projekt finden sich auf der Seite der Hochschule.