Jollen sind kleine und leichte Segelboote, die bei Regatten und sportlichen Wettkämpfen eingesetzt werden. Doch auch in der Freizeit sind Segeljollen und Jollenkreuzer weit verbreitet und für ihren hohen Spaßfaktor bekannt. Zudem bieten sie die Möglichkeit, sich körperlich fit zu halten und die eigene Ausdauer zu trainieren.
Der Begriff „Jolle“ kommt aus dem Norwegischen. Dort werden kleine, rundspantige Boote als „Jöll“ bezeichnet, die ohne einen Kiel auskommen. Und tatsächlich ist eine Jolle kein Kielboot, sondern sie setzt auf ein Schwert. Das ist auch das wesentliche Unterscheidungsmerkmal etwa zu Yachten. Diese besitzen normalerweise einen Ballastkiel, der das aufrichtende Moment erhöht. Ein Schwert dagegen ist leicht und hat keinen Ballast.
Schwertboote haben ihren Konstruktionsschwerpunkt in der Regel über der Wasserlinie und sind deshalb nicht kentersicher. Ihre Stabilität beziehen sie aus ihrer Form, auch Formstabilität genannt. Je breiter und flacher die Form, desto höher die Formstabilität. Die Formstabilität entsteht durch den Wasserdruck, der auf den flachen Rumpf wirkt. Sie sorgt auch für ein gewisses aufrichtendes Moment, das jedoch geringer ist als bei Booten mit Ballast. Das heißt, die meisten Jollen richten sich bis zu einer geringen Schräglage, Krängung genannt, zwar ohne Zutun der Crew wieder auf. Das gilt aber nur für eher schwachen Wind und wenn nach einer leichten Bö der Winddruck auf das Segel nachlässt.
Herrschen stärkere Winde oder muss auf heftigere Böen reagiert werden, kommt das Körpergewicht von Skipper und Crew zum Einsatz. Um der Schräglage und einem möglichen Kentern entgegenzuwirken, müssen sie ihr Körpergewicht verlagern. Und zwar in Luv nach außen. Dadurch bilden sie eine Art Gegengewicht zum Winddruck im Segel.
Jollen werden in unterschiedliche Kategorien und Jollenklassen unterteilt. Das gilt nicht nur in Bezug auf den Rumpf beziehungsweise die Rumpfform sowie die Anzahl und Art der Segel, sondern auch bezogen auf die Art und Weise, wie die Jolle zum Einsatz gebracht wird.
Das klassische Segeln mit Wanderjollen ist zum Beispiel anders gelagert als bei Rennjollen, die als Bootstyp für Regatten und Wettfahrten ausgelegt sind.
Unterschieden wird unter anderem in:
Außerdem wird nach der Anzahl der Crewmitglieder unterschieden. So gibt es Jollen, die allein gesegelt werden, Einmannjollen oder auch Einhandjollen genannt, oder mit Steuermann und Vorschoter, also Zweimannjollen oder Zweihandjollen. Selten sind Jollen für drei oder mehr Besatzungsmitglieder konzipiert.
Es gibt internationale Einhandklassen wie Contender oder Europe. Ebenso die ehemalige olympische Klasse Finn. Das Finn-Dinghy ist eine Einhandjolle für Erwachsene und wird oft für Regatten im Einhandsegeln verwendet. Er ist bekannt für seine körperlichen Anforderungen und wird oft als anspruchsvolles Boot angesehen.
Die am weitesten verbreiteten Einhandklassen sind jedoch der Sunfish, vor allem in Nordamerika gesegelt, sowie der Laser und der Optimist.
Der Laser ist eine der bekanntesten Einhandjollen und wird weltweit für Wettkämpfe und Freizeitsegeln genutzt. Es gibt verschiedene Versionen wie Laser Standard, Laser Radial und Laser 4.7, die sich in der Größe des Segels unterscheiden.
Der Optimist, oft auch “Opti” genannt, ist eine kleine Einhandjolle für Kinder und Jugendliche. Er wird oft als Einstiegsboot für junge Segler verwendet und ist bekannt für seine Stabilität und Benutzerfreundlichkeit.
Bekannte Zweihandjollen-Klassen sind unter anderem 29er und 49er, 420er und 470er, Conger, Fireball, Flying Dutchman oder Flying Junior. Einerseits stehen die Bezeichnungen der Jollenklassen dafür, wer als Konstrukteur der Jolle verantwortlich zeichnet.
Flying Junior ist zum Beispiel eine Regattajolle für zwei Sportler, die von den Konstrukteuren des „Flying Dutchman“ konstruiert wurde. Es handelt sich um eine kleine Jolle, die eine Länge über alles von 4,03 Metern hat und eine Breite über alles von 1,50 Metern. Mit einem Tiefgang von 1,05 Metern und einem segelfertigen Gewicht von 75 Kilogramm hat sie optimale Voraussetzungen für das Regattasegeln. Die Segelfläche am Wind beträgt 9,7 Quadratmeter. Das Großsegel hat eine Fläche von 7,3 Quadratmetern und die Fock eine Fläche von 2,4 Quadratmetern. Der Spinnaker hat eine Segelfläche von 8,0 Quadratmetern. Es handelt sich um ein Segelboot, das mit einem Mast, einem Großsegel sowie einem Vorsegel ausgestattet ist. Deshalb wird es in Bezug auf die Takelungsart als Slup bezeichnet.
Eine Jolle ist in erster Linie handlich und praktisch. Gleichzeitig ist sie bezahlbar, da sie aufgrund ihrer einfachen Ausstattung und der geringen Größe keine besonderen Spezifikationen aufweist. Hinzu kommt, dass sich eine Jolle gut transportieren lässt. Sie kann auf den Trailer gezogen werden, sodass sie nicht zwingend einen festen Liegeplatz in einer Marina benötigt. Reparaturen und andere Unterhaltskosten sind als gering einzustufen.
Bezüglich des Designs und der Konstruktion kann zwischen Jollen für die Regatta beziehungsweise den Wettkampf und Jollen für den privaten Gebrauch unterschieden werden. Wobei es viele Überschneidungen dieser Einsatzbereiche gibt. Einmann-Jollen und Zweimann-Jollen liefern zusätzliche Unterschiede, die sich in der Konstruktion sowie im Design finden lassen.
Es gibt unzählige Formen und Designs. Athletische Einmannboote, die sich im Wettkampf sehr bewährt haben, oder kippelige kleine Jollen, die mitunter nur schwer beherrschbar sind und die eine oder andere Kenterung mit sich bringen. Hinzu kommen die bewährten Klassiker, die auch als Familienkutsche betrachtet werden können und besonders in Segelschulen als häufige Variante genutzt werden. Sie sind grundsolide und bieten alles, was eine gute Jolle mit sich bringen muss. Gleiches gilt für Wanderjollen, die ebenfalls als grundsolide gelten und deshalb sehr gern auch von weniger versierten Seglern genutzt werden.
Die YACHT möchte sich daher auf die allgemeinen Konstruktionsdaten und Designaspekte konzentrieren, um einen generellen Überblick zu geben und schwerpunktmäßig die wichtigsten Eckdaten benennen.
Eine Jolle ist immer ein kleines Boot. Es kann von einer Person, zwei Personen oder mehreren Personen gesegelt werden. Das Segeln einer Jolle wird auch als Jollensegeln bezeichnet.
Jollen werden mit Segelkraft angetrieben, können jedoch auch über einen Motor als Hilfsantrieb verfügen.
Ein wichtiger Aspekt ist immer das Gewicht. Eine Jolle ist sehr leicht. Es wird auf moderne Materialien, meist Aluminium für den Mast, manchmal auch Kohlefaser, und einen leichten Kunststoff für den Rumpf gesetzt. Ferner ist eine Jolle immer offen und flachgehend. Sie besitzt eine aufholbare senkrechte Platte im Boden, das Schwert Dadurch wird das seitliche Abdriften beim Segeln verhindert.
Jollen können relativ leicht kentern, sodass sie nicht auf offene Gewässer gehören. Sie benötigen genügend Auftriebskörper oder Lufttanks, damit das Boot selbst mit Wasser im Inneren über Wasser gehalten werden kann und nicht sinkt.
Zum Steuern wird mit einer Ruderpinne gearbeitet. Ein Steuerrad ist bei Jollen nicht vorgesehen. Die Ruderpinne ist über den Ruderkopf mit dem Ruderblatt verbunden. Das Ruderblatt ist bei manchen Jollen wie das Schwert aufholbar. In Verbindung mit der flachen Konstruktion ist es möglich, mit diesen Jollen Ufer oder Strände anzulaufen.
Eine Kabine gibt es auf einer Jolle nicht, manchmal aber eine kleine Schlupfkajüte, die sich jedoch in der Regel nicht zum Schlafen eignet. Es ist aber möglich, als Nachrüstung je nach Jolle eine Persenning hinzuzufügen. Die fungiert dann wie ein Zelt über dem Cockpit, sodass im Cockpit übernachtet werden kann.
Für den Transport der Jolle ist ein Slipwagen notwendig. Weiteres Zubehör sind unter anderem Schwimmwesten, ein Kompass und wetterfeste Bekleidung.
Beim Jollensegeln gibt es unterschiedliche Herangehensweisen. Sie unterscheiden sich je nach Schwierigkeit und Intensität. Beim Einstieg muss sich jeder Wassersportler überlegen, welche Variante er für sich nutzen möchte.
Jeder Segelkurs beginnt in der Regel mit einer Jolle. Die kleinen und einfachen Boote lassen sich gut bedienen und sind für den Einstieg ideal. Um Erfolg auf dem Wasser haben zu können, müssen Anfänger die theoretischen Grundlagen des Segelns kennen. Es braucht ein gewisses Verständnis für den Wind, der auf die Segel trifft und damit den Vortrieb erzeugt. Wer sich also zuerst mit der Theorie auseinandersetzt, wird in der Praxis schneller das Segeln erlernen.
Die Segel müssen für das Vorankommen ständig neu angepasst werden. Das nennt man Trimmen. Sie müssen immer wieder in den richtigen Winkel zum Wind gedreht werden, damit die beste Wirkung des Windes erzielt werden kann. Passt der Winkel nicht und ist der zum Beispiel zu groß, beginnt das Segel zu flattern. Das kann mit einer Flagge verglichen werden. Ist der Winkel jedoch zu klein, kann die Luftströmung nicht aufrechterhalten werden. Der Vortrieb geht verloren, und die Jolle wird immer langsamer.
Ein weiterer wichtiger Aspekt beim Segeln ist die Querkraft. Die Segelkraft treibt das Boot nicht nur vorwärts an. Das wäre nur dann der Fall, wenn der Wind exakt von hinten kommt. Vielmehr entsteht zusätzlich eine Seitenwirkung, die darauf ausgelegt ist, das Boot quer zur Fahrtrichtung abtreiben zu lassen.
Wie stark diese Querkraft ist, hängt vom Wind und vom Kurs ab. Am Wind ist sie am größten. Vor dem Wind ist sie am geringsten.
Dieser Querkraft wirkt das Schwert entgegen. Da die Querkraft auf Amwind-Kursen am größten ist, sollte dort auch das Schwert am weitesten abgesenkt werden. Je mehr der Wind seitlich oder von hinten auf das Boot trifft, desto weniger Querkraft entsteht und desto weniger Schwertfläche wird benötigt. Das Schwert wird immer weiter aufgeholt, weil das den Widerstand im Wasser verringert und die Jolle schneller werden lässt.
Je nach Bootsklasse sind die Termine für die Regatten sehr unterschiedlich geregelt. Es gibt innerhalb von Deutschland Wettkämpfe, europaweit, aber auch weltweit. Zudem spielt Olympia eine Rolle, wenn es um den Regattasport mit Jollen geht. So werden bei den Olympischen Spielen in der Regel in fünf bis sieben verschiedenen Bootsklassen Jollen an den Start gebracht.
Dazu gehören unter anderem:
Zusätzlich gibt es Mixed-Teams, die in der Einhand- und Zweihandjolle unterwegs sind.
Zu den bedeutendsten Regatten innerhalb von Deutschland zählen unter anderem:
Die Geschichte der Jolle ist so vielfältig wie die Jollen selbst. Hier wird deshalb beispielhaft die Geschichte der O-Jolle (Olympiajolle) etwas ausführlicher betrachtet.
Erstmals wurde sie 1936 bei den Olympischen Spielen als Regattaboot eingeführt. Sie ist mit einem roten Kreis im Segel gekennzeichnet, der den Buchstaben „O“ für Olympia darstellt. Konstruiert wurde die O-Jolle als Einmannboot. Sie besitzt eine Cat-Takelung, und der Rumpf wird in der Rundspantbauweise gefertigt. Da es sich traditionell um eine solide Konstruktion handelt, die mit hervorragenden Segeleigenschaften einhergeht, sind auch heute noch viele alte Boote in dieser Kategorie unterwegs.
Trotz der positiven Eigenschaften wurden die Materialien und die Ausrüstung der O-Jolle mit der Zeit angepasst. 1936 wurde mit einem Holz-Bootskörper gestartet. Heute werden die Jollen nahezu ausschließlich aus GFK gefertigt. Das Deck wird in vielen Fällen aus Mahagoni-Sperrholz gebaut. Hier geht es jedoch mehr um die Optik als um den praktischen Nutzen.
Neben den veränderten Materialien gab es auch Veränderungen beim Ruderblatt. So ist das Ruderblatt inzwischen aus Kunststoff, während es anfangs ebenfalls aus Holz gefertigt wurde. Das Rigg – zu Beginn ebenfalls aus Holz – wird inzwischen aus Aluminium gebaut.
Die O-Jolle gehört aufgrund ihrer vielen gebauten Boote zu den größten nationalen Bootsklassen, die es in Deutschland gibt. Etwa 400 Mitglieder zählt die Klassenvereinigung in Deutschland. Außerdem gibt es Vereinigungen in Ländern wie Holland, Österreich, Italien und der Schweiz. Selbst in Brasilien und Polen wird vereinzelt mit O-Jollen gesegelt.
Jollensegeln gilt auch heute noch als sehr beliebte Sportart. Mit ordentlich Wind im Segel ist es möglich, in dieser Bootsklasse viel Spaß auf dem Wasser zu haben.
Die kleinen, leichten, gut transportierbaren und günstigen Boote begeistern Jung und Alt gleichermaßen. Sie sind für den Einstieg hervorragend geeignet, bieten aber auch für erfahrene Segler immer wieder Herausforderungen.