Matthias Beilken
· 13.10.2024
Nach 23 Stunden, 9 Minuten und 24 Sekunden hatte Sven Kurka es geschafft. In der “Keelboats Large”- Kategorie mit Schiffen zwischen 35,01 und 40 Fuß konnte beim Silverrudder 2024 keiner schneller einhand rund Fünen segeln. Was macht dieses Boot zu einem solchen Renner? Unser Kollege Matthias Beilken war bereits 2017 an Bord von “Bondi”. Mit dem Schiff hat sich Kurka seinen Traum vom perfekten Fahrtenboot selbst gebaut. Dabei ist der moderne, schnelle Riss weniger das Besondere als die gekonnte Umsetzung und die Liebe zum Detail.
Eine Zahnbürste liegt zerstruppt und somit offensichtlich oft benutzt griffbereit direkt neben der Gasbuddel im Cockpitschapp an Backbord. Hier wird gern, ausgiebig und auch in den Ecken geputzt. Sämtliche Oberflächen der erst wenige Wochen alten Hightech-Yacht „Bondi“ sehen geradezu pedantisch perfekt aus – ein Zustand, den der Eigner zu erhalten sucht. Das schiere Rigg aus Kohlefaser mit seinen auffällig gesichelten Bumerang-Salingen und diskreten selbstgespleißten Dyneema-Laschings thront über einem Rumpf, der einer frisch aus dem Ei gepellten Mumm 36 recht ähnlich sieht. Und die Bahn des weißen und sehr reduzierten Deckslayouts, das dem eines modernen Racers allererster Güte entspricht, wird nur selten von einem Hightech-Detail unterbrochen: hier ein Loop, der feinstsäuberlich an eine schiere Dyneema-Ader gespleißt ist und als Gennaker-Barberhauler unter Deck verschwindet, dort ein Scheuerschutzplättchen aus Kohlefaser.
Klare Sache: An Deck wütete ein Lack- und-Loop-Fetischist mit dem Hang zu segeltechnischer Perfektion. Der heißt Sven Kurka. Der junge Mann aus Stade an der Elbe war Hardcore- und Regattasegler, vor allem auf Jollen. In 470er und 505er zählte er wohl zu den besten Vorschotern des Landes, im Pirat war er Jugendmeister. Sein Technikverstand und Perfektionismus waren immer schon berüchtigt. „Aber ich will nicht mehr wie ein Wilder um die Tonnen rasen“, meinte er. Und deswegen gibt es „Bondi“, so heißt sein Eigenbau.
Die Steckschotten fliegen einem fast aus der Hand, so leicht sind sie. Natürlich hat Kurka Sandwichplatten mit geglosstem Sichtcarbon laminiert. Und damit die nicht verkratzen, aber besser rutschen, hat er die Führungsflächen an den Seiten mit Teflon ausgekleidet. Unten betreten die Füße etwas, das wohl als blankpolierter Carrara-Marmor durchginge, wäre es nicht schwarz und Kohlefaser. Unter den Sprossen zum Niedergang – natürlich ebenfalls aus Carbon – verrät ein Drehventil für ein ausfahrbares Steigrohr dezent, dass achtern neben den Kojen keine Schapps oder Schränke zu finden sind, denn dort haben sich die Tanks für den Wasserballast breitgemacht.
Hier unten sieht „Bondi“ nicht nach einem kompromisslosen Renner aus. Allein schon der behaglichen Salonkojen mit den grünen Polstern und der tadellos geplanten Nasszelle wegen. Es strotzt jedoch überall vor stummen Zeugen der Ingenieurs- und Designkunst. Dass rauschebärtige, eisenbiegende und holzraspelnde Bootsbauer in Fischerhemden bei der Entstehung von „Bondi“ so gar keine Rolle gespielt haben, beweist ein Bär.
Der heißt „Bondi-Koala“, denn die Linien der Yacht sind australischen Ursprungs, auch wenn sie eigentlich aus Stade stammen. Denn Kurka-Freund Karsten Jarke, der Urheber von „Bondis“ Linien, wohnt jetzt in Sydney, bei den Koalas eben. Und so ein Artgenosse aus Plüsch wacht jetzt über den Inhalt des Kartentischs – dessen Klappe natürlich ebenfalls in Sichtcarbon laminiert wurde. Außerdem trägt das Maskottchen „Bondi-Koala“ eine Fliege aus Kohlefaser.
Das Tier („Bondi“ spricht man übrigens „Bondei“) bewacht einen Schatz. Es sind Bilder vom Bau, vom Laminieren und allem. Keine Wuselwerkbank zeigen sie, eher ein Baulabor, eine Gruppe von Freunden, aber Kurka mittendrin. Bilder vom Aufplanken der ersten Schaumstreifen, vom Einpacken des Blocks in Vakuumfolie, vom Positionieren der Epoxidharztöpfe für Infusion …
Ein derartiges Trommelfeuer voller Highlights aus der Kompositwelt an und unter Deck mag bei dem einen oder anderen Betrachter die Sehnsucht nach Holz schüren, immerhin handelt es sich um ein Boot. Da gleitet das Auge wohlwollend über die mattgeölten Holzoberflächen von Schapps in Salon und Pantry. Als die Hand jedoch gleichermaßen über das Holz streicht, stellt sich heraus: Pustekuchen, die Schapps sind ebenfalls piekfeine Kohlefaserschachteln, furniert lediglich mit einer hauchdünnen Lage Holz! Welch herrliches, weil konsequentes Sakrileg!
Aber da: Dort unter der backbordachteren Koje, das ist doch ein Boiler? Dies hier ist eindeutig kein Racer, hier muss es eine Frau an Bord geben, die etwas zu sagen hat. Und die heißt Andrea. Sven Kurka hat sie am Gardasee zum Segeln gebracht, als er mit Steuermann Ulf Pleßmann aus Stade unterwegs war. Und seit einem morgendlichen Ausflug im 505er ist sie segelaffin. Früher schipperte das Paar einen Nissen-Einzelbau, die seinerzeitige „Chaca“, die 1998 beim Commodore’s Cup in Cowes Deutschland vertreten hat. Andrea Kurka: „Sie war wie ein Familienmitglied für uns.“ Entsprechend tief war die Trauer, als sie schließlich verkauft wurde.
Sven und Andrea Kurka kommen an Bord, er macht es kurz: „Alles, was du hier siehst, habe ich selbst gefertigt.“ Sagt es unter der schwarzen Baumpersenning, deren Gradstichnähte jeder Profi-Näherin in einer Segelmacherei zur Ehre gereichen würden.
Kurka war ja schon immer Perfektionist. Aber diese Sache hier schlägt dem Fass den Boden aus; dieser Perfektionismus wirkt schon fast unheimlich. Kein Wunder, dass viele Hightech-Freaks das Werden dieses Schiffes mit großem Interesse verfolgt haben. Denn es lag auf der Hand, dass es in ganz Deutschland maßstabgebend und -definierend wirken würde.
Auch natürlich unter Segeln. Die exakt geschwungene Pinne aus Kohlefaser wiegt leicht hin und her, wir stecken den Teleskopausleger an. Und benutzen die vielen interessanten Details, die den Exklusivstatus dieses Schiffs bestätigen – wie die „17.000-Volt- Winschen“, die kleinen schwarzen von Andersen. „Schon mal gesehen? Sind die einzigen in Deutschland.“ Ähnlich wie Autos werden sie in von Strom hochgejazzten Spezialkammern statisch lackgebrannt. Normalerweise sind Andersens Winschen ja blank. Ein Experiment, das Händler Peter Kohlhoff aus Kiel auf „Bondis“ Deck ausführen lässt.
Überhaupt Kohlhoff – der hat sich hier ordentlich ausgetobt: die vielen Loop- und Spezialbeschläge. Außerdem ist er Kurkas Freund, der wusste, dass diese Yacht zugleich ein Stückweit Showcase ist. Wie andere offensichtlich auch. Segelmacher Bernd Unglaub aus Stade beispielsweise oder Segeldesigner Uwe Steingroß von der Designschmiede Segelform (ehemals die staatliche Olympia-Segelschneiderei FES) in Rostock. Deren One-off-Großsegel (klassisch ohne „Fat Head“) wandert am 1:2- Fall ins Rigg.
Die Crew ist stark. Es geht zur Sache wie auf einer Rennyacht: Halsen, Winkel, Böen, wenig Worte, viele Entscheidungen. Die Zehn-Knoten-Marke fällt unter Gennaker. Der Erbauer an Bord: aufmerksam, athletisch, schnell, ein professioneller Regattasegler. Nominell trimmt er das Groß und raumschots den Gennaker. Aber eigentlich ist er überall gleichzeitig, witscht hin und her. Denn jedes noch so kleine Teilchen kennt er garantiert besser als irgendein anderes lebendes Wesen.
Dabei gibt es auf „Bondi“ gar keine „kleinen Teilchen“. Denn die 36-Fuß-Yacht segelt voll auf Ballhöhe und entspricht sogar im Detail dem, was derzeit an Grand-Prix-Yachten international geboten wird. Und das ist vor allem Klarheit, Reduktion, Funktion. Abwesenheit von Tüdelkram. Keine Bindebänder, die mit anderen Stofffetzen an Alu- Fußrelingsprofile geknotet sind. Keine Schäkel-an-Schäkel-Ketten, keine Relingsnetze. Vieles an Deck scheint wie frisch importiert aus den Klassen TP 52 oder Fast 40+ und entspringt dem minimalistischen französischen Ausrüstungsstil. Der bemüht sich unter anderem um den vielfachen Ersatz von Metall durch Hochleistungsfasern.
Ebenso ist die Cockpit-Ergonometrie beeindruckend. Die Wanne ist tief genug, um Schutz zu suggerieren, aber auch ausreichend weiträumig, um eine fetzige Arbeitsplattform zu bilden. Das Cockpit hat kein Süll und lediglich halbe Bänke wie viele heutige Cruiser/Racer. Also kurze Duchten, die etwa auf Pinnenwurzelhöhe enden, sodass der Großschottrimmer hinter dem sitzenden Steuermann bereits mit der Travellerkontrollleine zu Füßen im offenen Raum lehnt.
Am Wind definiert „Bondi“ Hosenbodensegeln neu, weil sie, auf den Punkt sauber eingetrimmt, genau dann exakt in der Spur läuft, wenn der Hintern drückt. Sie segelt dann knapp unter der Siebener-Marke, mit herrlich scharfen Kreuzwinkeln. Gesteuert werden kann sie auf zwei Weisen: direkt ab Pinne auf der Bank sitzend oder hoch oben auf dem Seitendeck mit dem Ausleger zwischen den Knien und den Hacken in den Banksicken. Sie erfordert Konzentration, ist aber keine Zicke.
„Sie ist noch nie richtig auf die Fresse gefallen“, meint Kurka, wohl eine etwas plastische Umschreibung für kontrollierte Segeleigenschaften. Auf jeden Fall segelt „Bondi“ auf den Punkt präzise und fühlt sich sicher an – auch wenn Segeldruck und Krängung zunehmen und der Hosenboden sacht über das Deck rutschen will.
Dass „Bondi“ noch nie „auf die Fresse gefallen“ ist, kann neben dem Ruder auch an den gut passenden Segeln aus Stade liegen. Es sind gleich mehrere an Bord, denn Kurka hat sie in Bernd Unglaubs Werkstatt allesamt selbst genäht. Unglaub hat lediglich Steingroß’ Designs abgewickelt. Im Wortsinne – von der Rolle auf den Plotter. Hat die Bahnen „genestet“ (arrangiert) und mit Kurka und Steingroß das Tuch spezifiziert. Und das hat es in sich: Für die Vorsegel wählten sie „Maxx“, das asymmetrische Laminat von Contender, das aufgrund seiner in krummen Winkeln angeordneten Schussfäden aus Aramid („Kevlar“) die ökonomische Herstellung von horizontal geschnittenen, schlanken Hightech- Segeln ermöglicht. Anwendungen in dieser Größe sind spannend. Die Vorsegel überlappen nicht, das Groß bleibt klassisch radial.
Wende folgt auf Wende. Dank „Bondis“ Klarheit und Wendigkeit, der kompetenten Crew und der nicht überlappenden Vorsegel ist es eine Pracht, auf kleine Böen und Dreher zu reagieren. Da am Wind kaum mehr als zwei Finger arbeiten müssen, bleibt genug Kapazität, den Großbaum im America’s-Cup-Stil zu betrachten: eine Augenweide! Ein filigranes Geflecht aus Kohlefaserrohren, das mit transparenter Polyesterfolie beklebt ist. Und das achtere Ende besteht aus nichts als einem Hebel aus Kohlefaser, dessen Pin ins Unterliek eingebolzt ist. Lediglich ein dünnes Leinchen führt im Baum nach vorn, keine schwere Talje.
Nur die Funktion zweier minikleiner Strippen an Steuerbord, eine dick, eine dünn, erklärt sich nicht auf Anhieb. Weil sie, ohne beklemmt werden zu können, aus nur einer Kausch hinter der Bank austreten. Die Lösung findet sich nach langer Leinenverfolgung neben der Vorschiffskoje: Die Leinen bedienen von ferne einen Stopper, der mit sich zusammenziehendem Tauwerk arbeitet und den Bugspriet von Fiberwork aus Berlin kontrolliert. Bei so einem Konstriktor genannten Teil zieht sich ein Tauwerksmantel über die Sprietausholleine und blockiert; mit der dünnen Leine wird die Blockade wieder aufgehoben. Der Spriet wird also im Vorschiff gestoppt, dort, wo die Last auftritt.
Nach dem Segeln warten unter Deck der Bär und Bier. Wo genau kommt Ersterer eigentlich her? Bondi Beach, Sydney. Das ist wohl der bunteste Strand in Australiens Perlenstadt rund um den berühmten Sydney Harbour. „Bondei“ ist über alle Grenzen bekannt als einer der exponiertesten Surfspots, der eine bunte Mischung von Menschen anzieht. Hier in der Nähe hat sich Karsten Jarke nach dem Studium niedergelassen und sein Designbüro nach dem berühmten Strand benannt. Früher – als Sven Kurka einer der besten 505er-Segler im Land war – hat Jarke dank enger Zusammenarbeit zwischen Stade und Australien Schwerter und Ruder für die Gleitjolle designt. Andere Kleinigkeiten kamen hinzu. Aber „Bondi“ ist zweifelsohne Jarkes Meisterstück.
Vor allem aufgrund der internationalen Jollensegelei ist Kurka extrem gut vernetzt: Er kennt viele Experten, hat Zugriff auf alle möglichen Technologien, und sein Name bürgt für Professionalität. Dabei sucht Kurka im richtigen Leben eigentlich ein Büro auf, irgendwo in der Baubranche. Dort hat es der studierte Maschinenbauer zwar mit Technik, aber nicht immer mit netten Menschen zu tun. Der Ton sei häufig rau und nicht unbedingt vielschichtig, erklärt Kurka. Insofern sei das komplexe Basteln und Schrauben an seinem Familienrenner ein hochwillkommener passender Gegenpart.
Apropos Maschinenbau: „Die Kielfinne ist ein zu sensibler Bereich, um sich nicht von Grund auf eigenhändig darum zu kümmern“, meint der Eigner. Von daher entstanden Konstruktion und Fertigung des filigranen Stahlgerüsts quasi vor Ort in fast intimer Zusammenarbeit mit einem Freund, der ebenfalls Maschinenbauer ist. Kurka modellierte die Form der Bombe unter dem T-Kiel aus Schaum, dann wurde Blei gegossen. Er erklärt die Konstruktion, mit der der Ballastkörper unter die Finne gebolzt ist. Bei dem Wort „Sackloch“ müssen alle Nichteingeweihten lachen (ein Sackloch ist eine Art zylindrisches Senkkopfloch).
Die „Sacklöcher“ beschwören Erinnerungen an die Werkstatt in Hamburg-Schenefeld herauf: „Hier ist nichts ungeplant“, meinten die Kurkas damals. Und obwohl Rumpf und Deck noch roh waren, lagen bereits die fertigen Einbauteile darunter: Tisch und Schubladen, daneben Platten aus monolithischer Kohlefaser, die eigentlich für Eurofighter gebacken wurden, aber nicht mehr der Norm entsprachen. Nach einem Zugtest nutzte Kurka sie als Mastfußplatte und als Vorstagpütting.
„Bondi“ wurde leicht. Das Displacement des Carbonrenners beträgt nur 3500 Kilogramm, wobei 2000 auf Kiel und Bombe entfallen. Das ist ein Ballastanteil von sagenhaften 57 Prozent, ein Wert, den kein übliches Fahrtenschiff schafft. Das niedrige Gewicht ist der Lohn präziser Arbeit. So rechnet Kurka beispielsweise vor, dass der Spachtel auf dem über Mallen laminierten Rumpf nur 18 Kilogramm wiegen würde. Er hatte den Schleifstaub aufgefegt, gewogen und den Wert vom Gebindegewicht abgezogen …
Dennoch handelt es sich um kein extremes Boot. Die Breite von 3,57 Meter bei einer Länge von 11,00 Meter ist noch moderat, der Tiefgang von 2,29 Meter vertretbar, die Anhänge sind sportlich-filigran, aber seglerisch erwiesenermaßen beherrschbar.
Und jetzt? Liegt „Bondi“ am Steg. Umgesetzte Visionen positiven Grundcharakters sollten Beobachtern Respekt abnötigen. Vor allem, wenn das fertige Produkt in die Kategorie „Cutting edge technology“ gehört. Dann präsentieren sich oft sehr durchdachte Projekte und/oder perfekte Eyecatcher, die von Sachkenntnis nur so strotzen. Mal was anderes, denn es gibt sehr viele unfertige Lowtech-Vorhaben oder solche, die eigentlich mehr mit Therapie als mit Bootsbau zu tun haben. Wenn aber jemand konsequent seine Vision gegen alle Unkenrufe durchzieht, beeindruckt das sehr. Und normalerweise werden dann Spekulationen um den Preis laut.
Kurz: Kein Mensch kann derartige Projekte beziffern und die Zeit bewerten, die es braucht, sich in neue Technologien zu fuchsen. Kurka: „Ich habe mal angefangen, Stunden zu zählen, das aber schnell aufgegeben.“ Schon vor vier Jahren meinte er: „Wir bauen hier ja so einen kleinen Traum.“
Kurkas Projekt „Traumschiff“, der Kohlefasereigenbau in einer Hinterhofwerkstatt in Hamburg- Schenefeld, war in der kleinen Hightech-Gemeinde Deutschlands bestens bekannt und vernetzt. Wie beim Composit- Experten Manfred Schreiber und seiner verwandten Firma Gurit, den Kohlefaserrohr- Wickelspezies Michael Rehberg und Gunnar Bahr bei Fiberwork in Berlin oder Bootsbauer Wolfram Heibeck aus Hooksiel (Kurka: „Daniel Düsentrieb“), der den Open 32 „Black Maggy“ gebaut hat (jetzt aufgerüstet durch eine Auftriebsplanke nach dem Dynamic Stability System) und überlegen seine Klasse beim großen Einhandrennen Silverrudder rund Fünen gewann. Damit bereichert Kurkas Schatz den kleinen illustren Kreis moderner nordeuropäischer Bootsbaukunst.
Ein Taufgeschenk, ein Foto, zeigt Kurka auf einer Holzplanke quer über der offenen Rumpfschale, schwebend, laminierend. Loses T-Shirt, Pinsel in der Hand: Bootsbaueruniform. Sven Kurka, ein Selfmade-Faserverbundvirtuose (Wahlspruch: „Gott gebe, dass es klebe“), der es mit den Profis der Szene aufnehmen kann. Er bestätigt eine alte Lebensregel: „Wenn du vor eine schwierige Wahl gestellt wirst, wähle die radikalere Option.“ Heißt: richtig hinlangen, „Verrücktes“ anpacken und nichts liegen lassen. Die Vision verwirklichen.
Sven Kurka aus dem niedersächsischen Stade und seine Frau Andrea besaßen vor der „Bondi“ mit einem Nissen-Einzelbau bereits ein ambitioniertes Schiff für ausgefallene schnelle Reisen. Der 53-jährige Maschinenbau-Techniker hat die Voraussetzungen aus seinem Beruf mitgebracht, einen Carbon-Cruiser zu fertigen, der ihm als früherem Vollblut-Jollensegler perfekt entspricht.
Der Artikel erschien erstmalig in YACHT-Ausgabe 17/2017 und wurde für diese Onlineversion überarbeitet.