Hutting 46Neue Aluminium-Yacht mit Stil

Alexander Worms

 · 06.05.2024

Das schmale Heck betont die klassischen Linien
Fotos: YACHT/B. Kolthof
Die renommierte niederländische Werft Hutting hat zum ersten Mal seit 20 Jahren wieder ein neues Modell herausgebracht. Die Tugenden sind geblieben: solides, perfektes Finish und hochwertiger Holzbau. Was neu ist: ein modernes Unterwasserschiff. Eine spannende Kombination

Wenn die Strömungsallwissenden von Van Oossanen einen Rumpf optimieren, dann reicht das auch mal für den Gewinn des America’s Cup. Der Sieg der “Australia II” vor Newport 1983 gehört zu den großen Geschichten des Segelsports. Damals beendete der Zwölfer aus Down Under die längste Siegesserie im Sport überhaupt. Zum ersten Mal gewann eine nicht amerikanische Yacht den America’s Cup. Dabei half der legendäre Flügelkiel.

Das ist zugegeben einige Jahrzehnte her, aber wie man Rümpfe und deren Anhänge optimiert, das wissen sie immer noch in der holländischen Expertengruppe. Das zeigt sich beim Testschlag auf dem IJsselmeer, denn obwohl die Profis von North Sails noch nicht an Bord waren, um Rigg und Segel optimal einzutrimmen, fährt die Aluminium-Yacht sehr gut los. Schön steif, außergewöhnlich gar für ein Aluschiff, und sehr mitteilsam auf dem Ruder. Dabei gehorcht alles auf die kleinen bunten Knöpfe im Cockpit: Vorsegelfurler, Unterliek, Achterstag, Niederholer, ja sogar der Bugspriet lässt sich hydraulisch aus- und einfahren. Knopfdrucksegeln. Die Geschwindigkeiten und Wendewinkel sind mit knapp unter 90 Grad bei 6,3 Knoten in Ordnung. Der Rumpf aber meldet durch das Bauchgefühl, dass mehr drin wäre. So passt die Outhaul-Leine des Groß noch nicht so recht. Die Folge: Das Hauptsegel steht zu bauchig. Mit etwas Trimm ginge mehr. Schade. Auch der Gennaker ist noch nicht an Bord, sodass tiefe Kurse keinen Spaß machen. Alternativ zur Selbstwendefock, die dabei überfordert ist, wäre auch eine Genua möglich. Die Schienen dafür sind ebenfalls alternativ zur Selbstwendeschiene im Preis enthalten. Auf dem Wasser also alles bestens, soweit.

Aluminium-Yacht mit höchstwertigem Holzausbau

Zum Ausbau. Das ist das Steckenpferd von Hutting. Zehn Schichten Lack auf dem Holz und eine Detailverliebtheit und Fertigungsqualität die ihresgleichen sucht. Dabei ist die Aufteilung recht klassisch unter Deck: Pantry, Navi und WC-Raum am Niedergang. Achtern eine Kammer für zwei, davor der Salon, dann der Eignerbereich vorn mit separater Dusche und WC-Raum je an Back- und Steuerbord. Die Koje vorn ist freistehend und mit 1,45 Meter Breite so gerade eben groß genug. Nicht freistehend wird sie freilich breiter. Zwei kleine Kritikpunkte: Die Höhe über dem WC achtern beträgt nur 88 Zentimeter. Ergo: Wer dort sitzt, wird sich den Kopf stoßen. Punkt zwei: Die innere Koje achtern hat nur eine Höhe von 15 Zentimetern über dem Fußbereich. Deutlich zu wenig. Eine andere Anordnung kann laut Werft Abhilfe schaffen. Die zwei getrennten Kojen sind ein Wunsch des Eigners. Stichwort Eignerwunsch: So ziemlich alles auf dem Schiff kann den Vorlieben des Kunden entsprechen. Custom-Bau ist bei einer Aluminium-Yacht in Kleinstserie einfach möglich.

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Andere Hölzer im Ausbau, eine komplett abweichende Aufteilung oder ein Deck ohne Teakauflage, vielleicht ein Carbonmast und ein durchgelattetes Groß – quasi als solider Langstrecken-Racer? Kein Problem. Was bleibt, sind der optimierte Rumpf der Aluminium-Yacht und die Gewissheit, bei einer Werft zu kaufen, die auch im Detail bis zu Ende denkt und handelt. Nur ein Beispiel: Es ist beim Test nicht gelungen, ein einziges Holzteil zu finden, das nicht sorgfältig lackiert wurde. Natürlich abgesehen vom Teakdeck. Diese Exklusivität, diese Qualität im Detail, die Wahlmöglichkeiten bei Layout und Ausbau und eben die Gewissheit, ein wirklich besonderes Boot zu fahren, das gibt es so nur von sehr wenigen Werften. Bei Hutting kostet das Ganze rund 1,6 Millionen Euro. Er scheint angemessen.

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