Dufour 37Scheinriesin mit dem größten Raumangebot ihrer Klasse

Johannes Erdmann

 · 27.10.2022

Raumschots in Rauschefahrt: Die Dufour 37 besitzt gute Segeleigenschaften und erreicht mit dem asymmetrischen Spi schnell ihre Rumpfgeschwindigkeit
Foto: EYOTY/L. Fruchaud
Impressionen vom Test der Dufour 37

Sie feierte auf der boot Düsseldorf Messepremiere: Die neueste Dufour ist trotz ihres Namens nicht 37, sondern nur knapp 33 Fuß lang. Dennoch bietet sie mehr Platz als jedes andere Boot dieser Größe. Wir haben die Scheinriesin zwei Tage lang gemessen und gesegelt

Dufour hat in den vergangenen Jahrzehnten mehrere Wandlungen vollzogen – und ist sich dabei doch stets treu geblieben. Gelingt das auch jetzt wieder, bei der abermaligen Erneuerung der Modellreihe? Und mit diesem Boot, das so heißt und klingt wie eine Elf-Meter-Yacht, dessen Rumpf aber nur 9,99 Meter misst, was selbst die Werft inzwischen als etwas zu viel des Marketings empfindet?

Nun, eine Konstante jedenfalls gibt es: Auch die jüngste Neuentwicklung stammt, wie schon die drei Generationen davor, aus dem Studio des italienischen Yachtkonstrukteurs Umberto Felci. Und auch sie hat bei aller Orientierung aufs komfortable Fahrtensegeln durchaus sportive Anleihen. Mit ihrem zum Deck hin verjüngten Rumpf und den Kimmkanten oberhalb der Wasserlinie nimmt sie stilistisch Anleihen bei modernen Hochseerennyachten wie den Class 40 oder Imoca 60.


Für ihre Länge aber baut die Dufour, die 37 zu nennen uns offen gestanden schwerfällt, erstaunlich breit – breiter als alle direkten Wettbewerber. Im fülligen Vorschiff, das vom Steven her schnell voller wird, ist der Effekt am deutlichsten. Umberto Felci ist es dennoch gelungen, die Wucht gekonnt zu kaschieren. Dazu hat er ein charakteristisches, merklich ansteigendes Fensterband in der Rumpfmitte integriert, das in einer Sicke liegt und zusammen mit den Chines den hohen Freibord optisch streckt – und das Boot zudem von Weitem identifizierbar macht. Allerdings verbirgt sich in dem schwarzen Streifen je Seite nur ein gewöhnlich breites Fenster – der weit überwiegende Rest ist bloßes Stilmittel.

Am Steg liegend oder auf See erscheint das Schiff aufgrund seiner charakteristischen Linien in der Tat beeindruckender, größer auch als die 32,7 Fuß, die es in Wahrheit lang ist. Damit überragt es seine voriges Jahr präsentierte kleine Schwester, die Dufour 32, nur um zwei Fuß oder 64 Zentimeter. Nicolas Bérenger, der leitende Produktmanager, redet nicht lange drum herum: Die 37 sei irreführend, dessen sei man sich bewusst. „Weil die Yacht so viel mehr an Wohnraum bietet als die 32 und als ihre Vorgängerin, die Dufour 352, haben wir eine Modellbezeichnung gewählt, die am ehesten dem Raumgefühl entspricht.“

Über dieses Vorgehen kann man sicher streiten, zumal bei der Entscheidung wohl auch der Preis der Neuen eine Rolle gespielt haben dürfte, der sich weit vom bisher Üblichen entfernt hat. Wir kommen gleich noch darauf zurück. Eins aber lässt sich nicht von der Hand weisen: Durch geschickte Gestaltung der Inneneinbauten und viele Decks- und Seitenfenster ist es der Werft tatsächlich gelungen, eine in dieser Klasse bisher nicht gekannte Großzügigkeit und Weite zu erzeugen.


Die Dufour 37 im Detail:

Die Badeplattform ist sehr praktisch. In der mittleren Backskiste steckt ein Plancha-Grill
Foto: EYOTY/L. Fruchaud

Gleich drei Ausstattungsvarianten bietet Dufour für das neue Modell an: Die Version „Easy“ ist vornehmlich als Charterboot gedacht, verfügt über eine Selbstwendefock und im Cockpit über lediglich zwei Winschen, die noch dazu knapp dimensioniert sind.

Als „Ocean“ (Aufpreis: 5.950 Euro) besitzt das Boot eine Genua mit Holepunktverstellung über Taljen, zwei zusätzliche Winschen auf dem Cockpitsüll und ist für einen asymmetrischen Spinnaker vorbereitet.

Die Performance-Version (10.710 Euro extra) kommt mit schwarz lackiertem Rigg und insgesamt sechs Winschen daher, die teils eine Nummer größer sind. Die Großschot wird hier nicht mehr auf dem Aufbau bedient, sondern ist am Cockpitboden angeschlagen, von wo sie zur Baumnock, vor zum Mast und beidseitig wieder zurück in die Plicht führt. Zusätzlich ist das Boot mit trimmbarem Achterstag, einem kleineren Cockpittisch und Dyneema-Relingsleinen ausgestattet.


Egal wofür man sich entscheidet, bietet die Dufour an Deck viel Platz. Ihr Cockpit liegt maximal weit achtern und sehr weit außen, was für mehr Fläche sorgt. Auch da offeriert derzeit kein Kontrahent mehr. Allerdings muss man hier und da Abstriche machen. Die Sitzposition auf den Cockpitbänken ist sehr niedrig (38,5 Zentimeter), eben- so die Arbeitshöhe der Winschen am Niedergang (88 Zentimeter). Zudem geriet der Abstand zwischen Steuerrad und den klappbaren Sitzen für die Rudergänger mit 37 Zentimetern zu knapp; beim Steuern im Stehen spürt man die Bänke an der Wade. Die Cockpitbänke selbst sind jedoch gut dimensioniert.

Der Stauraum in der Plicht ist aufgrund der großen und geräumigen Achterkabinen knapp. Es gibt nur eine flache, aber bis zur Rumpfwand reichende Backskiste an Steuerbord (Volumen: 460 Liter) und eine weitere im Fußraum des Steuerstands auf der gleichen Seite, die gut einen Kubikmeter fasst.

Sie ist schwer zugänglich, weil zunächst die Sitzbank beiseite geklappt werden muss. Die Bodenluke öffnet zudem nach vorn, sodass sie den Zugriff aus der Plicht erschwert; man muss dazu über den Deckel langen. Ein Anschlagpunkt an der Seite oder achtern wäre besser, denn so kommt man nur von der kurzen, aber ausreichenden Badeplattform gut an das Staugut heran. Von hier lässt sich auch der mit Gas betriebene Plancha-Grill bedienen, der immer mehr Anhänger findet.


Unter Deck: viel Platz, aber kein Navitisch

Die Vorschiffskoje kann durch Einlegepolster an den Seiten erheblich erweitert werden
Foto: EYOTY/L. Fruchaud

Der Weg nach vorn ist dank relativ breiter Seitendecks sicher passierbar. Auf dem Vorschiff befindet sich vor dem Aufbau eine große Decksfläche, die zum Sonnenbaden einlädt, aber auch genug Platz für ein Dingi bietet. Was ganz klar fehlt, ist ein Luk zum Ankerkasten, der sehr kompakt ausfällt und nur über ein Inspektionsluk in der Eignerkammer erreicht werden kann, falls die Winsch streikt oder sich die Kette verhakt.

Die Anordnung der Beschläge und Winschen wirkt stimmig. Einzig die Hebelklemmen auf dem Cockpitsüll könnten näher an den Winschen montiert sein, damit auch der Rudergänger sie bedienen kann. Ungewöhnlich: Der an Deck stehende Mast war über die Oberwanten extrem stark vorgespannt und fast bananenförmig nach achtern gebogen – eigentlich ein Starkwindtrimm. Doch zeigte sich die Dufour in dieser Konfiguration bei leichtem und mittlerem Wind höchst lebendig. Das Achterstag lässt sich in der Ocean-Version leider nicht verstellen; es wird fest justiert.


Im Hafen und unter Maschine gefällt die Dufour dank einzelnem Ruderblatt mit sehr guter Manövrierbarkeit. Und auch unter Segeln reagiert sie direkt auf Steuerbefehle und vermittelt übers Ruder viel Gefühl. Beim Test vor La Rochelle weht es am ersten Tag nur mit zehn bis zwölf Knoten; dennoch reicht der Druck für sehr passable Werte. Am Wind loggt das Boot 5,6 bis 6,1 Knoten, beim Abfallen auf einen spitzen Raumschotskurs stehen unter Gennaker 7,5 bis 8,4 Knoten im Protokoll.

Als der Wind am Folgetag auf bis zu 16 Knoten auffrischt, zeigt die Dufour ihr wahres Potenzial und läuft raumschots ständig zwischen acht und neun Knoten, mehr als ihre theoretische Rumpfgeschwindigkeit also. An der Kreuz kommt sie im Mittel auf 6,5 Knoten bei einem Wendewinkel von etwa 90 Grad. Bei allen Manövern liegt die Dufour sehr ausgeglichen auf dem Ruder und setzt an der Kreuz weich in die Welle ein. Eine insgesamt gute Vorstellung.

Wer ein Boot dieser Größe eher wegen seiner Sekundärtugenden, also des Wohnkomforts, kauft, wird ebenfalls nicht enttäuscht. Denn die Dufour ist in den Grenzen des physikalisch Möglichen ein wirkliches Raumwunder. Zwar mindert eine Decksstrebe direkt vor dem Schiebeluk die Stehhöhe beim Gang unter Deck. Dort angekommen, wirkt die Yacht durch das helle Holz und die hellgrauen Polster- und Arbeitsflächen in Verbindung mit den großen Decks- und Seitenfenstern aber ungemein einladend. Die doppelflüglige Tür zum Vorschiff vergrößert den Wohnraum optisch zusätzlich. Indirekte LED-Beleuchtung verlängert diesen Effekt bis in die Abendstunden.


Dufour 37: Was ist noch verbesserungswürdig?

Das Boot verfügt auf Wunsch über insgesamt sechs Kojen in drei Kabinen plus zwei im Salon. Wer auf die zweite Achterkammer verzichtet, gewinnt mehr Platz in der Nasszelle und in der Steuerbord-Backskiste. Unter den Kojen und in den Schapps darüber ist genug Stauraum vorhanden, wobei die Schapptüren nach oben öffnen und sich deshalb bei Lage als nicht seetauglich erweisen. Im Vorschiff hat die Werft eine Matratze in Hexagon-Form gewählt, die mit einer maximalen Breite von 1,58 Meter ausreichend ist. Zusätzlich gibt es einlegbare Dreieckspolster; sie verbreitern die Liegefläche am Kopfende auf fürstliche 2,37 Meter. Im Gegensatz zum Vorschiff wirken die Achterkabinen düster und schlecht belüftet, doch die Werft will hier noch nachbessern und zusätzliche Fenster zum Cockpit einbauen. Die Kojengröße ist mit 2,02 mal 1,50 Meter mehr als ausreichend.


Die Spaltmaße sind an manchen Ecken zu groß – oder wie hier 40 mm breit mit Sikaflex kaschiert
Foto: YACHT/J. Rieker

Was nicht vollends überzeugen konnte, war die Detailverarbeitung (s. o.). Die Werft weiß um die Defizite und verspricht Nachbesserungen. Die braucht es auch, denn günstig ist die Dufour 37 selbst in der einfachsten Version nicht wirklich. Für die „Easy“, die bei Weitem nicht umfassend ausgerüstet ist, werden schon 185.000 Euro fällig. Für die „Ocean“ sind es segelfertig happige 208.675 Euro. Das Testboot mit fast allen Extras kostet gar mehr als 310.000 Euro. Da schlagen die jüngsten Preissteigerungen bei Grundstoffen und Energie schon voll durch.

Ob sie das wert ist? Das hängt nicht zuletzt von den individuellen Ansprüchen und Budgets ab. Es gibt Zehn-Meter-Boote für deutlich weniger Geld. Allerdings bietet keines so viel Raum, so viel Licht, so modernes Design wie die Dufour 37 und keines mehr Segelspaß. Das gälte erst recht, wenn sie Dufour 33 hieße.


Tanks: A Frischwasser; B Diesel; C FäkalienFoto: YACHT
Tanks: A Frischwasser; B Diesel; C Fäkalien

Technische Daten

  • CE-Entwurfskategorie A
  • Rumpflänge 9,99 m
  • Gesamtlänge 10,77 m
  • Wasserlinienlänge 9,31 m
  • Breite 3,80 m
  • Tiefgang 1,90 m
  • Theor. Rumpfgeschwindigk. 7,4 kn
  • Gewicht 6,5 t
  • Ballast/-anteil 1,86 t/29 %
  • Großsegel 32,0 m²
  • Rollgenua (108 %) 25,9 m²
  • Maschine (Volvo Penta)14 kW/19 PS
  • Kraftstofftank 160 l
  • Frischwassertanks 180 l
  • Fäkalientank 40 l
  • Batterien 2x 120 Ah + 1x 75 Ah

Segelleistungen

ohne Abdrift/Strom; Windgeschwindigkeit: 10 bis 12 kn (3–4 Bft), Wellenhöhe: ca. 0,5 m

(* mit asymmetrischem Spi)Foto: YACHT
(* mit asymmetrischem Spi)

Potenzial STZ* = 4,06

(* Dimensionslose Zahl. Berechnung: 2√S/3√V. Je höher der Wert, desto mehr Segelfläche (S) hat das Schiff in Relation zur Verdrängung (V) 2 Nach YACHT-Definition)Foto: YACHT
(* Dimensionslose Zahl. Berechnung: 2√S/3√V. Je höher der Wert, desto mehr Segelfläche (S) hat das Schiff in Relation zur Verdrängung (V) 2 Nach YACHT-Definition)

Die Dufour 37 hat für ihre Verdrängung wenig Segelfläche, setzt diese aber effizient in Fahrt um.


Rumpf- u. Decks­bauweise

  • Rumpf: GFK-Volllaminat
  • Deck: GFK-Sandwich mit Schaumkern. Strukturelle Bodengruppe am Rumpf anlaminiert

Rigg und Segel

  • in der Basis verfügt das Boot über zwei Ober- und Unterwanten
  • keine Achterstagsverstellung
  • eine Selbstwendefock

Motorisierung

  • Der Standard-Motor leistet 19 PS, in Anbetracht der Verdrängung knapp dimensioniert. Das Upgrade auf 30 PS kostet 2.260 Euro und lohnt sich. Der Motor lief im Test angemessen leise. Schallmessungen waren leider nicht möglich

Cockpitmaße

Foto: YACHT

Ausstattung und Preise

  • Grundpreis ab Werft 185.640 €
  • Preis segelfertig 208.675 €
  • Komfortpreis 250.808 €
  • Garantie/gegen Osmose 5/2 Jahre

Werft


Yacht-Bewertung Dufour 37

Mit großer Konsequenz im Rumpfdesign ist es der Werft gelungen, ein echtes Raumschiff zu bauen, das trotzdem über gute Segeleigenschaften verfügt. Es wirkt nicht nur größer als es ist, sondern sieht von jeder Perspektive sehr markant aus. Das Mehr an Raum und Modernität lässt sich Dufour allerdings teuer bezahlen

Konstruktion und Konzept

  • + Platzangebot unter Deck
  • + Optisch ansprechendes Design
  • - Verwirrende Typbezeichnung
  • - Hoher Preis

Segelleistung und Trimm

  • + Gute Höhe und Speed
  • + Einfaches Handling
  • - Liegt auf jedem Kurs ausgeglichen auf dem Ruder

Wohnen und Ausbauqualität

  • + Sehr heller, großzügiger Salon
  • - Dunkle Achterkabine mit schlechter Belüftung
  • - Befriedigende Ausbauqualität, fehlende Schlingerleisten

Ausrüstung und Technik

  • + Funktionaler Innenausbau
  • + Platz für zusätzliche Technik
  • - Zum Teil grobe Installationen

Die Mitbewerber der Dufour 37: günstiger, aber teils deutlich älter

Foto: YACHT/M. Strauch

Bavaria Cruiser 34

Das Farr-Design ist der älteste Mitbewerber am Markt, der Rumpf beruht auf der Cruiser 32 von 2009. Das Boot ist mit zwei oder drei Kabinen erhältlich, achtern und im Cockpit aber recht schmal. Rumpflänge 9,99 m; Breite 3,42 m; Gewicht 5,3 t; ab 136.612 Euro

YACHT-Test: Heft 18/2016


Foto: YACHT/Nico Krauss

Hanse 348

Die Yacht aus Greifswald überzeugte im Test durch gute Segeleigenschaften und viel Platz. Inzwischen setzt sie beim Raumangebot wie bei der Variationsvielfalt nicht mehr den Maßstab. Rumpflänge 9,99 m; Breite 3,50 m; Gewicht 6,5 t; ab 164.101 Euro

YACHT-Test: Heft 15/2018


Foto: YACHT/Andreas Lindlahr

Oceanis 34.1

Im vergangenen Jahr bescheinigte die YACHT dem Boot das größte Volumen seiner Klasse. Diese Alleinstellung ist passé. Mit modernem Interieur und guter Raumaufteilung dennoch zeitgemäß. Rumpflänge 9,96 m; Breite 3,57 m; Gewicht 5,5 t; ab 142.681 Euro

YACHT-Test: Heft 25–26/2021


Foto: YACHT/J.-M.Liot

Sun Odyssey 349

Jeanneaus Zehn-Meter-Yacht geht ins neunte Jahr. Das merkt man unter Deck, wo sie weniger Wohnraum bietet als die Dufour. Dafür kommt sie auf Wunsch mit variablem Tiefgang (Schwenkkiel). Rumpflänge 9,97 m; Breite 3,44 m; Gewicht 5,3 t; ab 145.180 Euro

YACHT-Test: Heft 6/2014


Das könnte Sie auch interessieren: