Beneteau First 36 SETourentauglicher Regattasegler in Bestform im Test

Michael Good

 · 19.08.2025

Dank der Pinne sitzt der Steuermann weiter vorne und erreicht so alle Winschen und Schoten.
Foto: Michael Good
Beneteau und Hersteller Seascape haben ihre ohnehin schon leistungsstarke First 36 deutlich abgespeckt und umgebaut. Die neue Sportversion SE im Kurztest.

Großer Erfolg für ein kleines Boot: Beim diesjährigen Transpacific Yacht Race (Transpac) erreichte eine nur 36 Fuß (elf Meter) lange Serienyacht als Zweite die Ziellinie vor Hawaii. Die Beneteau First 36 SE mit dem Namen „Rahan“ musste nach einer Strecke von mehr als 2.200 Seemeilen von Los Angeles nach Honolulu lediglich der 88 Fuß langen Maxi-Yacht „Lucky“ (Ex „Rambler 88“) den Vortritt überlassen. Auch wenn beim Transpac die großen Schiffe erst später auf die Strecke geschickt werden, bleibt die starke Leistung der „Rahan“ erwähnenswert. Sie war nicht nur mit Abstand das kleinste Schiff im Feld der über 50 teilnehmenden Yachten, sondern wurde obendrein als einziges Boot Zweihand gesegelt.

Die First 36 von Beneteau ist kein neues Boot. Die YACHT hatte die rassige Französin schon zur Markteinführung 2022 ausführlich getestet. Und das Boot musste sich im selben Jahr beim großen Vergleichstest der Performance-Cruiser um elf Meter Rumpflänge gegen eine starke Konkurrenz behaupten und konnte dabei vor allem mit den Segeleigenschaften raumschots punkten.


Mehr von der Werft:


Wie alle kleineren Modelle der sportlichen First-Reihe von Beneteau, wird auch die 36er bei Seascape gefertigt. Die slowenische Werft arbeitet seit 2018 als Partner und Lizenznehmer für den französischen Branchenriesen und übernimmt nicht nur die Produktion, sondern auch die Entwicklung, den Linienaufbau und die Vermarktung der Boote bis elf Meter Rumpflänge. Und das Geschäft boomt: Heute fertigt Seascape mit rund 120 Mitarbeitern mittlerweile etwa 150 Boote pro Jahr, von 14 bis 36 Fuß.

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Unter dem Namen Seascape-Edition (SE) wollen die Slowenen ihr Angebot weiter ausbauen und den Booten der First-Reihe auch eine eigenständige Markenidentität verpassen. SE steht generell für einen noch stärkeren Fokus auf Sportlichkeit und Leistung – durch weniger Gewicht und eine kompromisslose, regattataugliche Ausstattung.

Composit und Carbon, Hauptsache leicht und robust

Bei der neuen First 36 SE hat die Werft vor allem durch eine konsequente Neugestaltung des Interieurs erheblich Gewicht eingespart. Statt Sperrholz mit Deckfurnieren kommen für den Möbelbau ausschließlich leichte Komposit-Materialien zum Einsatz. In den Kabinen ersetzen flexible Stofftaschen die sonst üblichen Staufächer und Schränke, und auf Innenschalen für schönere Oberflächen unter Deck wird weitgehend verzichtet. Zudem: Die Bodenbretter bestehen in der SE-Version aus Sandwichplatten mit hochwertigem Wabenkern – federleicht, äußerst robust. Durch die Summe der Maßnahmen bringt die SE-Variante insgesamt rund 400 Kilogramm weniger auf die Waage als das Standardmodell, welches im Vergleich zur Konkurrenz ohnehin schon besonders leicht gebaut ist.

Aber auch an Deck hat Seascape die Version SE mit einem sportlichen Upgrade auf noch mehr Leistungsfähigkeit getrimmt. So weicht das Standard-Alurigg einem steifen und leichten Kohlefasermast von Axxon Composites mit Dyform-Wanten und laufendem Gut aus Dyneema. Dazu wird das Layout an Deck und vor allem im Cockpit sehr gezielt auf die Bedürfnisse von aktiven Regattaseglern abgestimmt, die doppelten Steuerräder sind durch eine einfache Pinnensteuerung ersetzt. Damit kann eine eingespielte Regattamannschaft genauso gut klarkommen wie auch Segler, die Ein- oder Zweihand unterwegs sind und Regatten über lange Strecken bestreiten.


Messergebnisse der Beneteau First 36 SE

Bild 1

Ein weiteres Augenmerk hat die Werft auf die Optimierung nach Vermessung gelegt. Um die First 36 SE im ORC-Handicap günstig zu positionieren, wurde der italienische Konstrukteur und Rating-Spezialist Maurizio Cossutti engagiert. Im Vergleich zum Standardmodell ist der Kiel etwas kürzer ausgefallen, was der leichtere Kohlefasermast kompensiert. Außerdem haben die Konstrukteure mit entsprechenden Einlagen in den Formen den Bug subtil umgestaltet. Mit einem längeren Vorfuß und der gewichtsbedingt höheren Schwimmlage fällt die Wasserlinie deshalb kürzer aus, was sich günstig auf das Rating auswirkt.

Perfektes Handling einhand wie zu zweit

Die Praxiserfahrungen im YACHT-Test unterstreichen den sportlichen und leistungsstarken Charakter. Der Test findet in Slowenien statt, bei besten Bedingungen: etwa 12 Knoten Wind und nur wenig Welle. Gesegelt wird das Boot im Test einhand wie auch zu zweit. Das Handling ist perfekt. Alle Winschen sind vom Steuermann gut zu erreichen. Mit den doppelten Ruderblättern segelt das Boot sehr ausgewogen, sodass man die Pinne auch mal kurz loslassen kann, um in Lee die Genua nachzustellen oder am Niedergang eine der Trimmleinen zu bedienen.

Mit einer elektrohydraulisch verstellbaren Schubstange zwischen den beiden Ruderquadranten kann der Steuermann die Anstellwinkel der Ruderblätter und damit die Rückmeldung auf die Pinne selbst regeln. Die sogenannte E-Bar ist bereits im Standard-Ausstattungspaket SE enthalten und funktioniert im Test gut.

​Hart am Wind macht das Boot dennoch solide 6,3 Knoten Fahrt auf einem Winkel von 40 Grad zum wahren Wind. Die für Sportsegler relevante Luvgeschwindigkeit (VMG) liegt damit bei 4,83 Knoten, was mit den Angaben der Polardiagramme im Messbrief nach ORC für den Einsatz im Ein- oder Zweihandmodus übereinstimmt.

Tourentauglichkeit bleibt erhalten

Die Paradedisziplin der First 36 liegt aber klar raumschots unter Gennaker, wo sie mit viel Dynamik viel Segelspaß vermittelt und zügig vorankommt. Im Test bei knapp 4 Beaufort kommt die First nahe an zweistellige Werte heran. Schon beim großen YACHT-Vergleichstest 2022 auf der Flensburger Förde hat die leichte Französin auf den Kursen mit dem Wind die Konkurrenzboote deutlich distanzieren können.

Was das SE-Paket an leistungsorientieren Upgrades an Deck beinhaltet, wird im Gegenzug unter Deck an Komfort und Wohnlichkeit eingespart. Das Vorschiff bleibt leer und wird zum Stauen der Segel genutzt. Der Tisch im Salon ist mobil und wird für die Regatta ausgebaut. Stauräume gibt es nur wenige, Deckenpaneele und Verkleidungen sind verschwunden, und Holzanteile sucht man im ganzen Boot vergeblich. Ungemütlich ist es unter Deck aber nicht, und auch die Tourentauglichkeit bleibt erhalten. Immerhin können in den beiden offenen Achterkabinen sowie im Salon insgesamt sechs Personen übernachten. Dazu kommen ein separierter Toilettenraum sowie die Pantry mit Gasherd, Kühlfach und Spüle.

Preise der Beneteau First 36 SE

Das leistungsstarke und regattaklare SE-Paket mit Kohlefasermast, ORC-optimiertem Kiel, der kompromisslos hochwertigen Deckausstattung und vielen Gadgets wie zum Beispiel der E-Bar kostet Geld und ist natürlich mit entsprechenden Aufpreisen verbunden.

  • ​Grundpreis ab Werft: 351.490 €
  • Preis segelfertig: 387.340 €
  • Garantie/gegen Osmose: 3/7 Jahre

Stand 2025, wie die ausgewiesenen Preise definiert sind, finden Sie hier!

Die First 36 in der Ausführung SE kostet brutto 351.490 Euro ohne Segel und ist damit knapp 56.000 Euro teurer als das Standardboot.

YACHT-Bewertung

Die SE-Ausführung der First 36 richtet sich an ambitionierte Regattasegler, die auf kompromisslose Leistung setzen und dafür auch ein entsprechendes Budget bereitstellen können.

Konstruktion und Konzept

Markante Gewichtsabnahme

ORC-Optimierung

Hochwertige Bauausführung

Segelleistung und Trimm

Hohes Leistungspotenzial

Einhandtaugliches Handling

Am Wind mit viel Krängung

Wohnen und Ausbauqualität

Schnörkelloser Innenausbau

Tourentauglichkeit Standard

Nüchterne Funktionalität

Ausrüstung und Technik

Steifer Carbonmast

Ruderblatt-Verstellung

Großschot als Stolperfalle

Die Beneteau First 36 SE im Detail

Konventioneller Segelplan: Der Mast steht auf Deck in der Mitte der Gesamtlänge. Die Genua und das Großsegel mit Pin-Head beschreiben die Standardausstattung. Das Layout unter Deck bleibt unverändert. Vorne liegen die Segel.Foto: YACHTKonventioneller Segelplan: Der Mast steht auf Deck in der Mitte der Gesamtlänge. Die Genua und das Großsegel mit Pin-Head beschreiben die Standardausstattung. Das Layout unter Deck bleibt unverändert. Vorne liegen die Segel.

Technische Daten der Beneteau First 36 SE

  • Konstrukteur: Sam Manuard
  • ​CE-Entwurfskategorie: A
  • Rumpflänge: 11,00 m
  • Gesamtlänge: 11,98 m
  • Wasserlinienlänge: 10,14 m
  • Breite: 3,80 m
  • Tiefgang: 1,95 m
  • Masthöhe über WL: 17,80 m
  • Theor. Rumpfgeschwindigk.: 7,9 kn
  • Gewicht: 4,4 t
  • Ballast/-anteil: 1,53 t/35 %
  • Großsegel: 42,0 m²
  • Rollgenua (106 %): 38,0 m²
  • Maschine (Yanmar): 21 kW/29 PS
  • Kraftstofftank: 70 l
  • Frischwassertanks: 2 x 100 l
  • Fäkalientank: 50 l

​Rumpf- und Decks­bauweise

GFK-Sandwich, laminiert mit Vakuum-Infusion mit Schaumkern (Corecell) und Vinylesterharz. Alle Schotten aus Komposit. T-Kiel aus Gusseisen.

Vermessung

  • Handicap ORC fully crewed: APH ToD: 519.7 / ToT: 1.1545.
  • Handicap ORC double handed: APH ToD: 529.1 / ToT: 1.1339

Carbonmast

Im Standard wird die SE-Version mit einem Kohlefasermast von Axxon Composites ausgestattet. Der Großbaum und die Salinge bestehen aus Aluminum.

Segel

Im Grundpreis nicht enthalten. Ein einfacher Satz Amwind-Segel kostet mindestens 21.500 Euro brutto zusätzlich.

Werft

Seascape d.o.o.; 1352 Preserje (Slowenien); www.beneteau.com / www.seascape-edition.com

Vertrieb

Händlernetz


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