Es gibt spannendere, schönere oder modernere Boote, auch in derselben Klasse. Dennoch wird eine Bavaria in der Zehn-Meter-Größe immer zu den wichtigsten Yachten auf dem Markt gehören. Das Schiff kommt aus einer der bedeutendsten und bestorganisierten Werften weltweit, wird in großen Stückzahlen produziert und spielt sowohl im Chartergeschäft als auch später auf dem Gebrauchtbootmarkt eine wichtige Rolle. Zudem setzt es Maßstäbe für die Preisgestaltung anderer Werften.
Das kleinste Modell aus Giebelstadt ist eine Weiterentwicklung der erfolgreichen Cruiser 33, von der etwa 450 Exemplare gebaut wurden. Zusätzlich gab es rund 40 Einheiten einer abgespeckten Version namens Easy 9.7. Schon die Cruiser 33 war bei ihrem Erscheinen im Jahr 2012 nicht neu; sie basierte auf der Cruiser 32, die seit 2009 auf dem Markt war.
Diese Art der Weiterentwicklung wendete Bavaria wieder an. Statt ein neues Modell zu konstruieren, ging die Werft den einfacheren Weg und modernisierte die 33. Sie blieb beim anerkannt guten Rumpf von Farr Yacht Design, überarbeitete aber das Deck ein weiteres Mal. Statt einem Rad in der Mitte gibt es nun zwei seitlich platzierte, wie es heute auf immer mehr kleinen Yachten üblich ist, damit der Rudergänger weit außen steuern kann und um den Durchgang nach vorn ins Cockpit zu erleichtern. Für die Maßnahme musste die Decksform etwas modifiziert werden.
Die wesentliche Änderung unter Deck sind zwei fast identische Kammern im Heck statt einer breiteren Kabine und einer großen Backskiste. Um einen Zugang für die Backbordkammer zu schaffen, musste das Bad verkleinert werden. Es gibt die Cruiser 34 aber auch mit nur einer Achterkabine, aber mit doppelten Rädern.
Egal wie viele Räder, Achterkabinen oder Duschraumplatz: In vielen Punkten folgt die Bavaria Cruiser 34 ihrer Vorgängerin. Sie ist ein relativ voluminöses Boot mit breitem Heck, großer Fensterlinie, hohem Cockpitsüll und großer Heckklappe. Die Segelfläche fällt in Relation zum Gesamtgewicht (Segeltragezahl) mit einem Wert von 4,1 recht niedrig aus, kennzeichnet die Neue deutlich als reine Fahrtenyacht.
Das getestete Boot war obendrein mit einem Rollreffmast und den einfachen Standardsegeln ausgestattet. Die Elvström-Garderobe stand gut, aber es fehlt den Segeln etwas an Fläche und Tiefe, ist man auf eine bessere Performance aus.
So zeigte sich dann die Cruiser 34 zum Test vor Heiligenhafen bei schwachen Winden um zehn bis zwölf Knoten als etwas behäbig und antriebsarm. Mit Geschwindigkeiten von um die 5 Knoten am Wind bei einem Wendewinkel von rund 90 Grad können bereits kleinere Fahrtenyachten aufwarten. An den Rädern blieb der gewünschte leichte Ruderdruck für ein besseres Steuergefühl aus, das Boot lag neutral bis zuweilen leegierig auf dem Ruder.
Der Steuermann findet verschiedene Positionen für seine Tätigkeit vor. Will er außen auf dem Seitendeck sitzen, von wo aus er eine gute Sicht nach vorn hat und wofür die beiden Steuerräder vorhanden sind, stört ihn die Hahnepot des Achterstags. Generell passen die beiden Räder und deren Säulen durchaus auf das kleine Boot. Sie durchmessen 80 Zentimeter und ragen bis zu einer ergonomisch günstigen Höhe von 108 Zentimetern über den Plichtboden.
Neu auf der 34 ist die Anordnung der Großschot. War diese früher eine simple 6:1-Talje mit dem Fußblock auf dem Frontende des Cockpittisch, wurde nun auf das System der größeren Schwestern gewechselt. Zwei voneinander unabhängige 2:1-Taljen sind back- und steuerbords vom Niedergang auf dem Kajütdach angeschlagen. Die Schoten laufen nach vorn am Baum entlang, an Deck und zurück auf die beiden Fallenwinschen. Das System ersetzt den Traveller recht effektiv; der Baum lässt sich bei wenig Wind nach Luv ziehen. Weiterer großer Vorteil beim Handling: Der Baum ist über die Quasi-Hahnepot der beiden Schoten für das Reffen, das Segelbergen und im Hafen einfach und schnell zu fixieren.
Die Fockschoten laufen durch Schienen auf dem Dach nach achtern auf die Genuawinschen. Das sichert kleine Schotwinkel und hält das Laufdeck frei. Auffällig ist im Cockpit weiterhin der große Tisch, der viel Fläche und bei Lage auch guten Halt bietet, aber reichlich Platz verbraucht. Das Möbel kommt von der Cruiser 37 und hat entsprechende Abmessungen. Das getestete Schiff vom Vercharterer 1. Klasse Yachten in Heiligenhafen war mit einer optionalen größeren Maschine (21 statt 13 Kilowatt) und Festpropeller bestückt. Damit kam es auf 7,2 Knoten Marschfahrt und Schalldruckwerte, die mit 77 db(A) lediglich in den Achterkammern die Grenze zum lauten Bereich durchbrachen.
Zwei Kabinen – da wird auf Booten dieser Größe auch der Stauraum in den Backskisten zum Thema. Die darunter liegenden Kammern lassen in den Duchten noch Platz für zweimal rund 350 Liter. Das genügt für Putzzeug, etwas Zubehör, Leinen und Fender – nicht aber, wenn dort eine Rettungsinsel gelagert werden soll. Auch der Ankerkasten ist zu klein, um noch Fender und Leinen aufzunehmen.
Weniger Stauraum, das ließe sich kompensieren, wenn man eine Kabine als Backskiste und nur für den Notfall als Schlafplatz nutzt. Es bleibt so oder so bei einem kleinen Bad, das aber weiterhin eine Duschmöglichkeit bietet. Bavaria verzichtete auf den kleinen Kartentisch und übernahm die übrige Innenraumaufteilung und auch die optische Anmutung von wahlweise Teakoberflächen im Wechsel mit vielen hellen Flächen.
Auch sind die Kabinen weiterhin mit zur Schiffsgröße passenden Schränken und Ablagen versehen, mit Spots und Leselampen ausgestattet und verfügen über genügend Belüftungsmöglichkeiten. Kurios: An Steuerbord gibt es ein Rumpffenster in der Achterkabine, an Backbord, wo sich früher die Backskiste befand, nicht.
Im Klassenvergleich liegt die Pantry mit ihrem Stauraum auf der knappen Seite, was die Unterbringung von sperrigen Gegenständen angeht.
Unsichtbar, aber erheblicher ist die neue Bauweise: Bavaria fertigt die Rümpfe wie einige andere Werften auch im Vakuum-Infusionsverfahren. Die Materialien des Schaumsandwiches werden trocken eingelegt, fixiert, mit einer Vakuumfolie abgedeckt und dann per Unterdruck mittels eines ausgeklügelten Systems das Harz-Härter-Gemisch durch den Laminataufbau gesogen. Das bedeutet der Theorie nach einen sehr kontrollierten Harzeinsatz und soll für ein homogeneres sowie festeres Laminat sorgen. Bavaria gibt an, bei der neuen Cruiser 34 durch das Verfahren 250 bis 300 Kilogramm sparen zu können.
Geblieben ist die Werft bei der soliden Bodengruppe aus voluminösen Wrangen und Stringern mit kleinen, untereinander verbundenen Fächern.
Neue Bauweise, bessere Steuerung durch doppelte Räder, mehr Varianz: Die Bavaria Cruiser 34 hat gewonnen, wenn man sich mit den schmaleren Achterkojen und dem kleineren Bad arrangieren kann. Und dem Preis. Zum Zeitpunkt des Testes 2016 kostetes die Bavaria Cruiser 34 in der Grundausstattung rund 102.000 Euro. Heute dagegen rund 152.000 Euro. Doch solche Preissteigerungen, gerade in jüngerer Vergangenheit, sind eher die Norm statt die Ausnahme.
Dieser Artikel erschien zuerst in YACHT 18/2016 und wurde für diese Online-Version überarbeitet.
Sandwich mit Schaumkern, hergestellt im Vakuum-Infusions-Verfahren. Iso-Gelcoat, Vinylesterharz
Grundpreis ab Werft 152.201 Euro
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Die Cruiser 34 gewinnt durch die beiden Räder, verliert aber etwas durch kleine Komfortmängel im Cockpit. Insgesamt bleibt sie eines der wichtigsten Benchmarkboote in der spannenden und umkämpften Zehn-Meter-Klasse