Am Samstag, 29.3., gegen 15 Uhr entdeckte die Crew des niederländischen Frachtschiffes „Warber" eine kieloben treibende Segeljolle etwa 250 Meter vor dem Marinedenkmal Laboe. Das meldet die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS). Da das Frachtschiff aufgrund seines Tiefgangs nicht helfen konnte, alarmierte die Rettungsleitstelle See der DGzRS, das Maritime Rescue Coordination Centre (MRCC) Bremen, das in Schilksee stationierte Seenotrettungsboot “Jürgen Horst”. Die Freiwilligenbesatzung befand sich gerade auf Kontrollfahrt und war innerhalb von sechs Minuten mit ihrer 38 Knoten schnellen Einheit vor Ort.
Die Seenotretter bargen den Mann aus der nur sechs Grad kalten Ostsee. Eine erste medizinische Untersuchung ergab eine Körpertemperatur von lediglich 34,7 Grad. Die Besatzung der “Jürgen Horst” brachte den unterkühlten Segler nach Laboe, wo sie ihn an den zwischenzeitlich angeforderten Landrettungsdienst übergaben. Zum Zeitpunkt des Einsatzes herrschte Wind mit Stärken von drei bis vier Beaufort.
Der Vorfall verdeutlicht einmal mehr die Gefahren, die gerade im Frühjahr vom noch sehr kalten Wasser ausgehen. So war bereits in der vergangenen Woche ein Segler vor Wismar tödlich verunglückt.
Nach einem Sturz ins kalte Wasser durchläuft der Körper mehrere kritische Phasen. Die erste Phase ist die Kälteschockreaktion, bei der die größte Gefahr darin besteht, Wasser einzuatmen und zu ertrinken. Diese Phase dauert nur kurz, zwischen einer und drei Minuten.
Nach etwa zehn Minuten im kalten Wasser setzt das sogenannte Schwimmversagen ein. Die Kälte beeinträchtigt die Nerven- und Muskelfunktion so stark, dass sich die Person nicht mehr aus eigener Kraft über Wasser halten kann. Die dritte Phase, die eigentliche Unterkühlung oder Hypothermie, beginnt je nach Wassertemperatur und körperlicher Verfassung nach etwa 30 Minuten. Sinkt die Körperkerntemperatur unter 35 Grad, sprechen Experten von einer Hypothermie.
Wird eine unterkühlte Person gerettet, ist schnelles, aber behutsames Handeln gefragt. Der erste Schritt ist das Absetzen eines Notrufs. Anschließend gilt es, den Zustand des Geretteten einzuschätzen. Ist die Person noch ansprechbar und zittert, befindet sie sich in der ersten Phase der Unterkühlung.
Unter Deck sollte die nasse Kleidung entfernt und der Patient abgetrocknet werden. Wichtig ist dabei, nicht zu rubbeln, sondern vorsichtig zu tupfen. Zur Erwärmung dient die sogenannte Hypothermia Wrap: Eine warme Decke wird über den Patienten gelegt, darüber kommen eine Rettungsfolie und weitere Decken oder ein Schlafsack. Ständige Ansprache ist wichtig, um den Stresslevel hochzuhalten und einen Kreislaufkollaps zu verhindern. Alle Maßnahmen haben wir in diesem Artikel ausführlich zusammengefasst.
Der Fall verdeutlicht die Wichtigkeit guter Vorbereitung und richtiger Ausrüstung. Eine Sicherungsleine und Strecktaue können das Überbordfallen verhindern. Bei niedrigen Wassertemperaturen ist eine ohnmachtssichere Rettungsweste lebensrettend. Auch eine sofort einsatzbereite Badeleiter oder spezielle Bergesysteme können im Notfall entscheidend sein.