Johannes Erdmann
· 27.01.2023
Der Untergang einer Lagoon 39 in der Karibik wirft die Frage auf, wie viele Eigner die Rückrufaktion von Goiot-Notausstiegsluken im Jahr 2020 möglicherweise nicht wahrgenommen haben. Allen Indizien nach war auf dem 2013 gebauten Katamaran das alte, nicht ausgetauschte Luk von einer Welle aus dem Rahmen gedrückt worden
Nachdem der französische Hersteller Goiot bereits vor einigen Jahren eine Rückrufaktion für Notausstiegsluken durchführte, scheinen einige Eigner noch immer mit gefährdeten Luken unterwegs zu sein. Betroffen waren Schiffe aus den französischen Werften Bali, Nautitech, Fountaine Pajot und Lagoon, die zwischen 2007 und 2019 gebaut worden waren.
In einem Facebook-Post beschreibt Fred Anderson als Eigner eines Schwesterschiffes den Seenotfall einer Lagoon 39 in der Karibischen See (vor der Insel Canouan) und stellt nach Gesprächen mit anderen Katamaran-Eignern die These auf, dass bis zu 80 Prozent der Eigner nichts von der Rückrufaktion mitbekommen haben und noch immer mit den alten, gefährdeten Luken herumfahren.
Genaue Details zu den Hintergründen des Untergangs sind noch nicht bekannt, der Autor des Facebook-Posts stützt sich jedoch auf die Aussagen des Eigners des gesunkenen Schiffes: “Der Eigentümer/Kapitän sagte mir, dass seine Versicherungsgesellschaft das Boot getaucht hatte, um die Ursache des Vorfalls zu untersuchen. Eine der Plexiglasscheiben der Goiot-Notausstiegsluke hatte sich gelöst, wodurch Meerwasser in großen Mengen in den Rumpf eindringen konnte. Dichtmasse wird verwendet, um diese Luken Zentimeter über der Wasserlinie an Ort und Stelle zu halten, doch die Dichtmasse gab nach und die Scheibe löste sich.”
Die Crew hatte Glück im Unglück und konnte von einer in der Nähe segelnden Yacht gerettet werden.
Bereits seit 2018 traten vermehrt Fälle auf von Luken, die aus dem Aluminium-Rahmen gefallen waren, woraufhin Goiot einen Reparatursatz an viele Eigner versandte, um die Scheiben nachträglich zusätzlich zu den Klebedichtungen auch an die Rahmen zu pressen. Im Jahr 2020 schließlich begann der Hersteller mit einer großen Rückrufaktion, während der viele Luken getauscht wurden.
Yachteigner, die einen Katamaran mit Goiot-Notausstiegsluken besitzen, die zwischen 2007 und 2019 gebaut worden sind, sollten sich unbedingt mit dem Problem beschäftigen. Die Werft Lagoon hat für ihre Kunden damals ein Schreiben veröffentlicht, in dem das Problem und Lösungswege beschrieben sind. Andere Werften haben ihre Kunden ebenfalls informiert, doch mittlerweile führen die Links zu den einst hinterlegten PDFs ins Leere. Auch Goiot gab im Jahr 2020 eine kurze Pressemitteilung heraus, in der das Unternehmen die Probleme bestätigte.
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