Regelmäßig treten Leser und Leserinnen an die Redaktion heran, haben Fragen, möchten auf etwas hinweisen. Darüber freuen wir uns sehr. Wie auch über folgende Zeilen, die John F. uns zum Thema Orca-Angriffe schrieb und die wir Ihnen nicht vorenthalten möchten:
Orcas als Kokain-Opfer?
Immer wieder hört man von regelrechten Angriffen durch Orcas auf Yachten. Dabei ist mir aufgefallen , dass diese in See-und Küstenbereichen vorkommen, in welchen in den letzten Jahren der Schmuggel und das Anlanden von Drogen, sprich Kokain, drastisch zugenommen hat. Wie bekannt, wird die heiße Ware selbst in größeren Mengen gut verpackt im Meer zwischengelagert, um dann GPS-gestützt von anderen Verteilern aufgenommen zu werden.
Es ist wahrscheinlich nicht auszuschließen, dass Orcas in ihrem Spieltrieb damit in Kontakt und dadurch in den zweifelhaften Genuss davon kommen, möglicherweise sogar süchtig werden und sich entsprechend eigenartig verhalten.
Es wäre ebenso anzunehmen, dass auch bestimmte Segelyachten zu den Abholern der Ware gehören und dies von den cleveren Tieren in den gegebenen Zusammenhang gebracht wird. Dies könnte dann ihre Verhaltensweise erklären.
Vielleichtwäre es einmal nützlich, von den Tieren eine Blutprobe zu nehmen.
Die Zeilen von John F. mögen skurril klingen und sorgten auch bei uns zunächst für Heiterkeit. Orcas auf Steroiden! Dann aber fiel uns ein Artikel ein, in dem die Tagesschau darüber berichtet, dass es vor der Küste von Rio de Janeiro/Brasilien, mit Kokain verseuchte Haie gäbe. Die Droge gelange mit dem Abwasser in die Bucht und würde dort von den Tieren aufgenommen. Wie sich der Koks auf deren Organismus auswirke, sei noch nicht erforscht.
Tatsächlich ist das Gebiet der häufigsten Orca-Interaktionen, grob beschrieben rund um die Straße von Gibraltar, zugleich eines der häufigsten Schmuggelgebiete. Wenn Drogen von Südamerika nach Europa transportiert werden, fungiert Westafrika dabei oft als Zwischenstation. Auch der Weg von Nordafrika nach Südeuropa wird für den Transport von Drogen genutzt.
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Ursachen wenig erforscht
Über die Ursachen für die Orca-Attacken gibt es verschiedene Theorien, bewiesen ist noch nichts, weshalb Forscher bis zur Klärung auch lieber von Interaktionen sprechen. Diese Theorien werden hauptsächlich vertreten:
- Spieltrieb: Eine der häufigsten Erklärungen ist, dass es sich um eine Form des Spielverhaltens handeln könnte. Orcas sind intelligente und neugierige Tiere, die mitunter Objekte untersuchen und manipulieren, ähnlich wie Delfine.
- Nachahmung: Es wird vermutet, dass einige Orcas, insbesondere jüngere Tiere, das Verhalten von älteren oder gleichaltrigen Walen nachahmen. Wenn ein Wal damit anfängt, Yachten anzugreifen oder mit ihnen zu interagieren, könnten andere diesem Verhalten folgen.
- Stress oder Aggression: Manche Experten vermuten, dass die Orcas aufgrund von Stress, etwa infolge menschlicher Aktivitäten wie Schifffahrt oder Fischerei, aggressiv auf Boote reagieren könnten.
- Verteidigung: Eine andere Theorie ist, dass die Orcas möglicherweise das Gebiet, in dem sie Nahrung suchen oder sich aufhalten, verteidigen wollen. Die Präsenz von Yachten könnte als Bedrohung wahrgenommen werden. Für diese Theorie spricht auch, dass die Orcas von Yachten ablassen, sobald sich diese in flachere Gewässer begäben. Vielleicht befindet sich ihre Beute dort nicht mehr?
- Verletzung oder Trauma: Ein weiterer Ansatz ist, dass möglicherweise ein oder mehrere Orcas in der Vergangenheit negative Erfahrungen mit Yachten gemacht haben, wie beispielsweise Verletzungen durch Propeller oder Ruderblätter, und daraus ein feindliches Verhalten resultiert.
- Kommunikation: Orcas könnten das Ruder als ein Kommunikationsmittel oder eine Art Signal empfinden. Die Vibrationen und Geräusche, die durch das Bewegen oder Beschädigen von Ruderblättern entstehen, könnten für sie interessant oder anziehend sein.
- Nahrungsquelle: Obwohl es unwahrscheinlich ist, könnte es sein, dass Orcas auf der Suche nach Fischen sind, die sich um das Boot sammeln. Das Anstupsen oder ein Angriff des Ruders könnte eine Möglichkeit sein, Fische aufzuschrecken oder zu fangen.
Diese Erklärungen sind oft spekulativ. Da es sich bei Orcas um hochkomplexe und intelligente Tiere handelt, könnte das Verhalten das Ergebnis einer Kombination mehrerer dieser Faktoren sein. Weitere Forschung ist notwendig, um die genauen Gründe für dieses Verhalten besser zu verstehen.
So lange das Verhalten der Orcas nicht geklärt ist, werden folgende Verhaltensweisen empfohlen:
Verhalten bei Orca-Interaktionen
- Verhindern Sie, dass sich Personen an Bord der Reling nähern. Stellen Sie sicher, dass Sie sich auf dem Schiff an Orten aufhalten, die größtmöglichen Schutz vor abrupten Schiffsbewegungen bieten. Diese können auch zu Verletzungen durch lose Gegenstände bis hin zum Überbordgehen führen.
- Im Fall einer Interaktion ist es empfehlenswert, zu motoren statt unter Segeln zu laufen, das Schiff nicht zu stoppen sowie auf direktem Weg mit größtmöglicher Geschwindigkeit, soweit es Wind und See dem betroffenen Fahrzeug erlauben, flache Gewässer anzulaufen, bis die Schwertwale das Interesse verlieren.
- Bei Schiffen unter Segeln ist auf die Unversehrtheit des Kiels sowie alles, was sich auf die Stabilität des Schiffes auswirken könnte, zu achten. Deshalb wird empfohlen, im Fall einer Interaktion die Segel zu bergen und unter Motor abzulaufen.
- Es wird empfohlen, so nah wie möglich an der Küste zu fahren, soweit Schiffssicherheit und bauliche Eigenschaften des Fahrzeugs es erlauben. Dies gilt insbesondere vor Barbate, wo die Wahrscheinlichkeit einer Begegnung mit Gruppen von Schwertwalen in unmittelbarer Küstennähe geringer ist.
- Die Crew sollte ruhig bleiben und hektische Bewegungen auf dem Schiff vermeiden, um die Orcas nicht weiter zu provozieren.
- Das Werfen von Gegenständen oder das Schlagen aufs Wasser sollte vermieden werden, da dies die Tiere nur aggressiver machen könnte.
- Über Seefunk sollte Kontakt mit den Behörden oder der Küstenwache aufgenommen werden, um die Situation zu melden und eventuell Unterstützung oder Ratschläge einzuholen.
- Versuchen Sie, die Orcas zu beobachten, um ein besseres Verständnis für ihr Verhalten zu erlangen und festzustellen, wann oder ob sie das Gebiet verlassen.
- Für den Fall von Schäden sollte Notfallausrüstung leicht zugänglich sein, um schnell reagieren zu können, falls Reparaturen nötig sind oder Sicherheitsmaßnahmen wie das Anlegen von Schwimmwesten erforderlich werden.
- Nach dem Vorfall sollten das Ruder und andere Teile des Schiffes auf Schäden überprüft werden, sobald dies gefahrlos möglich ist.