Ocean Globe RaceSchwerverletzter Segler per Hubschrauber gerettet

Max Gasser

 · 19.09.2023

Das verletzte Crewmitglied wird an Deck gebracht ...
Foto: Margault Demasles / Team Triana / OGR2023
Das verletzte Besatzungsmitglied der französischen Ocean-Globe-Race-Teilnehmer-Yacht “Triana” ist in Sicherheit. Für die Bergung war ein dramatischer Langstrecken-Hubschraubereinsatz erforderlich

Nachdem sich ein Segler an Bord der Swan 53 “Triana” während des derzeit laufenden Ocean Globe Race schwer verletzte, war zunächst geplant, den nächstgelegenen Hafen anzusteuern, um das Crewmitglied in Sicherheit zu bringen. Schwache Winde und ein ausgefallener Motor brachten den französischen Skipper Jean d’Arthuys dann jedoch zu dem Schluss, dass eine sofortige medizinische Evakuierung die einzige sichere Option sei.

Gestern am frühen Morgen nahm er daher Verbindung zu den Veranstaltern des Ocean Globe Race auf. D’Arthuys bat um dringende Unterstützung, als sich der Zustand seines Crewmitgliedes Stéphane Raguenes aufgrund der am Vortag erlittenen Verletzungen über Nacht zusätzlich verschlechterte: “Hallo Don (McIntyre, Wettfahrtleiteer und Gründer Globe Yacht Club), die Situation ist nicht gut: Er blutet und leidet, und der Wind ist nicht gut, um schnell nach Madeira zu kommen. Kannst du bitte heute eine Evakuierung mit Hubschrauber oder Militärschiff organisieren. Sag mir so schnell wie möglich Bescheid. Danke.”

Fast zweistündiger Flug bis zum Krankenhaus

Die daraufhin eingeleitete Rettungsaktion wurde vom portugiesischen Rescue Coordination Center mit Unterstützung des portugiesischen Militärs und des französischen Griz Nez Rescue Coordination Center durchgeführt. “Triana” befand sich zu diesem Zeitpunkt etwa 225 Meilen von der Insel Madeira entfernt. Ein Starrflügelflugzeug wurde losgeschickt, das um ca. 15:15 Uhr Ortszeit noch vor dem Hubschrauber eintraf.

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Bei rund 2,5 Meter hoher Welle und Wind von bis zu 20 Knoten ließ die Besatzung der “Triana” eine ihrer beiden Solas-Rettungsinseln zu Wasser. Drei Crewmitglieder halfen dem Verunglückten beim Einstieg in die Rettungsinsel. Alle vier wurden mit einer 12-Meter-Leine am Heck der “Triana” befestigt. Kurz darauf traf der Hubschrauber ein, um 16.45 Uhr wurde Stéphane erfolgreich per Seilwinde aus der Rettungsinsel in den Hubschrauber verfrachtet. Fast zwei Stunden verbrachte der Verletzte noch in der Luft, bis die Strecke zum Flughafen Funchal auf Madeira zurückgelegt war. Er wurde in ein Krankenhaus gebracht, wo er nun behandelt wird und sich gut erholt.

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Wie es zu dem Unfall beim Ocean Globe Race kam

Skipper d’Arthuys sagte nach der erfolgreichen Bergungsaktion: “Ich danke Don, der OGR-Organisation und allen internationalen Rettungsteams, den französischen und portugiesischen, für die unglaubliche Schnelligkeit und Professionalität des Hubschraubers und des Flugzeugs. Raguenes ist in Sicherheit, die gesamte Besatzung ist glücklich, und wir sind nun wieder auf dem Weg nach Kapstadt.”

Raguenes war bei schwerem Wetter an Deck ausgerutscht und zog sich eine schwere Platzwunde an der Rückseite seines Beins hinter dem Knie zu. Er wurde unter Deck gebracht, um sofort Erste Hilfe leisten zu können und den Blutfluss zu stoppen. Er wurde sediert und erhielt Schmerzmittel. Er war bei Bewusstsein, sprach und wurde von seinen Besatzungsmitgliedern beruhigt.

Nach Abwägung der verschiedenen Optionen entschied Skipper Jean d’Arthuys sich zunächst dafür, auf dem schnellsten Weg nach Las Palmas/Gran Canaria zu segeln. Dort sollte Raguenes, wenn es das Wetter zulässt, am heutigen Dienstag in ein Krankenhaus gebracht werden. Da sich der Zustand des Verletzten allerdings verschlechterte, entschied man sich für den nun erfolgten Hubschraubereinsatz.

Mit Jörg Riechers an Bord: “Triana” weiterhin erfolgreich

Trotz des nicht ganz einfachen Starts in das Rennen führt „Triana“ noch immer die Adventure Class an und liegt im Mittelfeld der Flotte auf dem siebten Platz in der Gesamtwertung und dem fünften Platz in der IRC-Wertung. Die vom französischen Medienunternehmer und Weinhersteller Jean d’Arthuys geführte Yacht musste in der dritten Nacht das Rennen für vier Stunden unterbrechen, um ein gebrochenes Steuerkabel zu reparieren. Die Reparaturen wurden mit einem Dyneema-Seil erfolgreich abgeschlossen, sodass sie ungehindert weiterfahren konnte.

Die Swan 53, eine der kleineren Yachten im Rennen, segelt mit nur acht Mann Besatzung und wird von vielen als diejenige angesehen, die es zu beobachten gilt. Sébastien Audigane, der erste Steuermann, ist ein bekanntes Gesicht in der professionellen französischen Segelszene. Er hat bereits sechsmal Kap Hoorn umrundet und zwei Jules-Verne-Weltrekorde aufgestellt. Mit an Bord ist außerdem der deutsche Offshore-Segler Jörg Riechers. Dieser war gemeinsam mit Audigane das Barcelona World Race 2014/15 gesegelt und hatte lange Zeit eine Vendeé-Globe-Teilnahme angestrebt. Zuletzt war er vor allem in der Figaro-Klasse aktiv.

Das Ocean Globe Race startete am Sonntag, dem 10. September 2023, im britischen Southampton zu einem rund 27.000 Meilen langen Sprint durch die Weltmeere. Die Flotte ist in drei Klassen unterteilt und umfasst insgesamt 14 teilnehmende Yachten. Zu den Zwischenstationen gehören Kapstadt in Südafrika, Auckland in Neuseeland und Punta del Este in Uruguay, bevor das Rennen im April 2024 wieder in Großbritannien endet. In Anlehnung an die erste Team-Regatta um den Globus vor 50 Jahren, das Whitbread Round the World Race 1973–74, findet das Ocean Globe Race im Retro-Modus statt. Ohne Millionenbudgets und moderne Technik ausgestattet, werden die Yachten zudem größtenteils von Amateuren gesegelt.


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