Hurrikan MiltonDie Folgen des Monstersturms in Florida

Christian Tiedt

 · 14.10.2024

Diese Yachten hat die Sturmflut auf einem Tennisplatz nahe des Ufers abgesetzt.
Foto: dpa/pa
Die Bewohner von Florida können aufatmen, denn Hurrikan Milton hat nicht die befürchtete apokalyptische Zerstörungswut entfaltet. Sportboothäfen und Bootseigner im “Sunshine State” sind größtenteils verschont geblieben - allerdings nicht überall.

Besonders betroffen war die zentrale Westküste des Bundesstaates. Bei Sarasota, südlich der Metropolregion Tampa Bay, traf Hurrikan Milton in der Nacht auf Donnerstag vergangener Woche auf Land und begann seinen Weg der Zerstörung. Mit sich brachte er Winde mit einer Geschwindigkeit von bis zu 200 Stundenkilometern, eine Sturmflut und fast einen halben Meter Regen. Dazu kamen Dutzende Tornados. Die Überschwemmungen waren großflächig. 7,2 Millionen Menschen hatten zuvor Aufforderungen zur Evakuierung erhalten.

Gestrandete Boote in den Straßen

In Sarasota County südlich von Tampa fiel die Sturmflut mit etwa drei Metern am höchsten aus - vorhergesagt waren sogar bis zu fünf Meter. Hurrikan Milton drückte die Wassermassen über die flachen vorgelagerten Inseln in Buchten und Flussmündungen hinein - ähnlich wie bei der verheerenden Ostsee-Sturmflut vor einem Jahr.

Besonders betroffen war die Kleinstadt Punta Gorda, an der Mündung des Peace River, wo die historische Waterfront überflutet wurde und Boote von ihren Liegeplätzen gerissen, aufs Ufer geworfen oder sogar landeinwärts gespült wurden. So endeten zwei Segelyachten auf einem Tennisplatz, Sport- und Fischerboote in Gärten und auf Straßen.

Meistgelesene Artikel

1

2

3

Dass die Marinas und privaten Liegeplätze im betroffenen Gebiet nicht noch stärker in Mitleidenschaft gezogen wurden, liegt zum einen daran, dass die Sturmflut nicht noch höher ausfiel, zum anderen an der Erfahrung mit Tropenstürmen in der Region. Das Bewusstsein für eine umfangreiche Sicherung der Boote ist bei Eignern stark ausgeprägt, kurzfristige Maßnahmen bei offiziellen Warnungen sind Routine. Als entscheidend sieht die Katastrophenschutzbehörde FEMA zudem die weite Verbreitung von besonders gesicherten Schwimmsteganlagen im Vergleich zu festen Stegen.

Eine Gefriertruhe als Rettungsboot

In den folgenden Stunden wurden durch Polizei, Feuerwehr und Küstenwache Hunderte von Rettungseinsätzen mit dem Boot durchgeführt, in erster Linie in überfluteten Wohngebieten, in denen gestrandete Personen aus Häusern und Autos geborgen werden mussten.

Einer der spektakulärsten Einsätze spielte sich aber auf dem Golf von Mexiko ab, etwa 25 Seemeilen vor Longboat Key, einer Insel südlich der Tampa Bay. Ein Hubschrauberteam der Coast Guard rettete einen Fischer, der an einem Ruderschaden seines manövrierunfähigen Bootes gearbeitet hatte, als der Hurrikan sich näherte. Es gelang es ihm noch, die Küstenwache in St. Petersburg per Funk zu kontaktieren, bevor der Kontakt gegen 18.45 Uhr abbrach.

Mehr zum Thema:

Sobald die Konditionen den Einsatz des Hubschraubers am nächsten zuließen, am nächsten konnte das EPIRB-Signal lokalisiert werden. Als die Retter über der Position eintrafen, war von dem Boot nichts zu sehen. Auf dem Wasser trieb jedoch der Schiffbrüchige - auf einer großen Gefriertruhe. Der Rettungsschwimmer des Hubschraubers wurde abgesetzt und half dabei, den Fischer zu bergen.

“Der Skipper überlebte ein Alptraum-Szenario selbst für den erfahrensten Seemann”, sagte eine Sprecherin der Küstenwache nach dem Einsatz: Eine Nacht auf der Gefriertruhe, in sieben Metern hohen Wellen und Winden in Orkanstärke.

50 Milliarden: Die Bilanz von Hurrikan Milton

Obwohl weniger katastrophal als befürchtet, hatte Milton verheerende Auswirkungen auf die Westküste Floridas gehabt. Der Sturm führte zu erheblichen Sachschäden, zum Verlust von Menschenleben und zu zahllosen Wasserrettungsaktionen. Mindestens 23 Menschen starben. Der Sturm folgte nur zwei Wochen nach Hurrikan Helene, was die Katastrophenhilfe weiter erschwerte.

Zeitweise waren bis zu drei Millionen Menschen in dem Bundesstaat ohne Storm. Zusätzlich hinterließ Milton eine Spur der Zerstörung, indem er Dämme überschwemmte, Häuser zerstörte und sogar das Dach eines Baseballstadions wegblies. Der Schadenssumme könnte sich nach ersten Schätzungen auf bis zu 50 Milliarden US-Dollar belaufen.


Meistgelesen in der Rubrik Special