Am frühen Samstagmorgen des 31. Mai löste eine Notfallbake des Katamarans "Luna Bay 2" einen Notruf aus. An Bord befanden sich die dreifache Olympiamedaillengewinnerin Charline Picon, ihr Mann Jean-Emmanuel Mestre und ihre siebenjährige Tochter Lou. Das Schiff war zu diesem Zeitpunkt etwa 70 Seemeilen südwestlich der Insel Ua Pou im Marquesas-Archipel unterwegs. Das französisch-polynesische Rettungskoordinationszentrum JRCC Tahiti leitete umgehend eine Rettungsaktion ein, nachdem mehrere Kontaktversuche mit der Besatzung fehlgeschlagen waren.
Charline Picon hatte bei den Olympischen Spielen in Frankreich für eine der bemerkenswertesten Geschichten gesorgt. Nach Gold und Silber im RSX-Surfen (2016 und 2020) holte sie im 49erFX zusammen mit Sarah Steyaert 2024 Bronze. Die 38- und 40-jährigen Seglerinnen waren als "Team Mama" bekannt und hatten nach ihrem überraschenden Erfolg ihre sportlichen Karrieren beendet. Picon und ihr Partner Jean-Emmanuel Mestre, beide Sportphysiotherapeuten, beschlossen daraufhin, sich ein Sabbatjahr auf See zu gönnen. Im Oktober 2024 starteten sie mit ihrer Tochter Lou auf ihrem Outremer 45 Katamaran "Luna Bay II" zu einer Weltreise Richtung Polynesien.
Das französische Rettungskoordinationszentrum setzte ein Flugzeug vom Typ Gardian 25F ein, um die Suche nach dem havarierten Katamaran zu beginnen. Kurz nach ihrer Ankunft im Suchgebiet entdeckte die Suchmannschaft das Schiff und konnte per UKW-Funk Kontakt zu den Schiffbrüchigen aufnehmen, die bestätigten, dass alle wohlauf seien. Die Familie befand sich in der Rettungsinsel. Da diese jedoch Wasser machte, wurde vom Flugzeug ein Schlauchboot abgeworfen.
Eine weiter Yacht, die "Stardust", befand sich etwa vier Stunden vom Unglücksort entfernt und wurde umgeleitet, um Hilfe zu leisten. Am frühen Nachmittag konnten die drei Schiffbrüchigen sicher an Bord der "Stardust" aufgenommen werden. Das Rettungskoordinationszentrum lobte die Crew der "Luna Bay II" für ihr umsichtiges Handeln: "Die erfahrene und gut vorbereitete Besatzung hat die richtigen Reflexe gezeigt (Auslösen der Bake, Vorbereitung der Überlebensausrüstung, Beiboot, tragbares VHF-Funkgerät)", heißt es in einer Mitteilung.
Nach Informationen der Rettungskräfte kollidierte der Katamaran mit einem nicht identifizierten schwimmenden Objekt, das den Backbord-Saildrive abriss und zu einem erheblichen Wassereinbruch führte. "Wir hätten uns dieses Ende für unsere Reise nicht vorstellen können", erklärte Charline Picon auf ihrem Instagram-Account. Die Werft Outremer, die den Vorfall verfolgt hat, betont die Unsinkbarkeit ihrer Boote: "Selbst wenn das Boot auf etwas aufschlägt und Wasser eindringt, wird es nicht untergehen", erklärt Xavier Desmarets, Mitbegründer von Grand Large Yachting.
Wie kentersicher sind eigentlich Fahrtenkatamarane? Ausführliche Antworten gibt es in diesem Artikel.
Aktuell laufen Bemühungen, den Katamaran zu lokalisieren, dessen AIS-Signal nicht mehr sendet. "Die Priorität liegt jetzt, da die Familie in Sicherheit ist, darin, das Schiff zu finden, das sich in Küstennähe befindet und nun eine Gefahr für andere Freizeitsegler darstellt", fügt Desmarets hinzu.