MikroseglerWas macht eigentlich - Sven Yrvind?

Morten Strauch

 · 08.01.2025

Seine ersten Bötchen hat Sven Yrvind noch im Keller seiner Mutter gebaut. Heute ist seine kleine Werft für ihn ein zweites Zuhause.
Foto: Sven Yrvind
Je kleiner die Boote, desto größer sind Gefahren, Abenteuer und Freiheit. Drei Freigeister zeigen, dass es für Pläne mit ihren Minis kaum Limits gibt. Heute: Sven Yrvind.

Die Szene der Mikrosegler ist zwar sehr klein, dafür aber erstaunlich vielseitig. Verbissene Rekordjäger treffen auf Tüftler und Romantiker, die sich nach größtmöglicher Unabhängigkeit sehnen. Wir stellen die drei Segelverrückten vor sowie den Stand ihrer Projekte.


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Sven Yrvind, schrullig und beinhart

Als Heranwachsender hadert Sven Yrvind mit der Schule und dem Leben. In seinen 20ern entdeckt er im Bootsbau seine Passion und Bestimmung. Nur klein muss es sein! Seitdem konstruiert und baut Yrvind Boote, mit denen er die Ozeane bezwingt. 1974 kentert der Schwede noch dramatisch über den Bug vor Kap Hoorn, doch er zieht seine Lehren und vollbringt sechs Jahre später die Rundung von Ost nach West im südlichen Winter. Dieser Rekord auf 5,90 Meter Länge besteht bis heute.

Die lebende Legende der Kleinstbootkonstrukteure ist mittlerweile 85 Jahre alt. Am Telefon erwischen wir ihn auf dem Fahrrad, während er durch den schwedischen Winter zu seiner kleinen Werft fährt. Auf die Frage, ob er nicht mal darüber nachdenke, mit Bootsbau und Segelei aufzuhören, antwortet Yrvind lachend:

Nein. Segeln steht für mich für ein gutes Leben!“

Als Sven Lundin wuchs er in einer Seefahrerfamilie auf und änderte später seinen Nachnahmen in Yrvind, was frei übersetzt Wirbelwind bedeutet und auch sein Rufname geworden ist.

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Yrvinds neues Projekt

Nachdem Yrvind bereits mit zahlreichen selbst gebauten Mikrobooten aus unterschiedlichen Materialien auf den Weltmeeren unterwegs war, arbeitet er seit September 2024 tagtäglich an einem 5,3 Meter kurzen und 1,40 Meter schmalen Segelkanu. Diese „Bris System 540“ hatte er vor 35 Jahren selbst gezeichnet und das Design verkauft, worauf rund 15 Boote davon gebaut wurden.

Im Internet stößt er vor einiger Zeit auf ein zum Verkauf stehendes Exemplar und kauft es für 2.000 Euro. Nun verpasst er seinem alten Design ein Refit mit dem Wissen von heute.

Unter anderem sägt er das Heck ab, um ein neues Steuersystem einzubauen, und stemmt 90 Kilogramm Ballast aus dem Boden, um neuen mit zusätzlichen 60 Kilogramm tiefer im Rumpf wieder einzusetzen. Des Weiteren will er das Deckhaus um zehn Zentimeter erhöhen, um im Falle einer Kenterung mehr Auftrieb zu haben.

Anstatt einem wird die „Bris Exlex“ zukünftig drei Masten haben – mittlerweile ein Markenzeichen seiner Kleinst-Konstruktionen.

Alle Arbeitsschritte und Denkansätze werden auf seinem YouTube -Kanal geteilt. Man kann Yrvind und seine gelben Notizzettel nur gerne haben.

Von Irland nach Neuseeland

In 2025 oder spätestens in 2026 möchte Yrvind mit diesem Boot von Irland nach Neuseeland segeln, um dort, wie er sagt, „ein Eis zu essen“. Ein Stopp auf Madeira ist fest eingeplant, um frische Lebensmittel nachzubunkern.

Mit genau 480 Sardinen und 70 Kilo seines aus Eigelb, Mandeln, Milch und Vollkornmehl eigens gemixten Überlebenspulvers in den Staufächern sowie 120 Liter Trinkwasser unter der Koje soll es auf die Restdistanz von 13.500 Seemeilen zum neuseeländischen Dunedin gehen. Etwas anderes kommt nicht auf den Teller. „Vielleicht wird es noch einen zweiten Stopp irgendwo geben, auch wenn ich für exakt 240 Tage autark sein werde“, erklärt der alte Schwede.

Während jedes Törns arbeite ich schon an der Konstruktion für das nächste Boot und suche weitere Optimierungen.”

Weiter bis um Kap Hoorn

Von Neuseeland soll es später weiter durch das Südpolarmeer nach Kap Hoorn gehen, um dann wieder in den Atlantik einzutauchen und Richtung Heimat zu segeln. Ein Wahnsinnstörn für jemanden, der auf die 90 Jahre zugeht? Ganz bestimmt, aber der Schwede ist nicht umsonst zur Legende geworden.

Das Kap Hoorn hat er 1980 schon einmal in einer 5,9 Metern langen Mikroyacht bezwungen, und das im Südwinter und gegen die vorherrschende Windrichtung. Bis heute hält er den Weltrekord für die Kap-Hoorn-Rundung mit dem kleinsten Boot.


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