InterviewChartership adé? Gökemeyer macht Schluss

Uske Berndt

 · 24.10.2024

Interview: Chartership adé? Gökemeyer macht SchlussFoto: C. Gökemeyer
Mit 64 Jahren denkt Claus Gökemeyer ans Aufhören. Für Chartership sucht er einen Nachfolger.
Kleine Langkieler mit Geschichte, das sind seine Lieblinge. Claus Gökemeyer begann 2005 damit, individuelle Privatyachten zu verchartern, kaufte ein kleines Unternehmen hinzu und startete mit vier Yachten durch. Heute hat Chartership 16 Modelle zwischen acht und elf Meter Länge im Programm. Die meisten liegen in Heiligenhafen, eine in Damp und eine in Travemünde. Nächstes Jahr will er aufhören, nun wird ein Nachfolger gesucht. Denn: Der Laden soll unbedingt weiterlaufen.

Herr Gökemeyer, warum machen Sie Schluss?

Ja, warum macht man Schluss? Ich werde nächstes Jahr 65, meine Frau bekommt dann Rente. Ich könnte das hier noch zwei, drei Jahre machen, die Sache macht ja Spaß. Aber ich weiß natürlich, wie schwer das ist, ein Unternehmen weiterzugeben und einen Nachfolger zu finden. Dafür habe ich ein paar Jahre eingeplant. Wir haben uns also einen Zeitpunkt gesetzt, wie lange wir noch machen wollen, sonst hängt man immer noch ein Jahr dran.

Wie wurden Sie Vercharterer?

Naja, ich hatte in Bremen meine eigene Logistikfirma. Als ich so zwölf Jahre selbstständig war, machte das keinen Spaß mehr. Meine Frau war auch in einer Reederei und leitete die Buchhaltung, da war das ähnlich. Und dann sagten wir: Wir machen jetzt nochmal das, worauf wir Lust haben, und bei mir ist das nun mal das Segeln. Ich hätte auch gerne einen Yachthafen gemanagt, aber die liegen ja auch nicht herum wie Sand am Meer. Dann kam ich auf den Gedanken mit der Vercharterung. Ich mag die älteren Yachten ganz gerne, diese Langkieler…

Die sind heute noch der Fokus Ihrer Flotte...

Ja, ich finde die schöner, besser und eleganter als das, was heute so auf dem Markt ist. Diese modernen Yachten - wenn Sie heute irgendwo ein Schiff chartern wollen, dann bekommen Sie eine Hanse, Bavaria oder Sun Odyssey, oder was es da noch gibt. Eigentlich sind die Schiffe alle gleich, sie sind groß, hinten breit und es passen viele Leute drauf. Bei einem ist die Pantry links, beim anderen gegenüber. Das einzig Wichtige steht unten rechts, das ist der Preis. Hätte ich jetzt auch etwas in der Richtung gemacht, dann wäre ich der 85. von 86 Vercharterern gewesen, der solche Yachten anbietet. Das ist nicht meine Welt, ich mag zum Beispiel die Vindös, Langkieler mit viel Holz. Gerne kleiner, das müssen nicht diese Riesendinger sein.

Mit welcher Yacht ging es los?

Mit einem IF-Boot, das war 2004. Im Jahr darauf begann ich mit dem Verchartern, im zweiten Jahr brachte ich die Vindö 40 mit rein und übernahm die Firma Chartership von einem älteren Ehepaar aus Buchholz, mit zwei Marieholms. Eines Tages rief mich Herr Krüger an und fragte: Willst du nicht den Laden kaufen? Wir sind Rentner, uns das zu viel. Ja, dann hatte ich vier Schiffe und ging nach Heiligenhafen.

Wie sind Ihre Kunden - so speziell wie die Yachten?

Wir haben hier schon Leute gehabt, die charterten zwei-, dreimal im Jahr, immer wieder andere Yachten. Die sind ja alle verschieden, jede hat so ihre Eigenarten und Ausstattung. Und ein Kunde ging dann irgendwann zum Bootsbauer und ließ sich eine Yacht bauen, einen Langkieler mit Holzaufbau. Da war ich zur Taufe eingeladen, was ganz witzig war. Auf dem Schiff fand ich von allen unseren Yachten irgendwelche Ideen und Einbauten, die er so übernommen und platziert hat. Ja, man lernt hier schon nette Leute kennen, es ist ein anderes Publikum als sonst in der Charterbranche.

Was sollte Ihr Nachfolger mitbringen für den Job?

Er oder sie muss einfach Lust auf diese Yachten und Spaß an der Sache haben, das ist die erste Voraussetzung. Es gibt ja für mich nichts Schlimmeres, als wenn man morgens zur Arbeit geht und sagt, oh Gott, wie kriege ich bloß den Tag rum. Man sollte auch Lust auf Menschen haben und gerne Sachen in die Hand nehmen. Die Person muss natürlich segeln können und sollte ein gewisses kaufmännisches Denken haben. Alles andere kommt eigentlich von selbst, das ist alles kein Hexenwerk.

Wie gefällt Ihnen dieser Artikel?
Als Rentner könnte Gökemeyer noch öfter da sein, wo er eh am liebsten ist: auf seiner Vindö 40.Foto: C. GökemeyerAls Rentner könnte Gökemeyer noch öfter da sein, wo er eh am liebsten ist: auf seiner Vindö 40.

Meistgelesen in der Rubrik Special