YACHT-Redaktion
· 10.12.2022
Weihnachtszeit ist Geschenkezeit. Man muss nur das richtige Händchen für die Wassermenschen haben
Das Leben an Bord einer Segelyacht und in den Häfen bietet so manch skurrile Begegnung. Autorin Steffi von Wolff erzählt in ihrer Glosse „Wolffs Revier“ regelmäßig von ihren Erlebnissen als Bordfrau. Nicht immer ernst gemeint, oft satirisch überspitzt, aber immer mit viel Herz und einem Augenzwinkern.
Was gibt es Schöneres, als Menschen, die man mag, eine Freude zu machen! Eben, fast nichts.
Nun ist ja glücklicherweise gerade die richtige Zeit, jeder denkt darüber nach, welches Weihnachtspräsent zu wem passt, und es gibt so viele herrliche Sachen, die schön verpackt für strahlende Augen sorgen. Seitdem ich mich vermehrt mit Wassermenschen umgebe, also seit über 20 Jahren, frohlockt mein Geschenkeherz, wenn es nach neuen maritimen Freuden Ausschau halten kann.
Leider gehört zu meinem Bekanntenkreis noch keiner, der einen Partykeller hat, der aussieht wie die „Haifischbar“ in Hamburg. In solch einen Keller gehören natürlich Fischerkugeln, die natürlich eigentlich niemand braucht, aber doch alle, die Maritimes mögen, oder? Also nicht nur die Kellerleute. Klar muss auch ein singender Fisch an der Wand hängen, der „Don’t worry, be happy“ trällert und dabei Schwanz und Flossen im Takt schwingt. Goldene Bullaugen, Hanfseile, die mit Lichterketten umwickelt sind und natürlich eine Kapitänsmütze runden das Geschenke-Ensemble ab.
Etwas sehr Schickes wurde gestern von mir im Netz gefunden. Ein Schuhanzieher mit Ankergriff. Irgendwann werden meine Freunde ein Alter erreichen, in dem sie dankbar für eine Schuhanziehhilfe sein werden, und dann ist meine Zeit gekommen!
Ach, wie ich das liebe.
Es geht natürlich auch unkitschig. Zum Beispiel kann man einem Bootseigner personalisierte Notizbücher schenken, mit seinem und dem Bootsnamen. Edel sieht das aus. Da sind gerade übrigens bei einem bekannten Hersteller Aktionswochen: Bedruckung kostenlos! Ich gebe gern die Infos weiter.
Auch echt schön sind Küchentücher und Badetücher, alle schön mit Bootsnamen bestickt und gern auch mit den Koordinaten des Heimathafens oder mit den Orten des letzten Sommerurlaubs.
Ich persönlich würde unser Boot am liebsten auch mit einer Knotentafel und einer Glocke bestücken, bekam aber gesagt, dass „es Grenzen gibt“. Das gilt leider auch für T-Shirts mit lustigen Sprüchen. Wie herrlich! Was könnte man da alles draufdrucken lassen: „Nuschelnder Skipper“, „Mitsegelnder Ehemann“, „Ungeduldiger Erklärer“, „Ich lerne noch“ oder „Man hat mich im Hafen zurückgelassen“. Wundervoll!
Ich selbst bekam auch mal ein sehr außergewöhnliches maritimes Geschenk: Der Mann, mit dem ich noch verheiratet bin, hat mir eine Art Bettelarmband gebastelt. Daran hingen lauter kleine Dinge, die am Boot kaputtgegangen waren, unter anderem ein Schäkel, eine Sperrklinke, ein kleiner Block, drei Splinte und ein paar Bolzen. Hat nicht jeder. Braucht man auch nicht wi… egal.
Ein Ring mit einem netten Edelstein aus der Region, in der im Sommer gesegelt wurde, ist auch nicht schlecht. Oder Ohrringe in Erbsenform von den Erbseninseln bei Bornholm, wenn man da war.
Die außergewöhnlichsten Sachen sind eben meistens die schönsten.
Keinesfalls jedoch würde ich Dinge verschenken, die, ich nenn es mal „touristisch-maritimen Bezug“ haben. Einen „Schietwetterpott“ oder Oberteile und Taschen mit dem Aufdruck „Küstenkind“. Ganz schlimm: Meereswortverhunzungen.
Holzbrettchen mit dem Aufdruck „Meer geht immer“ oder „Ich will Meer“. Ich sah mal einen Salzstreuer, auf dem „Mehrsalz“ stand und glaube, da hat man sich vertan. Das lässt sich noch steigern, mit einem Aufdruck auf Tasse oder Shirt: „Nun bin ich hier am Mittelmeer und habe keine Mittel mehr“.
Und wer findet eigentlich diese Dekofiguren gut, in denen Terrakottamöwen mit aufgerissenen Augen und viel zu langen Stelzenbeinen wie so kleine Volltrottel aussehen und/oder Mützen und Schals tragen? Oder weinende Seehunde, die aus Spardosen herausgucken?
Viele Segler freuen sich auch durchaus über praktische und außergewöhnliche Präsente. Eine Freundin von mir hat ihrem Mann einen Gutschein für ein Bugstrahlruder zu Weihnachten geschenkt. Ein Bekannter seiner Frau einen Dampfgarer, auch fürs Schiff. Meiner hat von seinem Schwager und Miteigner ein Bild bekommen, auf dem das Boot und mein Mann beim Segeln zu sehen sind. Öl auf Acryl. Sieht klasse aus. Und ist was ganz Besonderes.
Man muss allerdings auch wissen, welche Gattung Segler man beschenkt. Einem Vollblutregattasegler mit entsprechend reduziert eingerichtetem Boot ein zwölfteiliges Topfset und eine gusseiserne Pfanne zu schenken kommt genauso wenig gut an wie ein Gutschein für eine massive Holztür, um das Klo verschließen zu können. Auch Liegestühle aus Teak fürs Vorschiff sind hier nicht das Wahre. Bordfahrräder auch nicht.
Was, glaub ich, immer geht: Irgendwas mit Carbon oder wo Carbon draufsteht. Klar, ein Großsegel aus Carbon ist jetzt nichts, was man aus der Portokasse bezahlen kann, aber es gibt andere nette Dinge: Lesebrillen mit Carbongestell, Zahnpasta mit Carbon (sie ist natürlich schwarz), Carbon-Peeling, personalisierbare Schreibsets in Carbon-Optik und sogar ein Eau de Toilette von Prada, das Carbon heißt. Als ich sie nach einer Fuß-OP nicht mehr benötigte, schenkte ich meinem Mann meine Einlegesohle aus Carbon. Er hat sich gefreut wie ein Kind und hat Unterlegscheiben für Padeyes auf dem Vorschiff daraus gebastelt. Hat auch nicht jeder.
Das absolute No-Go ist für mich allerdings, etwas von dieser einen Marke zu verschenken, die ein in die Jahre gekommener, weißzahnig dauergrinsender Produzent und Sänger vertreibt. Auf denen „Expedition by sea and air“, „Shipyard“, oder „Authentic Nautical“ steht.
Lieber verschenke ich dann gar nichts. Wobei mir das wirklich schwerfallen würde.
Schönes Geschenkefinden!