Designer-LegendeUffa Fox – das Enfant terrible der Yacht-Konstrukteure

YACHT-Redaktion

 · 12.03.2024

In Schlips und Kragen machte Fox eine ebenso gute Figur wie an Pinne oder Reißbrett
Foto: uffafox.com
Als Konstrukteur war Uffa Fox Selfmademan und seiner Zeit voraus. Seglerisch wie privat aber war das so erfolgreiche wie streitbare Genie Grenzgänger und Draufgänger zugleich

Wenn ein Seemann bei starker Dünung sein Boot an einer Glockentonne festmacht, dann ist er entweder taub oder in großer Not. Die Seepfadfinder an Bord des 9,30 Meter langen und nur 1,67 Meter breiten Walfangboots „Valhalla“ waren nicht taub, als sie an einem Julitag im Jahr 1921 nach Mitternacht und dem Passieren der letzten Schleuse von Le Havre wegen abnehmenden Winds und starker Gezeitenströmung an der Tonne Cap de la Hève festmachten. Unter Qualen harrten die Jugendlichen dort aus, bis nach einiger Zeit der Wind aus Norden auffrischte. Die Segel konnten gesetzt werden, und die Rückfahrt über den Kanal begann.

Paris statt Solent

Der starke Wind trug sie bis halb zwei in der Nacht diesem Ziel entgegen, dann ließ er nach, sodass sie von neun Uhr morgens bis vier Uhr nachmittags rudern mussten. Die starken Gezeitenströme um die Isle of Wight erlaubten es ihnen nicht, den Heimathafen Cowes anzulaufen. Das offene Boot wurde auf den Strand gezogen, und eine letzte Biwak­nacht brach an. Zwei der Jungs machten sich zu Fuß auf den Weg nach Cowes. Nach zweiwöchigem Törn mussten sie am nächsten Morgen wieder in ihrem Lehrbetrieb erscheinen. Sie liefen barfuß, denn der Kapitän der zehnköpfigen Crew hatte die Mitnahme von Schuhen und Socken verboten. Zur Abhärtung und um Gewicht zu sparen.

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Der 23-jährige Kapitän hieß Uffa Fox. Die Crewmitglieder waren zwischen 14 und 18 Jahren alt. Ihre Eltern wähnten sie auf Wanderfahrt im Solent. Tatsächlich hatten sie versucht, heimlich den Ärmelkanal zu queren und die Seine hinauf bis nach Paris zu segeln. Aus Zeitgründen hatten sie kurz vor dem Ziel aufgeben müssen. Nach der Rückkehr waren die Eltern entsetzt und klagten gegen den Vorstand der Cowes Sea Scouts. Der musste daraufhin zurücktreten. Uffa Fox durfte keine Jugendgruppe mehr führen, was ihn nicht sonderlich belastete, war er doch fest davon überzeugt, den Heranwachsenden ein unvergessliches Abenteuer ermöglicht zu haben.

Als Schüler war Uffa Fox ein Besserwisser, der nicht ins System passte

Uffa Fox wurde am 15. Januar 1898 in Cowes geboren. Schon mit 14 Jahren verließ er die Schule und begann eine Bootsbauerlehre. Seine Nichte June Dixon beschreibt ihn in „Uffa Fox: A Personal Biography“ als besserwisserischen Schüler, der sich selbst im Weg steht. Lehrer und Eltern waren überzeugt, dass er intelligent genug gewesen wäre, alle Abschlüsse mit Leichtigkeit zu meistern, aber er passte schon damals nicht richtig ins System.

Dann aber hatte Fox das Glück, in seiner siebenjährigen Lehrzeit bei SE Saunders in Cowes in einer innovativen Bootsbauerei zu lernen. Der Erste Weltkrieg brach an, technische Überlegenheit wurde überlebenswichtig, experimentieren gehörte dazu. Sam Saunders hatte sich eine neue Technik patentieren lassen. Er konstruierte Rümpfe mit vier Schichten Mahagonifurnier, kreuzweise durch wasserfesten Leim und Kupferdraht zusammengehalten. Damit baute er wasserdichte Rümpfe, Marineflugzeuge, Maschinengondeln für Luftschiffe und auch das Rennboot „Maple Leaf IV“.

Nach einem langen Arbeitstag in der Werft und an den Wochenenden zog es Fox dann zu den Seepfadfindern, wo ihm mit Schwimmen, Segeln, Rudern, Campingtouren und sportlichen Wettbewerben eine wunderbare Abwechslung zum Erwachsenenleben der Arbeitswelt geboten wurde.

Die Eiche im Garten statt Geld

Segelbegeistert wie er war, überzeugte er seinen Vater, nachdem er einige Wochen lang Abendkurse in Bootskon­struktion belegt hatte, dass er seinen ersten sechs Meter langen Jollenkreuzer bauen musste. Der lehnte eine finanzielle Unterstützung ab, bot aber eine Eiche im Garten als Materialquelle an. Uffa Fox motivierte Freunde, die mit ihm den Baum fällten. Doch schon als die Bauteile fertig ausgesägt waren, verlor er das Interesse daran.

Im zweiten Anlauf baute Fox einige Monate später dann mit Hilfe seines Vaters im Gartenschuppen ein Segel­kanu von 16 Fuß, das er an der Küste entlangsegelte.

Der Lehrbetrieb vergaß, ihn auf die Liste der kriegswichtigen Mitarbeiter zu setzen.

In seinem Lehrbetrieb schaffte es Uffa Fox, die älteren Bootsbauer durch Besserwisserei und unerwünschte Ratschläge zu nerven. Als der Krieg ausbrach, wurde es dann irgendwie vergessen, ihn auf die Liste der für die Kriegsgüterproduktion wichtigen Mitarbeiter zu setzen. Prompt wurde er zu den Marinefliegern eingezogen.

Werftgründung mit 21 Jahren

Nach dem Krieg gründete Fox, frisch verheiratet, mit nur 21 Jahren seine eigene Werft. Kreativ und unkonventionell richtete er sie in einer ausgemusterten Fähre am Medina River ein, die er mit finanzieller Hilfe seines Vaters erworben hatte. Die Passagierräume wurden zur Wohnung. Maschinenräume dienten als Werkstätten oder Lager, und der zentral liegende Ladebereich wurde überdacht und konnte mehrere Jollenrümpfe gleichzeitig aufnehmen.

Seine erste Werft richtete Uffa Fox in einer ausgemusterten Autofähre ein, auf der er auch mit seiner Familie wohnteFoto: Uffa Fox Ltd.Seine erste Werft richtete Uffa Fox in einer ausgemusterten Autofähre ein, auf der er auch mit seiner Familie wohnte

Als leidenschaftlicher Regattasegler und mit seiner Erfahrung im Leichtbau aus der Lehrzeit begann Fox 1927 mit der Entwicklung von Gleitjollen. Er war zwar nicht der „Erfinder“ der Gleitjolle, wie oft behauptet wird, trug aber mit seinen Entwürfen und Publikationen stark zur Verbreitung der neuen gleitfähigen Rumpfform bei.

Das 14-Fuß-Dinghy war in dieser Zeit als britische Konstruktionsklasse anerkannt worden. Die Klasse war ein großartiges Experimentierfeld für Konstrukteure. Mit dem Bau von zwei Prototypen tastete sich der junge Werftbesitzer von den noch runden Rumpfquerschnitten der üblichen Konstruktionen an sein radikales Design der gleitenden Jolle heran. Der vordere Bereich hatte eine V-Form, die den initialen Auftrieb gab, um den Rumpf anzuheben. Der hintere, flache Teil kam dadurch ins Gleiten.

Überwältigender Erfolg für Uffa Fox’ Gleitjolle “Avenger”

In den Entwurf seiner dritten Jolle „Avenger“ konnte Fox alle zuvor gewonnenen Erfahrungen einbringen. Das Ergebnis war ein Boot, das schon bei moderatem Wind sowohl auf Raumschotskurs wie auch auf Amwind-Kurs ins Gleiten kam und dabei kontrollierbar blieb. Der Erfolg war überwältigend. 57 Rennen der Saison beendete Fox mit 52 ersten, zwei zweiten und drei dritten Plätzen.

Gewicht ist nur einer Dampfwalze nützlich“

Getreu seinem Motto „Gewicht ist nur einer Dampfwalze nützlich“, entwarf Fox „Avenger“ so leicht, wie es mit den ihm bekannten Techniken des damaligen Holzbootbaus möglich war. Dass die offene 14-Fuß-Jolle trotzdem seetüchtig war, bewies Uffa Fox mit zwei Besatzungsmitgliedern auf einem 100-Seemeilen-Ritt über den Ärmelkanal nach Le Havre zum Regattasegeln. Nach anschließender 37-stündiger Heimreise durch schwere See und Dampferverkehr nahmen sie die gerade im Heimatrevier anstehende Regatta auch noch mit.

Für einige Zeit wurden die Regatten der 14-Fuß-Dinghys in England scherzhaft als „Fox-hunting“ bezeichnet, segelten die Konkurrenten doch Fox’ Dinghy immer nur hinterher.

Der erste Schärenkreuzer von Uffa Fox gewann zwar nicht, entpuppte sich aber als hochseetauglich

Das erste Kielboot aus seiner Feder, das gebaut wurde, war „Vigilant“, eine Konstruktion nach der Schärenkreuzerregel. Im Sommer 1930 segelte Fox den 22-qm-Schärenkreuzer mit zwei Freunden von Cowes nach Sandhamn in den ostschwedischen Schären, um an den Royal Swedish Yacht Club Centenary Races teilzunehmen. Sie kamen mitten im Regattageschehen an und hatten zur Verwunderung des sieggewohnten Jollenseglers wenig Erfolg. Einen Pokal bekamen sie trotzdem – für die Anreise über die Nordsee. Schärenkreuzer galten bis dahin als nicht hochseetauglich.

Auf der Rückreise mit nur noch einem Mitsegler musste Fox mit seinem leichten, schlanken Boot von Cuxhaven nach Lowestoft gegen schweren Sturm ankreuzen, was überraschend gut gelang. Segelboote für hohe See sollten nach damaligen Erkenntnissen hochbordig, schwer und robust gebaut sein. Fox erkannte die Seetüchtigkeit des leichten Rumpfes, der nicht mit Gewalt durch die Wellen ging, sondern wie ein Wikingerboot leicht und elegant darüber schwebte.

Im Segelkanu sah Uffa Fox olympisches Potenzial

Im Internationalen Segelkanu wähnte der Konstrukteur das ideale Boot für die olympische Einmannklasse. Der Kanusegler musste Groß- und Fockschot ebenso beherrschen wie Schwert und Gleitsitz. Eine größere sportliche Herausforderung beim Segeln gab es damals nicht.

1933 besuchte Uffa Fox mit seinem Segelfreund Roger de Quincey Amerika, um die dortige Segelkanuszene herauszufordern. Fox konstruierte dafür zwei Segelkanus, „Valiant“ und „East Anglian“, die sich mit ihrem V-förmigen Bugbereich und mit dem relativ breiten und flachen Unterwasserbereich im hinteren Drittel im Querschnitt deutlich von der runden Kanuform der Amerikaner unterschieden. Sie starteten in Quebec und gewannen auf dem Weg nach New York alle wichtigen Regatten einschließlich der vom New York Canoe Club gestifteten Trophäe.

Fox’ Segelkanu mit starrem Vorstag als zweitem Mast hat die Nase vornFoto: Uffa Fox Ltd.Fox’ Segelkanu mit starrem Vorstag als zweitem Mast hat die Nase vorn

Die amerikanischen Kanus segelten mit Ausreitbrett und waren ketschgetakelt. Zwei Masten wurden auch von den britischen Herausforderern verlangt. Fox interpretierte diese Vorschriften auf seine Weise und stellte vor den unverstagten Mast einen weiteren kleinen so schräg, dass er den Großmast im oberen Drittel berührte und das Vorsegel tragen konnte.

Seiner Meinung nach sollte die Konstruktion des Siegermodells immer an die Unterlegenen weitergegeben werden, um so eine Weiterentwicklung im Segelsport voranzutreiben.

Typisch für Fox war, dass er den Verlierern die Pläne seines Erfolgsmodells aushändigte. Seiner Meinung nach sollte die Konstruktion des Siegermodells immer an die Unterlegenen weitergegeben werden, um so eine Weiterentwicklung im Segelsport voranzutreiben.

Schulden zwingen Uffa Fox dazu, ein Buch zu schreiben

Bereits vor den Vorbereitungen zu Fox‘ Segelkanu­abenteuer in Nordamerika war der Verleger Peter Davies auf ihn zugekommen, mit dem Vorschlag, ein spezielles Buch über das Segeln zu schreiben. Obwohl er seine Erkenntnisse schon mit Begeisterung in einigen Zeitschriftenartikeln publiziert hatte, war sich Fox nicht sicher, ob seine Disziplin für ein ganzes Buch reichen würde, und lehnte ab. Auch war er als Konstrukteur, Werftchef und Regattasegler schon mehr als ausgelastet. Als Fox nur zwei Tage vor seiner Abreise zum Kanusegeln nach Amerika unangekündigten Besuch von seinem Banker bekam, der sich diesmal nicht auf die übliche Trinkerei einließ, die stets mit geschickt von Fox ausgehandelten Kompromissen endete, fühlte er sich in die Ecke gedrängt. Die Bank forderte die Stornierung der teuren Unternehmung, die seinen Schuldenberg vergrößert hätte. In seiner Verzweiflung telegrafierte Uffa Fox dem Verleger und handelte eine Honorarvorauszahlung für sein erstes Buch aus.

Nach der erfolgreichen Amerikareise halfen Fox seine Tagebücher, Regattaerfahrungen und Aufzeichnungen der jüngsten Segelkanutour bei der Arbeit am Buch. Unvoreingenommen und begeistert von den Bootskonstruktionen anderer, schrieb er bekannte Konstrukteure an, mit der Bitte, ihre Entwürfe in seinem Buch publizieren zu dürfen. Zu aller Erstaunen hatte er nach kurzer Zeit mehr Pläne von Booten der „Konkurrenz“ auf seinem Tisch, als er in einem Buch aufnehmen konnte.

„Sailing, Seamanship and Yacht Construction“ wurde ein voller Erfolg

Fox‘ erstes Buch: „Sailing, Seamanship and Yacht Construction“ erzählte von seinen Abenteuern und Entwürfen, es enthielt von ihm kommentierte Konstruktionen bekannter Designer und seine eigenen Gedanken über das Segeln. Es war ein voller Erfolg und wurde in den Folgejahren mehrere Male neu aufgelegt. Der stetige Fluss von Tantiemen begeisterte Fox, dessen Lebensstil stets mehr verschlang, als er einnahm. Er entschloss sich, zunehmend Zeit ins Schreiben, in Vorträge und das Erstellen von Zeitschriftenartikeln zu investieren.

Der stetige Fluss von Tantiemen begeisterte Fox, dessen Lebensstil stets mehr verschlang, als er einnahm.

Seine Frau Alma, von Beruf Lehrerin, machte bei Fox die Buchhaltung und schlichtete zwischen Belegschaft und dem launischen Chef. Nun kam ihr noch die Rolle der antreibenden Lektorin seiner Bücher zu.

Als sie allerdings neben einigen stillschweigend hingenommenen Seitensprüngen ihres Mannes eine neue Frau an seiner Seite vorgestellt bekam, trennte sie sich von ihm, und Fox‘ neue Liebe Cherry zog mit ihrem Sohn Bobbie in das noch nicht lange zuvor von Alma und Uffa Fox erworbene Landhaus ein. Fox überzeugte seinen Vater noch einmal, dessen Ersparnisse in eine neue Firma Uffa Fox Limited einzubringen, kaufte 1938 die Medina-Werft inklusive Wohnhaus und richtete dort Betrieb und Hauptwohnsitz ein.

Im Krieg profitierte Uffa Fox von den Aufträgen der Regierung

Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs hatte Fox wegen eines durch seine unbeherrschten Wutausbrüche ausgelösten Streits mit den sonst loyalen Mitarbeitern und deren Gewerkschaft einen Großteil seiner Bootsbauer verloren. Aufgrund der unsicheren wirtschaftlichen Lage gelang es ihm nun jedoch mit Leichtigkeit, neue Handwerker ohne Gewerkschaftsmitgliedschaft zu rekrutieren. Trotz schwerer Luftangriffe und teilweiser Zerstörung seiner Werft hatte er nun durch die Aufträge des Kriegsministeriums genug Geld, um in einen Landsitz zu investieren. Er konnte sich Gärtner, Köche und Bedienstete leisten, Partys ausrichten und reiten oder trotz limitierter Benzingutscheine Vergnügungsfahrten mit seinen Autos unternehmen.

Als nach dem Abwurf der Atombombe über Hiroshima der Krieg endgültig zu Ende war, versiegte damit auch eine für Uffa Fox bis dahin üppig sprudelnde Geldquelle.

Rückbesinnung auf seine Anfänge als Konstrukteur

In der Nachkriegszeit wendete sich Fox wieder vermehrt der Konstruktion und dem Bau von Sportbooten zu. Als die Royal Yachting Association mehrere Designer aufforderte, eine Zwölf-Fuß-Segeljolle zu entwerfen, konnte Fox auf ein bestehendes Design zurückgreifen. Für die Mannschaften der Universitäten in Oxford und Cambridge hatte er schon Boote in dieser Größe gezeichnet und reichte sein 12-Fuß-Cambridge-Design für den Wettbewerb ein.

Sein Entwurf bekam den Zuschlag, und die Firma Fairey startete mit der Produktion der Einheitsklasse „Firefly“, die kurz darauf als Einhandboot für die Olympischen Spiele von 1948 in Torquay nominiert wurde. Die Goldmedaille ging an den damals 20-jährigen Paul Elvstrøm. Die Klasse wurde jedoch schon bei den nächsten Spielen vom Finn-Dinghy abgelöst.

In dem 1966 von Günther Grell im Verlag Delius Klasing & Co herausgegebenen Buch „Das Boot für dich“ wurde der Kajütkreuzer „Atalanta“ als trailerbares Familienschiff in höchsten Tönen angepriesen. Die innovative Konstruktion von Uffa Fox für den Serienbau aus formverleimtem Sperrholz mutete mit Wal-Deck und Doppelschwertern futuristisch an. Tatsächlich hatte das Ziel des Entwurfs nicht in der Schaffung schöner Linien gelegen, sondern er war nach herstellungstechnischen Gesichtspunkten optimiert und aufgrund von Marktanalysen auf Raumgewinn ausgelegt. Zwischen 1956 und 1968 produzierte Fairey Marine 291 Atalantas in den Längen von 26 und 31 Fuß.

Aus dem “Flying Fifteen” wurde die “Flying Family”

Als er schon fast 50 Jahre alt war, Fox hatte bereits mehr als 20 Jahre Erfahrung mit gleitenden Jollenrümpfen, wünschte sich der Konstrukteur ein Boot mit den Eigenschaften seiner Jollen, aber ohne die Gefahr des Kenterns. Er skizzierte die Linien eines gleitfähigen Kielboots von 20 Fuß Länge mit dem Rigg der internationalen 14-Fuß-Dinghys. Nach Regattaerfolgen, umtriebigen Bemühungen zur Gründung einer Klassenvereinigung und geschickt platzierten Veröffentlichungen wurde der Flying Fifteen zum Erfolg. Uffa Fox zog von einer Regatta zur anderen mit dem Rumpf und dem Rigg auf dem Autodach und dem abgeschraubten 200 Kilogramm schweren Kiel aus dem Kofferraum ragend. Mehr als 4.000 Exemplare des Flying Fifteen wurden gebaut.

Fox war so begeistert vom Erfolg seiner gleitenden Rümpfe, dass er in den folgenden Jahren die „Flying Family“ entwickelte. Einer seiner herausragenden Entwürfe war die Flying 30 „Huff of Arklow“. Die 1951 bei John Tyrrell & Son in Arklow/Irland gebaute Yacht gilt als die erste mit geteiltem Lateralplan und für Gleitfahrt entworfene Hochseeyacht.

Trotz aller Erfolge musste sich Fox aus finanziellen Gründen von seinem teuren Landsitz trennen. Mit dem Darlehen eines Freundes, der zu der Zeit der Vorsitzende seines Segelclubs war, kaufte er sich daraufhin ein altes Lagerhaus direkt am Wasser. Aus Dankbarkeit zu seinem Gönner nannte er es „The Commodore’s House“, das er die folgenden Jahre ausbaute und bis zu seinem Lebensende behielt.

Seine Verbindung zu Prinz Philip machte Uffa Fox berühmt

Im Sommer 1949 traf Fox auf einer Regatta in Cowes zum ersten Mal auf Prinz Philip. Die Bewohner von Cowes hatten Elisabeth II. und Prinz Philip zur Hochzeit die Flying Fifteen „Coweslip“ geschenkt. Nach Regatten, Partys und Trinkgelagen mit dem Prinzen wurde Uffa Fox durch die britische Presse im ganzen Land bekannt.

Uffa Fox (2. v. l.) mit Prinz Philip (an der Pinne) und Prinz Charles (2. v. r.)Foto: dpaUffa Fox (2. v. l.) mit Prinz Philip (an der Pinne) und Prinz Charles (2. v. r.)

Seine Berühmtheit verhalf ihm zu Fernsehshows, Expertenauftritten bei Bootsmessen und Plattenaufnahmen von ihm gesungener Shantys. Trotz dieser Prominenz und seiner herausragenden Yachtkonstruktionen blieb Fox zu seinem Bedauern aber der Titel des Member of the Institute of Naval Architects versagt. Er hatte nie studiert. Alle Bemühungen, die begehrte Bezeichnung zu erlangen und seinem Designertitel anzufügen, wurden mit dem lakonischen Vorschlag, ein Studium zu absolvieren, abgeschmettert.

Doch dann ergab sich schließlich doch noch eine Möglichkeit, die Fox umgehend zu nutzen wusste. Jahre zuvor hatte er seine Traumyacht „Stardust“ für eine Weltumsegelung gezeichnet. Er konnte sie jedoch nie für sich selbst bauen. Aber immer, wenn die Anfrage für den Entwurf einer Langfahrtyacht auf seinem Tisch landete, nahm Fox die Konstruktion wieder zur Hand. Im damaligen Bombay etwa wurde die Yawl 1940 von 36 auf 25 Fuß verkleinert in Teak gebaut. Später wurde sie an Lord Runciman verkauft, der sie nach vielen schönen Jahren durch einen Neubau ersetzen wollte.

Für den neuen Entwurf wandte sich Viscount Runciman an Uffa Fox. Dem wurde während der Arbeit am neuen Schiff bewusst, dass sein Auftraggeber niemand Geringerer war als der Präsident des renommierten Institute of Naval Architects. Offen sprach er den Lord auf sein Problem an, und es dauerte lediglich drei Monate, und es war zur Zufriedenheit von Uffa Fox gelöst – der nämlich konnte sich fortan voller Stolz Mitglied des elitären Instituts nennen.

Weitere Bücher, aber auch Motorboote und Flugzeuge

Nach 20-jähriger Abstinenz widmete sich Fox schließlich auch wieder dem Schreiben von Büchern. Im Sommer 1959 kam das Buch „Sailing Boats“ heraus, ein Jahr später „According to Uffa“. Beide Bücher waren erfolgreich. Zu Fox‘ Portfolio der folgenden Jahre zählten neben Segelbooten auch Rudergigs, Raddampfer, Wasserflugzeuge und Motorboote. Im Jahr 1955 erhielt er den begehrten Titel „Royal Designer for Industry“ für sein bisheriges Werk. Für John Fairfax, den ersten Soloruderer, der den Atlantik überquerte, entwarf Fox 1968 das Ruderboot „Britannia“, eine selbstaufrichtende und selbstlenzende Konstruktion aus Mahagoniholz.

Segeln und feiern war Uffa Fox wichtiger, als Geld zu verdienen

Zeit seines Lebens war es Uffa Fox wichtiger gewesen zu konstruieren, zu segeln und zu feiern, als Geld zu verdienen. Er hatte zwar erfolgreich seine Entwürfe und Ideen publiziert, konnte sie aber nicht so nachhaltig vermarkten, als dass die Einkünfte seinen Lebensstil problemlos finanziert hätten.

Das letzte Boot, das er für sich baute, war „Ankle Deep“, ein offenes 25-Fuß-Motorboot, das an Davits von seinem „Commodore’s House“ über dem Wasser hing, jederzeit bereit, ihn aufs Wasser oder während der Cowes Week zu einem Dinner auf der königlichen Yacht zu bringen.

Uffa Fox bestritt seine letzte Regatta mit 70 Jahren. Während der Cowes Week 1972 wurde er noch einmal an Bord von „Coweslip“, der Flying Fifteen von Prinz Philip, gehievt. Mit diesem Boot hatten sie zusammen unzählige Regatten bestritten. Ein letztes Mal wurde Fox dann auch zum Dinner an Bord der königlichen Yacht „Britannia“ gebracht. Er verstarb zwei Monate nach den Anstrengungen der Regattawoche am 27. Oktober 1972.

Text: Detlef Teufel


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