Fabian Boerger
· 26.04.2025
Vor rund acht Jahren kaufte Leo Goolden die Überreste des berühmten Kutters „Tally Ho“ für einen symbolischen Dollar. Die Restaurierung des Bootes aus dem Jahr 1909 dokumentierte er fortan mit der Kamera. Auf der Videoplattform YouTube berichtet der sympathische Brite regelmäßig über den Fortschritt des Projekts und begeistert seither Jung und Alt für das traditionelle Handwerk.
Seine Fangemeinde wächst seitdem stetig an. Mehr als 540.000 Menschen folgen mittlerweile seinem Account, mehrere Millionen Mal wurden seine Videos angesehen. Und was einst als unmöglich galt, ist dank vielseitiger Unterstützung Wirklichkeit geworden: Die „Tally Ho“ schwimmt wieder und strahlt in neuem Glanz – und ihr steht bereits das nächste große Abenteuer bevor.
Über den Erfolg eines außergewöhnlichen Segelprojekts, den Reiz des Risikos und die Zukunft des traditionellen Bootsbaus – darüber sprach der junge Brite während des Classic Yacht Symposiums Helsinki mit der YACHT.
Das zu beantworten ist nicht einfach; letztlich ist es eine Mischung aus vielen Faktoren. Ein bisschen Glück spielt sicherlich eine Rolle. Man muss auch zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Wir haben unser Projekt auf YouTube gestartet, als die Nachfrage vorhanden war. Die Menschen hatten Interesse an solchen Videos. Außerdem ist es entscheidend, beständig zu sein, regelmäßig Beiträge zu veröffentlichen und kontinuierlich präsent zu bleiben. Dazu gehört auch die Entschlossenheit, nicht aufzugeben, wenn es herausfordernd wird. Diese Haltung von Beginn an zu entwickeln, ist äußerst hilfreich. Wichtig ist aber sicherlich auch die Art und Weise, wie die Geschichte erzählt wird. Dabei sind die Charaktere entscheidend, die mitspielen; davon lebt es.
Ich glaube, dass die Leute heute viel risikobewusster sind als früher. Das ist in vielerlei Hinsicht eine gute Sache. Es kann die Leute allerdings auch davon abhalten, sich auf Abenteuer einzulassen. Das „Tally-Ho“-Projekt war nicht auf eine gefährliche Art und Weise riskant, aber es war ein großes finanzielles und persönliches Risiko für meine Karriere und mein Leben. Dass ich dieses Risiko in Kauf genommen habe, denke ich, kommt in meinen Videos zum Ausdruck.
Ich habe mich auf das Projekt eingelassen, ohne eine Garantie des Erfolgs, oder dass die Finanzierung überhaupt gewährleistet war. Allein, dass ich während des Baus in Amerika bleiben dürfte, war nicht sicher. Unterm Strich glaube ich, ist die Gesellschaft in vielerlei Hinsicht risikoscheu geworden. Auch deshalb gibt es nicht mehr so viele aufregende Geschichten von Abenteuern, wie es vielleicht vor einhundert Jahren der Fall gewesen sein mag
Die Pflege, der Bau und das Segeln klassischer Boote sind etwas Besonderes und bieten eine Form der Erfüllung. Gleichzeitig ist es entscheidend, junge Menschen für diesen Lebensstil zu begeistern. Natürlich handelt es sich um ein altes Handwerk, bei dem viele Fertigkeiten bei den älteren Generationen der Bootsbauer zu finden sind. Ich selbst habe von ihnen zahlreiche Tipps und Unterstützung erhalten. Doch es gibt auch vieles, das allmählich verloren geht. Deshalb ist es umso wichtiger, junge Bootsbauer zu motivieren, sich diesem Handwerk zu widmen. Ich bin aber wirklich froh, immer wieder solch junge Bootsbauer zu treffen. Das ist sehr inspirierend.
Nein, zu Ende ist es nicht. Derzeit können wir nur sagen, dass wir die “Tally Ho” nach Großbritannien segeln werden. Das ist ein großes Vorhaben, denn wir müssen das Boot erst einmal richtig kennenlernen. Bis dahin liegt noch viel Arbeit vor uns.
Wir planen, im Herbst dieses Jahres aufzubrechen, da die Reise einige Zeit in Anspruch nehmen wird. Beim Hochseesegeln trägt man die volle Verantwortung für sein Handeln. Sollte etwas schiefgehen, ist keine Hilfe in der Nähe, was ein gewisses Risiko mit sich bringt. Das ist das nächste bevorstehende Abenteuer.