Welches Ziel steuern wir beim diesjährigen Sommertörn an? Die Frage kann man sich nicht früh genug stellen. Zumal das Träumen von Törnzielen ja die Vorfreude steigert und einfach Spaß macht. Doch häufig taucht diese Frage nicht an Bord auf, mit Seekarten und Plotter in erreichbarer Nähe, sondern im Gespräch mit Freunden, der Familie oder in einer Pause auf der Arbeit. Dann gibt es eventuell auf dem Smartphone eine Navigations-App, allerdings ist auf dem kleinen Display wenig zu erkennen. Also ab an einen größeren Bildschirm, nur wo findet sich eine Seekarte? Idealerweise schnell verfügbar und kostenlos? Online sind einige Anbieter zu finden, der Leistungsumfang ist aber sehr unterschiedlich.
Nicht immer lassen sich in den Programmen Routen erstellen oder gar genaue Wassertiefen ablesen. Was für die Navigation unbrauchbar wäre, reicht aber für eine erste Übersicht eventuell schon aus. Zumal sich die Funktionsumfänge verschiedener Anbieter kombinieren lassen. Tatsächlich kann schon Google Maps gute Dienste leisten, wenn bereits eine grobe Vorstellung eines möglichen Törnziels besteht. Etwa eine Küstenlinie, Hafenstadt oder eine Insel, die man schon immer gerne ansteuern wollte.
Dann kann ein Blick auf die Satellitenbilder des Kartendienstes Google Maps schon erhellend sein. Welche Häfen liegen auf dem Weg, gibt es Ankerbuchten aus der Luft zu entdecken? Häufig sind Ankerlieger auf Satellitenbildern zu sehen und geben erste Anhaltspunkte, welche Spots für Sportboote erreichbar sind. Gut erkennbar auf den Bildern sind auch Häfen und Zubehörläden, Werften und generell Einkaufsmöglichkeiten, die direkt im Karten- oder Satellitenbild verlinkt sind. Auch einfache Distanzmessungen sind möglich. Diese sind ohne Seekarte aber nur ganz grobe Schätzungen. Um Fahrwasser und Wassertiefen beurteilen zu können, gibt es andere Anbieter.
Auf Boatrouting.com etwa lassen sich Törns an der deutschen Küste planen. Die automatisch erstellte Route wird genauer, wenn die eigenen Bootsdaten eingepflegt werden. Allerdings klappt das nicht mit dem Tiefgang. Hier wird klar, dass sich das Planungstool besonders an Motorboote richtet. Dafür bietet Boatrouting aber auch Karten deutscher und niederländischer Binnenwasserstraßen. Bei OpenSeaMap sind zwar auch keine flächendeckenden Tiefenangaben vorhanden, es können aber ebenfalls Routen erstellt werden. Zudem funktioniert die Seite durch Ergänzungen aus der Masse der Benutzer. So kann mit spezieller Hardware die Tiefe auf Törn gelotet und so in die Karten eingepflegt werden. Deswegen gibt es stellenweise auch Tiefenangaben. Ein Overlay mit Wetterdaten ist ebenfalls möglich. Vollständige Seekarten finden sich bei C-Map. Hier lassen sich die deutsche Küste und Schweden betrachten. Dänemark ist nicht enthalten. Eine Routenfunktion bietet die Seite nicht.
Die genauen Seekarten können aber benutzt werden, um etwa eine Ankerbucht zu erkunden, die bei Google Maps ansprechend aussah. Das ist aber schon das Feintuning. Routen können mit OpenSeaMap, Ocean.Guide oder Boatrouting erstellt werden.
Dann lässt sich auch schon abschätzen, wie viele Tage der geplante Törn in Anspruch nehmen wird. Soll nachts immer ein Hafen angesteuert werden, dauert es natürlich länger und es sind mehr Stopps einzuplanen. Auf dem Hinweg eine Nachtfahrt einzubauen, erhöht das Etmal enorm und lässt dann mehr Zeit zum Erkunden des Zielgebiets. Dann können je nach Vorliebe der Crew und des Energiemanagements an Bord Ankerstopps sinnvoll sein. Sowohl bei der Suche geeigneter Häfen als auch beim virtuellen Erkunden von Ankerplätzen gilt: Viel hilft viel.
Der Sommertörn ist niemals lang genug, um alle Ziele aus der Planung anzulaufen. Allerdings weiß man nie, wie sich das Wetter später tatsächlich entwickelt und alternative Stopps lassen sich besser im Vorhinein auswählen. Dabei sollten direkt auch unterschiedliche Wetterlagen und Windrichtungen berücksichtigt werden. Welcher Hafen, welche Bucht bietet mir Schutz bei Ostwind? Welchen Hafen meide ich, weil er in eine Richtung ungeschützt gegen Schwell ist? Wo bekomme ich Diesel, wann werden voraussichtlich die Lebensmittel knapp?
Ein weiterer Punkt in der Planung sind Crewwechsel. Wird durchgetauscht, kann das einfach mit dem Auto geschehen. Trotzdem sollte der dafür gewählte Hafen einfach erreichbar sein. Soll nur ein Mitsegler nachkommen, ist ein Hafen mit Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr sinnvoll. Hier hilft Google mit der Routenplanung auf Straße und Schiene im Zusammenspiel mit einem Seekartentool, um die Gegebenheiten im Hafen anzusehen.
Die Planungshilfen können die Routenplanung auf Papier oder am Plotter nicht ersetzen. Dennoch ist der große Überblick von Vorteil. Die Displays der Navi-Instrumente sind meistens kleiner, schnell verliert man da den Überblick oder übersieht Details, die erst einige Zoomstufen tiefer eingeblendet werden. Mit einem vorbereiteten Törnplan hat man die wesentlichen Herausforderungen schon im Blick und kann die Route Punkt für Punkt setzen. Autoroutingfunktionen, bei denen nur Start und Ziel markiert werden und alle Wegpunkte automatisch gesetzt werden, sparen viel Zeit, dennoch muss der Nutzer genau kontrollieren. Häufig wird der Kurs unnötig dicht an Flachs entlanggeführt oder folgt im Gegenteil stoisch einem Fahrwasser, obwohl die Wassertiefe auch eine Abkürzung zulässt. Ein Blick in die Einstellungen macht daher Sinn. Hier müssen die Bootsdaten definiert werden.
Besonders der richtige Tiefgang ist entscheidend für ein sicheres Routingergebnis. Dann berücksichtigen die meisten Apps nicht das Wetter bei ihren Routenvorschlägen. Hier sind etwa Orca oder Squid Ausnahmen. Wenn Wind und Welle und deren Veränderung über den Tag nicht berücksichtigt werden, muss der Nutzer mithilfe einer Wetter-App selber mitdenken. Bringt einen vielleicht ein kleiner Umweg von wenigen Meilen schneller in den Schutz einer Küste, sodass etwa eine Kreuz mit weniger Welle schneller und mit weniger Bootsbewegungen bewältigt werden kann? Solche schon sehr genauen Überlegungen lassen sich erst wenige Tage vor dem Törn durchführen, sind aber als Abschluss der groben Vorausplanung unerlässlich.
Das Abstecken des Kurses geht aber schneller von der Hand, wenn man sich schon vorher eingehend mit dem Revier vertraut gemacht hat und weiß, wo es eventuell besondere Sorgfalt braucht, wie in engen Fahrwassern und Verkehrstrennungsgebieten oder wo ein Hafen als alternativer Zwischenstopp Schutz bietet, wenn sich das Wetter kurzfristig verschlechtert.
Die Planung zu Hause macht so nicht nur Lust auf die kommende Segelsaison, sondern erhöht auch die Sicherheit durch genaue Kenntnis des Reviers. Besonders wenn bisher unbekannte Ziele angesteuert werden sollen.
Und, wissen Sie schon, wo es im Sommer hingeht?
Der Betreiber nennt sich selber „der einfache Routenplaner“. Es können Start- und Zielpunkt festgelegt und dann per Klick eine Route erstellt werden. Für die deutsche Nord- und Ostseeküste stehen Seekarten mit Tiefenlinien und Betonnung zur Verfügung. Für Dänemark und Schweden gibt es keine Seekarten. Dennoch reicht Boatrouting, um sich grob einen Überblick über Entfernungen zu verschaffen. Wird die Rubrik „Mein Boot“ mit Schiffsdaten personalisiert, lassen sich Reisezeit und Kraftstoffverbrauch ermitteln. Für Segelyachten ist dies nur bedingt aussagekräftig, da schließlich nach Möglichkeit nicht die ganze Strecke motort wird. Weiter kann auch die Höhe über Wasser, jedoch kein Tiefgang vorgegeben werden. Dafür gibt es aber Karten für Binnenwasserstraßen in Deutschland und den Niederlanden. In der kostenlosen Version können bis zu fünf Routen pro Tag erstellt werden. Mehr Informationen: boatrouting.com
Routenplanungstool
Seekarten für deutsche Küstengewässer
Berechnung Treibstoffverbrauch
Keine Seekarte für Dänemark
Kein Wetterrouting
Die App arbeitet bei vielen Wassersportlern auf dem Smartphone. Neben grafisch sehr übersichtlich aufbereiteten Wettervorhersagen, kann Windy auch einfaches Wetterrouting. Leider funktioniert das nur gut, wenn ein kostenpflichtiges Premium-Abo abgeschlossen wird. Dann kann eine Route mit beliebig vielen Wegpunkten erstellt werden und das Programm liefert eine Übersicht der Wetterveränderungen entlang der Route. Allerdings kann der Nutzer nur eine Durchschnittsgeschwindigkeit angeben, dadurch berücksichtigt das Routing nicht, wie schnell das eigene Boot bei unterschiedlichen Bedingungen ist. Zudem muss die Route händisch gesetzt werden. Mit Polardaten wäre das Routing natürlich genauer. Seekarten bietet der Dienst allerdings nicht. Es lassen sich zwar Entfernungen messen und Routen erstellen, für Wassertiefen und Seezeichen muss aber ein anderes Planungstool zum Einsatz kommen. Mehr Informationen: windy.com
Sehr anschauliche Wettervorhersage
Vorausschauendes Regenradar
Einfaches Wetterrouting
Routing kostenpflichtig
Keine Seekarten
Die zum Navico-Konzern gehörende Seite bietet Seekarten für viele Seegebiete weltweit. Dänische Gewässer sind aus Lizenzgründen wie so oft leider nicht im Kartenmaterial enthalten, dafür aber alle anderen Ostseeanrainer (ausgenommen die russische Enklave Kaliningrad). Viel mehr als einen Überblick bietet die Seite nicht, da es keine Entfernungsmessung oder Routenfunktion gibt. So ist die Nutzbarkeit für die Törnplanung etwas eingeschränkt. Um aber im zweiten Schritt der Planung zu schauen, ob beispielsweise in einer Bucht Wassertiefe und Beschaffenheit des Grundes einen guten Ankerplatz abgeben und wie die Zufahrt betonnt ist, präsentiert C-Map aber genau richtig. Der Screenshot zeigt das Seegebiet um das südschwedische Karlskrona mit zahlreichen Schären und Seezeichen. Die Kartendarstellung ist sehr übersichtlich und kann zur Törnvorbereitung im Zusammenspiel mit anderen Kartendiensten unter anderen Planungstools sicher hilfreich sein. Mehr Informationen: c-map.org
Seekarten für deutsche Küste
Seekarten für schwedische Küste
Dänemark nicht enthalten
Keine Routenfunktion
Kein Wetterrouting
Die Seite bietet nicht nur Routenplanungstools, sondern hält obendrein direkt Routenvorschläge bereit. Sie basiert auf Empfehlungen aus der Community und bietet einen Überblick über Routen und Seezeichen, allerdings keine klassischen Seekarten mit Tiefenlinien. Somit soll Ocean.Guide also nur als Planungs- jedoch nicht als Navigationstool benutzt werden. Das Angebot umfasst nicht nur die Ostsee, sondern bietet auch Routen an der französischen Atlantikküste und im Mittelmeer. Neben der Funktionalität als Törnplaner gibt es auch den Törnführer. Hier finden sich von Benutzern zusammengetragene Daten zu Häfen, Ankerplätzen und Stränden. Auch in der kostenfreien Version lassen sich Winddaten aus Windy als Overlay einblenden. In der Routenplanung werden Entfernungen und durchschnittliche Törndauer für die Tagesetappen aufgeschlüsselt. So bietet sich ein schneller Überblick. Mehr Informationen: ocean.guide
Routenplanung
Törnvorschläge
Wetterdaten als Overlay
Seezeichen und Verkehrstrennungsgebiete
Keine Tiefenangaben
Der kostenlose Online-Dienst bietet die Übersicht über Seezeichen und Schifffahrtsrouten, jedoch keine Seekarten mit Tiefenlinien. Es gibt aber Tiefenangaben, die einzelne Messpunkte aus der Community verwenden, diese sind aber nicht flächendeckend. Es können Wegpunkte per Mausklick gesetzt werden, damit eignet sich OpenSeaMap für den ersten Überblick in der Törnplanung. Das Routentool berechnet neben der gesamten Wegstrecke auch die Entfernungen zwischen den einzelnen Wegpunkten. Zudem kann die geplante Route in verschiedenen Dateiformaten exportiert werden. Auch ein Overlay mit unterschiedlichen Wetterdaten wie Windrichtung und -stärke sowie erwarteten Niederschlägen ist möglich. Außerdem lassen sich AIS-Daten aus Marinetraffic einbinden. Ein schönes Feature ist die Vollbildkarte. In dieser Ansicht füllt die Seekarte fast den gesamten Bildschirm aus. So lassen sich Routen und Törnziele besonders gut und komfortabel erkunden. Mehr Informationen: openseamap.org
Routenplanungstool
Overlay Wetterdaten
Overlay AIS-Daten
Gute Ansicht
Keine flächendeckenden Tiefenangaben
Der kostenfreie Kartendienst bietet auf den ersten Eindruck keinen Mehrwert für Segler, kann aber als schneller Überblick punkten. Ja, es lassen sich Abstände messen, das ist aber nicht die eigentliche Stärke. Diese liegt in den flächendeckenden Satellitenbildern. So kann der Nutzer schnell herausfinden, ob in einer potenziellen Ankerbucht ein Sandstrand ist, manchmal kann durch Ankerlieger im Bild auch schon auf die Beliebtheit des Spots geschlossen werden. Dabei ist besonders der weltweite Überblick unschlagbar. Zudem sind Geschäfte in Häfen direkt verlinkt und mit einem Klick sieht man Öffnungszeiten und eventuell sogar das Sortiment auf der Website. Restaurants und Sehenswürdigkeiten lassen sich ebenso schnell finden. Die eigentliche Route wird dann mit einem passenden Planungstool erstellt. Bei geplanten Crewwechseln kann auch die Anreise per Bahn geplant und der nächstgelegene Hafen gefunden werden. Mehr Informationen: google.de/maps
Gute Übersicht durch Satellitenbilder
Einfache Abstandsmessungen möglich
Geschäfte und Restaurants verlinkt
Keine Seekarten
Keine Routenplanung auf dem Wasser
Ehemals unter dem Namen Eniro, bietet das neue Angebot Karten dänischer, schwedischer, finnischer und norwegischer Gewässer an. Die sind jedoch nur mit einem Kniff nutzbar, indem direkt die dänische Seite (.dk) aufgerufen wird. Auf der schwedischen Website sind keine Karten dänischer Gewässer enthalten. Die Seekarten umfassen detaillierte Tiefenangaben sowie alle Seezeichen an Land und auf dem Wasser. Zum Planen ist das schön. Leider gehören Seekarten der deutschen Küste nicht zum Angebot von Skippo. In den Karten finden sich auch hilfreiche Markierungen für Ankerplätze, Häfen, Restaurants und Tankstellen. Das kostenlose Angebot bietet ansonsten sehr wenige Funktionen, es können beispielsweise keine Distanzen gemessen werden. Eine Routenfunktion gibt es in der kostenlosen Variante auch nicht. Diese kann für 399 Schwedische Kronen (derzeit rund 36 Euro) im Jahr freigeschaltet werden. Dann gibt es auch Autorouting, Wetterdaten, Ankeralarm und AIS-Ziele. Mehr Informationen: skippo.dk
Detaillierte Seekarten für Skandinavien
Ankerplätze, Häfen und Restaurants markiert
Keine Entfernungsmessung
Keine Routenfunktion
Keine Seekarten der deutschen Küste