Mike Peuker
· 26.04.2023
Der Seemannschafts-Experte Mike Peuker informiert über das Routing bei einem Segeltörn. Diese Tipps und Apps empfiehlt er für eine gut geplante Route
Nicht minder wichtig als das Wetter ist das Routing! Einerseits wollen wir schnell ankommen, andererseits soll unsere Fahrt so komfortabel wie möglich werden. Was also tun? Eine App das Routing berechnen lassen? Das geht! Viele App-affine Segler nutzen Programme wie Squid Mobile oder Sailgrib. Wer es mag, bitteschön! Bei uns an Bord geht es diesbezüglich eher old school zu. Selbst auf die Gefahr hin, nicht ganz so schnell zu sein und vielleicht ein paar Grad von der Ideallinie abzuweichen, lassen wir uns diesen Spaß nicht nehmen. Zirkel, Kursdreieck, Bleistift und Papierkarte gehören einfach dazu. So beschäftigt man sich schon vor der Abfahrt eingehend mit der Streckenführung und kann Parameter einbinden, die die App unberücksichtigt lässt.
Wind, Wellen, mögliche Abdeckung, Oberflächenströmungen, aber auch persönliche Points of Interest finden bei der Planung Beachtung. Sowohl Abfahrts- als auch und vor allem Ankunftszeit sollten geplant werden. In Tidengewässern sind Häfen mitunter nur zu bestimmten Zeiten anlaufbar, weil sie bei Niedrigwasser schlicht durch Tore oder Schleusenkammern versperrt sind. Dazu kommen oft nicht sichtbare, jedoch durchaus gefährliche Barren.
Ist man hingegen nicht limitiert, lohnt gegebenenfalls die Überlegung, ob man nachts in einem fremden Hafen ankommen möchte. Segeln in der Dunkelheit hat seinen speziellen Reiz, ist aber auch mit anderen Herausforderungen verbunden. Bei uns an Bord gilt, nachts segeln gern, ankommen im fremden Hafen bei Dunkelheit aber nur, wenn es sein muss. Dann allerdings sollte man versuchen, vorab einen Liegeplatz zu reservieren und sich detailliert mit dem Hafenplan auseinandersetzen. Grundsätzlich ist es immer gut, einen Alternativhafen oder zumindest einen geschützten Ankerplatz in petto zu haben.
Andere Fragen, die in eine solide Törnvorbereitung immer mit einfließen, sind: Gibt es Sperr- oder Gefahrengebiete, Windparks oder Schifffahrtswege? Etwa in Form von Verkehrstrennungsgebieten. Es heißt oft, dass sie rechtwinklig zu durchqueren sind. Das würde aber bedeuten, dass man mit Wind oder Strom von der Seite entsprechend vorhalten müsste, um auf Kurs zu bleiben. Genau das aber soll nicht gemacht werden! Die Kielrichtung des kreuzenden Fahrzeugs muss vielmehr rechtwinklig zum Verlauf der allgemeinen Verkehrsrichtung sein. Hintergrund dieser Regelung ist, dass bei Nacht und unsichtigen Wetterlagen andere – insbesondere an den Positionsleuchten – erkennen können, dass es sich um querenden Verkehr handelt.
Ferner schon beim Routing berücksichtigen, ob man sich unterwegs irgendwo anmelden oder gar Durchfahrtsgenehmigungen einholen muss, etwa vor Brücken oder Schleusen. Dann die entsprechenden Funkkanäle oder Telefonnummern notieren. Dass das Funkgerät ständig auf Kanal 16 auf Stand-by ist, versteht sich ja von selbst. In unseren Revieren kann man bei Fragen übrigens auch Bremen Rescue anrufen. Selbst wenn keine konkrete Antwort kommt, so weiß man dort in der Regel doch, wen man kontaktieren kann. Also bitte keine falsche Scheu vor dem Gebrauch des Funkgeräts haben. Alles, was den Törn sicherer macht, darf eingesetzt werden.
Was auf meiner geplanten Route darüber hinaus los sein könnte, ohne dass es mir die Karte verrät, weil es nur temporär oder gerade erst passiert, darüber informieren mich die Bekanntmachungen für Seefahrer (BfS). Darunter fallen zum Beispiel zeitlich begrenzt eingerichtete Schießgebiete, Baustellen, Taucharbeiten, verloschene Leuchtfeuer und anderes mehr. Die BfS und weiteres Wissenswertes rund um die Seefahrt lassen sich unkompliziert via Internet beim Elektronischen Wasserstraßen-Informationsservice, kurz Elwis, abrufen.
Zum Schluss noch ein ganz anderer Punkt: Wer merkt eigentlich, wenn ihr irgendwo nicht ankommt oder zumindest überfällig seid? Richtig, im Zweifelsfall niemand! Zumindest nicht sofort. Gerade kleine Crews oder auch Einhandsegler sollten irgendwo eine geschätzte Ankunftszeit hinterlassen und sich melden, wenn sie im Zielhafen fest sind oder aber wenn es zu Verzögerungen kommt. Die DGzRS bietet hierfür ihre kostenfreie App SafeTrx an – ein überaus sinnvolles Feature!