Andreas Fritsch
· 27.02.2023
Paul Larsens „Vestas Sailrocket 2“ hält den Speedrekord auf dem Wasser seit elf Jahren. Doch wann wird er an der Spitze der Bestenliste abgelöst? Und welche Rekorde gibt es noch? Eine Übersicht mit erstaunlichen Erkenntnissen
Der Australier Paul Larsen und sein Team brauchten zwei Boote und rund zehn Jahre Entwicklungsarbeit, um mit ihrem Ausleger auf drei Foils den Rekord zu brechen. „Sailrocket 1“ überschlug sich bei einem Lauf mit über 50 Knoten in der Luft. Das Team nutzte als erstes sogenannte Base-Ventilating-Foils, die Luft ansaugen, um Kavitation zu vermeiden. Es segelte auf sehr flachem Wasser mit stabilem Wind in Walvis Bay vor der Küste Namibias. Seitdem gab es keinen Rekordversuch mehr.
Das Schweizer Team SP80 will den bestehenden Speedrekord auf dem Wasser mit Hilfe eines per Kite gezogenen trimaranähnlichen Gefährts 2024 brechen. Das Ziel sind fast 15 Knoten mehr als der bestehende Rekord. Ein großes Problem dabei: Ab etwa 55 Knoten entsteht an Ruderblatt und Foils Kavitation: Wasser strömt so schnell am Profil vorbei, dass es durch die Reibung zu kochen beginnt. Es bilden sich Luftblasen, die Strömung reißt ab. Durch ein so genanntes Supercavitation-Foil, das schon sehr früh an einer Seite Luft ansaugt und eine Luftblase achtern am Profil bildet, soll das vermieden werden. Der Kite soll sicherer als ein Rigg sein, weil er im Notfall abgeworfen wird.
An der 24-Stunden-Bestmarke des 131-Fuß-Tris „Banque Populaire“ von 2009 beißen sich die Crews seit 13 Jahren die Zähne aus. Bei einer Transatlantik-Rekordfahrt wehte es kurz nach dem Start in den USA rasch heftig, die See war aber noch ruhig, so Skipper Pascal Bidégorry damals. Doch künftig traut man den foilenden Ultims eine neue Höchstleistung zu. In Kürze startet „Gitana Edmond de Rothschild“ zum zweiten Rekordversuch um die Welt, der Jules Verne Trophy. Dabei könnte die Bestmarke fallen.
Alles, was François Gabart anpackt, scheint ihm zu gelingen: Erst gewann der stets gut gelaunte Sonnyboy im ersten Anlauf die Vendée Globe 2012, dann stellte er mit seinem 100-Fuß-Tri „Macif“ einen neuen Rekord für die schnellste Einhand-Weltumsegelung auf (42 Tage von Brest nach Brest). Dabei segelte er im November 2017 im Südatlantik 850,68 Seemeilen in 24 Stunden. Zurzeit ist er mit seinem foilenden Ultim-Tri „SVR Lazartique“ dabei, sich auf die Einhand-Regatta der Riesen-Tris vorzubereiten. Vielleicht fällt dann auch diese Bestmarke.
Alex Thomson war vor seinem Rücktritt 2020 als der Bleifuß-Skipper der Open-60-Szene bekannt. Wenn er auf gute Bedingungen traf, pushte er seinen Imoca „Hugo Boss“ stets ans Limit. Bei der Vendée Globe 2017/18 segelte er so in 24 Stunden 539,53 Seemeilen. Ein Rekord, der bis heute Bestand hat, obwohl die neue Generation von Foilern deutlich schneller sein dürfte. Beim Ocean Race, das gerade mit Crews auf Open 60s gesegelt wird, rechnen viele deshalb mit einer neuen Bestmarke. So wurde am Montag (27.2.) ein inoffizieller Rekord von Jeremy Beyous “Charal” gemeldet, den die Imoca-Klasse akzeptiert hat: Er liegt bei 558 Seemeilen.
US-Milliardär Jim Clarke ließ den 100-Fuß-Racer „Comanche“ bauen. Ziel: Rekorde brechen. Das gelang Skipper Ken Read und Crew 2015, als sie in 24 Stunden 618,01 Meilen segelten. Der Verdier/VPLP-Riese erreichte die Bestmarke ein Jahr nach dem Stapellauf und hält auch den Transatlantik-Rekord für einen Monohull (5 Tage, 14 Stunden).
Dass man nicht unbedingt ein mehrere Millionen Euro teures Maxi-Geschoss bauen muss, um schnell zu sein, belegte die Plattbug-Class-40 „Crédit Mutuel“ von Ian Lipinski. Beim Les Sables–Horta Race 2020 segelte er mit seinem Co-Skipper 428,82 Meilen. 2006 hätte das sogar noch gereicht, um schneller als ein Open 60 zu sein.