Der Australier Paul Larsen und sein Team brauchten zwei Boote und rund zehn Jahre Entwicklungsarbeit, um mit ihrem Ausleger auf drei Foils den Rekord zu brechen. „Sailrocket 1“ überschlug sich bei einem Lauf mit über 50 Knoten in der Luft. Das Team nutzte als erstes sogenannte Base-Ventilating-Foils, die Luft ansaugen, um Kavitation zu vermeiden. Es segelte auf sehr flachem Wasser mit stabilem Wind in Walvis Bay vor der Küste Namibias. Seitdem gab es keinen Rekordversuch mehr.
Das Schweizer Team SP80 will den bestehenden Speedrekord auf dem Wasser mit Hilfe eines per Kite gezogenen trimaranähnlichen Gefährts brechen. Das Ziel sind fast 15 Knoten mehr als der bestehende Rekord. Ein großes Problem dabei: Ab etwa 55 Knoten entsteht an Ruderblatt und Foils Kavitation: Wasser strömt so schnell um das Profil, dass der Druck auch bei niedriger Wassertemperatur unter den Dampfdruck sinkt. Dadurch entstehen Dampfblasen, die kurz hinter dem Profil wieder implodieren und so Vibrationen und auch Schäden verursachen können. Darüber hinaus steigt der Widerstand und es kommt zu Strömungsabrissen. Durch ein sogenanntes Supercavitation-Foil/super-ventilated Foil, das die physikalischen Effekte durch die besondere Form sogar für sich nutzt, sollen auch deutlich höhere Geschwindigkeiten als bisher möglich sein. Zum Rekord soll auch der Kite verhelfen. Dieser soll besser und sicherer als ein Rigg sein, da er für mehr Stabilität sorgen soll und im Notfall abgeworfen wird. Im August 2023 wurde “SP80” erstmals zu Wasser gelassen, die Rekordversuche sollen 2024 starten.
Alles, was François Gabart anpackt, scheint ihm zu gelingen: Erst gewann der stets gut gelaunte Sonnyboy im ersten Anlauf die Vendée Globe 2012, dann stellte er mit seinem 100-Fuß-Tri „Macif“ einen neuen Rekord für die schnellste Einhand-Weltumsegelung auf (42 Tage von Brest nach Brest). Dabei segelte er im November 2017 im Südatlantik 850,68 Seemeilen in 24 Stunden. Zurzeit ist er mit seinem foilenden Ultim-Tri „SVR Lazartique“ dabei, sich auf die Einhand-Regatta der Riesen-Tris vorzubereiten. Vielleicht fällt dann auch diese Bestmarke.
Update 02.06.2023: Gabart hat das Ruder an Tom Laperche abgegeben. Der wird die nächsten Regatten bestreiten. Gabart tritt aus persönlichen Gründen in den Hintergrund. Er wird zwar weiterhin mit Mer Concept arbeiten und wohl auch den Tri betreuen, aber nicht mehr als Jockey, nur noch als Manager.
An der 24-Stunden-Bestmarke des 131-Fuß-Tris „Banque Populaire“ von 2009 beißen sich die Crews seit 13 Jahren die Zähne aus. Bei einer Transatlantik-Rekordfahrt wehte es kurz nach dem Start in den USA rasch heftig, die See war aber noch ruhig, so Skipper Pascal Bidégorry damals. Doch künftig traut man den foilenden Ultims eine neue Höchstleistung zu. Unter anderem beim geplanten Angriff der „Gitana Edmond de Rothschild“ auf die Jules Verne Trophy, der Trophäe für die schnellste Weltumrundung unter Segeln, könnte die Bestmarke fallen.
Alex Thomson war vor seinem Rücktritt 2020 als der Bleifuß-Skipper der Open-60-Szene bekannt. Wenn er auf gute Bedingungen traf, pushte er seinen Imoca „Hugo Boss“ stets ans Limit. Bei der Vendée Globe 2017/18 segelte er so in 24 Stunden 539,53 Seemeilen. Ein Rekord, der bis heute Bestand hat, obwohl die neue Generation von Foilern deutlich schneller sein dürfte. So wurde unter anderem am 27.o2.2023 ein inoffizieller Rekord von Jérémy Beyous “Charal” gemeldet, den die Imoca-Klasse akzeptiert hat: Er liegt bei 558 Seemeilen.
Auf der fünften Etappe von The Ocean Race 2023 ist dem Schweizer Team “Holcim - PRB” das Unmögliche gelungen: Die Crew um Skipper Kevin Escoffier legte auf ihrem Imoca 640,48 Seemeilen in 24 Stunden zurück und stellte damit einen neuen Einrumpf-Weltrekord auf. Acht Jahre lang hatte der Rekord des 100-Fuß-Racers „Comanche“ zuvor Bestand gehabt. Im Ocean Race konnten die 618 Seemeilen aus dem Jahr 2015 jedoch gleich mehrfach von den deutlich kleineren Imocas überboten werden. Unter anderem kurz nach Holcims 24-Stunden-Bestzeit konnte Boris Herrmanns “Malizia Seaexplorer” diese sogar übertreffen und 641,13 Seemeilen loggen. Aufgrund des zu geringen Unterschieds zum zuvor aufgestellten Rekord durch “Holcim -PRB” wurde diese Bestmarke allerdings nicht anerkannt. Hintergrund sind Ungenauigkeiten im GPS, weshalb eine neue Rekorddistanz laut den Vorgaben des World Sailing Speed Record Council (WSSRC) mindestens eine Seemeile besser sein muss, als die vorherige.
Dass man nicht unbedingt ein mehrere Millionen Euro teures Maxi-Geschoss bauen muss, um schnell zu sein, belegte die zuletzt die Class-40 “Acrobatica” mit einer dreiköpfigen Crew rund um den italienischen Skipper Alberto Riva. Beim Transatlantikrennens Niji 40 2024 segelte das Trio 433,53 bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 18,06 Knoten. 2000 hätte das sogar noch gereicht, um schneller als ein Open 60 zu sein.