Havariegefahr10 Tipps, wie man sicher durch Seegatten kommt

YACHT-Redaktion

 · 12.06.2024

Havariegefahr: 10 Tipps, wie man sicher durch Seegatten kommtFoto: DGZRS
Die Seenotretter im Einsatz – Yacht vor Norderney auf Grund gegangen
Havarien in den ostfriesischen Seegatten mit teils dramatischem Ausgang häufen sich. Die Strömungsrinnen sind für Segler anspruchsvoll zu befahren, nicht selten hat allerdings auch fehlende Vorbereitung fatale Folgen

Seegatten – die oft schmalen und stark strömenden Wasserpassagen zwischen Inseln oder Festland und Sandbänken – stellen für Segler eine besondere Herausforderung dar. Sie bergen erhebliche Gefahren, die jedes Jahr insbesondere weniger gut vorbereitete Segler böse überraschen.

Update 9.9.2024 Einen speziellen Fall untersuchte die Bundesstelle für Seeunfalluntersuchungen (BSU) nun erneut und gab ihre Erkenntnisse daraus jetzt nochmals in überarbeiteter Form heraus. 2021 verunglückte die Yacht „Silja“ zwischen Baltrum und Langeoog, ein Segler starb. Allerdings ergeben sich daraus keine neue Handlungsanweisungen für Segler.

10 Tipps zum sicheren Befahren von Seegatten

Die Kombination aus starken Strömungen und Untiefen macht das Befahren äußerst anspruchsvoll. Nicht nur hat jedes Seegatt zudem seine Besonderheiten, sondern sie befinden sich auch permanent im natürlichen Wandel. Da es oftmals nur mit erheblichem Aufwand möglich ist, verlässliche Informationen zu finden, gilt es, einige grundlegende Verhaltensweisen zu beachten. Die Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung (BSU) empfiehlt daher das Folgende:

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  1. Seegatten stets mit dem Tidenstrom befahren.
  2. Soll eine Insel außen herum umsegelt werden, beide Gatt-Passagen sorgfältig planen.
  3. Ein Gatt nicht bei Dunkelheit oder schwierigen Sichtverhältnissen befahren.
  4. Grundsätzlich sollte jedes Seegatt bei mäßigem, auflandigem Wind von 3 bis 4 Beaufort und dem zugehörigen Seegang bei einlaufendem Wasser und mehr als halber Tide befahrbar sein. Ausnahme: Es hat sich eine hohe Dünung gebildet.
  5. Die Konstellation Strom gegen Wind immer meiden! Ab einer Windstärke von 5 Beau­fort kann sie für Segel­yachten gefährlich werden.
  6. Die Barre – also eine Sand- oder Schlickbank – bei Hochwasser (plus/minus zwei Stunden) passieren.
  7. Stets innerhalb des betonnten Fahrwassers manövrieren.
  8. Ein Segelboot sollte ein Seegatt unter Segeln nur dann anlaufen, wenn jederzeit ausreichend Raum nach Lee zur Verfügung steht.
  9. Bei Kursen vor dem Wind möglichst nur unter Vorsegel fahren, um das Risiko von Patenthalsen und auch die Luvgierigkeit zu reduzieren.
  10. Ein Motor – so vorhanden – sollte stets startklar sein oder sogar mitlaufen, um das Boot auf Kurs zu halten oder aus einer plötzlichen Gefahrensituation hinauszumanövrieren.

Was sind Seegatten?

Seegatten sind naturgemäß dynamische und oft unvorhersehbare Strömungsrinnen, durch die Meerwasser aufgrund von Gezeiten, Stürmen und Strömungen unaufhörlich hin und her fließt. Ihre Tiefe und Breite können sich durch Sedimentverlagerungen und ständige Erosion erheblich verändern. Bekannte Beispiele sind das Norderneyer Seegatt und das Zandergatt in der Nordsee.

Die Strömungsrinnen gelten als sehr anspruchsvolles Revier für Segler, nicht selten kommt es zu verheerenden Havarien. Denn unter anderem nach Stürmen können sich Untiefen auch in das Fahrwasser verlagern. In den offiziellen Seekarten sind die Gebiete als “stark veränderlich” angegeben. Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) warnt insbesondere vor dem Schluchter-Fahrwasser. Dieses solle “nur von sehr erfahrenen einheimischen Seglern, die sich mit den besonderen Seegangsverhältnissen des Norderneyer Seegatts sehr gut auskennen, befahren werden”.

Besondere Gefahren der ostfriesischen Seegatten

Die ostfriesischen SeegattenFoto: YACHTDie ostfriesischen Seegatten
  1. Stark wechselnde Strömungen: Insbesondere im Schluchter und den anderen ostfriesischen Seegatten können die Strömungsverhältnisse innerhalb kurzer Zeit drastisch wechseln. Wer unvorbereitet ist, kann schnell in Schwierigkeiten geraten.
  2. Sandbänke und Priele: Die teils sich schnell verlagernden Sandbänke und Priele machen die Navigation unglaublich herausfordernd. Bei Niedrigwasser können sie Boote auf Grund setzen, während bei Hochwasser die Orientierung schwerfällt.
  3. Gezeitenströmungen: Bei Ebbe und Flut entstehen teils extreme Strömungen, die insbesondere bei ungünstigem Wind und Wellengang gefährlich werden können.
  4. Wellenbildung: Der Übergang von festem Land zu tiefem Wasser führt oft zu einer abrupten und steilen Wellenbildung. Diese “Stehwellen” können kleine und mittlere Boote leicht in Bedrängnis bringen.

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