RiggtrimmDie Trimmfibel für die richtige Spannung im Rigg

Lars Bolle

 · 28.04.2023

Ein Rigg mit offensichtlichem Trimmbedarf, wie die Peilung über die Mastnut erkennen lässt
Foto: ITNOP / Malte Christians

Der richtige Riggtrimm ist ein wichtiger Sicherheitsaspekt, und nur er ermöglicht optimale Segelleistungen. Mit einfachen Methoden kann jeder Skipper selbst eine gute Grundeinstellung seines Riggs erreichen

Mast, Verstagung und Segel spielen im System Rigg zusammen. Das Verhalten des Mastes wird von der Einstellung von Wanten und Stagen ebenso beeinflusst wie von der gesetzten Segelfläche und deren Verteilung. Gleichzeitig bestimmt der Trimm des Mastes, wie die Segel stehen und welchen Vortrieb sie erzeugen.

Riggtrimm für mehr Segelleistung

Ein richtiger Riggtrimm ist deshalb eine Grundvoraussetzung für optimale Segelleistung. Ziel dabei ist, bis auf wenige Ausnahmen, Spannung auf das Vorstag zu bringen, damit das Vorliek der Genua auf Amwindkursen nicht zu stark durchhängt, was fast immer mit Verlust an Höhe einhergeht. Zugleich beeinflusst die Mastbiegung auch das Großsegel. Ein in der Mitte nach vorn biegender Mast zieht das Groß in der Mitte flacher, was bei zunehmendem Wind Druck abbaut und den Reffpunkt hinausschiebt. Ebenso kann ein nach achtern und Lee biegender Masttopp Druck aus dem Groß nehmen, da das Achterliek öffnet.

Riggtrimm für mehr Sicherheit

Korrekter Riggtrimm ist auch ein wichtiger Sicherheitsaspekt. Grundsätzlich sind die Wanten und Stagen nur dazu da, den Mast vor dem Umfallen zu bewahren. Das lässt sich unter statischen Bedingungen, wie im Hafen ohne gesetzte Segel, schon mit sehr wenig Zug auf den Drähten erreichen. Offenbar verleitet dies auch viele Eigner dazu, ihr Rigg genau so zu belassen – mit einer zu geringen Vorspannung. So kann man, wenn man durch die Häfen geht und sich verschiedene Riggs ansieht, bei einigen nur staunen, dass sie noch stehen. Zu lose Wanten, nach vorn geneigte oder gar negativ gebogene Masten, also mit einer Biegung nach achtern, sind immer wieder zu sehen. Ursache ist oft Unwissenheit. Dem soll dieser Artikel abhelfen.

Hohe Wantenspannung ist wichtig

Ein weit verbreiteter Trugschluss ist, dass dauerhaft stark gespannte Wanten die Struktur der Yacht zu stark beanspruchen. Das stimmt zwar grundsätzlich. So verändert eine Yacht über die Saison durch die Riggspannung geringfügig ihre Form, das sollte aber in der Konstruktion einkalkuliert und im Bau berücksichtigt worden sein. Besonders Holzboote können stark den Zügen der Drähte nachgeben. Das bedeutet jedoch nicht, lieber auf diese Spannung zu verzichten, sondern eher, auch während der Saison den Grundtrimm öfter zu überprüfen und bei Bedarf nachzutrimmen. In der Wintersaison sollte die Yacht dann entlastet in ihre Ausgangsform zurückkehren.

Wesentlich gefährlicher als eine eventuelle leichte Verformung des Rumpfes ist dagegen ein zu loses Rigg. Bei mehr Wind, vor allem aber höherem, ruppigem Seegang kann der Mast bei ungenügender Vorspannung anfangen zu pumpen, was zu viel höheren Lastspitzen in den Beschlägen führt, als es bei einem ausreichend vorgespannten Rigg der Fall wäre. Dabei können Terminals, Toggles oder Bolzen brechen, mit der Folge eines Mastbruchs.

Häufig geht ein falscher Riggtrimm auch mit geänderten Segelgewohnheiten der Crew einher. Wurde früher etwa mit einer toppgetakelten Yacht noch eher sportlich gesegelt, also auch bei mehr Wind mit Genua und Großsegel, ist dieselbe Crew heute – älter, vielleicht physisch schwächer und mit weniger Ehrgeiz – nur noch mit der Genua unterwegs. Dann fehlt jedoch, bei gleichem Riggtrimm, der Gegenzug aus dem Großsegel, der Masttopp kann nach vorn, die Mastmitte nach achtern wegbiegen, die Unterstützung der Verspannung geht verloren, und der Mast kollabiert.

Wissenswertes vorab

Gerhard Paasch, ehemaliger Geschäftsführer des Großhändlers Gotthardt, der auch die Masten des schwedischen Herstellers Seldén vertreibt hat eine Trimmanleitung für alle gängigen Riggs zu verfasst, die noch heute als Standard bei Segelmachern und Trimmern gilt.

Die Angaben für die richtige Rigg-Vorspannung in den folgenden Anleitungen für die wichtigsten Riggarten beziehen sich auf die von Paasch empfohlenen Werte. Mit diesen Anleitungen ist für die meisten Riggs nicht nur eine sichere Einstellung garantiert, sondern zugleich eine, die gute Segelleistungen ermöglicht.

Da ein Rigg aber im Zusammenspiel mit den Segeln ein kompliziertes System darstellt, ist es auf keinen Fall verkehrt, seinen Segelmacher vor Ort, andere Eigner desselben Bootstyps oder die Klassenvereinigung nach ihren Erfahrungen zu befragen.

Übrigens: Die Angaben dafür, wann die Drähte eines Riggs getauscht werden sollten, variieren. Versicherer sprechen von 10 Jahren, Gerhard Paasch empfiehlt nach 15 Jahren oder 25000 Seemeilen. Zwar hält der Draht, auch wenn er älter ist, er verliert jedoch im Laufe der Jahre seine Dehnfähigkeit und überträgt damit die volle Last aus Böen oder einem harten Einsetzen in eine Welle auf die Beschläge. Das bedeutet große Lastspitzen mit vielleicht unangenehmen Folgen. Gegen diese sind die Kosten für neue Drähte gering.

Grundeinstellungen für jedes Rigg

Die wesentlichen Faktoren beim Riggtrimm sind der Mastfall sowie die seitliche und vorliche Mastbiegung. Ein richtiger Ausgangstrimm ist die Grundlage aller weiteren Maßnahmen

Mastfall

Eine leichte Neigung des Mastes nach achtern stabilisiert das Gesamtsystem des Riggs und wirkt sich auf die Segeleigenschaften aus. Je weiter der Mast geneigt ist, desto luvgieriger wird das Boot. Ein Mastfall von 1 bis 3 Grad gilt beim Fahrtensegeln als ausreichend.

Foto: YACHT

So wird der Mastfall gemessen: Ist die Länge des Großsegel-Vorlieks (Maß P) nicht bekannt, ein Maßband in den Masttopp ziehen und dieses ermitteln. Alle Wanten und Stagen nur „handwarm“ anziehen, das Boot in Längs- und Querrichtung möglichst gerade trimmen. Am Fall ein Gewicht befestigen. Damit dieses nicht zu stark pendelt, kann es in einen Eimer mit Wasser gehängt werden, der auf dem Kajütdach steht. Nun den Abstand vom Fall bis zur Hinterkante des Mastes messen.

Die Ermittlung des Mastfalls ist nur eine Übung in Trigonometrie. Es geht aber auch anders. Das P-Maß in Meter multipliziert mit 1,75 ergibt den Abstand am Großbaum in Zentimetern, mal 3,49 für 2 Grad, mal 5,23 für 3 Grad. Bei einer Vorliekslänge von 8 Metern müsste für 1 Grad Mastfall der Abstand also 14 Zentimeter betragen.

Mastneigung

Vor jedem Trimm sollte der Mast erst einmal gerade im Boot stehen. Dazu Wanten und Stagen nur lose anziehen und mit einem Maßband den Abstand vom Masttopp jeweils zu den Püttingeisen messen. Sind die Maße unterschiedlich, entsprechend die Wantenspanner lösen und anziehen. Ist kein Maßband vorhanden, kann auch das Großfall als Referenz dienen. Dieses bis zu einem Püttingeisen ziehen, in der Hebelklemme belegen und auf der anderen Seite kontrollieren, ob der Abstand derselbe ist.

Foto: YACHT

Mastbiegung

Um beim Trimmen besser die Durchbiegung des Mastes einschätzen zu können, das Großfall bis zum Mastfuß oder zur Baumnock ziehen, dort belegen und etwas spannen. Es dient nun als Sehne zwischen Mastfuß und -topp, und die Biegung ist gut zu erkennen. Unter Segeln kann auch eine Dirk statt des Falls benutzt werden.

Foto: YACHT

Trimmanleitung für Riggs mit 90-Grad-Salingen

Hierbei handelt es sich um eine ältere Riggart, oft mit großer Genua und kleinem Großsegel. Die Mastbiegung in Längsrichtung wird durch das Achterstag, manchmal Backstagen und die Unterwanten beeinflusst.

Varianten für solche Riggs

Topprigg, ein Salingspaar, achtere und vordere Unterwanten
Foto: YACHT

Riggs mit neutralen Salingen, die also ohne Pfeilung gerade vom Mast seitlich wegstehen, sind am besten zu trimmen; die Oberwanten übernehmen nur die seitliche Verstagung des Mastes. Der Längstrimm erfolgt vor allem durch das Achterstag, die achteren und vorderen Unterwanten, manchmal auch als Babystag ausgeführt, sowie durch Backstagen. Diese kommen verstärkt bei Partialriggs zum Einsatz, bei denen das Vorstag nicht am Masttopp, sondern etwas unterhalb ansetzt. Je nachdem, wie groß dieser Abstand ist, wird von 7/8-Riggs, 9/10-Riggs oder 19/20-Riggs gesprochen, wobei dies meist keine genauen Längenangaben sind.

Der Hauptunterschied zwischen der Topp- und der Partialtakelung besteht darin, dass bei Letzterer das Achterstag deutlich mehr Einfluss auf die Mastbiegung in Längsrichtung hat. Durch den Abstand zum Vorstagsansatzpunkt entsteht ein Hebel, womit gleichzeitig beim Anziehen des Achterstags das Vorstag gespannt und der Mast gebogen wird. Beim toppgetakelten Rigg dagegen geht fast die gesamte Zugleistung des Achterstags auf das Vorstag über. Deshalb ist es beim toppgetakelten Rigg besonders wichtig, eine leichte Vorbiegung zu erzeugen, da sonst eine Mastbiegung durch das Achterstag kaum möglich ist.

Die vor allem beim Partialrigg zu findenden Backstagen wirken wie ein zusätzliches Achterstag. Werden sie unter Zug gesetzt, geht dieser direkt auf den Anschlagpunkt des Vorstags, sie dienen also zur Regulierung der Vorstagsspannung. Das Achterstag wird dann in erster Linie zur Mastbiegung eingesetzt, dies vor allem bei viel Wind, um durch die größere Biegung das Großsegel flacher zu trimmen.

Ein Nachteil von Riggs mit neutralen Salingen ist, dass sie während des Segelns aufmerksamer getrimmt werden müssen, ohne Trimm in der Mastmitte stark arbeiten können und es durch Fehlbedienungen zum Mastverlust kommen kann.

Grundtrimm mit neutralen Salingen Step by Step

  1. Oberwanten auf 15 Prozent der Bruchlast spannen.
  2. Über die Mastnut nach oben peilen und die Mastmitte mit den Unterwanten gerade trimmen. Wenn vordere Unterwanten vorhanden sind, mit diesen trimmen. Bei Zwei- oder Mehrsalingsriggs auch die Mittelwanten etwa gleich stark spannen wie die vorderen Unterwanten, dabei immer die Mastnut kontrollieren.
  3. Mit den vorderen Unterwanten oder dem Babystag dem Mast eine leichte Vorbiegung geben. Dies ist besonders bei der Topptakelung wichtig, da sonst mit dem Achterstag kaum eine weitere Biegung möglich ist.
  4. Die achteren Unterwanten nur leicht spannen. Sie müssen dem Mast erlauben, nach vorn durchzubiegen, begrenzen zugleich aber auch diese Biegung.
  5. Achterstag und Backstagen auf 15 bis 20 Prozent der Bruchlast spannen. Jetzt sollte der Mast in der Mitte in Längsrichtung eine Biegung aufweisen, die etwa der Hälfte der Profiltiefe des Mastes entspricht. Diese Einstellung als Maximalspannung markieren, die unter Segeln nicht überschritten werden sollte. Sonst kann die Biegung des Mastes zu stark werden, dieser durchfedern, womit sich die Spannung auf Ober-, Unter- und Zwischenwanten verringert.
  6. Zur Kontrolle das Achterstag nur noch leicht durchsetzen und erneut die Biegung kontrollieren. Sie sollte jetzt nur noch 15 bis 20 Millimeter betragen.
  7. Unter Segeln das Achterstag und – wenn vorhanden – die Backstagen nie vollständig lösen. Sonst kann der Masttopp nach vorn gezogen werden, der Mast negativ biegen und kollabieren.

Trimmanleitung für Riggs mit gepfeilten Salingen

Die heute gebräuchliche Riggart ist in der Handhabung beim Segeln einfacher als Riggs mit neutralen Salingen, benötigt aber viel Spannung auf den Oberwanten.

Varianten für solche Riggs

Toppgetakelt, mehrere Salingspaare, hintere Unterwanten, teils mit Babystag oder vorderen Unterwanten
Foto: YACHT

Riggs mit gepfeilten Salingen, die also etwas nach achtern vom Mast weg­stehen, haben einen großen Vorteil gegenüber solchen mit neutralen Salingen: Sie sind deutlich einfacher zu bedienen. Backstagen und vordere Unterwanten oder Babystagen können entfallen, sie werden nicht zum Längstrimm des Mastes benötigt. Wenn die Pfeilung der Salinge stark genug ist und zudem die Ober­wanten ganz außen am Rumpf ansetzen, ist zumindest bei kleineren Booten kein Achterstag nötig. Dann sind sehr weit ausgestellte Großsegel möglich, sogar mit sogenanntem Squarehead, da das Achterliek des Großsegels bei Manövern nicht am Achterstag hängenbleiben kann.

Durch den Anstellwinkel der Salinge setzen die Oberwanten etwas achterlich vom Mast an. Damit ist ihr Zug nicht direkt querab zum Mast gerichtet, sondern etwas nach hinten. Sie über­nehmen also zusätzlich zur seitlichen Verstagung des Mastes zum Teil die Funktion des Achterstags oder ersetzen dieses sogar. Das ist ab einem Pfeilungswinkel von zirka 18 Grad möglich. Zudem lässt sich durch die Oberwanten die gewünschte Vor­biegung des Mastes deutlich einfacher erreichen als bei neutralen Salingen, da die Wanten über die Salinge den Mast nach vorn drücken.

Doch auch diese Variante hat Nachteile. Fehlt das Achterstag, lässt sich das Vorstag nur durch den Zug auf den Oberwanten durchsetzen, womit dieser sehr hoch sein muss. Ansonsten wirkt das Ach­terstag wie bei Riggs mit neutralen Salingen. Bei der Topptakelung dient es vor allem dazu, das Vorstag zu spannen; je weiter dessen Ansatzpunkt nach unten wandert, desto mehr erhöht sich seine bie­gende Wirkung. Doch Vorsicht: Auch Riggs mit gepfeilten Salingen sind beim Segeln teils anfällig, vor allem Partialriggs. Zu viel Spannung auf dem Achterstag führt zugleich dazu, dass der Zug auf den Oberwanten nachlässt, da sich der Topp durch die Biegung den Anschlagpunkten der Wanten nähert, die Spannung auf den Wanten nachlässt. Der Mast kann dadurch seitlich instabiler werden. Deshalb sind auch hier achtere Unterwanten wichtig, um die Durchbiegung nach vorn zu begrenzen.

Grundtrimm mit gepfeilten Salingen Step by Step

  1. Oberwanten auf etwa 15 Prozent der Bruchlast spannen. Dabei kann das Achter­stag etwas durchgesetzt werden, um die Last auf den Gewinden zu verringern. Den Zollstock noch nicht abnehmen.
  2. Sind vordere Unterwanten oder ein Baby­stag vorhanden, diese leicht anziehen.
  3. Über die Mastnut kontrollieren, ob der Mast gerade steht. Bei Bedarf mit den vorderen Unterwanten, sonst den achteren Unterwanten korrigieren. Bei Mehrsalingsriggs auch die Mittelwanten leicht anziehen und wenn nötig zur Korrektur der seitlichen Biegung nutzen. Die achteren Unterwanten nicht zu fest anziehen, der Mast muss unter Segeln bei angezogenem Achterstag noch weiter nach vorn durchbiegen können, um das Großsegel flacher zu trimmen.
  4. Die Oberwanten auf 20 Prozent der Bruchlast spannen, dabei notieren, wie viele Umdrehungen für eine Erhöhung um 5 Prozent nötig sind.
  5. Über die Mastnut erneut die seitliche
    Biegung kontrollieren und bei Bedarf nach­trimmen.
  6. Das Achterstag und falls vorhanden Backstagen hart durchsetzen, aber mit nicht mehr als 20 Prozent der Bruchlast. Diese Einstellung am Achterstag und den Backstagen als Maximalzug markieren. Der Mast sollte jetzt in der Mitte stark nach vorn biegen, jedoch nicht mehr als das 1,5-fache seiner Profiltiefe oder 2 Prozent der Höhe des Vorsegeldreiecks.
  7. Durch die Mastbiegung verringert sich der Zug auf den Oberwanten, diesen erneut kontrollieren und wieder auf 20 Prozent Bruchlast bringen.
  8. Achterstag und Backstagen fieren, bis sie spannungsfrei sind. Der Zug auf den Oberwanten darf jetzt 25 Prozent der Bruchlast nicht übersteigen.

Die richtige Wantenspannung einstellen

Um die Spannung auf Wanten und Stagen zu ermitteln, gibt es spezielle Spannungsmesser. Es geht aber auch mit der Zollstockmethode.

Mit Spannungsmessern wie Rig Sense von Spinlock lässt sich die Wantenspannung direkt messen und ablesen
Foto: Hersteller

Die Methode mit Spannungsmesser

Ist die Bruchlast des Wants oder Stags bekannt (s. Tabelle) und ein Spannungsmesser vorhanden, kann mit diesem genau die Wantenspannung und deren prozentualer Anteil an der Bruchlast ermittelt werden. Ein 1 x 19 Draht mit 5 Millimetern Durchmesser hat eine Bruchlast von 22 Kilonewton. Da Spannungsmesser wie Rigsense mit Kilogramm-Angaben areiten, sollte zunächst umgerechnet werden. 22 kN = 2250 kg (gerundet). Sollen nun 15 Prozent der Bruchlast erreicht werden, muss die Wantenspannung so weit erhöht werden, bis auf der Skala 337 Kilogramm angezeigt werden. Beim Spannen eines Wantes darauf achten, dass das andere Want damit auch gespannt wird. Also abwechselnd die Wanten spannen, bis der gewünschte Wert erreicht ist.

Die Zollstockmethode

Da Draht sich mit zunehmender Zugstärke ausdehnt, unabhängig von seiner Dicke immer gleich, kann die Zugstärke auch anhand der Ausdehnung herausgefunden werden. Dazu dient die Zollstockmethode.

Bei 1x19-Drähten, den gebräuchlichsten bei Riggs, entspricht eine Dehnung um 1 Millimeter 5 Prozent der Bruchlast des Drahts. Für andere Ausführungen wie Rod oder Dyform gelten andere Werte (s. Tabelle).

Zum Einstellen des Riggs einen 2 Meter langen Zollstock am losen Want, so lose wie möglich, mit etwa 5 Millimeter Abstand zum Terminal befestigen, zum Beispiel mit Tape. Der Abstand zum Terminal ist nötig, um die Messschenkel eines Messschiebers zwischen Terminal und Zollstock zu bekommen. Den genauen Abstand (A) notieren. Nun das Want spannen, bis A+1,5 Milli­meter erreicht ist, danach das gegenüberliegende Want ebenfalls spannen, bis die Messung A+3 Millimeter ergibt. Das entspricht einer Wantenspannung von 15 Prozent der Bruchlast. Für Rod oder Dyform entsprechend die Werte einsetzen. Auf dieselbe Art lassen sich die Bruchlasten auf Stagen ermitteln, nur ist die Anbringung des Zollstocks etwas schwieriger.

Foto: YACHT

Nachtrimm unter segeln

Die Kontrolle auf dem Wasser dient der Feinjustierung. Sie sollte auch während
der Saison öfter wiederholt werden, da sich Boote unter Last verändern.

Falscher Trimm und Gegenmaßnahmen

Biegung nach Lee: Weicht der Mast in der Mitte nach Lee aus, sind meist die Unterwanten zu lose. Entsprechend nachspannen
Foto: YACHT

Ideale Bedingungen für den Test des Riggtrimms sind etwa 3 Beaufort und möglichst wenig Seegang. Auf einem Amwindkurs die Biegekurve des Mastes entlang des Großsegelvorlieks, also in Längs­richtung, prüfen. Der Mast sollte harmonisch etwas nach vorn durchgebogen sein. Ist er unten zu gerade, kann das an zu festen Unterwanten liegen; biegt er oben nicht ausreichend, muss das Achter­stag angezogen werden. Bei durchgesteckten Masten, die auf dem Kiel stehen, kann eine nicht harmonische Biegekurve auch an falscher Einspannung zwischen Mastfuß und Deck liegen. Dazu am besten den Rigghersteller oder einen Segelmacher befragen. Ein Indiz für eine zu große Mastbiegung sind strahlenförmige oder Diagonalfalten vom Schothorn ins Segel. Ihre Richtung zeigt auf den Bereich der zu starken Biegung.

Die seitliche Biegekurve wird entlang der Mastvorderkante oder der Mastnut kontrolliert. Bei deutlichen Partialriggs, wie 7/8-Riggs, kann eine leichte seitliche Biegung gewünscht sein. Wenn der Masttopp bei viel Wind nach Lee wandert, öffnet sich das Achterliek, die Mitte biegt dann etwas nach Luv und trimmt das Großsegel flacher. Toppgetakelte Riggs sollten jedoch im Toppbereich nicht seitlich
biegen. Meist sind dann die Oberwanten zu lose, oft ist das auch
an einem losen Lee-Oberwant erkennbar.

Biegt der Mast zwischen Topp und Fuß unharmonisch oder nur in der Mitte zu einer Seite, ist meist der Trimm der Unter- oder Zwischenwanten verantwortlich. Hier entsprechend auf dem Wasser nachtrimmen, aber auf keinen Fall die Spannung der Oberwanten verändern. Anschließend das Großsegel reffen und den Mast erneut peilen. Biegt er in eine Richtung mehr als 5 Millimeter durch, mit dem entsprechenden Unterwant gegenarbeiten.

Kunststoffyachten, vor allem aber auch Holzboote, verändern sich über die Saison hinweg. Bug und Heck werden durch den ständigen Zug von Vor- und Achterstag leicht angehoben. Selbst im Pütting­bereich kann das der Fall sein, es ist völlig normal. Deshalb auch während der Saison den Grundtrimm öfter überprüfen und bei Bedarf nachjustieren.


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