Fast 90 Prozent aller neu gelieferten Yachten sind mit einer Rollgenua ausgestattet. Die Faustregel für die Reihenfolge, in der die Segel bei den meisten Yachten gesetzt werden, besagt, dass das Großsegel zuerst gesetzt und zuletzt geborgen wird. Dies hat verschiedene Gründe.
Einer davon ist die leichte Bedienung der Rollgenua im Vergleich zum Großsegel. Denn sollte es Probleme beim Setzen des Großsegels geben, kann man sich ausschließlich auf diese konzentrieren, ohne ein zusätzliches Segel im Wind zu haben. Das kann sogar gefährlich sein. Insbesondere wenn jemand zum Mast gehen muss, um das Großsegel zu bedienen, kann es riskant sein, gleichzeitig vom schlagenden Schothorn der Genua getroffen zu werden. Daher sollten Metallschäkel nicht zur Verbindung von Schot und Segel verwendet werden. Falls Schäkel verwendet werden müssen, etwa bei Schoten mit festen Augen wie bei verjüngtem Dyneema-Tauwerk, sollten Softschäkel verwendet werden, da sie aus Tauwerk bestehen und weich sind.
Häufig wird noch gelehrt, auch beim Setzen oder Bergen der Vorsegel mit der Yacht in den Wind zu gehen. Das Im-Wind-Stehen ist wohl noch ein Relikt aus Zeiten mit Stagreitern, als die Segel nicht gerollt, sondern fallen gelassen wurden. Steht die Yacht dabei im Wind, fällt die Genua aufs Vordeck zwischen die Seezäune; andernfalls würde sie auswehen und ins Wasser rutschen.
Einzig vorm Wind, in der Abdeckung des Großsegels, ist es sonst noch möglich, solche Segel mit normalem Aufwand hoch- oder herunterzubekommen. So wird es auch auf vielen Regattabooten ohne Rollanlagen gemacht. Doch das ist bei den heute vorherrschenden Rollvorsegeln nicht nötig, allerdings immer noch sinnvoll.
Rollgenuas haben den Vorteil, dass auf so gut wie jedem Kurs gerefft oder gesetzt werden kann. Wichtig ist dabei nur, dass die Genua frei fliegen kann, also kaum Zug auf den Schoten steht. Sonst ist es meist unmöglich, die Trommel mit der Wickelleine zu drehen.
Steht die Yacht beim Rollen im Wind, kann die Genua enorm schlagen, was allein schon so viel Zug in der Rollanlage verursachen kann, dass das Wickeln zum Kraftakt gerät. Außerdem lässt sich das Segel, wenn es so stark schlägt, meist nicht sauber aufrollen, es entstehen Falten und manchmal Säcke. Das sieht nicht nur unschön aus und sollte im Hafen korrigiert werden – die größere Tuchwurst erhöht auch die Windangriffsfläche und kann Hafenmanöver erschweren.
Besser ist es, die Genua auf tiefen Kursen ein- oder auszurollen. Die benötigten Kräfte sind geringer, die Rolle wird meist sauberer.