SeemannschaftDie Rollgenua richtig setzen und bergen

Lars Bolle

 · 18.07.2023

Seemannschaft: Die Rollgenua richtig setzen und bergenFoto: YACHT/Nils Günter
Die Rollgenua am besten per Hand auf- und abwickeln
Das Setzen und Bergen der Vorsegel ist auf modernen Yachten kein Kunststück mehr, besonders bei einer Rollgenua. Trotzdem sollten beim Handling ein paar wenige, aber wichtige Regeln beachtet werden. Welche das sind, wird in diesem Artikel gezeigt

Fast 90 Prozent aller neu gelieferten Yachten sind mit einer Rollgenua ausgestattet. Die Faustregel für die Reihenfolge, in der die Segel bei den meisten Yachten gesetzt werden, besagt, dass das Großsegel zuerst gesetzt und zuletzt geborgen wird. Dies hat verschiedene Gründe.

Einer davon ist die leichte Bedienung der Rollgenua im Vergleich zum Großsegel. Denn sollte es Probleme beim Setzen des Großsegels geben, kann man sich ausschließlich auf diese konzentrieren, ohne ein zusätzliches Segel im Wind zu haben. Das kann sogar gefährlich sein. Insbesondere wenn jemand zum Mast gehen muss, um das Großsegel zu bedienen, kann es riskant sein, gleichzeitig vom schlagenden Schothorn der Genua getroffen zu werden. Daher sollten Metallschäkel nicht zur Verbindung von Schot und Segel verwendet werden. Falls Schäkel verwendet werden müssen, etwa bei Schoten mit festen Augen wie bei verjüngtem Dyneema-Tauwerk, sollten Softschäkel verwendet werden, da sie aus Tauwerk bestehen und weich sind.

Überholte Lehrmeinung zur Rollgenua

Häufig wird noch gelehrt, auch beim Setzen oder Bergen der Vorsegel mit der Yacht in den Wind zu gehen. Das Im-Wind-Stehen ist wohl noch ein Relikt aus Zeiten mit Stagreitern, als die Segel nicht gerollt, sondern fallen gelassen wurden. Steht die Yacht dabei im Wind, fällt die Genua aufs Vordeck zwischen die Seezäune; andernfalls würde sie auswehen und ins Wasser rutschen.

Einzig vorm Wind, in der Abdeckung des Großsegels, ist es sonst noch möglich, solche Segel mit normalem Aufwand hoch- oder herunterzubekommen. So wird es auch auf vielen Regattabooten ohne Rollanlagen gemacht. Doch das ist bei den heute vorherrschenden Rollvorsegeln nicht nötig, allerdings immer noch sinnvoll.

Die Genua richtig rollen

Rollgenuas haben den Vorteil, dass auf so gut wie jedem Kurs gerefft oder gesetzt werden kann. Wichtig ist dabei nur, dass die Genua frei fliegen kann, also kaum Zug auf den Schoten steht. Sonst ist es meist unmöglich, die Trommel mit der Wickelleine zu drehen.

Steht die Yacht beim Rollen im Wind, kann die Genua enorm schlagen, was allein schon so viel Zug in der Rollanlage verursachen kann, dass das Wickeln zum Kraftakt gerät. Außerdem lässt sich das Segel, wenn es so stark schlägt, meist nicht sauber aufrollen, es entstehen Falten und manchmal Säcke. Das sieht nicht nur unschön aus und sollte im Hafen korrigiert werden – die größere Tuchwurst erhöht auch die Windangriffsfläche und kann Hafenmanöver erschweren.

Besser ist es, die Genua auf tiefen Kursen ein- oder auszurollen. Die benötigten Kräfte sind geringer, die Rolle wird meist sauberer.

Vor dem Ausrollen abfallen auf einen tiefen Raumschotskurs. Das verringert den scheinbaren Wind an Deck. Genuafall etwas lösen, und auch das Achterstag nicht zu fest fahren. Das verringert die Belastung der Lager der Rollreffanlage, und es wird weniger Kraft benötigt
Foto: YACHT/N. Günter

Manöver-Tipps Rollgenua

  • Die Genua nicht im Wind setzen oder bergen
  • Wickelleine der Rollanlage nur per Hand ziehen. Ist das kaum möglich, muss die Rollanlage geprüft werden. Wird die Wickelleine dagegen per Winsch geholt, hat man dieses Gefühl nicht und es besteht eine höhere Gefahr, diese abzureißen
  • Handschuhe tragen, um Verbrennungen beim Ausrauschen von Leinen zu vermeiden

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