Mittlerweile hat er die Biskaya im Kielwasser und berichtet über den Reisefortschritt und seine Modifikationen am dem Sperrholz-DIY-Boot auf seiner Facebook-Seite. Schon bei seiner ersten Weltumsegelung hatte der Mittfünfziger seine Fans hier in sympathischen und ungeschönten Beiträgen an der Reise teilhaben lassen. Zuletzt ging es vielfach darum, wie er „Baluchon“ (das französische Wort für Bündel) auf Basis seiner Erfahrungen modifiziert hat.
Seinen segelnden Untersatz hat der autodidaktische Bootsbauer selbst entworfen und gebaut, und zwar in seiner kleinen Werft in der heimatlichen Bretagne. Auf seiner französischsprachigen Webseite www.boat-et-koad.com gibt er Einblicke in seine bisherigen Kleinboot-Projekte, auf die er sich spezialisiert hat.
Schon immer habe er von einer großen Segelreise geträumt, erzählt der Bretone einmal im Interview mit der YACHT. 2019 war es so weit, "Baluchon" war fertig – mit einem breiteren Prototypen hatte er zuvor Schiffbruch erlitten –, und Quenet stach in See. Über den Atlantik segelte er in die Karibik und brachte sein knallrotes Gefährt von dort auf dem Landweg durch Panama an den Pazifik. Es hat noch nicht einmal einen Außenborder. Zum Manövrieren bei Flaute nutzt der Abenteurer ein langes Paddel.
Das kleine Boot als Eintrittskarte
Wie der überzeugte Minimalist es schafft sich trotz der Hürden und Härten seiner außergewöhnlich Reise, immer wieder aufs Neue zu motivieren, erklärte er einleuchtend:
„Für mich ist es vor allem eine Möglichkeit, Menschen kennenzulernen, die ich sonst nie getroffen hätte. Das mag ich sehr. Da ist auch niemand, der mir dumm kommt oder meine Reise kritisiert, sondern ich werde immer sehr herzlich empfangen. Es ist die große Überraschung dieser Reise, so viele Bekanntschaften zu schließen. Ursprünglich wollte ich sie nur zum Vergnügen machen, weil ich Lust darauf hatte. Mein Boot ist aber längst die Eintrittskarte dafür geworden, Menschen zu treffen und kennenzulernen.“
Über sein erstes großes Abenteur mit „Baluchon“ hat Quenet ein Buch geschrieben, das in deutscher Übersetzung als „Mein Tiny Boot“ im Delius Klasing Verlag erschienen ist.
Darin erzählt er auf sympathisch-humorige Weise von den höhen und Tiefen der Tour um die Welt:
„Seit mehr als drei Wochen werde ich mittags und abends zu Abschiedsessen eingeladen. Es ist an der Zeit, dass das ein Ende findet, ich bekomme langsam einen Bauch. Andererseits kann ich mir so ein paar Reserven anfuttern und habe nicht allzu viel Zeit, um über die sehr lange Strecke nachzudenken, die vor mir liegt.
Am Morgen meiner Abreise stehen etliche Freunde am Kai, um mir eine gute Reise zu wünschen und mir Kuchen, Bonbons oder Sardinenbüchsen zu bringen. Ich bin sehr gerührt. Die „Baluchon“ ist zwar schon voll beladen, dennoch wage ich es nicht, abzulehnen.“
Ein Auszug aus dem Kapitel über die längste Etappe, die ihn in 77 Tagen über den Indischen Ozean von Neukaledonien nach Réunion führte, kann auf yacht.de gelesen werden.
Ob Quenet es wieder einmal um die Welt schafft, ist völlig offen. Zuzutrauen ist es ihm und seinem „Tiny Boat“ allemal. Zumal er mit der Erfahrung aus seiner ersten Weltumsegelung viele Dinge noch gelassener angehen kann, als er es ohnehin schon macht.