ReportageReise über das Mittelmeer – zwischen Klimawandel und Luxuyachten

Marc Bielefeld

 · 19.04.2023

Marc Bielefeld, 56, auf seinem Schiff. Er geht auf eine Reise voller Ent­deckungen und Be­geg­nungen
Foto: S. Lipsmeier/M. Bielefeld

Inmitten der Krisen steigt YACHT-Autor Marc Bielefeld auf sein altes Segelschiff und kreuzt ein Jahr lang durchs Mittelmeer. Die Reise führt ihn zu den Balearen, nach Sardinien, Korsika, Sizilien und an die Küste Nordafrikas. Das Mare Nostrum erweist sich noch immer als ein blaues Wunder – aber auch als ein Schlüsselmeer, in dem sich die Probleme unserer Zeiten spiegeln. Der Törn gerät zu einem Trip zwischen Traumbuchten und Klimawandel, Luxusyachten und Flüchtlingsbooten, zwischen großen Thunfischen und bedrohlichem Artensterben, zwischen Champagnersegeln, Krieg und zunehmenden Stürmen

Endlich wieder auf See

Am Abend sank im Nordwesten die Sonne über dem Meer, ein warmer Wind strich über Deck, wir saßen barfuß am Steuerrad. Das Festland hatte sich längst aufgelöst, keine Wolke stand am Himmel. In der Ferne zog noch ein spanisches Fischerboot am Horizont vorbei, das auf nördlichem Kurs Richtung Côte d’Azur fuhr. Ich blickte durchs Fernglas, peilte den Trawler in gut 70 Grad. Er hatte zwei Netze draußen, schüttere Silhouetten vor blassem Blau, seine Positionslichter glommen schon. Dann verschwand das Schiff hinter der bereits dunkelnden Kimm, und wir waren allein auf See.

Wir hatten alle Segel gesetzt, Genua, Groß, Besan, so zogen wir nach Osten aufs Meer hinaus, einem Seevogel gleich. Das Boot machte um die fünf Knoten, ein ganzer Hausstand unter weißen Tüchern, der mit stetig nickendem Bug über eine von Millionen Lichtreflexen zisellierte Fläche glitt und nichts als ein stetiges Rauschen von sich gab. Es war der Takt des Segelns. Der Rumpf, der sich in die Frequenzen der Wellen warf und allein mit dem Wind seine Reise antrat.

Die Luken auf dem Vordeck standen alle offen, durch den vorderen Niedergang fiel der Blick in die Kombüse. An Bord hatten wir verstaut, was wir für die nächsten Monate brauchen würden. Unten in der Kajüte baumelte das Netz mit den Zwiebeln und Zitronen. Daneben, verknotet an drei Tampen, torkelte die Petroleumlampe, die ich vor Jahren auf einem Flohmarkt gekauft hatte.

Seemeile für Seemeile

Ich saß in der Plicht, blickte hoch in die Masten. Die Segel standen gut im Wind, und wir würden für die Nacht nicht reffen müssen. So kamen wir still voran, Seemeile für Seemeile, und irgendwann zum Morgen hin würden wir die Balearensee erreichen.

„Mehr brauche ich gerade nicht“, dachte ich. Alles war gut. Das Unterwegssein auf dem Meer kam noch immer einer Art Balsam gleich. Man reiste durch dieses Element, enthoben, ganz beim Himmel, den Regungen des Winds und den Zeichnungen des Wassers. Die Welt schien jetzt weit weg, der ganze Wahnwitz. Ich schielte aufs Handy. Wir hatten schon lange keinen Empfang mehr. Rundherum nur noch Meer.

Es war die erste Fahrt auf unserem neuen Boot. Wir wussten noch nicht, wie lange wir letzten Endes auf dem Schiff, auf dem Wasser weilen würden. Alles stand offen. Es herrschten jetzt seltsame Zeiten, die Krisen kamen aus allen Himmelsrichtungen, und bereits auf diesen ersten Seemeilen über das Mittelmeer wuchs mir das Boot ans Herz wie ein guter Freund.

Eine alte Ketsch wartet in Barcelona

Regelmäßig hatte ich die Zeitungen und Nachrichtenmagazine gelesen. Ich schaute die Abendnachrichten, die Talkshows, die Extras. Am Ende musste ich mir eine Eselsbrücke bauen, um all die Probleme, die uns umzingeln, überhaupt noch aufzählen zu können. Inmitten dieses Mahlstroms an täglichem Ungemach fragte ich mich manchmal, ob nicht irgendwo auch noch der Zustand eines unbeschwerten Daseins existierte. Das einfache, elementare Glück, die Schönheit der Natur. Ins Meer springen, Fische sehen. Die Erfahrung, in einer heilen Welt zu leben. Auf einem heilen Planeten.

Nun waren meine Freundin und ich auf eine alte Segelyacht gezogen, die wir in Barcelona gekauft hatten. Eine amerikanische Ketsch vom Typ Whitby 42, die aus der Karibik kam. Zwei Masten, drei weiße Segel, eine gemütliche Kajüte: zweifelsohne die beste Nervenheilanstalt, die es in diesen verrückten Zeiten gab. Viele Monate hatten wir nun vor uns; am Ende sollte daraus ein ganzes Jahr werden. Und noch ein Rezept hatte ich mir verschrieben: das reduzierte Dasein auf ein paar Quadratmetern Boot. Das Nichtabgelenktsein von allem Unnötigen und Überflüssigen. Ballast abwerfen. Seepocken kratzen und den Kopf in die Fluten rutschen lassen. Und natürlich, da war das gute alte Meer.

Back to the roots? Ja, durchaus. Und warum auch nicht? Zurück zu den Wurzeln – wenn ich denn überhaupt noch wusste, was das ist.

Blick aus dem Bullauge hin zum offenen Mittelmeer

Ich breitete den Übersegler vor mir aus, mein Blick wanderte über die verschiedenen Seegebiete zwischen Gibraltar und Sizilien, bis hinauf in die Adria. Vor meinen Augen öffneten sich die Alboransee und das Algerische Becken, ich sah die Islas Columbretes vor der spanischen Küste, wanderte über die Riffe der Skerki Banks mitten im Meer zwischen Sizilien und Tunesien. Im Norden, Süden, Osten überall Meer, Tausende Quadratkilometer blaues Wasser. Am liebsten wäre ich in die Karte hineingetaucht!

Ich blickte aus dem Bullauge. Da draußen zog sich die Mole nach Süden, und genau dort würden wir morgen hinausfahren. 200, 300 Meter, und wir hätten das offene Mittelmeer vor uns, fast 4.000 Kilometer Wasser bis nach Mersin in der östlichen Türkei, bis nach Ägypten, Israel, Syrien. An manchen Stellen war dieses Meer fast 5.000 Meter tief, an anderen so limonengrün und leuchtend blau, dass man durch die Lagunen würde schwimmen können wie durch ein Aquarium. Finnwale und Pottwale zogen durch dieses Meer, Haie, Rochen, Streifendelphine und Mondfische.

Zum ersten Mal mit dem eigenen Boot auf dem Mittelmeer

Ich dachte, ich delirierte. Aber ich delirierte nicht. Das Meer da draußen war echt, und ich würde es das erste Mal in meinem Leben mit einem eigenen Boot bereisen dürfen. Es war Zeit für ein Stoßgebet nach oben, zum Dank, Zeit für einen kleinen Schluck an Rasmus, zur Besänftigung. Der Rest für mich.

An einem Donnerstagmorgen spazierten wir das letzte Mal durch den Hafen am spanischen Festland, vorbei am „Café Dimas“, wo die Frau mit den eisgrauen Haaren bediente, vorbei an der kleinen Bodega und dem Bootsladen an der Ecke, wo ein Mann hinterm Tresen neben seinem Ventilator hockte und Eisbeutel verkaufte, die die Segler auf ihre Schiffe trugen. Dicht an dicht lagen die Yachten in der Marina, lagen da wie frohgemute Fluchtvehikel, und an den Kajüten der Holzboote platzte schon der Lack ab und hing in Fetzen in der Glut. In Schlappen gingen wir über den Steg, in den Händen zwei letzte Tüten mit spanischem Schinken und einigen Dosen Almejas, aber dann kletterten wir über die selbst gebaute Gangway und waren auf unserem Schiff. Reglos lag die alte Whitby an ihrem Platz mit ihren zwei Masten und den drei geöffneten Luken und sagte nichts. Sie lag einfach da, zu allem bereit.

Mallorca am Horizont

Wir segelten noch am selben Abend in einem beinahe pinkfarbenen Sonnenuntergang in eine heiße Nacht auf dem offenen Meer. Am nächsten Morgen prüfte ich unten noch einmal Position und Kurs, danach stieg ich den Niedergang hoch, nahm das Vorsegel eine Spur dichter, und dann tauchte Mallorca in der Weite auf.

Die Insel zeigte sich wie ein blassbrauner Saum auf dem silbernen Meer, und sie lag jetzt noch viele Seemeilen entfernt. Ich nahm das Fernglas. Keine Kirche weit und breit, keine Wiese, keine Kuh. Keine Untiefentonne lag vor einer Sandbank, kein von Enten umschnattertes Schilfufer empfing den Segler. Von See aus sah die mächtige Westküste Mallorcas aus wie ein unter der sengenden Sonne liegen gelassener Backstein.

Die Einfahrt zur einzigen geschützten Bucht an der Westküste kam in Sicht. Zwei Leuchttürme auf den Klippen, eine alte Festung neben einer Militärbasis. Dahinter öffnete sich, rund wie eine Jakobsmuschel, der Naturhafen von Port de Sóller. Wir sahen den Strand, Yachten lagen an den Moorings, Beiboote zischten übers Wasser. Am Ufer standen Palmen, Restaurants an der Promenade, ein Tauchboot querte die Bucht. Dann nahmen wir die Segel runter, drehten in die Bucht.

Anker fällt zum ersten Mal im Mittelmeer

Keine zehn Minuten später lassen wir das erste Mal den Anker im Mittelmeer fallen. Felsentauben kreisen, zwei Spanierinnen in Mikrobikinis paddeln auf ihren Stand-up-Boards vorbei, auf der Yacht nebenan nehmen die Herrschaften den ersten Drink des Tages zu sich. Es ist ein Freitag, mittags. Meine Freundin und ich schauen uns an. Wir sind jetzt wirklich hier, auf den Islas. Ich halte mich nur noch kurz an den Wanten fest, beäuge den flirrenden Meeresgrund, das Seegras, den Sand. Nach über 20 Stunden Segeln springen wir in das federleichte Meer. Es ist weich wie Kaschmir und warm wie eine Therme.

Am Abend sitzen wir auf dem Boot. „Viel mehr wird uns das Leben nicht bescheren können“, denke ich. Die Leichtigkeit scheint unantastbar, die Präsenz des Meeres vollkommen. Es ist das, was ich mir vorstellte. Das, was sich in den Träumen gezeigt hatte, vage und doch bildreich, die Wiederkehr vergangener Erlebnisse. Projektionen und fragmentarische Überhöhungen, die unserem Geist innewohnen. Es scheint genau das jetzt zu sein. Eine Komposition ohne Trübnis, ohne Untergang. Das Meer, die Erde, noch immer ohne Schatten.

Die Signaturen der Moderne

Am nächsten Morgen wurde ich früh wach, es war nicht mal sechs. Ich kletterte aus der Koje, machte mir einen Kaffee. Das Schiff lag im glatten Meer, schwoite um seine Kette. Es war die Zeit, wenn in der Frühe des Tages langsam der Seewind einsetzt und die Schiffe sich geräuschlos um sich selbst drehen. Ich saß oben im Cockpit, rauchte eine. Doch der Moment war anders als viele jener früheren Momente in meinem Leben, die ich auf diese Weise einfach nur dasitzend und aufs Meer blickend schon erlebt hatte. Meine Gedanken wanderten aus. Als ob sie es sich nicht mehr leisten konnten, einfach nur dazusitzen und zu genießen. Sie wussten heute zu viel. Sie kannten Fakten, die sich nicht mehr ausblenden und einfach weggenießen ließen. Auch und besonders nicht hier: am Meer, auf dem Meer, im Meer.

Im Augenwinkel meiner Seele schwante mir, dass dieses ganze traumhafte Dasein auf immer dünnerem Eis gebaut war. Das Mare Nostrum erhitzte sich 20 Prozent schneller als der Rest des Planeten. Lebensräume verschwanden, Dutzende Arten waren vom Aussterben bedroht. 80 Prozent der Fischbestände waren inzwischen überfischt, weil das Mittelmeer mit 1,5 Millionen Tonnen im Jahr das am meisten überfischte der Welt ist. 30 Millionen Kreuzfahrtpassagiere pro Jahr. 400.000 private Yachten, mehr als sonst wo auf Erden. Die weltweit höchste Konzentration an Plastikmüll. Und: Nur 1,3 Prozent des gesamten Mittelmeers stehen wahrhaftig unter Schutz, weil die restlichen ausgerufenen Schutzgebiete lediglich Papiertiger sind.

Ich schrieb mir diese Zahlen hinter die Ohren, um nicht zu vergessen, wo ich mich bewegte. In welcher Phase der Geschichte wir uns befanden, in welchem Stadium der Zerstörung. Und auch diese Fakten konnte ich nicht ausblenden. Nirgends sonst auf den Ozeanen ertrinken so viele Menschen, weil sie es wagen, in Nussschalen von der armen in die reiche Welt zu fahren. Derweil sich die Schere zwischen Arm und Reich weiter öffnet, und sie öffnet sich nirgends plakativer als am Mittelmeer. Während nach Corona viele an den Küsten um ihre Existenz kämpfen, nimmt die Zahl millionenschwerer Megayachten stetig weiter zu.

Und nun saß ich also hier auf unserem Schiff in der Bucht von Port de Sóller, vor dieser sonnenüberschütteten Insel inmitten der Balearensee, und träumte meinen Traum vom Meer. Unsere Fahrt hatte begonnen. Ein Jahr auf dem Boot, unter Segeln. Die Reise sollte uns mitten hineintragen in die vielschichtigen Erzählungen des Mittelmeers. Einst Bühne des Odysseus, Meer der alten Kulturen. Heute das blaue Ferienparadies des mediterranen Südens. Aber ist es das noch immer? Was ist aus den schillernden Narrativen geworden? Und welche unglaublichen Storys werden uns heute vor den Bug schwimmen, wenn wir mit dem Segelschiff durch dieses Meer kreuzen?

Ansichten einer Schatzinsel im Mittelmeer

Am Morgen lichteten wir den Anker und brachen auf, um die Insel einmal zu umrunden. Kaum aus der Bucht, in einer nördlichen Brise nach Süden ziehend, begann wildes Mallorca. Vor dem tintenblauen Meer erhoben sich die Felsen der Westküste, kein Haus, kein Hotel mehr zu sehen, nur ein einsamer Lastwagen schnaufte über eine himmelhohe Schotterpiste. In diesem Teil des Tramuntana-Gebirges lebten ansonsten offenbar nur Vögel. Wind und Wellen schaufelten das Boot nach Süden, während die Insel an Backbord vorüberstrich wie eine Geologiestunde im Großformat. Vom Boot, vom Wasser aus, mussten wir beinahe senkrecht nach oben schauen, um die steinernen Wände in Gänze einzufangen.

Wir kamen langsam voran, wir hatten es nicht eilig. Bis zum Abend würden wir es in irgendeine Bucht im Südwesten der Insel schaffen und dort den Anker fallen lassen. Wir hatten genug Essen an Bord. Nudeln mit Pilzen, Couscous mit getrockneten Tomaten. Einfaches. Wir zogen am Punta de la Estaca vorbei, weiter südlich kamen die felsigen Rücken bei Torrent de Can Serrada in Sicht.

Die Perspektive der Seefahrer

Sich der Insel vom Meer aus zu nähern, sie auf dem Wasser zu bereisen besaß einen speziellen Reiz. Wir nahmen die Perspektive der alten Seefahrer ein, die sich ebenfalls auf diese Weise genähert hatten, einst freilich ohne im Besitz präziser Seekarten zu sein, ohne moderne Navigationselektronik. Diese langsame Form der Näherung barg prinzipiell eine Idee der Unvoreingenommenheit, der Behutsamkeit. Doch war dies heute nur noch Illusion. Natürlich wussten wir, dass hinter den Kämmen die Rennradfahrer unterwegs waren, die Shuttlebusse und die Mietwagen, die Muster der Besucherströme und Landhausgäste. Wir wussten, dass es da oben buffetweise Melonen und Schinken gab, Tapasrestaurants, die Fincas und mallorquinischen Ferienwelten.

Die Insel mit dem Segelschiff zu umrunden kam heute einem anderen Unterfangen gleich. Wir würden das Phänomen Mallorca sozusagen aus der Seerohrperspektive betrachten können. Nah genug, um Details zu erkennen. Entfernt genug für Rundumblicke und Weitsichten. Die Perle des Mittelmeers von außen betrachtet, aus Sicht der See.

Eine Spielwiese für den Wassersport

Das Meer flackerte vor lauter Licht, und als wir um den südwestlichen Zipfel Mallorcas kamen, verwandelte es sich mehr und mehr zu einer Spielwiese. Jetskis rasten übers Meer, drehten Pirouetten, sprangen über die Heckwellen anderer Schiffe. Ich sah Schlauchboote, die zum Fischen rausfuhren, Motoryachten, die offenbar aus Ibiza rübergezischt kamen, und nun nahm die Dichte der Sport- und Vergnügungsboote spürbar zu.

Die Yachten fielen größer aus, mondäner und moderner in ihrer Erscheinung. Die Skipper standen auf hohen Flybridges unter blauen Biminis, sie steuerten ihre Yachten von weißen, hydraulisch gefederten Ledersitzen aus und lehnten hinter getönten Scheiben. Braun gebrannte Frauen lagen auf cremefarbenen Polstern, in den Fahrtwind gestreckt wie Aktmodelle unter einem Halogenstrahler. Die Yachten preschten von links und rechts an uns vorbei. Manche zogen Baderinge hinter sich her, gelbe Bananen, weitere Beiboote. Wir sahen Wakeboarder, Flyboarder. Sahen Surfer, die in Sinuskurven dahinglitten und auf ihren Foils übers Wasser tanzten.

Alles dreht sich um das Meer

Dies war der mediterrane Hochsommer. Die unwiderstehliche Jahreszeit, die das Leben so leicht und knisternd macht wie nichts anderes. Das Meer hatte sich zur Bühne verwandelt, zur Flaniermeile. Alle strömten ans Wasser. Alle waren am Wasser, auf dem Wasser, im Wasser. Es war jetzt die Zeit, in der ohne das Meer alles nichts gewesen wäre.

Als auf Höhe von Sant Elm zwei nicht ganz kleine Segelyachten an uns vorbeizogen, wurden Verhältnismäßigkeiten augenblicklich zurechtgerückt. Die Yachten besaßen Teakdecks, die so groß waren wie Tennisplätze. Sie trugen Segel, deren schwarze Carbonschichten im Wind standen wie die Tragflächen eines Jets. Verspiegelte Kabinenfenster. Anker, die blitzten wie Tafelsilber und vermutlich dreimal teurer waren als unsere gesamte Segelgarderobe. Die Skipper saßen hinter belederten Steuerrädern wie in einer segelnden Lounge. Sie saßen auf weißen Sofas und konnten ihr Schiff fernbedienen.

Die Yachten dieser Kategorien besaßen Duschen, Klimaanlagen, ausschweifende Salons, ausklappbare Badeplattformen, Jacuzzis und Heckgaragen, in denen Jetskis lagerten, 200 PS starke Beiboote, bei Bedarf die Wasserskiausrüstung. Es schwammen Yachten an uns vorbei, die wie Designerhotels auf dem Wasser schwebten. Zu haben für mehrere Hunderttausend Euro Charterpreis – pro Woche wohlgemerkt.

Wenn das Mittelmeer Geschichten erzählt

In unserer Schaluppe kamen wir wie Bedürftige daher, wie segelndes Bettelvolk. Aber das machte nichts. Unsere gute alte Whitby kam uns vor wie ein Palast, und wir lauschten gespannt all den wundersamen Geschichten, die das Mittelmeer uns langsam zu erzählen begann.


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