YACHT-Redaktion
· 02.01.2023
Was gibt es Schöneres, als einen Segeltag abends mit einem Essen in einem guten Restaurant zu krönen! Ob auf der Speisekarte Hausmannskost oder Haute Cuisine stehen soll, bleibt jeder Crew selbst überlassen. Unsere Auswahl reicht vom Bistro bis zum Gourmettempel – guten Appetit!
„Sind die von der YACHT jetzt größenwahnsinnig geworden?“ Das mag vielleicht mancher denken, der weiß, wovon hier die Rede ist. Denn sagen wir es ganz klar vorneweg: Drei Michelin-Sterne, die höchste mögliche Bewertung, das heißt Reservierungszeiten Monate vor einem Besuch und ein Menü, das pro Person etwa 430 Euro kostet – freilich ohne Getränke.
Aber, und das ist ein entschlossenes Aber, das „Noma“ ist die ultimative Gastro-Stufe und zusammen mit dem ebenfalls in Kopenhagen ansässigen „Geranium“ die einzige an der Ostsee, die mit dem Boot erreicht werden kann. Das „Noma“ von René Redzepi wurde sogar mehrfach zum besten Restaurant der Welt gewählt. Wer das nötige Kleingeld hat oder sich einen Lebenstraum erfüllen will, geht dort einen Abend lang auf eine kulinarische Reise der besonderen Art. Bei den irgendwo zwischen 15 und 20 Gängen liegenden Essen werden wahrhaft kleine Kunstwerke serviert, die oftmals auf den ersten Blick nicht verraten, um was genau es sich eigentlich handelt. Da arbeitet die Küchencrew mit Fermentation, Schimmelpilzen und allerlei anderen exotischen Techniken. Gemein ist allen Gerichten aber, dass sie die Nordic Cuisine widerspiegeln wollen, das heißt, die Zutaten stammen allesamt aus dem nordisch-skandinavischen Raum.
Dementsprechend ist das Essen im „Noma“ jahreszeitentypisch geteilt. Im Frühjahr und Winter kommt überwiegend Seafood auf die Teller, und im Herbst ist Wild- und Fleisch-Saison. Im Sommer hingegen, in dem vermutlich eher die Segler kommen, steht für viele wohl überraschend Gemüse im Vordergrund. Das Menü ist dann nicht selten beinahe ausschließlich vegetarisch gehalten.
Nachdem das Restaurant fast zwei Jahre geschlossen war, liegt es seit einem Umzug 2018 nun in Refshaleøen. Das ist das ehemalige Industriegebiet östlich des Haupthafens, das sich zum hippen Szeneviertel entwickelt hat. Das Ambiente im „Noma“ ist erstaunlich ungezwungen, „Come as you are“ gilt hier tatsächlich.
Wem das „Noma“ zu abgehoben und zu teuer ist, wer aber dennoch einmal besonders essen möchte, der ist in diesem Restaurant in einem einfachen alten Fachwerkhaus in der Svendborger Innenstadt richtig. Das Team hat sich der französischen Bistroküche verschrieben, und so gibt es mittags für normales Geld Klassiker wie Moules marinières, Steak tartare oder einen besonderen Zwiebelkuchen.
Der Hit aber ist das originelle Abendmenü, das saisonal wechselt. Da gibt es allerdings nichts zu wählen. Serviert werden fünf Gänge, oft mit Seafood-Bestandteilen, aber auch Fleisch, dazu eine tolle Weinbegleitung oder wahlweise spezielle Säfte als alkoholfreie Alternative. Das Ganze hat mit 80 Euro komplett seinen Preis, aber, ehrlich, wer in Dänemark ins Restaurant geht, gibt inklusive Getränken sowieso meist pro Person 30 bis 50 Euro aus. Beim dänischen Nachbarn ist eben alles deutlich teurer.
Wenn frühmorgens der rote Fischkutter von seiner nächtlichen Ausfahrt zurückkehrt in den Hafen, wissen erfahrene Anholt-Segler, was zu tun ist: raus aus der Koje, eine Plastiktüte sowie 100 Kronen greifen und dann den Fischer um zwei Kilogramm Jomfruenhummer, Kaisergranat, bitten. Die kommen abends in den Topf – lecker! Allerdings müssen sie vor dem Verzehr von ihrem Panzer befreit werden. Der Kaisergranat, auch Norwegischer Hummer genannt, ist bei den skandinavischen Nachbarn äußerst beliebt. Vielerorts werden ganze Festivals ihm zu Ehren veranstaltet, etwa auf Læsö oder Anholt. Die Zubereitung scheint einfach, es kommt aber beim Kochen und Abschrecken aufs optimale Timing an. Wer sich die Arbeit ersparen will, lässt sich den Hummer in einem der nahen Restaurants schmecken.
Unweit des markanten Leuchtfeuers im Norden Hiddensees liegt die vor einigen Jahren unerwartet zu Ruhm gelangte Gaststätte „Zum Klausner“. 2014 stand sie im Mittelpunkt von Lutz Seilers preisgekröntem Roman „Kruso“. Im Buch geht es um Ereignisse auf der Insel während des Zusammenbruchs der DDR. Im „Klausner“ arbeiteten damals Aussteiger als Saisonkräfte; Hiddensee galt zu DDR-Zeiten als letzte Bastion für Intellektuelle und Andersdenkende. Im „Klausner“ hat sich auf den ersten Blick nicht viel verändert. Die Einrichtung ist eher rustikal-bodenständig, im großen Gartenrestaurant sitzt man wie eh und je herrlich im Grünen.
Aus Bio-Milch von einem Bauernhof gleich in der Nähe und wahlweise frischen Beeren aus der Region, echter Vanille oder Qualitätsschokolade stellt Klaus Nielsen mit seinem Team jenes beliebte Eis her, für das seine Bäckerei beinahe bekannter ist als für ihr Brot- oder Kuchenangebot. Im Sommer bilden sich oft lange Schlangen vor dem blauen Haus in der Ved Broen 6, und die Sitzplätze auf der anderen Straßenseite sind restlos belegt. Dort sitzt man am Kanal, der im Südwesten Seelands bei Karrebæksminde in den inseleinwärts gelegenen Karrebæk-Fjord führt. Eis und Aussicht – an sonnigen Tagen ist beides ein Genuss.
Seit vielen Jahren behauptet sich dieses gastronomische Kleinod, das so fernab des Hauptfahrwassers liegt. Gelegen in einem winzigen Ort an der Westseite Fünens und östlich der malerischen Helnæs-Bucht, zählt der „Falsled Kro“ zu den Must-be-Lokalitäten für Liebhaber der Dänischen Südsee und hiesiger Spitzenküche. Und ja, per Boot fühlt sich ein Besuch erst recht an wie eine Entdeckung. Der kleine Hafen, der gerade mal einen Steinwurf von dem alten Gasthof entfernt ist, bietet allerdings auf den meisten Plätzen, insbesondere denen für Gäste, nicht mehr als zwei Meter Wassertiefe. Und davor gilt es, ein paar gut betonnte Flachs zu passieren.
Einmal angekommen, kann man sich im „Kro“ vorbehaltlos auf kulinarische Höhepunkte freuen. Tischreservierung ist zwingend, und wer das achtgängige Signature-Menü wählt, muss dieses mindestens einen Tag im Voraus ordern (ca. 300 Euro). Aber auch das Vier-Gänge-Menü ist eine Reise wert (ca. 140 Euro), wenngleich eher für den kleinen Hunger gemacht. Der Gasthof aus dem 16. Jahrhundert bietet auch Übernachtungsmöglichkeiten.
Ein Michelin-Stern ziert das Spitzenrestaurant im Hotel „Hohe Düne“. Und das völlig zu Recht. Was Küchenchef André Münch auf den Teller bringt, verursacht kleine und große Geschmacksexplosionen – ob es ein Atlantik-Steinbutt ist, ein Stück vom Wagyu-Rind oder eine der fantastischen Dessert-Kreationen. Sehr empfehlenswert ist die Weinbegleitung zum Menü (vier Gänge ca. 240 Euro). Perfekt als Höhepunkt eines Ostseetörns, wenn man ohnehin die Marina Hohe Düne ansteuert.
Glücksburg am Ostufer der Flensburger Förde bietet gleich zwei erstklassige Restaurants: die „Meierei“ von Dirk Luther im Hotel „Meierhof“ (zwei Michelin-Sterne) und das „Felix“ im „Strandhotel“ ganz nah am Wasser. Letzteres strahlt skandinavische Gemütlichkeit aus, hat die etwas bodenständigere Karte, bietet aber gleichfalls hohe Kochkunst, die Regionales mit internationalen Akzenten variiert. Toll: Rehmedaillon, Kalbsrücken auf Trüffeljus oder ein Label Rouge Lachs. Fünf Gänge 99 Euro.
Sternekoch Ralf Haug hat es vom Schwarzwald nach Rügen verschlagen. Im Ostseebad Binz zaubert er mittwochs bis sonntags frische, kreative Kompositionen, die man nicht so schnell vergisst. Das Ambiente im „Freustil“ ist lässig, der Service persönlich, die Karte höchst saisonal und immer für eine Überraschung gut. Wer ein Winter-Retreat sucht, ist hier genau richtig. Denn Haug kocht im „Vier Jahreszeiten“, wo man exquisit logiert. Der Hafen Sassnitz ist nur etwa 20 Taxi-Minuten entfernt.
Seit 1332 ist die Stralsunder Fährstraße 17 Anlaufstelle für durstige Bürger und Seefahrer. Die Kneipe überstand Stadtbrände, Hochwasser und Weltkriege. Zu DDR-Zeiten blieb man unter sich, Laufkundschaft und Touristen wurden mit einer Sperrkordel draußen gehalten. Erst 1999 öffnete sich die „Fähre“ wieder für jedermann. Der Kult-Kümmel Stralsunder Fährwasser ist mit Bedacht zu genießen, manchen Seemann soll es hier schon zerrissen haben. Prädikat: Eine Kneipe, die man gesehen und erlebt haben muss!
Die nordschwedische Fischspezialität Surströmming (saurer Hering) wird aus im Frühjahr gefangenen Ostseeheringen hergestellt, die durch monatelange Fermentierung in Salzlake ihr einzigartiges Aroma erhalten. Der salzig-intensive Geschmack wird von einem extremen, stinkenden Geruch begleitet, der wahrlich nicht jedermanns Sache ist. Ursprünglich diente diese Vergärung der Konservierung für lange Schiffsreisen, heute ist daraus ein traditionelles Kultessen geworden, das die Schweden im Spätsommer in geselliger Runde unter freiem Himmel verzehren. Vorzugsweise mit viel Alkohol oder auch einem Glas Milch. Da der Fisch in der verpackten Dose weiter gärt, ist der Transport bei einigen Fluggesellschaften aufgrund von Explosionsgefahr verboten. Internationale Berühmtheit gewann der stinkende Fisch auf Youtube, wo es unzählige Videos von würgenden und sich erbrechenden Freizeit-Gourmets gibt.