Max Gasser
· 21.05.2023
In Norwegen soll ein Tunnel für Kreuzfahrtschiffe gebaut werden, doch schon immer entstanden am Wasser spektakuläre Bauwerke. Wir stellen 10 der bekanntesten vor
Imposante, immer und immer größere Bauwerke faszinieren die Menschheit seit jeher – auch oder vielleicht gerade am Wasser. Vom Pont du Gard der Römer bis zur modernen Ingenieurskunst an Schleusen, Kanälen oder Brücken. Die pure Raffinesse und der resultierende Nutzen einiger Konstruktionen sind beeindruckend. Beispielhaft ist der Panamakanal, der Handelsschiffen die gefürchtete Kap-Hoorn-Umrundung erspart und diese Strecke um unglaubliche 15.000 Kilometer verkürzt.
Ein ähnliches Ziel, wenn auch im kleineren Maßstab, wird derzeit in Norwegen verfolgt. Ein Tunnel soll zwei Fjorde verbinden, und den Weg um das berüchtigte Vestkapp ersetzen. Dieses Seegebiet fürchteten schon die Wikinger und überquerten an dieser Stelle lieber samt Boot das bergige Festland. Unter dieser historischen Route soll 2024 nun der Tunnelbau starten, denn seit dem Zweiten Weltkrieg kam es auf dem Seeweg zu 34 Todesfällen. Insbesondere Fischer würden dazu stark von kürzeren Lieferzeiten profitieren, aber auch die kleinen Kreuzfahrtschiffe der Hurtigruten sollen den Schiffstunnel sinnvoll nutzen können. Ein weiteres Bauwerk zwischen Genie und Wahnsinn?
In Norwegen ist der weltweit erste Tunnel für Kreuzfahrtschiffe geplant. Er soll den Moldefjord und den Vanylvsfjord direkt verbinden und dafür die Halbinsel Stadlandet durchqueren. Das würde auf dieser Route den langen und gefährlichen Weg durch das raue Nordmeer vermeiden. Die Fahrt durch den 1,7 Kilometer langen Schiffstunnel soll zehn Minuten dauern und die verkürzte Strecke den Kraftstoffverbrauch erheblich senken. Von dem geplanten Tunnel würden auch Sportboote, Fischer und kleine Frachtschiffe profitieren. Er soll 50 Meter hoch und 36 Meter breit werden. Der Baubeginn ist für den Sommer 2024 vorgesehen.
Der Kanal von Korinth ist eine beliebte Abkürzung zwischen dem Ionischen Meer und der Ägäis. Die einzigartige Fahrt durch den 6,3 Kilometer langen und knapp 25 Meter breiten Kanal mit seinen bis zu 79 Meter hohen Wänden erspart Schiffen den langen Weg um die Halbinsel Peloponnes und das für seine Frühjahrs- und Herbststürme berüchtigte Kap Maleas. Die Idee einer solchen Wasserstraße war über 2.500 Jahre alt, als sie nach dem Erfolg des Suezkanals umgesetzt wurde – 1893 wurde die erforderliche Fels-Schneise fertiggestellt. Wegen Erhaltungsarbeiten ist der Kanal derzeit bis auf Weiteres gesperrt.
Der polnische Oberlandkanal verbindet Westmasuren mit der Ostsee, die Fahrt von Ostróda nach Elblag dauert elf Stunden. Die wirkliche Herausforderung der ursprünglichen Handelsstrecke ist allerdings der zu überwindende Höhenunterschied von knapp 100 Metern. Anstelle von Schleusen wurden 1860 sogenannte geneigte Ebenen errichtet. Die Schiffe werden mittels auf Schienen laufenden Transportwagen über Land auf die nächsthöhere beziehungsweise -niedrigere Ebene befördert. Angetrieben wird das System von Wasserrädern oder Turbinen.
Das Aquädukt im westschwedischen Håverud markiert die einzige Stelle in Europa, an der sich Straße, Eisenbahn und Wasserweg kreuzen. Als das dalsländische Seensystem im 19. Jahrhundert mit einem Kanal verbunden werden sollte, galt die Passage in Håverud zunächst als Hindernis. Der renommierte Kanal- und Eisenbahnbauer Nils Ericson machte 1868 jedoch den Bau einer 33,5 Meter langen Wasserbrücke möglich. Bis heute musste noch keine der 33.000 Nieten ausgetauscht werden.
Die Schwebefähre Rendsburg ist eine von acht auf der Welt. Seit 1913 verbindet sie die beiden Ufer des Nord-Ostsee-Kanals. Die Gondel hängt an zwölf Seilen unter der Rendsburger Eisenbahn-Hochbrücke und schwebt so über dem Wasser. Die Überfahrt auf drei Meter Höhe über dem Wasser ist kostenlos und dauert nur 1,5 Minuten. Im Sommer verkehrt die Schwebefähre von 5 bis 23 Uhr, malerische Sonnenaufgänge wie im Bild rechts sind also nicht gestellt, sondern für jedermann zu erlebende Abenteuer. 2016 kam es zur Kollision der Fähre mit einem Frachter, weshalb sie 2022 für 13,5 Millionen Euro durch eine neue ersetzt wurde.
9.800 Tonnen kann das neue Schiffshebewerk in Niederfinow innerhalb von nur drei Minuten über 36 Meter bewegen. Verglichen mit dem alten ist das mehr als doppelt so viel Gewicht in etwas mehr als der halben Zeit. Der 125 Meter lange Trog hängt an 224 Seilen, die über 112 doppelrillige Seilscheiben laufen. Angetrieben wird das Schiffshebewerk von acht Elektromotoren. Mit acht Jahren Verzögerung ist der Neubau seit Herbst 2022 in Betrieb. Gekostet hat das Bauwerk 520 anstelle von geplanten 285 Millionen Euro. Das alte Schiffshebewerk war 1934 für 27,5 Millionen Reichsmark errichtet worden und ist bis heute in Betrieb. Es ist das älteste noch arbeitende in ganz Deutschland. Für beide Schiffshebewerke in Niederfinow werden täglich Führungen angeboten.
Mit der eigenen Yacht einmal über die fahrenden Autos schwimmen? Am Göta-Kanal in Schweden gibt es insgesamt zwei Aquädukte, die das möglich machen. Eines davon in Borensberg, das andere in Ljungsbro (Foto). Das Aquädukt in Ljungsbro stammt aus dem Jahr 1970 und entlastet den Straßenverkehr in die Stadt und zur ansässigen Schokoladenfabrik. Ähnliche Bauwerke gibt es auch in Deutschland. So ist die Trogbrücke in Magdeburg mit einer Länge von 918 Metern sogar die längste Kanalbrücke der Welt. Es wurden unglaubliche 12.400 Tonnen Konstruktionsstahl verbaut. Seit 2003 führt sie den Mittellandkanal über die Elbe. Gegenüber der ursprünglichen Route über das Schiffshebewerk Magdeburg-Rothensee sowie die Schleuse Niegripp erspart das nicht weniger als drei Stunden Fahrzeit.
Bei den Carl-Johans-Schleusen in Berg handelt es sich um die größte Schleusentreppe am Göta-Kanal. Sieben hintereinandergeschaltete Kammern machen es möglich, den Höhenunterschied von 18,8 Metern zu überwinden. Etwa zehn Kilometer nördlich von Linköping gelegen, verbindet die Schleusentreppe den Kanal mit dem See Roxen. Sie ist fast einen Kilometer lang und zählt zu den bekanntesten technischen Bauwerken Schwedens. Die Carl-Johans-Schleusen sind Teil der insgesamt 58 Schleusen am 190 Kilometer langen Kanal, der von Mem im Osten bis nach Sjötorp führt, wo der Kanal in den Vänern mündet.
Heute ist der 1914 eröffnete Panamakanal eine der wichtigsten Wasserstraßen weltweit. Doch der Kanal zwischen dem Atlantik und dem Pazifik gilt nicht ohne Grund als modernes Weltwunder. Der Bau kostete knapp 30.000 Menschenleben und dauerte über 20 Jahre. Die Herausforderung bestand im Höhenunterschied der beiden Meere, der zunächst nicht einkalkuliert wurde. Mittlerweile hat der Panamakanal fünf Schleusen, die das Problem lösen. Der Kanal sowie der künstlich angelegte Gatúnsee liegen aufgrund der unterschiedlichen Tide über beiden Meerespegeln, weshalb beidseitig geschleust werden muss. Im großen Bild sind die Gatún-Schleusen zu sehen, die vom Atlantik durch den dahinter liegenden See in Richtung Pazifik führen. An einigen Schleusen sorgen Zahnradbahnen dafür, dass Schiffe schnell und sicher durch die Schleusen fahren können. Die Zahnradbahnen fahren auf bis zu 45 Grad steilen Rampen von einer Schleusenkammer zur nächsten.
Die Tower Bridge ist das wohl bekannteste maritime Bauwerk dieser Zusammenstellung. Sie öffnet durchschnittlich zweimal am Tag, für Boote mit über neun Meter Länge kann eine Öffnung angefragt werden. Im Jahr 2019 wurden die elf Crews des Clipper Race mit einer Parade durch die symbolträchtige Brücke verabschiedet. Eröffnet wurde das Wahrzeichen der Stadt bereits 1894. Die Tower Bridge ist 244 Meter lang, die Türme sind 65 Meter hoch. Jährlich zieht die Kombination aus Hänge- und Klappbrücke eine halbe Million Besucher an.