KaribikSegler vor Anker von Piraten brutal überfallen

Andreas Fritsch

 · 04.07.2023

Karibik: Segler vor Anker von Piraten brutal überfallenFoto: YACHT/A.Fritsch
Die Bucht von Soufrière auf St. Lucia. Der Überfall fand wenige Meilen nördlich statt
Karibik: Auf der Insel St. Lucia wurde ein Einhandsegler von Räubern nachts an Bord überwältigt und gefesselt. Die Täter raubten ihn aus und entkamen mit seinem Dingi

Der Überfall ereignete sich in der Anse Canaries, einer Bucht an der Westküste der Insel, etwa drei Seemeilen nördlich von Soufrière. Kurz vor Mitternacht ruderten drei junge Männer mit einem Kajak zur ankernden Yacht. Der schlafende Skipper wurde wach, als sie ihm eine Machete an die Kehle hielten und ihn zu töten drohten, falls er Widerstand leiste. Sie verletzten ihn leicht, fesselten und knebelten ihn und raubten dann seelenruhig über einen Zeitraum von fast zwei Stunden sämtliche Wertsachen, Kleidung, Essensvorräte und auch das Dingi. Den Skipper ließen sie gefesselt zurück.

Dem gelang es glücklicherweise wenig später, sich aus eigener Kraft zu befreien. Über sein Garmin inReach, das die Täter übersehen hatten, benachrichtigte er Angehörige, die Interpol informierten und diese die Behörden auf St. Lucia. Der Segler verließ aus Angst vor einem weiteren Überfall anschließend sofort die Bucht. Die Polizei erreichte ihn später mit einem Patrouillenboot auf See und nahm den Fall auf. Zumindest sein Dingi samt Außenborder konnte wenig später sichergestellt werden und sollte ihm übergeben werden. In der Anse Canaries hatte es bereits 2022 zwei ähnlich brutale Überfälle gegeben; Segler sollten sie unbedingt meiden. Mehr Infos einschließlich einer interaktiven Karte mit kriminellen Hotspots in der Karibik auf der Seite des Safety and Security Net.

Es ist höchst bedauerlich, dass solche brutalen und für die Crews ohne Frage traumatisierenden Überfälle zuletzt wieder häufiger vorkommen. Zudem werden nicht alle Fälle, besonders kleinere Delikte wie Diebstahl und Einbruch an Bord, der Polizei gemeldet. Die erweist sich auch als wenig effektiv in der Bekämpfung und Prävention, außer einer größer angelegten Patrouillen-Aktion in den Grenadinen (siehe Link unten) gibt es kaum Verbesserungen zu vermelden. Allerdings muss man sich auch bewusst sein, dass viele der Inselstaaten in der Karibik sehr arme Länder sind. Die Einheimischen verdienen oft auf Einkommensniveau von Entwicklungsländern, entsprechend verlockend sind Diebstähle. Die waren bisher eher ohne Anwendung von Gewalt zu verzeichnen, deren Zunahme in den letzten Jahren ist besorgniserregend. Allerdings sind – wie auch diesmal – die Fälle oft auf bestimmte Regionen beschränkt, in denen wenige gewaltbereite Täter leben, wie eben die Bucht von Canaries. Diese sollten Crews dann konsequent meiden. Empfehlenswert für Charter-Crews ist, sich auf der CSSN- Seite kurz vor dem Törn zu informieren und das Basis-Personal zu fragen, ob es derzeit Buchten gibt, die man lieber meiden sollte. In der Regel wissen die Mitarbeiter gut Bescheid. Außerdem das Boot bei Verlassen abschließen, Wertsachen nicht offen liegen lassen. Das Dingi sollte unbedingt im Hafen angeschlossen werden, Drahtseile mit Schloss dafür geben die Basen meist mit. Nachts das Beiboot an Deck holen und den Motor anschließen. Diese Maßnahmen sind seit Jahren üblich und kein Grund zur Unruhe, die meisten Törns laufen ohne Probleme ab.

Wem das Risiko dennoch zu groß erscheint, der kann auf die deutlich sichereren Reviere der Karibik ausweichen, wie etwa die British Virgin Islands oder die französischen Inseln um Guadeloupe, Martinique, Marie Galant und die Îles des Saintes.


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