Andreas Fritsch
· 09.01.2023
Die Regierung von St. Vincent und den Grenadinen verstärkt die Präsenz von Polizei und Coastguard im Revier, um die steigende Zahl der Übergriffe einzudämmen
Nachdem in den letzten Monaten die Übergriffe auf Yachties vor allem rund um St. Lucia und St. Vincent und den Grenadinen zugenommen haben, reagieren die Behörden nun. Der Premierminister von St. Vincent, Dr. Ralph Gonsalves, gab Ende Dezember bekannt, dass man die Patrouillen an Land im Bereich der Marinas und auch auf See an den Bojen- und Ankerplätzen verstärkt habe. In Bequia, wo laut Angaben des Caribbean Safety and Security Nets (CSSN) allein im November die Boote von vier Crews aufgebrochen und bestohlen wurden, wird sogar im Uferbereich zeitweise eine feste Präsenz der Coastguard eingerichtet. Über den Anstieg der Fallzahlen hatte die YACHT berichtet.
Laut Gonsalves würden auch noch weitere Schritte unternommen, um die Kriminalität gegen Besucher auf Yachten einzudämmen, die, um den Fahndungserfolg nicht zu gefährden, aber nicht näher spezifiziert wurden. Der Schritt kommt zur rechten Zeit, hatte sich in den Reports des Caribbean Safety and Security Nets, das ehrenamtlich Meldungen von Übergriffen sammelt und veröffentlicht, doch abgezeichnet, dass nach dem Neustart des Tourismus die Kriminalität stark zugenommen hatte, was wohl auch letztlich daran liegen dürfte, dass die Bewohner der beiden sehr armen Staaten St. Lucia und St. Vincent samt Grenadinien in der Corona-Zeit kaum Einnahmen hatten. Auch wenn das natürlich keine Entschuldigung sein kann. Dazu kommt noch eine Dunkelziffer, denn längst nicht alle Vergehen werden dem CSSN, das auf freiwillige Angaben von Betroffenen angewiesen ist, erfasst.
Letztlich leben aber fast alle Karibik-Inseln vom Tourismus, auch die Segler bringen Geld ins Revier, zumal fast überall mittlerweile kostenpflichtige Bojen zum Festmachen ausliegen und auch Nationalpark-Gebühren erhoben werden. Restaurants und Bars profitieren ebenfalls, da in der Karibik kaum Crews an Bord kochen, fliegende Händler verkaufen zudem T-Shirts, Obst, Gemüse und Dienstleistungen an die Segler.
Für Chartercrews und Blauwasser-Segler ist die Ankündigung jedenfalls eine gute Nachricht, denn als es vor etwa sechs Jahren bereits einmal einen vergleichbaren Anstieg der Übergriffe gab, reagierten die Behörden – zum Beispiel auf St. Lucia – schon einmal ähnlich und hatten damit Erfolg, kurz vor Corona waren die Fallzahlen drastisch gesunken.
Wichtig für Crews zu wissen ist, dass sich die Übergriffe oft auf bestimmte Buchten oder Spots konzentrieren, denn nicht selten sind es vor Ort nur einige wenige Locals, die Probleme bereiten. Kann die Polizei diese festsetzen, gehen die Übergriffe manchmal auch schlagartig zurück. Für Crews ist es bei Ankunft an der Charterbasis daher sehr wichtig, mit dem Personal vor Ort einmal zu besprechen, welche Buchten oder Anleger man meiden sollte. Und natürlich sollte das Boot beim Verlassen gut abgeschlossen sein und Wertsachen nicht offen herumliegen. An Land sollte das Dingi immer per Draht angeschlossen werden und nachts aufgeholt und an Bord per Schloss gesichert werden. Die gibt es von jeder Charterbasis mit auf den Törn. Wer diese beiden Ratschläge beherzigt, wird kaum Probleme haben. Dazu kann man sehr gut auf der Webseite des CSSN die letzten Meldungen sehen.