Das winzige Eiland Marina Cay war vor “Irma” eins der Kultziele der British Virgin Islands: am Ufer eine gemütliche Bar mit tollem Blick auf den Sir Francis Drake Channel und die vorbeiziehenden Yachten. Das Riff davor ideal zum Schnorcheln. Die berühmte Telefonhäuschen-Fotobox am Anleger. Obendrein gab es einen “Pusser’s Marinestore” zum Shoppen. Abends drehten die Pelikane am Bojenfeld ihre Runden.
Doch dann kam 2017 “Irma”. Die Insel wurde mit am härtesten getroffen, das kleine Hotel, die Pier, Palmen – alles wurde komplett dem Erdboden gleichgemacht. Die Eigentümer kamen nicht so recht in Tritt, dann kam Corona. So mussten Crews nun fast sechs Jahre ohne den beliebten Stopp auskommen.
Doch nun hat das Scrub Island Resort, das auf der gleichnamigen Nachbarinsel liegt, dort das “Marina Cay Bar & Grill” eröffnet. Das als typisch karibisches Holzhaus im Wellblech-Style errichtete Gebäude, von Bäumen umgeben und mit großer Terrasse und nettem Strand davor, dürfte den meisten Crews gut gefallen. Die Pier ist wieder hergestellt, es gibt am Beach gemütliche Stühle und Hängematten direkt am Wasser, das Bojenfeld vor dem Anleger ist wieder in Betrieb und Crews können mit dem Beiboot direkt ans Dingi-Dock fahren für einen Cocktail oder das Abendessen. Die Boje kostet 40 US-Dollar/Nacht, buchbar über die App “Boatyball”. Marina Cay ist auch ein guter Ort, um die legendäre Full Moon Party in der nahen Trellis-Bay auf Tortola zu besuchen, die dann meist hoffnungslos überfüllt ist. Mit dem Dingi fährt man von Marina Cay nur kurz über die Bucht.
Den Pusser’s Store und die Fotobox gibt es zwar nicht mehr, aber der Anfang ist gemacht und der durchs Riff gut geschützte Bojenplatz eine willkommene Ergänzung des Törnplans in den BVIs. Es wäre auch zu schade gewesen, wenn die Insel, die eine kleine literarische Berühmtheit ist, weiter im Dornröschenschlaf versunken wäre. Denn 1930 kauften Robb und Rodie White die Insel und errichteten auf dem damals verwilderten Steinhaufen ein kleines Paradies, dessen Entstehungsgeschichte sie 1953 in dem Bestseller “Our Virgin Island” wunderschön beschrieben. Später verfilmte Hollywood sogar die Geschichte. Vielleicht beginnt ja nun ein neues Kapitel in der Geschichte von Marina Cay.