Andreas Fritsch
· 08.12.2022
Der Golf von Neapel mit Capri, Ischia und der Amalfiküste ist ein echter Italo-Klassiker. Auf kleinem Raum gibt es hier viel Abwechslung und tolle Ziele.
Vieles, was das Segeln in Italien so attraktiv macht, finden Crews rund um die Halbinsel Sorrent und den Golf von Neapel: eine spektakuläre, bergige Landschaft mit bildschönen Dörfern an den Hängen, die beiden legendären Inseln Capri und Ischia, dazu eine hervorragende Küche. Die kurzen Distanzen zwischen den Zielen sind ideal für alle, die viel sehen und erleben wollen, statt Meilen zu schinden. Das ist wegen des im Revier oft lauen Windes ohnehin schwierig.
Die Region ist gleichermaßen beliebt bei Landurlaubern und Seglern, in den Orten herrscht reges Treiben, im Juli und August wird es voll, und das Preisniveau ist hoch. Das sollte man bei der Törnplanung berücksichtigen.
Der schönste Starthafen liegt auf der kleinen Insel Procida. Der Transfer von Neapel per Taxi und Fähre ist kurz. Alternativ legt man in Salerno ab, aber bis dorthin ist die Anfahrt sehr weit. Am ersten Tag unbedingt ostwärts um Procida herum nach Corricella segeln und in der Bucht zum Baden ankern. Mit dem Dingi kann man zudem übersetzen und den hübschen Ort erkunden. Danach weiter nach Capri. Die Marina ist eine der teuersten in Italiens und stark frequentiert, auf jeden Fall reservieren (www.portoturisticodicapri.com)! Der Aufstieg in die oben auf dem Berg gelegene Stadt mit der grandiosen Aussicht aufs Meer ist die Investition wert. Wer keinen Platz bekommt, segelt um die Insel herum auf die Südseite zum Ankerplatz bei Marina Piccola oder macht dort an einer Muringboje fest.
Positano mit seinen knallbunten Häusern liegt malerisch in einer Felsspalte und auf zwei Felsrücken. Am Strand tobt das sommerliche Leben, dort finden sich gute Bars, Restaurants und Eisdielen. Leider ist ankern vorm Ort verboten, man muss ins Bojenfeld. Das ist im Sommer mit 100 Euro pro Nacht teuer. In der Vor- und Nachsaison wird es etwas günstiger. Zum Ufer gelangt man mit einem kostenlosen Taxiboot.
Nur einen Katzensprung die spektakuläre Küste entlang. Man kann sich kaum sattsehen an den steilen Bergen mit den kleinen Dörfern, die regelrecht am Fels kleben. Die Zufahrt zum Hafen ist eng, weshalb Hafenmeister Giulio mit dem Dingi der Charteryacht entgegenkommt, an Bord steigt und das Anlegemanöver übernehmen will. Das ist ungewohnt, aber der Mann ist vertrauenswürdig. Die Nacht im Hafen kostet für ein 40-Fuß-Schiff beinahe 120 Euro – das ist üppig. Dafür ist der Ort schlicht großartig: umgeben von steilen Berghängen, durchzogen von verwinkelten Gassen und mittendrin der große Platz vor der Kathedrale. In den Geschäften gibt es Büffel-Mozzarella aus Kampanien, Zitronen aus Amalfi sowie leckerstes Gebäck. Übrigens, wer in Amalfi keinen Platz fürs Schiff bekommen sollte, segelt einfach ein paar Meilen weiter bis nach Cetara. Das Dorf ist eine kleinere und ungleich ruhigere Version Amalfis.
Ein langer Schlag ums Kap Sorrent herum. Der Ort selbst liegt hoch oben auf einem Plateau. Spätestens hier sollte man den Zitronenlikör Limoncello einmal probieren.
Ein weiterer, längerer Schlag über die Bucht von Neapel hinaus zur Insel. Deren Hafen im Hauptort ist laut und voller Fähren. Besser eine Meile weiter westlich in die Marina des hübschen Ortes Casamicciola gehen. Von dort ein Taxi ins Zentrum nehmen.
Es lohnt, noch etwas entlang der Küste Ischias zu segeln oder am Fuße des Kastells Aragonese an der Ostspitze zu ankern, um schwimmen zu gehen. Danach zurück zur Charterbasis. Wer anfangs nicht bei Corricella gestoppt hat, kann das jetzt noch tun.
Das kleinräumige Revier südlich von Neapel und um die Landspitze von Amalfi herum ist ideal für entspannte Kurzstrecken-Schläge. So schön die vorgelagerten Inseln und Hafenorte am Festland sind, es gibt dort leider nur wenige gute Marinas. Auch Ankerbuchten sind rar. Es finden sich aber mancherorts gute Muringbojenfelder. Oder man ergattert einen Platz in einem der kleinen Kommunalhäfen, die jedoch nur mäßigen Service bieten. Das Liegegeld ist zudem hoch, besonders im Sommer. Dann sind über 100 Euro schon für ein 38-Fuß-Boot fast die Regel. Idealerweise erkundet man das Revier in der Vor- und Nachsaison, also im Mai und Juni oder im September.
Der Golf von Neapel und die Amalfiküste gelten als Leichtwindrevier. Während des Sommers dominiert der Tramontana aus Nordwest. Beachten sollte man thermische Effekte, Fallwinde und Düsen unterhalb oder entlang der steilen Küste. Bei Libeccio und Scirocco dreht der Wind auf Südwest beziehungsweise Süd. Im Sommer ist es bei Schwachwind oft heiß, in den Randsaisons ziehen mitunter Störungen aus West auf. Die gehen teilweise mit starken Gewittern einher.