Revier-InfoYachtcharter Italien: Golf von Neapel und Amalfiküste

Andreas Fritsch

 · 04.09.2019

Revier-Info: Yachtcharter Italien: Golf von Neapel und AmalfiküsteFoto: YACHT/A. Fritsch
Yachtcharter Italien: Golf von Neapel und Amalfiküste

Die Küste Kampaniens gilt als eine der schönsten Italiens. Und davor liegen wahre Insel-Juwelen wie Capri, Ischia und Procida. Ein Törn für Genießer

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ANREISE
Flüge nach Neapel von vielen deutschen Flughäfen. Von dort etwa 20- bis 30-minütiger Taxi-Transfer nach Procida oder Castellamare oder Salerno (rund 60 Minuten). Die Taxis kosten pro Person etwa 30 Euro nach Procida und etwa 50 bis 60 Euro zu den anderen Häfen. Um nach Procida zu gelangen, ist noch eine Fährüberfahrt von etwa 35 bis 60 Minuten nötig, je nach Fähre für etwa 15 Euro pro Person. Taxis sind in Italien teuer, ein Gruppen-Transfer über die Basis organisiert mit Minibus kann sich lohnen.

Ischia, hier der Hafen von Casamicciola an der Nordküste, ist eins der Higlights des Reviers
Foto: YACHT/A. Fritsch

CHARTER
Charterflotten gibt es nahe Neapel, auf der Insel Procida, in Castellamare di Stabia oder Salerno. Der Start auf Procida ist landschaftlich reizvoll, dafür ist die Anreise mit der Fähre etwas umständlicher. Die übrigen Häfen liegen am Festland. Das Angebot an Flotten ist relativ groß für das überschaubare Revier.

  Wetterstatistik Neapel und AmalfiküsteFoto: YACHT
Wetterstatistik Neapel und Amalfiküste

WIND & WETTER
Kampanien gilt eher als Leichtwind-Revier. Vorherrschend sind im Sommer nordwestliche (Tramontana) oder schwache westliche Winde. Seltener weht der Libeccio aus Südwest, der Scirroco aus Süd. An der Amalfiküste ist wegen der hohen Berge teilweise mit Düsen und Fallböen zu rechnen, auch können sich vor den Bergen stärkere Gewitter bilden. Dreht der Wind auf Süd und wird stärker, kommt rasch Schwell auf, der viele Ankerbuchten erreicht.

NAVIGATION & SEEMANNSCHAFT
Navigatorisch ist das Revier relativ unproblematisch, Untiefen und Häfen sind gut betonnt.Allerdings gibt es zwei große Naturschutzgebiete, eines um Ischia und Procida (www.nettunoamp.org) herum, das andere von Sorrento um das Kap Punta Campanella bis kurz vor Positano samt der kleinen Inseln Galli mit schönen Ankerplätzen (www. parks.it/riserva.marina.punta.campanella/Epar.php.) Innerhalb dieser Zone teils Sperrgebiete und Ankerverbote, letztere ignorieren die Italiener oft. Wichtig: generell in der Region beim Ankern 300 Meter Abstand zum Strand einhalten! Badestrände sind oft mit Bojen und Leinen abgesperrt.

HÄFEN & ANKERPLÄTZE
Die Häfen sind meist sehr einfach ausgestattet, teils mit bescheidenen Sanitäranlagen. Wasser, Strom, Muringleinen sind aber vorhanden. Das Preisniveau ist dennoch sehr hoch, ein Liegeplatz für ein 44-Fuß-Schiff kostet 95 bis 125 Euro in der Nebensaison, in der Hochsaison 100 bis 175 Euro. Extrem teuer ist die Marina von Capri, wo man für ein solches Schiff in der Hochsaison ohne Wasser und Strom 275 Euro pro Nacht bezahlt. Rund um die Inseln gibt es zwar eine ganze Reihe Ankerplätze, viele sind aber nicht sehr gut geschützt. Stellenweise Bojenfelder, größere etwa an der Südküste von Capri oder vor Positano. Dort kostet die Nacht meist 40 oder 50 Euro. Vor Positano ist darin ein kostenloses Übersetzen mit Booten des Betreibers zum Strand inbegriffen.

LITERATUR & SEEKARTEN
R. Heikell: Küstenhandbuch Italien, Edition Maritim. Amtliche italienische Sportbootkarten IT P4 und Nauticard 4003 für die Inseln.

REVIERCHARAKTERISTIK

Kaum ein anderes Revier bietet eine so tolle Kombination aus einer sehr reizvollen Festlandküste und wunderschönen Inseln nur wenige Meilen davor. Die etwa 20 Meilen lange Amalfiküste ist schlicht spektakulär: Steil aufragende Berge, viel Grün und an den Hängen schmiegen sich wunderschöne Orte in die Felsspalten. Bunte Häuser, verwinkelte Gassen mit historischen Bauten, oft genug mit dieser unverwechselbaren Patina. Positano, Amalfi, Minori – allesamt unbedingt einen Besuch wert. Das mag hie und da darüber hinweg täuschen, das Kampanien eine der strukturschwächsten Regionen Italiens mit hoher Arbeitslosigkeit ist.

Und als Kontrast dazu die Inseln vor der Küste: Ischia, Capri und Procida echte Schönheiten, auf denen der Tourismus brummt. Alle bieten entweder einen Hafen oder Anker- bzw. Bojenplätze, zumindest wenn das Wetter nicht zu rau ist. Das ist es hier allerdings eher nur in Vor- und Nachsaison, in den Sommermonaten gilt der Golf von Neapel als Leichtwind-Ziel.

Absprungbrett für das Revier ist der Golf von Neapel, der im Gegensatz dazu eher wenig attraktiv ist. Ausnahmen, wie das sehr attraktive Sorrento im Süden gibt es selten. Zum nächsten Ziel sind es oft nur zwei drei Segelstunden, Meilenmuffel kommen mit einer kompletten Runde um die Inseln und die Amalfiküste gerade einmal auf 100 Seemeilen.

Vor Ort findet sich dann meist typisch italienisches Flair, allerdings sind auf Capri und auch an der Amalfiküste reichlich Touristen in der Saison unterwegs.

Die Schönheit des Revieres beschert ihm viele Crews im Sommer, die Liegeplätze werden dann oft rar, was auch das sehr hohe Hafen-Preisniveau hier erklärt. Zudem darf man von den Anlagen nicht zu viel erwarten, Sanitäranlagen sind oft eher einfach oder gleich gar nicht vorhanden, einige Bojenfelder helfen zum Glück, den Liegeplatzmangel zu lindern.

Alles in allem ein Revier, dass die schönsten Seiten Italiens bietet, seemännisch kaum Probleme bereitet und wirklich sehenswert ist. Und wer wert auf abwechslungsreiches Landprogramm legt, wird zu Hauf fündig: historisch gibt es die alte Römer-Siedlung Südlich von Salerno, ein Besuch von Pompeji und beim Vesuv lassen sich vor oder nach Abreise ideal verbinden. Kulinarisch gibt es Weingüter, Mozzarellafarmen (bei Agropoli), Pasta-Manufakturen (Agropoli) oder Limoncello-Herstellung besuchen – und kulinarisch ist man hier ganz vorne mit dabei.