8. MidsummerSailDie längste Ostseeregatta – Notfall gleich zum Auftakt

Lars Bolle

 · 22.06.2023

Die "Black Maggy" von Wolfram Heibeck
Foto: Kurt Nägele/MidsummerSail
Am Mittwoch sind 63 Boote in die 8. MidsummerSail gestartet. Gleich zu Beginn gab es einen medizinischen Notfall an Bord der Mitfavoritin „Black Maggy“

Die achte Auflage der immer beliebter werdenden MidsummerSail läuft. Am Mittwoch starteten 63 Yachten in die 900 Seemeilen lange Ostsee-Langstrecke von Wismar nach Töre in Schweden. Das Agora direct MidsummerSail führt traditionell vom südlichsten bis zum nördlichsten Punkt der Ostsee. Hier können Familiencrews, Segelfreunde und auch ehrgeizige Regattasegler ihren Traum davon verwirklichen, die Ostsee einmal in voller Länge zu durchsegeln.

Mit den 63 Startern gibt es zur 8. Auflage wieder einen Teilnehmerrekord, wenn auch nur um drei Boote. Zunächst sah es nach höheren Zahlen aus, die Teilnehmerliste, die auf 100 Yachten begrenzt ist, war voll. „Das ist normal, das kennen wir schon aus den Vorjahren“, sagt Initiator Robert Nowatzki. „Wir hatten um Weihnachten 2022 herum fast 180 Interessenten, das ist immer die Zeit, in der die Saisonplanungen gemacht werden. Dann wird mancher im Frühjahr mit der echten Welt konfrontiert.“ Nowatzki segelte 2016 mit zwei Freunden auf einer Hallberg-Rassy 24 die 900-Seemeilen-Strecke und hatte dabei die Idee zum Rennen.

Medizinischer Notfall bei der MidsummerSail

Gleich in den ersten Stunden nach dem Start gab es einen medizinischen Notfall an Bord des 40-Fuß-Einzelbaus „Black Maggy“ von Wolfram Heibeck. Er hatte die Wettfahrt 2021 gewonnen.

Das ist passiert

Hendrik Busemann, der gemeinsam mit dem Eigner Wolfram Heibeck die Crew der “Black Maggy” bildete, schildert heute den Vorgang gegenüber YACHT so: “Wir hatten zwischen Warnemünde und Darßer Ort einen super Surf hingelegt mit 15 bis 16 Knoten, da hatte ich gesteuert. Dann konnten wir Richtung Sassnitz etwas abfallen, und ich wollte mich für zwei Stunden hinlegen. Ich hatte noch ein paar Mandeln gegessen. Nach ein paar Minuten hatte ich das Gefühl, noch ein Mandelkrümelchen im Rachen zu haben, zugleich wurde meine Nase dicht. Da bin ich wieder nach oben.”

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Wolfram Heibeck schildert gegenüber der YACHT, wie er es erlebte: “Wir waren bis dahin echt stark gesegelt, hatten 10,5 Seemeilen Vorsprung auf den Zweitplatzierten. Als Hendrik nach zehn Minuten mit Atembeschwerden wieder hochkam, war er völlig aufgequollen, hatte ein Mondgesicht.” Via Handy rief Heibeck Bremen Rescue (124 124) an. “Ich habe nach ärztlichem Rat gefragt, was dann passierte, dafür bekommen Bremen Rescue und die DGzRS 100 Punkte, das war superprofessionell.”

Ein Rettungskreuzer wurde entsandt sowie ein Hubschrauber. Es war 2.00 Uhr nachts. Ursprünglich war der Plan, zwei Sanitäter und einen Notarzt auf “Black Maggy” abzuseilen, was aber aufgrund der Schiffsbewegungen verworfen wurde. Die Helfer wurden auf den Seenotrettungskreuzer abgeseilt und von dort per Schlauchboot auf die “Black Maggy” gebracht.

“Das gelang alles ohne Probleme”, so Heibeck, “wir lagen da schon im Windschatten von Arkona und hatten auch kaum Dünung.”

“Der Notarzt entschied sofort, dass ich ins Krankenhaus müsse”, so Busemann. Erst wollten sie mich in den Heli hochziehen, entschieden dann aber, weil der Zeitunterschied nicht so groß war, mich auf den Rettungskreuzer zu bringen und an Land an den Heli zu übergeben.” Busemann wurde in die Helios-Klinik in Stralsund geflogen, es geht ihm wieder gut, er soll morgen entlassen werden. Ob die Mandeln die Ursache für die allergische Reaktion gewesen seien, sei noch nicht bekannt. Er habe zuvor keinerlei Allergien gehabt.

Heibeck abschließend: “Ich weiß noch nicht, ob wir das Rennen wieder aufnehmen. Ich habe erst mal geschlafen, und jetzt hole ich mir ein Frühstück.”

Kämpfen, ohne aufzugeben

Dicht an der deutschen Küste entlang schrammt das Waarschip 570 „Fille de Joie“ mit bereits großem Rückstand auf das Feld. Es wird gesteuert vom 83-jährigen Klaus Osterholz – einhand. Osterholz hatte auch einen knappen Frühstart. „Den haben wir aber als geringfügig eingestuft“, so Nowatzki, „denn Osterholz hatte Probleme mit seinen Segeln und dem Pinnenpiloten.“ Er sei in den Hafen zurückgekehrt und später erneut gestartet, habe dann auch eine Zeitlang geankert. „Das ist ein harter Knochen, der will es noch einmal wissen, der gibt nicht auf“, so Nowatzki.

Erstmals IRC-Wertung

In Führung lag nach 150 gesegelten Seemeilen der 40-Fuß-One-off „Wet one“ von Jan Wiechmann. Das Boot ist für Nowatzki ein Glücksfall. „Es verfügt über einen IRC-Messbrief, so haben wir erstmals die Gelegenheit zu prüfen, was da so an gerechneten Zeiten herauskommt.“ Das könne die Grundlage für eine künftige Berechnung der Platzierungen sein. Derzeit wird nach Zieleingang gewertet.

Unklare Wetteraussichten

Verlief der Start noch bei schönstem Segelwetter, könnte es heute und zum Wochenende mit größeren Flauten schwieriger werden, da ein Hochdruckgebiet das Wettergeschehen bestimme, so Meteorologe Sebastian Wache. Zum Sonntag könnte sich jedoch ein Tief durchsetzen und mehr Wind bescheren.


Das Video vom Start

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