Tatjana Pokorny
· 28.06.2021
Dieses Rennen ist Sommertörn und Seeregatta zugleich. Die "Line Honors" der sechsten Auflage der MidsummerSail 2021 holte Wolfram Heibecks schneller Racer
Von 44 Starten, die am längsten Sommertag in die sechste Auflage der MidsummerSail gestartet waren, sind 31 noch im Rennen. Die Ostseeflaute hat nicht nur das Teilnehmerfeld im am Sonntag zu Ende gegangenen neuen Round Denmark Race inshore heftig dezimiert – sie fordert auch die Routiniers, Abenteurer und Familien- und Zweihand-Crews auf der 900-Seemeilen-Langstrecke aus der Wismarbucht ins schwedische Töre. Die schnellsten Boote sind trotzdem schon angekommen. Zwar war der 2019 von der Einrumpfyacht "Pure" aufgestellte Rennrekord von 5 Tagen, 17 Stunden, 38 Minuten und 46 Sekunden in diesem leichtwindigen Jahr nicht zu schlagen, doch Wolfram Heibecks bekannte "Black Maggy"und ihre Crew machten das Beste aus den Bedingungen. Sie kreuzten die Ziellinie vor Töre am Montag nach 6 Tagen, 21 Stunden, 44 Minuten, 7 Sekunden auf See als Erste. Rund eine Stunde später folgte "Nike" von Patrick Wendisch.
Heibecks Einzelbau ragte in den bewährten Händen seines Skippers und Thies Bartels einmal mehr aus einer Flotte mit ganz unterschiedlichen Crews heraus, die Spaß am Rennen vom südlichsten zum nördlichsten Punkt der Ostsee haben. Die Preise werden hier bislang unverrechnet vergeben. Das soll sich aber im kommenden Jahr ändern, sagt Organisator Robert Novatzki, der das Rennen 2016 mit einem Freund und nur einem Boot selbst etablierte. Seitdem sind die Teilnehmerzahlen konstant gewachsen. Und fürs kommende Jahr steht ein Novum auf dem Programm: Wer mag, bestreitet die Ostsee-Sommer-Rallye dann unter IRC. Nowatzki sagt: "Wer einen Messbrief vorweist, der kann sich dann verrechnen lassen. Dann wird aus der reinen Spaßregatta auch ein Rennen für die ernsthaft Interessierten und Ambitionierten."
Während in schwedischen Gewässern aktuell die Mehrrumpfer um die "Line Honors" der Agora direct MidsummerSail kämpfen und weitere Boote auf gute Platzierungen hoffen, sorgen die Erlebnisse und Geschichten von See nach einer Woche für Gesprächsstoff in der Flotte. Etwa die vor dem Start auf dem Weg von England nach Deutschland auf dem Transportweg hängengebliebenen GPS-Tracker, für die äußerst kurzfristig Ersatz beschafft werden musste. Das letzte Gerät wurde erst Minuten vor dem Start per Begleitboot übergeben. Auch eine Kollision zweier Einhandsegler in der ersten Nacht sorgte für einige Aufregung. Einer musste das Rennen am nächsten Morgen aufgeben.
Eine unvergessliche Begegnung mit einem Überraschungsgast hatte Solist André Baetz an Bord seines 28 Fuß langen Trimarans "Flaneur". Nachdem er bereits sein gerissenes Großsegel auf Öland hatte reparieren müssen, machte es sich eine Robbe in seinem achterlichen Cockpit bequem. Und das nicht nur für eine Stippvisite: Fast einen ganzen Tag lang denkt die Robbe nicht an den Wiederausstieg. Das Gros der Flotte hat derweil den 5. Juli vor Augen. Dann läuft das Zeitlimit ab. Und wie beim Round Denmark Race inshore, wo nur 24 von 62 Startern das Ziel erreichten, werden es auch bei der MidsummerSail nicht alle schaffen. Den Spaß der Segler am Ostsee-Vergnügen wird das kaum mindern.